IMPERICON FESTIVAL 2018: LEIPZIG – Eine Operette in 4 Akten

VORWORT

Der 28. April zog wieder eine bunte Masse an Corefans (mich eingeschlossen) nach Leipzig. Der Grund steht im Titel: das Impericon Festival öffnete in Halle 1 der neuen Messe seine Pforten. Leider konnte ich nicht an der Warm Up-Party teilnehmen, welche am Vorabend im Conne Island stattfand, doch unsere Alexandra hat sich dort eingefunden, sowie beim Festival selbst todesmutig im Fotograben den Finger am Abzug gehabt. An dieser Stelle schonmal vielen Dank dafür! Hatse tapfer durchgehalten, als eigentlich nicht so Corebegeisterte. Im Folgenden kommt deshalb sie zur Warm Up Party zu Wort, danach übernehme ich wieder. Bis dann! 

AKT 1 – Das Warm Up

Die Vorfreude steigt. Das „richtige“ Impericon Festival geht zwar erst am Samstag los, doch schon am Vortag haben sich in Leipzig hunderte Metalcore-Fans eingefunden. Den Auftakt bildet die Warm Up Party im Jugend-Kulturzentrum Conne Island: Draußen herrscht eine gemütliche Gartenparty-Atmosphäre mit Grillgut und bunten Lichterketten, drinnen hingegen wütet die Musik.

Der Abend beginnt mit LONELY SPRING und IMMINENCE vergleichsweise ruhig, während es bei OCEANS ATE ALASKA deutlich brachialer zugeht: Klargesang hört man hier gar nicht, die Lichtshow ist ein einziges Blitzlichtgewitter. Nicht mein Ding, aber den Leuten gefällt es. Die Bude ist inzwischen rappelvoll, die Fans sind am Toben.
Beim Finale des Abends geben die Münchener EMIL BULLS den Ton an. Sie erklären das Warm Up als offiziell für beendet – Jetzt geht es richtig los! Das spiegelt auch die gute Stimmung im Publikum wider. Die Crowdsurfer kann man gar nicht mehr zählen, ein Leipziger Fan wird sogar zum Stagediven auf die Bühne geholt. Ein gelungener Abend, der es schafft, auf das Impericon Festival 2018 einzustimmen! 

EMIL BULLS

AKT 2 – Der Morgen

BLACK TOOTH SCARES

Die Anreise gestaltet sich sehr angenehm, da das Wetter besser nicht sein könnte, und ich nur ein paar Minuten mit der Bahn brauch, ortsansässig macht Spaß. Bändchen gibts recht fix und innerhalb von wenigen Minuten steh ich in der Halle. Pünktlich 10:20 Uhr starten dann auch die lokalen Opener BLACK TOOTH SCARES, welche ich zwar noch nicht aufm Schirm hab, die mich aber vollends mit ihrer sympathischen Art, viel Charme (inkl. ELSTERGLANZ-Anspielung) und richtig sauberem, melodischen Metalcore überzeugen. Der charismatische Frontmann Henbag hat für sich zwar schon ne starke Stimme, doch als Überraschung gibts sogar noch ein Feature mit Christoph von ANNISOKAY. Das Publikum (schon reichlich vorhanden um diese Zeit) feiert den Auftritt gebührend und einen besseren Auftakt hätte man sich kaum wünschen können.

THE PLOT IN YOU

Bevor 10:55 Uhr THE PLOT IN YOU die Monster Stage betreten, kann ich das erste Mal beobachten, wie witzig (aber friedlich) es aussieht, wenn sich die gesamte Fanmeute von einer Seite auf die andere bewegt (beide Bühnen liegen direkt nebeneinander). Ich taufe dieses Schauspiel „Wanderung Of Death“ und schließe mich an. „Warum seid ihr schon so wach? Ihr solltet noch im Bett liegen! Das würde ich zumindest um diese Zeit tun.“, so die Worte des stimmgewaltigen Frontmannes. Irgendwie hat er Recht. Bei diesem Auftritt gibt es für mich die ersten Gänsehautmomente. Tolle Band mit klasse Melodien!

POLARIS

11:30 Uhr – zurück zur Marshall Stage. Dort wartet eine der Bands, auf die ich mich wie ein Schnitzel freue: POLARIS aus Australien. Für viele DER Geheimtipp. Ohne großartige Umwege gibt es direkt auf die 12. Die Herren wissen von Sekunde 1 die Massen zu bewegen. Es bilden sich die ersten Moshpits und auch der Sommersport unter den Fans beginnt: Surfen. Also in, bzw. auf der Crowd, ihr wisst schon. Man sieht der Band ihre Freude am Spielen wirklich an. Leider empfinde ich die Vocals stellenweise als etwas zu leise. Dass allerdings auch alte Songs (also vorm Debüt „The Mortal Coil“) gespielt werden, ist ziemlich nice. 

