Es ist mächtig was los im deutschsprachigen Punk und Hardcore-Raum. Vergangenes Jahr haben sich AMEN 81 nach fünf Jahren zurückgemeldet, und BUBONIX feierten nach fünfzehn Jahren ein gelungenes Comeback. Und nun folgt ein weiterer Kracher, denn HAMMERHEAD aus Bad Honnef veröffentlichen ein Vierteljahrhundert nach Erscheinen ihres weißen Albums wieder eine Langspielplatte.

Und zum neuen Album gibt es direkt eine kleine Anekdote, bei welcher das Coverartwork im Vordergrund steht. LP, CD und Kassette waren vom Bild eines Schlosses geschmückt. Allerdings hat sich dann jemand bei der Band gemeldet und offenbart, Besitzer*in dieses Bauwerks zu sein. Ein neues Bild musste her, und somit wurde die Veröffentlichung vom 26. Januar auf den 09. Februar verschoben.

Das Aufräumkommando ist da

Auf „Nachdenken über Deutschland“ befassen sich HAMMERHEAD mit dem Status Quo – in der BRD, in Europa, auf der Welt und in unserer aller Gedankenwelten. Es geht um das was ist, was war und was werden sollte. HAMMERHEAD preschen kompromisslos aber gezielt nach vorne, während sie kein gutes Haar am neuen Zeitgeist lassen. Die Autolobby bekommt ebenso ihr Fett weg, wie Kriegstreiber*innen, neoliberale Ausbeuter*innen, oder der gegenwärtige Rechtsruck und seine Akteur*innen. Frei nach Georg Büchner wird den Palästen und Schlössern der Krieg erklärt, und den Hütten der Frieden zugesichert. Mit Humor, provonkaten Texten und dennoch einer klaren und stabilen Haltung teilen HAMMERHEAD mächtig aus. So geht „Nachdenken über Deutschland“.

Oldschool für die Zukunft

Nicht nur inhaltlich sondern auch musikalisch haben wir es hier mit einer massiven Abrissbirne zu tun. HAMMERHEAD versorgen ihre Hörer*innen mit dem typischen HAMMERHEAD-Hardcore Punk. Enttäuscht wird hier aber niemand, denn jeder einzelne der vierzehn Tracks hat immenses Hitpotential. Mit griffigen Refrains und rasanter Härte in den Strophen liefert die Band einen Knaller nach dem anderen ab. Außerdem sind Entwicklung und Fortschritt trotzalledem erkennbar; sie spielen sich allerdings auf textlicher Ebene ab. So wird beispielsweise das Thema persönliche Entwicklung im antifaschistischen Kontext behandelt („Ich bin noch ganz der Alte“). Und auch in der weiteren Themenwelt wird offensichtlich, dass im Hause HAMMERHEAD keineswegs die Zeit stehengeblieben ist. Das zeigt sich auch im letzten Titel „Krüppelmann“, das sich mit psychischer Krankheit und Psychoanalyse befasst.

Es geht auf „Nachdenken über Deutschland“ also einerseits um einen Statusbericht, und dieser fällt ziemlich negativ aus. Doch HAMMERHEAD wären nicht HAMMERHEAD, wenn sie das einfach so stehen lassen würden. Fünfundzwanzig Minuten lang wird ein Moshpit dargeboten, der zum Wirbelwind wird und bereit ist, alle verkrusteten Strukturen niederzureißen. Was hier vorliegt, ist zum Einen mein erster Kandidat für das Album des Jahres, und zum Anderen eine mächtige Kampfansage.

Homepage von HAMMERHEAD

Das Promomaterial wurde uns mit freundlicher Unterstützung von Rookie Records zur Verfügung gestellt.

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