GROOMBRIDGE – die ham doch nen Vogel!
GROOMBRIDGE – „Der Specht“
Veröffentlichungsdatum: 08.09.2017
Länge: 40:44 Min.
Label: CD Baby Digital / Godbrain
Stil: Alternative Rock
Ein Album auf dem ein Specht abgebildet ist, welcher offensichtlich seinen Baum des Vertrauens mit einem menschlichen Herz verwechselt hat, ist ja an und für sich schon interessant. Wenn dieses Album dann aber auch noch den Titel „Der Specht“ trägt, scheint es etwas schräg zu werden. Ein solches Album gibt es aber tatsächlich, und es stammt von den Schweizern GROOMBRIDGE. Das hat mich neugierig gemacht, und somit musste ich mich diesem Werk widmen. Ich bin sehr gespannt, was mich jetzt wohl erwartet, los gehts …
KRANKE BÄUME UND REICHE LEUTE
Was mich hier im Opener „Ill Trees“ sofort ein wenig die Augenbraue hochziehen lässt, ist die Stimme von Sänger Dyle. Mir fallen spontan gar keine passenden Worte ein, diese zu beschreiben. Ein wenig abgedreht, ein bisschen anders, aber irgendwie frisch. An einigen Stellen auch an Herrn Manson erinnernd. Ob das auf Albumlänge so bleibt? Musikalisch schleppt sich der Song, ähnlich der Stimme zwar groovig, aber auch etwas eintönig über die knapp 3 Minuten. Gewagter Einstieg.
Aber was ist denn das? „Duga Three“ haut mich ziemlich um. In jenem ist die Stimme nicht mehr so abgedreht und der Refrain ist ein heftiger Ohrwurm. Ich muss zugeben, das hab ich jetzt so nicht erwartet. Diese scheppernde Rocknummer hat Hitpotenzial. Nicht zu schnell, aber verdammt eingängig. Dazu noch angereichert mit einem elektronischen Zwischenstück, an das sich die Zeile „When the noise is over…“ perfekt anfügt. Nich schlecht, Herr Specht! (ja, der musste sein!)
Was will mir „Drop That Name“ wohl mitteilen? Bla Bla Bla und Abra Kadabra. Der Track könnte genau so wie er ist auch von Marilyn sein (nein, nicht Monroe). Ich bin mir sicher, dass wenigstens ein Mitglied der Band von besagtem Künstler beeinflusst wurde. Thematisch, wie musikalisch. Das muss nicht schlecht sein, könnte manch einem aber auch sauer aufstoßen.
UPPS, HANDY KAPUTT
Nein, nicht meins. Aber das folgende „My Smartphone Just Broke“ handelt wohl genau davon, und den Folgen eines solchen Unfalls. Das ist ein echt witziger Song, aber auch mit einer Ecke dezenter Sozialkritik. Was tut man denn, wenn man dingend etwas mit seinen Folks teilen will, aber der blöde Funkknochen nun dahin ist? Man kann weder essen, noch atmen. Schlimm, so was! Gegen Ende nervt mich das Stück mit seinen verzerrten Vocals zwar irgendwie, aber das könnte auch gewollt sein.
„Out Of Nowhere“ wirkt recht atmosphärisch und zeigt mit eingestreuten Electrosounds wieder eine völlig andere Schiene. Dazu wird der etwas schwache Refrain effektvoll und brachial vorgetragen. So stell ich mir den Soundtrack zu einem finalen Showdown in einem modernen Actionfilm vor. Würde in meinem Kopf gerade gut funktionieren.
Bei dem folgenden „Inside A Shell“ geht man zu Beginn noch ruhig und gesangstechnisch rausgerückt vor, bis sich der Song aber plötzlich in eine Gitarrenwand verwandelt. Hätte von mir aus auch so verträumt bleiben können, sorgt so aber für einen Überraschungsmoment.
DAS SPECHTSTE KOMMT ZUM SCHLUSS
Denn auf der Zielgeraden gibt es mit „Through The Gates Of Death“ nochmal eine richtig schöne Nummer. Der bisher stärkste Song auf dem „Specht“. Textlich mal etwas ernster und musikalisch überzeugend auf ganzer Linie. Der Chorus hat sogar etwas hymnenartiges. Bleibt definitiv im Ohr. Und das wahrscheinlich auch noch nach dem Ende des Albums.
„As Light As A Feather“ ist gar nicht mal so leicht wie es klingt. Im Gegenteil, schon am Anfang merkt man an den Sounds, dass es hier schwer wird. Ebenso schwer, die Nummer richtig einzuordnen. Aber das meine ich nicht negativ. Gerade in der spannend inszenierten Mitte zeigen GROOMBRIDGE, wozu sie auch fähig sein können. Starker Gesang und beeindruckende Klangteppiche.
Leider wird der starke Eindruck der beiden vorher gehörten Tracks mit „The Reverser“ in meinen Ohren zerstört. Der Song klingt zu Beginn wie ein typischer Radiopop-Song. Wird dann zwar zu einer wirren Hardrocknummer, aber durch diese mir zu wilde Mischung ist das nur schwer erträglich. Irgendwie schade.
Von dieser kurzen Aufregung kann ich mich bei „Dark Globe“ nochmal beruhigen. Das ist so eine völlig entspannte Geschichte. Fährt bis kurz vor Schluss in ganz seichten Gewässern und zaubert dann nochmal mit Gitarren und einer guten Textidee.
Und mit dem, nur mit Textfetzen garnierten „W U G“ findet das Album seinen Abschluss. Hier fühlt man sich erstmal in einer reinen Electronummer gefangen, wird dann aber noch eines Besseren belehrt. Ich finds einen passenden Ausklang für „Der Specht“.
Dies ist ein Beitrag von Noch-Gastautor: Daniel
Autorenbewertung
Vorteile
+ spannende Stimme
Nachteile
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