BOSTON MANOR beginnen 12:05 Uhr ihr Set. Ich kenne die Band absolut nicht und bin damit scheinbar nicht allein. Vor der Bühne ist deutlich weniger los, man kann auch nur sehr wenige Tanzwütige beobachten. Das mag eventuell auch an der Uhrzeit liegen, wir befinden uns nun so langsam in der Mittagszeit. Mich persönlich erreicht die eher im Hardcore angesiedelte Band auch nicht wirklich. Es geht zwar auch mal sehr laut zu, aber alles in allem wirkt der Gig irgendwie undankbar. Schade für die Band. 

NOVELISTS

Mit den Herren von NOVELISTS steht wieder eine meiner heiß erwarteten Bands auf dem Plan. 12:40 Uhr gehts auch hier pünktlich los (bisher begann jeder Auftritt auf die Minute genau, oder sogar eine eher). Schon vor Beginn sind wesentlich mehr Menschen vor der Bühne, als eben erwähnt. Das Publikum hat zwar Spaß, aber es wirkt irgendwie verhalten. Keine Ahnung, was da los ist. Das spürt auch die Band und feuert mit ein paar motivierenden Ansagen die Fans an. Plötzlich bricht das Eis und es wird zur Party. Auch hier scheint die Stimme zum Teil zu leise. Dennoch ein starker Auftritt.

 

 

 

 

AKT 3 – Der Nachmittag

Irgendwann muss auch ich mal nen Happen feste Nahrung zu mir nehmen, also steuere ich den sonnigen Außenbereich an. Ich könnte an dieser Stelle ein Foto meines leckeren Cheeseburgers einfügen, aber der ist ziemlich unmusikalisch. Leider hab ich mit Wartezeit (alles wird frisch zubereitet) und Verzehr den Gig von RINGS OF SATURN um 13:15 Uhr verpasst. Ich hab mir aber sagen lassen, dass die Fans begeistert waren.

Offensichtlich haben viele mittlerweile eine Stärkung zu sich genommen, denn bei OBEY THE BRAVE um 13:50 Uhr kocht die Halle richtig. Mitschreien, Pits, Surfer, hier ist alles dabei. So, als ob jeder Einzelne neue Energie getankt hat. Die Band hat daran sichtlich Spaß und lässt sich von den Massen anstecken. Im Vorfeld hab ich auch von vielen gehört, dass sie extra wegen dieser Band zum Festival gekommen sind. Hat sich in diesem Fall auch sicher gelohnt, die Stimmung ist genial. Man kündigt übrigens an, nächstes Jahr mit neuem Album wiederzukommen.

OBEY THE BRAVE
KNOCKED LOOSE

Eine Gitarrenwand erschüttert Punkt 14:25 Uhr die Messehalle. Spätestens jetzt sollten auch die Menschen ausm Fresskoma erwacht sein. KNOCKED LOOSE entern die Monster Stage. Wieder eine Band, die ich bisher nicht kannte. In diesem Fall muss ich aber gestehen, dass mir das nicht leid tut. Das ist schon ziemlich chaotisch und wild, was da auf der Bühne abgefeuert wird. Eine sehr „eigene“ (mir fällt grad kein anderes Wort ein) Schreistimme, die da meine Ohren erreicht. Musikalisch kann ich auch nur sehr wenig Struktur ausmachen. Die Band heizt ihren Fans ordentlich ein, verjagt mich aber eher. Geschmackssache. 

WE CAME AS ROMANS

Umso begeisterter bin ich dann aber von der folgenden Band. Stich 15:00 Uhr schicken sich WE CAME AS ROMANS an, ihren melodischen Core auf die Masse loszulassen. Das ist wieder genau mein Ding! Große Melodien, gepaart mit einer guten Portion Härte und markanten Screams. Auch die Stimmung des wieder gewachsenen Publikums tut ihr Übriges. Kraftvoller Auftritt mit bleibendem Eindruck. Wem gehört eigentlich das Schlauchboot?

Ungefähr im selben Maße wie bei weiter oben erwähnten Australiern, befindet sich meine Vorfreude auf ALAZKA. Hatte ich zwar schon im vergangenen Jahr live erlebt, aber genau deshalb hatte ich mich über die Ankündigung gefreut.

ALAZKA

15:35 Uhr gehts los und die Jungs werden applaudierend empfangen. Ich weiß, dass viele den Werdegang der Band nicht ganz so gut finden, wie ich, aber auch die Fans der „alten Sachen“ kommen auf ihre Kosten. Bereits an zweiter Stelle gibts nen Song der ersten EP. Ansonsten ist von Feuerzeugeinsatz, Gänsehaut und Freudentränen alles dabei. Herrlich. 

ATTILA

Weiter gehts 16:10 Uhr mit ATTILA. Eine Band, die gerne mal die Gemüter spaltet, wie ich finde. Und das auch durchaus berechtigt. Mit ihrem sehr Rap-lastigen Mix aus Core und Nu Metal gibt es für die meisten Hörer oft nur 2 Möglichkeiten: geil finden und feiern, oder eben lieber weiter hinten skeptisch glotzen. Ich muss mich da wohl zu Gruppe 2 zählen. Anhand des Konzerts lassen sich aber deutlich mehr der erstgenannten Fraktion ausmachen. Die Halle ist voll, die Stimmung on top. Ich kann leider nix mit der Band anfangen. Aber hey, wenns den Fans gefällt – und das tat es ohne Zweifel – ist doch alles cool.

