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HILLS HAVE EYES IN TOKIO – Der Abend der zahlreichen Vorbands

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Es geht wieder nach Shinjuku! Nach einigen Monaten treibt es mich wieder in den gemütlichen Kellerclub Hatsudai WALL, welchen ich zuletzt zu meinem ersten Konzert in Tokio im September besucht habe. Daher bin ich heute auch weniger „lost in Tokyo“ als sonst – vorausgesetzt, ich finde den richtigen Ausgang der U-Bahnstation. Heute Abend werde ich, wie ich nach meiner Ankunft erfahre, mehr Bands als erwartet vor der Linse haben. Lasst euch hier gesagt sein: Es wird international. Headliner des Abends ist die portugiesische Metalcore-Band HILLS HAVE EYES, welche spontan von EMERGING FROM THE COCOON aus Taiwan supported werden. Damit aber noch lange nicht genug, denn auf der Running Order stehen satte fünf lokale Supportbands. FÜNF. Das wird ein langer Abend…

THE SKIES ABOVE

Los geht es, wie üblich, sehr zeitig. Punkt 17:00 Uhr öffnen sich die Türen der Venue und um 17:30 steht bereits die erste Band auf der Bühne. THE SKIES ABOVE aus Tokio. Wie ich erwartet habe, ist der Club am späten Donnerstag Nachmittag noch ziemlich leer. Gerade mal eine handvoll Leute sammeln sich ein paar Meter von der Bühne entfernt, um die Progressive-Metal-Band zu sehen. Den metallischen Klängen mit Djent-Einflüssen lauschend, tobe ich mich mit meiner Kamera vor der Bühne aus. Auch die Band tobt sich auf der Bühne ordentlich aus, trotz der wenigen Zuschauer. Ich kenne nur einen der Songs auf der Setlist, „Focus“, welchen ich vor dem Konzert auf der Bandcamp-Website der Band gefunden habe. Dem anwesenden Publikum scheint die Band zu gefallen, denn die Jungs schaffen es den Anwesenden zumindest ein paar Reaktionen zu entlocken. Dennoch ist das typische „Support-Act-Phänomen“ nicht zu bestreiten und die „Crowd“ist noch nicht ganz aufgetaut – oder anwesend. Schade für die Band, denn die leistet während der kurzen Performance einen wirklich guten Job. Vor allem Djent-Fans könnten den Sound von THE SKIES ABOVE durchaus mögen. 

DOWNSIDE

Es folgt der Umbau für die Trapcore-Band DOWNSIDE. Während ich mich frage, was genau Trapcore ist, füllt sich der Club

überraschenderweise. Kurz vor Beginn des Sets schleiche ich mich vor die Bühne und hinter mir hat sich nun tatsächlich eine kleine Meute an Zuschauern versammelt – da steigen direkt die Erwartungen. Plötzlich gehen die Lichter aus. Auftritt DOWNSIDE. Ich wünsche mir, meinen Blitz eingepackt zu haben. Auf das düstere Intro folgt eine Mischung aus Rap, elektronischen Melodien und natürlich Metal. Das ist also Trapcore. Bei den Zuschauern kommt es an, es gibt nämlich definitiv mehr Bewegung im Raum – die Jungs wissen, wie man Aufmerksamkeit auf sich zieht. Auch auf der Bühne herrscht konstant Rambazamba, im positiven Sinne. Das kurze Set der Band gewährt definitiv einen guten Einblick in den musikalischen Stilmix. DOWNSIDE sind wirklich eine interessante Abwechslung und vor allem ihr Frontman ist eine wahre Rampensau. Bei der bisherigen Mischung bin ich gespannt, was mich mit der nächsten Band erwarten wird. 

FlowgazE

Kaum ist die Bühne wieder leer, ist auch der Zuschauerraum wieder eine vereinsamte Steppe. Irgendwo rollt ein trockener Busch vorbei. Ich denke mir: „Hm, das ändert sich sicher, sobald die nächste Band dran ist.“ Falsch gedacht. FlowgazE aus Tokio locken nicht viele Leute von der Raucherpause vor dem Club zurück in die warmen vier Wände. Mir persönlich ist das unverständlich, denn die Melodic Metalcore Band überzeugt mich direkt beim ersten Song. Die Songs wirken auf mich technisch sehr versiert und vor allem der cleane Gesang gefällt mir besonders. Beim ersten Breakdown gibt es immerhin ein bisschen Bewegung hinter mir. Verständlich – das Set ist kurz, aber hat es in sich. Besonders beeindruckt mich die sichtliche Spielfreude der Jungs. Egal ob 10 oder 100 Leute, FlowgazE scheinen sich auf der Bühne pudelwohl zu fühlen. Bisher die erste Band des Abends, die mir im Gedächtnis bleibt. Ob es so gut weitergeht? Schließlich steht heute Abend noch einiges auf dem Programm.  

