How can I be a hero? – Metal in Videospielen

Wer mich kennt weiß, dass ich nicht nur Fan schwermetallischer Klänge bin, sondern auch ein riesen Geek – zumindest was Videospiele angeht. Was liegt da dann näher, als diese beiden Themen zu kombinieren und sich zu fragen: Wie sieht’s eigentlich dort mit dem Metal aus? Wie verbreitet ist unsere liebste Musikrichtung in den Pixelwelten? Welche Spiele stechen besonders hervor? Und wie wirkt das Ganze dann zusammen?

 

Die bescheidenen Anfänge

Drehen wir zunächst einmal die Zeit zurück. Nein, nicht in die Zeiten von „Pong“ und Co., ein wenig später. Ja, genau! Die 90er. Die Videospielbranche hatte vermeintlich den höchsten Punkt erreicht und alles schien möglich. Die Grafik hatte sich drastisch verbessert, es wurden immer bessere Geschichten erzählt. Doch was ist mit der Musik? Die bestand schon lange nicht mehr aus reinen 8-Bit-Tönen – es wurden echte Songs genommen.

So ist es kein Wunder, dass sich „Rock ‘n Roll Racing“ aus dem Jahr 1993 rund um das Thema Rockmusik drehte. Das Rennspiel für das SNES, den Megadrive und ab 2003 für den Gameboy Advance war einer der Grundpfeiler heutiger Metal-Games. Doch wieso überhaupt? Zunächst einmal war das Gameplay für Funracer der damaligen Zeit der Wahnsinn und das wiederum hat sich durch den treibenden Soundtrack nochmals besser angefühlt. Mit dabei waren unter anderem mit Klassikern, wie „Paranoid“ von BLACK SABBATH, oder „Highway Star“ aus der Feder von DEEP PURPLE.

Nahezu gleichzeitig feierte „DOOM“ sein Debüt. Hier wurden die Metalanleihen zwar deutlich subtiler eingesetzt, jedoch kann man ein gewisses Metal-Flair nicht leugnen. Wenn man als Spacemarine sprichwörtlich in die Hölle geht, um dort Dämonen in Stücke zu schießen, dann ist das schon sehr Metal – außerdem gibt es da noch den Soundtrack. Dieser ist vermutlich neben der Innovation (für die Leute unter euch, die es nicht wissen: „DOOM“ und „Wolfenstein“ gelten als die Mütter der 3D-Shooter und werden seit ihrem Erscheinen auch als solche gefeiert) das, was einem am längsten im Kopf geblieben ist. Hier wurden zwar keine expliziten Metalsongs gewählt, jedoch hört man immer wieder Passagen, die eindeutig von SLAYER, METALLICA oder PANTERA kopiert wurden.

Ähnlich erging es auch „Duke Nukem 3D“ aus dem Jahr 1996. Hier ist das Konzept ebenfalls so hart wie die Musik, die das Spiel untermalt. Als der namensgebende Steroidkönig Duke Nukem machen wir uns nun zum dritten Mal auf, Aliens niederzuballern, die unsere Frauen entführen und als nackte Sklavinnen halten wollen. Somit steht „Duke Nukem“ für alles, was vermeintlich den Metal ausmacht: Harte Kerle, Drogen und Frauen. Dementsprechend hart muss natürlich auch der Soundtrack sein, der von niemand anderem als MEGADETH mitkomponiert wurde. Das Main-Theme gilt für mich bis heute als einer der besten Titelsongs der Spielegeschichte. Doch nicht nur der Titeltrack sorgt für ordentliche Headbang-Action. Die gesamte musikalische Untermalung könnte ein einziges Instrumentalalbum sein. Reinhören lohnt sich!

 

Die 2000er – Höhepunkt der Musikspiele

Spulen wir wieder etwas in der Zeit vor. Mitte der 2000er, 2005 um genau zu sein. In diesem Jahr veröffentlichte RedOctane ein Spiel aus dem Hause Harmonix, welches die Art, Musik anzuschauen revolutionieren sollte – zumindest unter den Videospielern. Ihr habt es wahrscheinlich schon erraten. Ja, ich rede von „Guitar Hero“. Jene Reihe, die versuchte, jeden zum Bandmitglied werden zu lassen. Ursprünglich nur auf der PlayStation 2 erschienen, wurde „Guitar Hero“ zum Phänomen.

