Hopper meets Metal
Ein Positivbeispiel für Youtube
Youtube kennen wir alle. Setze ich jetzt mal voraus. Ansonsten, Google schafft Abhilfe. (Google kennen wir bestimmt alle. Setze ich mal voraus. Ansonsten, … ok, ich hör schon auf). Dass es dort ziemlich viel sinnlosen Content gibt, der die Sicht auf interessante und sinnvolle Beiträge oft verdeckt, wird jeder, der sich auf dieser Plattform länger als fünf Minuten aufhält, ziemlich schnell merken. Das ist schade, ist aber auch ein gutes Training, um richtig zu suchen.
Fakt ist, auf YouTube gibt es Trends, und es gibt verschiedene Videoformate. Jeder kann sich das raussuchen, was ihm gefällt. Muss ich nicht erklären. Ein Genre, dass sich in meinen persönlichen Suchverläufen auf dieser Plattform ehrlich gesagt nicht wiederfindet, sind Reaction Videos. Ganz ehrlich, was soll sowas bringen? Mich interessiert eine Reaktion von jemandem auf etwas eigentlich nur dann, wenn die reagieredne Person gut kenne und/oder weiss, dass sie sich eine Meinung bilden kann, auf die man zählen kann.
Jetzt wurde mir allerdings ein amerikanischer Youtuber vorgeschlagen, der selbst laut Selbstbetitelung HipHopper ist. Und der als solcher Reaction Videos auf Beiträge von Metalbands auf Youtube macht, sprich Musikvideos oder Livemitschnitte. Der gute Mann nennt sich Alex Hefner, unter gleichnamigem Namen ist auch sein Channel zu finden. Er mag nicht der einzige sein, der derartige Videos produziert. Wahrscheinlich (ok, höchstwahrscheinlich) kenne ich auch längst nicht alle, die das tun.
Was bei ihm aber auffällig ist, dass er die Videos derart gestaltet, dass sie nicht einem möglichen Klischee entsprechen. „Oh, ich bin ein Hopper und schaue mir komische Brüllmusik an“ ist nicht. Ich will auch niemandem vorwerfen, auf so einem langweiligen Niveau unterwegs zu sein, oder gerade auf so eines abzuzielen. Was Hefner jedoch tut, ist wirklich ein Interesse an der Musik und der visuellen Umsetzung zu zeigen. Er nimmt Vorschläge aus seiner Community an, befasst sich im Vorfeld mit der Band und dem Song, welche er im kommenden Video behandelt. Das ist weit mehr, als man an vielen anderen Stellen bekommt.
In seinen Videos selbst gibt Hefner meist eine kurze Einleitung, bringt dann das Video und bringt bereits in medias res seine Reaktionen und Eindrücke dazu. Diese beziehen sich eigentlich auf alle möglichen Elemente. Den Text, musikalische Elemente, das Publikum, visuelle Elemente im Musikvideo … Das markante dabei ist meiner Meinung nach, dass ich ihm seine Reaktionen abnehme. Die Musik scheint ihn durchaus zu erreichen, er schafft es mit der Zeit, sie ein Stück weit zu durchdringen und nicht in jedem Video nur „aha. Nice. Schön gemacht“ zu sagen. In einem Video gibt er zu, hätte er dieses Video am Anfang seiner „Metalkarriere“ gehört, wäre das für ihn nur breiiger Soundtrash gewesen. Jetzt aber, mit einiger Hörerfahrung, kann er damit anders umgehen und versteht die Musik mehr. Mission accomplished!
Was ich sagen will, YouTube ist nicht nur eine Plattform für komische Nerds, die mehr und mehr verkommt. Es gibt Beispiele wie Alex Hefner, die diese Plattform auch 2018 noch dazu zu nutzen, neues kennenzulernen, und dabei ihre Erfahrungen und Erkenntnisse mit anderen zu teilen. Man sieht, dass es nicht schwer sein muss, sich einfach mal was anzutun, was einem vorher unbekannt war, und zu riskieren, dass es einem vielleicht gefällt, und man es danach zumindest besser versteht. Auch wenn es, laut irgendwelchen „Traditionen“, eigentlich nicht (oberflächlich gesehen. Wir wissen alle, dass das selten so ist) zu der eigenen Position passt. Und, dass das auch witzig aufgearbeitet und präsentiert werden kann, teilweise mit einfachen Mitteln.
Dass Musik, in dem Fall sogar Metal, dabei eine zentrale Rolle spielt, passt jetzt hier schön mit dazu. Vielleicht kennen einige von euch den Hühnen ja schon. Wenn nicht, ihr könnt ihm ja mal die gleiche Chance geben wie er „unserer“ Musik.
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