HEXVESSEL – finnische Baumknuddler
Liebe zum Holz, statt Metal im Schedd´l
HEXVESSEL – „All Tree“
Veröffentlichungsdatum: 15.02.2019
Länge: 46 Min.
Label: Century Media
Genre: Psychedelic Forest Folk Rock
Ein akustischer Ausflug in die Spiritualität
Gut, auf ins Ungewisse könnte ich mir ja in der Zwischenzeit bald schon tätowieren lassen, so oft dresche ich die Phrase. Aber ich stolpere auch immer wieder über solche Sachen. Bei den Neuerscheinungen der Woche werfe ich einen suchenden Blick nach dem nächsten Opfer für eine Review. Und siehe da, eine Musikrichtung springt mir ins Auge: „Psychedelic Forest Folk Rock“.
Und schnell steht fest: Ich muss wissen, was das ist – und der eine oder andere von euch vielleicht auch.
Mystisch und Pflanzenfreundlich
Also nehme ich mir die Kopfhörer und lasse mich überraschen. Es empfängt mich eine Mischung aus mystisch und psychedelisch angehauchter Musik. Akustikgitarrenklänge, viel kleines Beiwerk und dazu ein etwas entrückter Gesang, aber alles nicht schwermütig, sondern eher mit einer fröhlichen Grundstimmung. Andererseits auch nicht so verspielt-fröhlich, wie man es von Folk an sich meist gewöhnt ist. Eben eine interessante Mischung, bei der mir einerseits Lagerfeuerstimmung und Sternenhimmel bei Nacht ohne Zivilisation einfallen. Andererseits kann ich auch Gedanken an gewisse in Kalifornien legale und hier nicht so ganz legale Substanzen nicht leugnen. Also würde ich mal meinen, die Genrezuweisung kommt in Sachen „psychedelic“ und „Folk Rock“ schon irgendwie hin. Der Part mit dem „Forest“ wird dann in den Liedtiteln beziehungsweise den Lyrics deutlich.
Mein Freund der Baum
Die Texte sind recht naturverbunden, auch die Liedtitel spielen darauf an, „Old Tree“ oder „Wilderness Spirit“ beispielsweise. Auch andere Liedtitel wie „Ancient Astronaut“ oder „Otherworld Envoy“ machen eine gewisse Spiritualität der Band und der Texte deutlich. Die Stücke an sich sind sich relativ ähnlich oder gehen alle in eine sehr ähnliche Richtung. Mal werden mehr Natur- und Tiergeräusche verwendet (wie bei „A Sylvan Sign“), bei anderen Liedern steht die Gitarre und der Gesang im Vordergrund oder es kommen Background-Stimmen mit dazu, die eine Art mystischen Chorus im Hintergrund bilden. Bei „Wilderness Spirit“ geht es dann auch ein wenig in „gewohnte“ Folk-Klänge.
Kleine Hörprobe gefällig? Das oben erwähnte Stück „Old Tree“ gibt es hier zum Reinfühlen:
Quo Vadis – Und nun?
Tja, so richtig weiß ich gar nicht, was ich sagen soll. Erstens bin ich wieder einmal fasziniert, was es nicht alles gibt. Und ich finde ein gestärktes Bewusstsein für Mutter Natur und deren Wichtigkeit für uns alles zerstörende Gattung wichtig und richtig. Allerdings komme ich mit dem hier Gebotenen dann doch nicht so ganz zurecht. Ich muss der Musik zugute halten, dass sie schön stimmig geschrieben und produziert ist und auch eine recht beruhigende Wirkung hat. Aber mir ist es zu entrückt, zu verträumt, zu „hippie-mäßig“. Und das trifft es dann auch ganz gut, denn ich muss spontan an eine Kommune denken, an Leute in weiten Leinenklamotten oder Batikshirts und eben auch an das eine oder andere Kraut. Und ich denke, die Musik könnte zu einer neuen, aktuelleren Hippiebewegung passen; nicht mehr mit Flower-Power, dafür aber eben kräftig mystisch-abgedreht und mit reichlich Naturbezug. Ich muss mich auf jeden Fall nach den gut 46 Minuten erstmal ein wenig wachrütteln, um wieder in der normalen Realität zu landen.
Fazit
Puh, eine Bewertung fällt mir schwer. Ich weiß nicht, ob es eine große Hörerschaft für die Musik gibt oder ob die Kollegen einfach völlige Exoten sind. Auf jeden Fall ist es ungewöhnlich und außergewöhnlich. Und das Album durchzuhören war definitiv keine negative Erfahrung. Aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich es nicht noch einmal hören werde und auch den Stil an sich eher mit einem Lächeln im inneren Verzeichnis ablege.
Somit gebe ich hier eine mittlere Wertung. Denn nur weil es mir nicht gefällt, heißt das nicht, dass es schlecht ist – oder gar schlecht gemacht ist. Es ist eben einfach nur sehr speziell. Und einen kleinen Pluspunkt gibt es noch für die verschiedenen, sehr schönen Vinyl-Editionen, in denen das Album erschienen ist!
Autorenbewertung
Vorteile
+ Verkettung von Genres
Nachteile
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