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GODDESS OF FATE – Die taube Schicksalsgöttin

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GODDESS OF FATE – „Spiral Orchard Part 1“

Veröffentlichungsdatum: 31.05.2018
Länge: 47:13 Min.
Label: Self Released
Genre: Prog/Melodic Death Metal

Aha, was haben wir denn hier? Eine Schicksalsgöttin aus Yogyakarta. Kennste nicht? Ist eine Stadt in Indonesien. Klingt reizvoll, nicht wahr?

Seit fast zehn Jahren macht der Vierer gemeinsam Musik und hat bislang eine EP herausgebracht. Das war 2012. Obwohl sie sich als Tech-Death-Band gründeten, versprechen sie inzwischen mit „Spiral Orchard pt.1“, dem ersten Teil einer mehrteilig angelegten Sage, Prog/Melo-Death mit Einflüssen von OPETH, STEVEN WILSON, BETWEEN THE BURIED AND ME und japanischen Komponisten. Liest sich erstmal gut, ich bin gespannt auf dieses Debüt!

Brutalität und abenteuerliche Arrangements

Das Album eröffnet mit einem Akustiksong, der mit mehrstimmigem (teilweise nicht ganz sauberen) Cleangesang fast folkige Stimmung verbreitet. Dann geht das Riff im zweiten Song, der gleich mal mit acht Minuten Spieldauer aufwartet, auf die verzerrte E-Gitarre über, die das Stück gemeinsam mit extremen Vocals in die Metal-Richtung dreht. Im Laufe des Songs wird die Spanne zwischen angefolktem Rock, Death und Tech weiter ausgereizt.

Die Drums sind sehr stark getriggert, kaum Eigen- und Raumklang sind zu vernehmen. Insgesamt ist der Sound sehr trocken und rau und lässt Assoziationen zu den Wurzeln im Tech-Death aufkommen. Rhythmische Spielereien sind vorhanden, machen einen äußerst verkopften Eindruck und klingen stark heraus – was meinen Hörgewohnheiten nicht so richtig entgegenkommt.

Verkopftheit? Sehr gern! Aber bitte nur schön verwoben und eingebunden.

Gefangen nehmen kann mich die Musik leider nicht. Man merkt den Instrumentalisten ihren Willen zu Vertracktheit und Präzision an, der Sound ist genretypisch und songdienlich, aber leider überhaupt nicht mein Fall. Bei so manchen Cleangesang-Passagen frage ich mich, ob die Zwischentöne der Begleitenden so gewollt oder nicht gekonnt sind. Und auch bin ich von einigen – in meinen Ohren nicht ganz auf den Punkt gespielten – Trommelschlägen verwirrt. Vor allem „Aromantic pt. 2“ hat starke Schwächen im begleitenden Gesang. Aua!

Kernfrage: Wie fühlen sich Menschen mit psychischen Krankheiten?

Soundscapes und bedrückende Versatzstücke von verzerrtem Gelächter und Gebrabbel treiben mir in „Limbo“ ordentliche Schauer über den Rücken. Im Interview wurde gesagt, dass das Album als Abwärtsspirale konzipiert ist und die menschliche Psyche mit ihren Höhen und Tiefen widerspiegeln soll. Inwieweit das passt und hier ein treffendes Abbild von der Lebenswelt psychisch Erkrankter dargestellt wird, wage ich nicht zu beurteilen – gruselig ist der Ausflug in diesem Song allemal. Irgendwie auch beeindruckend.

Mit „Enshrouded in Crystals“ wird nochmal ein schnelles, brutales und geradliniges Brett aufgelegt. Das überzeugt mich mit wirklich guten Growls und Gitarrenarbeit. Der Stil steht ihnen eindeutig besser als vergurkte Töne in leichteren Passagen. Und das schreibe ich, wenngleich Melodiöses und Verspieltes eigentlich mehr meinen Vorlieben entsprechen. Immerhin wollten GODDESS OF FATE mit diesem Album auch ihre Einflüsse aus dem 70’s Prog zeigen – und darauf hatte ich gebaut. Umgesetzt haben sie diese allerdings eher in bescheidener Qualität. Schade!

Hör mal auf bandcamp rein, wenn Du fehlertolerant bist, und lass mich wissen, was Du von dem Album hältst.

Autorenbewertung

3
Sie haben sich redlich bemüht. Leider ist der Sound oft trocken und an Tech-Death Hörgewohnheiten angelehnt. Die Komposition ist grundsätzlich durchdacht, manchmal die Vertracktheit zu gewollt. Allerdings kommt der Genremix in diesem Rahmen leider nicht gut zusammen. Da gibt es durchaus gelungenere Veröffentlichungen. Was ich ihnen am meisten ankreide: In der Ausführung höre ich große Defizite im Timing und mehrstimmigen Gesang. Da wurde immens geschludert!
ø 3.6 / 5 bei 4 Benutzerbewertungen
3 / 10 Punkten

Vorteile

+ immerhin ein überzeugender Song

Nachteile

- unsaubere Umsetzung
- wilder Genremix, nicht passend ausgearbeitet
- Sound sehr trocken

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