Der Controller in Gitarrenform mit seinen vier Tasten am Griffbrett machten es leicht sich zu fühlen, als würde man tatsächlich Gitarre spielen – ein Traum, den sich viele erfüllen wollten, aber weder die Zeit noch die Geduld hatten, eine echte Klampfe in die Hand zu nehmen. Der Einstieg war kinderleicht, die Technik hervorragend. Eben ein riesen Spaß für jung und alt. Es sollten viele Ableger folgen, darunter sogar einige bandspezifische „Guitar Heroes“. Darunter unter anderem METALLICA, AEROSMITH  und VAN HALEN. Wenn Metal vorher nicht massentauglich war, dann war er es vermutlich spätestens jetzt.

Der große Konkurrent „Rock Band“ stammte zwar auch aus dem Entwicklerstudio Harmonix, wurde jedoch von einem anderen Publisher zur gleichen Zeit in Auftrag gegeben. Von wem? Na, niemand anderem als MTV und Electronic Arts. Der Clou an der Sache: Es wird vergleichsweise mehr geboten. Anstatt alleine oder vielleicht einem Freund an der Gitarre zu sitzen wurden alle Mitglieder der Band eingefügt. So konnte man nicht nur auf Saiten schrammeln, sondern sich ebenso als Schlagzeuger oder Sänger versuchen.

Viele Ableger, Song Packs usw. später flaute der Hype jedoch ab. Man hatte keinen Bock mehr auf die Rhythmusspielchen. Die Serien wurden eingestampft. Schade eigentlich. Erst 2015, also fünf Jahre nach dem letzten Teil, sollte die Band wieder in heimische Wohnzimmer kommen.

 

 

I’m going on an adventure!

Die wahrscheinlich vielseitigste und spannendste Kategorie sind die Adventure-Games und Rollenspiele. Diese brachten es zum Teil sogar so weit, dass ich durch alleiniges Zeigen eines Spiels, Nicht-Metalhead-Freunde zum Metal konvertieren konnte. Das ist natürlich ein Leichtes, wenn man durch Horden von Gegnern schnetzelt und sich durch harte E-Gitarrenmusik wie ein Badass fühlt. Leider ist die Masse an solchen Spielen viel zu groß, weshalb ich euch eine kleine Auswahl meiner Favoriten präsentieren werde.

Den Anfang muss – wie könnte es anders sein – „Bayonetta“ machen und das ausnahmsweise nicht wegen ihrem meistens zur Kamera gedrehten Hinterteils! Das Action-Adventure aus dem Hause Sega glänzt neben des herausragenden Gameplays und einer grandiosen Story vor allem durch eines: Den Einsatz des Soundtracks. Von diesem erwartet man zunächst einmal etwas in Richtung J-Pop, womit man auch nicht falsch liegt, doch dann kommt der Wechsel. Sobald man in einen Kampf gerät, schwenkt das fröhliche Japano-Pop-Gedudel in einen knallharten Metal-Sound um. Das ist aber noch nicht alles. Je mehr Combos man macht, je mehr von den armen Gegnern abgemurkst werden, desto schneller und härter wird der Riff. So wirkt das Ganze wie ein einziges Musikvideo mit der Protagonistin als (zugegebenermaßen äußerst brutalen) Tänzerin. Ohne diese Musik wäre „Bayonetta“ wohl immer noch ganz witzig, aber nicht so herausragend, wie es in seinem jetzigen Zustand ist.

Genauso wäre „Sacred 2“ ohne seinen Soundtrack zwar akzeptabel, jedoch nicht ansatzweise so cool. Um ehrlich zu sein ist das Spiel insgesamt weder herausragend noch irgendwie besonders – vor allem, wenn man es mit seinem grandiosen Vorgänger vergleicht. Die Aufgaben waren repetitiv, die Kämpfe taktiklos und es war gespickt mit zahllosen Fehlern. Doch dann war da diese eine Sache, die mich bis zum Ende durchhalten ließ: Der dynamische Soundtrack. Ähnlich wie bei „Bayonetta“, nur etwas unspektakulärer schwenkt auch hier der Soundtrack in den Kämpfen um. Zuerst haben wir einen Fantasy-Rollenspiel-typischen Klang, doch auf einmal: Warte? Ist das… BLIND GUARDIAN? Ja, ihr habt richtig gelesen. Die Songs in den Schnetzeleien stammen aus der Feder der Krefelder Powermetaller. Diese haben sogar noch eine eigene Quest bekommen. Hier müssen wir für Auftraggeber Hansi die Instrumente der Band sammeln, damit sie ihr Konzert vor einer Horde Untoter spielen können. Allein dafür lohnt es sich schon, „Sacred 2“ wieder einzulegen.

