Giftig und bitterböse, leider mit Abstrichen
BELDAM– Still The Wretched Linger
Veröffentlichungsdatum: 17.06.2016
Dauer: 47 Minuten
Label: Horror Pain Gore Death Productions
Chirurgische Präzision und eine klinische Produktion sind nicht in allen Genres Pflicht, da sind wir uns hoffentlich alle einig. Insbesondere wenn es in die Bereiche des Doom und Black Metal geht, darf es gerne schön roh und natürlich sein. Die amerikanische Truppe BELDAM gibt auf ihrem ersten Album „Still The Wretched Linger“ jedenfalls wenig auf Hochglanz, sondern liefert einen richtig dreckigen Klumpen Musik ab. Der zähfließende Doom mundet anfangs auch trotz der rumpeligen Produktion – vielleicht auch gerade deswegen, immerhin wirkt der Sound gewollt bitterböse. BELDAM lassen sich Zeit, um im Opener „Needles“ ihre hypnotischen Klangwände aufzubauen, wobei sie zur Mitte hin dann auch ganz wirkungsvoll nach vorne preschen. Zwar wiederholen sich die einzelnen Parts fast schon grenzwertig oft, und manche Ideen sind wirklich befremdlich, der Song an sich funktioniert aber.
Die Ernüchterung lässt allerdings nicht lange auf sich warten, denn viel haben BELDAM nach diesem recht stabilen Opener nicht mehr zu sagen. Solange sie im Schneckentempo daherstampfen, klingt die ganze Sache nicht verkehrt, das steht fest. Mit ein paar gekonnten Einwürfen zum Aufbrechen des langsamen Einerlei wäre „Still The Wretched Linger“ auch ein richtig garstiges Biest geworden, allerdings stoßen wir genau hier auf das Problem der Kapelle: schnellere oder andersartige Parts sind durchaus vorhanden, nur fallen sie meist komplett aus der Reihe. Oft liegt es daran, dass diese Teile überhaupt nicht sauber eingespielt sind und daher einfach nur störend ausfallen – oder aber die Idee selbst ist schon Murks. Besonders deutlich werden diese beiden Aspekte ab der Mitte des abschließenden „Beauty’s Martyr“, oder an zweiter Stelle beim konfusen Schluss von „Blackened Violet“. Beim ansonsten überzeugenden „The Foundling“ ist es etwa ein überhastetes und vollkommen unpassendes Solo, das zur Mitte des Songs hin nervt, bevor sich BELDAM wieder fangen und dann erst zehn Sekunden vor Schluss wieder totalen Quatsch abliefern.
Das Problem bei BELDAM ist, dass der Großteil des Albums durchaus in Ordnung ginge oder sogar richtig gut ausfiele, würde der Rest nicht jegliche Atmosphäre vernichten. Gerade die ist bei dieser Musikrichtung allerdings von enormer Wichtigkeit, zumal der rohe und naturbelassene Sound genau darauf hinarbeitet. Noch dazu ist der Gesang eher gewöhnungsbedürftig, um es mal vorsichtig auszudrücken. Da auch der Rest vor Gift und Bosheit nur so trieft, passt das heisere Geknurre an sich ganz gut, aber diese Argumentation haben bestimmt auch schon ein paar SILENCER-Fans vorgebracht. Natürlich ist es hier bei weitem nicht so schlimm. Die meisten Hörer werden BELDAM stimmlich wohl nicht ansprechen, außer, sie sind gerade richtig tief drin in der Musik. Angesichts der vielen Stolperfallen ist das aber gar nicht einmal so leicht, weshalb ein paar schlechte Einfälle und eine hin und wieder schlampige Umsetzung im Endeffekt verdammt viel kaputt machen.
Autorenbewertung
Vorteile
+ Schleppt in den schlüssigen Momenten ganz ordentlich mit
Nachteile
- Atmosphäre wird regelmäßig von der Band zerstört
- Unpassende Ideen
- Insgesamt sehr gewöhnungsbedürftig
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