ODE TO THE END

Weiter geht’s im nach wie vor ziemlich leeren Club mit ODE TO THE END. Vereinzelt trauen sich ein paar Leute nach vorne, ich habe freie Bahn zum Knipsen … aber ansonsten passiert irgendwie nicht viel. ODE TO THE END sind musikalisch deutlich härter als die bisherigen

Bands. Kein Wunder, schließlich wird jetzt Melodic Deathcore gespielt. Wie ich bereits erwähnte, spielen japanische Bands technisch generell auf einem sehr hohen Niveau – ODE TO THE END sind auch da keine Ausnahme. Musikalisch fühle ich mich hier weniger abgeholt, es ist zugegeben wirklich nicht mein Genre. Auch die Performance wirkt auf mich etwas zu ruhig. Die wenigen Zuschauer, die sich jetzt aber Näher an die Bühne getraut haben, gefällt die Performance aber scheinbar. Zumindest würde ich Headbangen so interpretieren. Nach einer handvoll Songs und angesichts der straffen Running Order ist das Set auch schon vorbei. Eine letzte Vorband noch, dann dürfen der Special Guest aus Taiwan und der Main Act aus Portugal begrüßt werden. 

ADAM’S SPHERE

Während der Umbaupause schnappe ich mir mein Telefon, um die nächste Band zu googlen. Die Suche ist erfolgreich! ADAM’S SPHERE spielen Futurecore. Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung, was das ist – aber es klingt interessant. Und Future, hm, da könnten ja potenziell elektronische Einflüsse mit drin sein. Ich bin gespannt! Schon während des ersten Songs geht es auf der Bühne deutlich energetischer vor als bei der letzten Band. Während des Sets füllt sich der Club übrigens weiter, auch mit neuen Gesichtern. Vermutlich ist endlich Feierabend. ADAM’S SPHERE zeichnen sich durch einen sehr eigenen Sound aus und kombinieren verschiedenste Einflüsse. Vor allem die plötzlichen Screams des Sängers sind beeindruckend. Damit habe ich nicht gerechnet, während ich mich auf seine englisch-japanischen clean Vocals konzentriere. Die übrigens auch sehr angenehm anzuhören sind.  Mich erinnert die Musik stellenweise an die Band ISSUES. Auch die Bühnenpräsenz der Band ist sehr einnehmend – aus der Fotografenperspektive macht dieses Set wirklich Spaß. Das Finale des Auftritts ist der neuste Song der Band, „I’ll Nature“, welcher mir natürlich durch die elektronischen Einflüsse besonders gefällt. Mir persönlich werden ADAM’S SPHERE definitiv positiv im Gedächtnis – und im Gehör – bleiben. Ich bin wirklich auf die weitere Entwicklung der Band gespannt. 

EMERGING FROM THE COCOON

Zeit für den Überraschungsgast des Abends! Das sind EMERGING FROM THE COCOON aus Taiwan.  Bevor es los geht, widme ich mich nochmal einer kurzen Googlesuche. Die Band besteht seit 2007 und spielt eine Mischung aus Melodic Death

Metal und Deathcore. Auch wenn diese Kombination nicht direkt meinen Namen schreit, ist dank der interessanten Genrekombination der Bands wirklich für jeden etwas dabei. Einheitlich in Schwarz gekleidet betritt die Band die Bühne. Der Frontman zeigt sein Gesicht gar nicht, verbirgt es unter seiner Kapuze. Ich verstehe, warum mir die Band vorher so angepriesen wurde. Technisch spielen EMERGING FROM THE COCOON wirklich in einer ganz hohen Liga. Ihre düstere Ausstrahlung zieht auch das Publikum schnell in ihren Bann. So viel  Bewegung gab es am ganzen Abend noch nicht. Auf Grund des schlechten Lichts gebe ich das Fotografieren dieses Sets auf und beobachte das Geschehen aus sicherer Entfernung. Ungefähr nach der Hälfte des Auftritts haben EMERGING FROM THE COCOON auch mich mit ihrer Musik gecatcht. Die starke Bühnenpräsenz und der ganz eigene Sound der Band haben eine wirklich unerwartete Wirkung auf mich. Ich bin  äußerst positiv überrascht. Bei dem Spektakel auf und vor der Bühne vergeht der Rest des Auftritts ziemlich schnell. Für mich heißt es also ein letztes mal mit der Kamera ins Getümmel für den Headliner aus Portugal.