Zu guter Letzt – wie könnte es anders sein – stelle ich euch noch den König aller Spiele mit Metal-Soundtrack vor. Dieses hört auf den Namen „Brütal Legend“. Das Action-Adventure aus der Feder von TENACIOUS D-Mitglied Jack Black und Tim Schäfer ist eine Hommage an unsere gesamte Metallerkultur. Als Eddie, seines Zeichens Roadie einer Band, landen wir in einer Fantasywelt. Wieso? Keine Ahnung! Wir wissen nur eines: Die Welt des Metals muss gerettet werden. Dabei entdecken wir, dass Musik magische Kräfte hat. Diese Kräfte können wir mit epischen Gitarrenriffs einsetzen und uns einige Vorteile auf dem Schlachtfeld verschaffen. Klingt abgedreht. Ist es auch.

Doch wieso sollte man dem Spiel außerhalb der grandios inszenierten Story und des witzigen Gameplays ausprobieren? Na, natürlich wegen der Musik! Was wäre denn ein Heavy-Metal-Spiel ohne passenden Soundtrack?! Insgesamt wurden für „Brütal Legend“ 107 Songs von 75 verschiedenen Bands aus fast jedem Subgenre ausgesucht. Darunter MOTÖRHEAD, DRAGONFORCE oder DETHKLOK. So ist garantiert für jeden etwas dabei und man hält die Möglichkeit offen, seinen eigenen musikalischen Horizont zu erweitern. Doch das ist noch nicht alles! Das Adventure bietet auch eine Vielzahl an Gastauftritten von Größen des Genres. Ozzy Osbourne als unser Mechaniker, Lemmy Kilmister als medizinischer Biker-Bassist, sowie Rob Halford und Lita Ford als Helden der Metal-Rebellion. Für Fans schwermetallischer Musik ist „Brütal Legend“ somit womöglich die heilige Schrift, Zufluchtsort und das liebste Mixtape in einem Paket. Wer es noch nicht gespielt hat: Nachholen!

In „Brütal Legend“ treffen wir auf bekannte Gesichter wie Ozzy Osbourne!

 

Ist Metal jetzt etwas Besonderes in Videospielen?

Die Antwort darauf ist ja und nein. Im Endeffekt ist es eine musikalische Untermalung wie jede andere. Mal ist Musik ruhig und verträumt, mal ist sie schnell und brachial. Das ist – wie wir ja mittlerweile festgestellt haben – wenn der Metal ins Spiel kommt. Diese Musik erzeugt ebenfalls eine ganz besondere Stimmung. Nur, dass hier keine Höhlen erkundet werden, sondern wir uns fühlen, als seien wir als der Terminator gerade auf der Jagd, wobei wir alles niederschießen, was uns in die Quere kommt. Somit hat unsere liebste Musikrichtung hier eine ganz besondere Rolle. Klar, könnte man auch einen anderen Soundtrack nehmen und das wird auch oft getan, aber die Verwendung über die letzten 20 Jahre zeigt: Metal ist einfach prädestiniert dafür.

Außerdem ist das ein Segen für die Metallergemeinschaft (nein, ich rede nicht von der IG Metall), denn meiner Erfahrung nach werden so auch Freunde anderer Musikrichtungen manchmal dazu animiert, spielend ihren Horizont zu erweitern und sich vielleicht doch eines Tages eine Metal-CD zu kaufen, ein Konzert zu besuchen und sich etwas mehr in die Materie einzuarbeiten. So kann man zusammenfassen, dass Metal in Videospielen zur Massentauglichkeit beiträgt und – der wichtigste Punkt – einfach Spaß macht. Wenn das nichts wert ist, was dann?


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