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Horresque – Ein neuer Wind im Blackened Death

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HORRESQUE – „Chasms Pt. 1 – Avarice and Retribution“

Veröffentlichungsdatum: 07. Februar 2020
Länge: 49:29 Minuten
Label: The Crawling Chaos Records
Genre: Black Metal / Blackened Death Metal

Das einzige, was ich bis jetzt von der Mainzer Band HORRESQUE mitbekommen habe, war eine Demo von 2016. Diese Aufnahmen können nach wie vor auf dem Soundcloud Profil von HORRESQUE angehört werden. Meine Reaktion auf die rumpeligen Klänge war die Angst vor einer weiteren Krachband mit Corpse Paint, fragwürdigen Aussagen und einem Q im Namen, damit es nach Avant-Garde klingt. Spoiler Alarm: zu eurem wie auch zu meinem Glück lag ich hier vollkommen falsch mit meiner Annahme.

Der Abgründe erster Akt

Das erste Album der vier Pfälzer trägt den melodischen Titel „Chasms Pt. 1 – Avarice and Retribution„. Also der erste Teil der Abgründe, bei welchen es sich konkreter um Habgier und Vergeltung handelt. Vertrieben wird das Ganze als CD im schönen Digipack ab 07. Februar über das Kölner Label The Crawling Chaos Records. Und wer bei der Religionskritik aufgepasst hat, weiß direkt dass HORRESQUE noch fünf weitere Todsünden auf ihren nächsten Veröffentlichungen abzudecken haben. Das ist auch schwer zu hoffen, denn der Mix aus Black Metal und Death Metal ist sehr eigen, eher szeneuntypisch und durchaus fesselnd. Der Begriff Blackened Death Metal ist gleichermaßen passend als auch irreführend.

Wahre Geschichten von bekannten Erzählern

Auf den elf Tracks vertonen HORRESQUE acht wahre Begebenheiten, die der Menschheit ihre eigene Perversion präsentieren. Gemäß dem Albumtitel geht es dabei um Gier und Vergeltung (bzw. Zorn). Thematisiert werden Genozid am Beispiel von Kambodscha, Massenmörder wie Gary Heidnik sowie auch Sklaverei oder die Zerstörung unseres Planeten aus Profitgier. Auch wenn ich mich wiederhole: das ist alles eher szenefremdes Material. Doch genau das ist einer der vielen Punkte, die das Erstlingswerk der Mainzer so erfrischend macht. Wenn Satan, Permafrost, die europäischen Kriege und Jeffrey Dahmer in Black und Death Metal das tausendste Mal abgegrast wurden, muss doch auch mal was anderes her. Da sind andere Massenmörder, die nahende Klimakatastrophe oder andere Kriegsschauplätze als Inhalte ein schöner Beweis, dass extremer Metal noch nicht stagniert ist.

Und als Randnotiz: zwei der Künstler, die hier in ihren morbiden Geschichten mit der Zeit gehen, sollten einigen Lesenden auch bekannt sein. Gitarrist S.D. ist auch von der Mainzer Gruppe NOCTE OBDUCTA bereits bekannt und unterstützt die Basler SCHAMMASCH auf ihren Konzerten. Und auch Sänger M.R. hält sonst das Mikrophon bei der Band DISCREATION in der Hand, die ich hier ganz nebenbei allen Death Metal Fans ans Herz legen möchte.

Auf dass mehr Sünden folgen

Zwischen groovigen Riffs, klirrenden Stakkati, volltönend wummernden Blasts und kratzigem Gesang haben sich HORRESQUE eine neue Nische geschlagen. Ihre misanthropische Kunst mit moderner Lyrik trifft in eine Kerbe zwischen Death Metal und Black Metal, die noch sehr unerforscht ist. Gelegentlich muss ich an eine obskure Mischung aus HELRUNAR und PUNGENT STENCH denken.

Autorenbewertung

9
Das ist Blackened Death Metal 2020. Vieles kommt einem bekannt vor und doch sind Klang, Inhalt, Ausrichtung und Atmosphäre einem Upgrade unterlaufen.
ø 3.9 / 5 bei 2 Benutzerbewertungen
9 / 10 Punkten

Vorteile

+ neue Ansätze für konservatives Genre erfrischen sehr
+ sehr eigener und dynamischer Sound
+ eingängig, ohne stumpf zu sein

Nachteile

- Aufnahmen kratzen und rumpeln etwas zu sehr
- ich habe Angst, dass es nur ein Projekt bleibt (bitte veröffentlicht zumindest noch die restlichen fünf Todsünden)

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