 

 

HILLS HAVE EYES

HILLS HAVE EYES waren mir zugegeben bis vor wenigen Monaten noch völlig unbekannt. Nur zufällig hat mir Instagram ein Video der Band angezeigt – samt Japan-Tourankündigung. Da habe natürlich direkt reingehört und das Gehörte für gut befunden. Umso gespannter bin ich natürlich auf den anstehenden Auftritt. Endlich ist es soweit: Die portugiesische Metalcore-Band betritt die Bühne. Es geht auch direkt von null auf hundert und das Publikum hat sichtlich Bock auf das Highlight des Abends. Endlich drängen sich alle dicht vor die Bühne und reißen die Arme in die Luft, springen, haben sichtlich Spaß. Gleiches gilt auch für die Herren auf der recht überschaubaren Bühne: Der limitierte Platz schränkt die Bewegungsfreude der Band keineswegs ein. Während ich vor der Bühne herumschleiche, muss ich plötzlich zur Seite springen: Rette die Kamera! Es gibt jetzt einen Mini-Moshpit! Als ich mich vor den herumwirbelnden Gliedmaßen in Sicherheit gebracht habe, genieße ich das Set erstmal aus sicherer Entfernung. Die Jungs spielen eine bunte Mischung aus älteren Songs und Material von ihrem letzten Release „Antebellum“. 

Selbstverständlich steht auch der sehr eingängige Song „Never Quit“ auf der Setlist. Selbstverständlich rastet das Publikum jetzt völlig aus – 

und der Moshpit wächst sogar etwas. Wie sie ihr Publikum ordentlich anheizen, wissen HILLS HAVE EYES definitiv.  Gegen Ende des Sets wage ich mich noch einmal näher an die Bühne, um ein paar mehr Bilder zu machen. Schließlich muss ein kurzer, ruhiger Moment auch genutzt werden. Dieser hält aber auch nur einen ruhigeren Song lang an, danach heißt es wieder Vollgas. Und die hinteren Reihen sehen, wie sich die Fotografin mit einem Hüpfer der Marke „sterbender Schwan“ in Sicherheit wiegt, denn der wirbelnde Zwei-Mann Moshpit ist wieder eröffnet. Zum Abschluss wird schließlich noch einmal alles gegeben. Was für ein intensiver Auftritt! Da müssen nicht nur Publikum, sondern auch Band erstmal durchatmen – denn HILLS HAVE EYES haben hier gerade wirklich abgerissen. 

FAZIT

Alles in allem war das ein anstrengender, aber gelungener Abend. Anstrengend auf Grund der Anzahl an Bands. Aber es hat sich gelohnt! Bei der Genremischung ist wirklich für jeden etwas dabei gewesen. Und Konzerte wie diese sind immer eine tolle Gelegenheit, neue Bands zu entdecken – ich persönlich habe das jedenfalls. HILLS HAVE EYES waren selbstverständlich der krönende Abschluss. Dass die Stimmung so überkochen würde, habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Beide Daumen nach oben! Und nicht zu vergessen – nochmal die Daumen hoch für RNR Tours, welche regelmäßig ausländische Band – egal ob super bekannt oder noch kleiner – nach Japan holen! 

 

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von

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4 Kommentare

  1. Darquise
    28. Januar 2019 bei 21:23 — Antworten

    Cooler Konzertbericht,

    wie kommts das du auf Konzerte in Japan gehst ?

    Btw Hills Have Eyes hat einige Mitglieder von More Than A Thousand und wir von derem ehemaligen Songwriter produziert.

    Gab es von Flowgaze zufällig CDs zu erwerben?

    • 30. Januar 2019 bei 5:02 — Antworten

      Dankeschön! 🙂
      Ich studiere momentan hier, also noch bis Ende August und mache dementsprechend die hiesige Konzertszene unsicher.

      Oha! Ich erinnere mich noch, mit dem Sänger der Band über More Than A Thousand gesprochen zu haben – die waren ja wirklich recht groß außerhalb Portugals.
      Wenn ich mich recht erinnere, gab es von FlowgazE leider noch keine CDs, die Band ist soweit ich weiß noch relativ jung.

      • Darquise
        21. Februar 2019 bei 0:16

        Richtig cool 🙂

        Danke für die ganzen Konzertberichte aus Japan! Ich bin ein riesen Fan der japanischen Metal und Hardcoreszene. EInmal selbst dort auf Konzerte zu gehen wäre toll.

        Falls du sie nicht schon kennst kann ich Dir Sable Hills und Graupel nur empfehlen.

        Und schade das man an Musik von FlowgazE noch nicht rankommt, die songs machen Lust auf mehr 🙂

      • Darquise
        21. Februar 2019 bei 0:22

        hmm – irgendwie hat die Seite meine erste Antwort verschluckt… also falls es jetzt zweimal drinsteht, tut mir leid ^^

        Richtig cool das du dort studierst! Ich bin ein riesen Fan der japanischen Metal- und Hardcore Szene. Selber mal dort auf Konzerte gehen wär voll toll.

        Falls du sie noch nicht kennst, Graupel und Sable Hills (beide Melodic Metalcore) gefallen mir richtig gut und zumindest Graupel spielen auch oft bzw. öfters in Tokyo.

        Vielen vielen Dank für die ganzen Konzertberichte aus Japan, es macht richtig Laune die zu lesen 🙂

        Viel Spaß noch dort!

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