Als nächstes steht wieder lupenreiner, hochmelodischer Metalcore auf dem Plan. 16:45 Uhr machen es mir ANY GIVEN DAY ziemlich schwer, einen Platz im mittigen Bereich zu bekommen. Man merkt, welchen Stand sich die Band mittlerweile erarbeitet hat. Mit dieser Stimme auch absolut verdient, wenn ihr mich fragt. Kaum einer lässt sich von riesigen Circle Pits, einem Meer aus Crowdsurfern und einer Wall Of Death abhalten. Das ist schon alles sehr geil mit anzuschauen. Mit „Savior“ wird auch noch ein neuer Song vorgestellt, der auf wohlwollende Ohren stößt.

LIONHEART

LIONHEART gehen 17:20 Uhr eher für die Hardcore-Fans auf die Bretter. Von denen gibt es auch reichlich, welche die Band zu feiern und zu supporten wissen. Für meinen Geschmack ist die Band wieder mal nicht ganz das Richtige, da hier mit diversen Rap-Einlagen und weniger melodisch vorgegangen wird. Anhand der stabilen Fanbase kann ich aber wieder sagen, dass ich einer der wenigen bin, denen die Musik nicht so zusagt. Party machense aber, und darum gehts ja.

BURY TOMORROW

Es gibt so Bands, deren Namen hab ich schon tausendmal gehört, aber nie wirklich auch nur einen Song vernommen. Das kann gut so sein, oder auch ziemlich Schade, denn so ist es z.Bsp. bei BURY TOMORROW. Was für eine geile Band! Um 17:55 Uhr bekomme ich alles, was mein melodisch-verwöhntes Herz begehrt. Obendrauf noch fette Screams, eine Gruppenumarmung durchs ganze Publikum, noch mehr Crowdsurfer, weil die Securities gelangweilt waren und ein Geburtstagsständchen für den Gitarristen. Die Herren wissen, wie man feiert. 

AKT 4 – Der Abend

SILVERSTEIN leiten um 18:30 Uhr das Abendprogramm ein. Es ist zwar weniger los, als bei den Kollegen kurz zuvor, aber die Band macht wirklich Laune. Sie wirken für mich wie ein angenehmer Ruhepol, denn mit ein paar Pop Punk-lastigen Songs lockern sie das allgemeine Bild erfrischend auf. Ansonsten ist das wirklich ein grundsolider Auftritt. Mir gefällt besonders eine Akustikeinlage (nur Sänger + Gitarre auf der Bühne). Tut gut, mal so zwischendurch. 

SILVERSTEIN
COMEBACK KID

19:10 Uhr – an der Reihe sind COMEBACK KID. Ich mag Hardcore nicht, weil mir dort meistens die Melodie fehlt. So leider auch hier. Zwar nicht gänzlich, aber ein mitschwingender, punkiger Sound schreckt mich noch mehr ab. Auch der Gesang überzeugt mich nur bedingt. Wie aber bereits in den vorher genannten Fällen haben die Jungs ihre Fans im Publikum. Auch andere, anfangs nur fußwippende Menschen, sieht man später zappeln. 

Ein von vielen Fans lang ersehntes Event steht nun bevor. NEAERA sollen 19:50 Uhr ihre Liverückkehr unter Beweis stellen. Und das tun sie auch auf die Minute genau (wenn auch mit anfänglichen Mikroproblemen). Unfassbar, welche Bühnenpräsenz die Herren nach wie vor noch haben. Auch wenn sich Frontmann Benny das ein oder andere Mal über seinen körperlichen Zustand beklagt, das ist schon ein verdammt starkes Konzert und ein wirklich besonderer Moment des Festivals. Das Publikum zeigt mit diversen Fangesängen, dass die Band schmerzlich vermisst wurde. Von mir aus können sie gern wieder bleiben.

Kommen wir langsam zum Grande Finale mit den letzten 3 Bands. ESKIMO CALLBOY leiten diese um 20:40 Uhr ein. Ich weiß ehrlich gesagt nicht so recht, was ich schreiben soll. Dass diese Band auch ein Lagerspalter ist, sollte bekannt sein, oder? Ich bin in der Tat überrascht, wie viele Menschen da vor die Bühne gezogen werden. Was ich der Truppe definitv anrechnen muss, ist die fette Show. In Szene setzen können sie sich. Mit Bombast-Intro, Konfetti, Bling Bling und was man halt so braucht. Mein Fall ist das alles nicht, aber ne geile Party könnse schmeißen. 

ESKIMO CALLBOY
BOYSETSFIRE

Als Nummer 2 auf dem Treppchen finden sich um 21:30 Uhr BOYSETSFIRE ein. Das erste und einzige Konzert des Tages, bei dem ich mal auf der Tribüne Platz nehme. Soooo jung bin ich ja nun auch nicht mehr, dass ich den ganzen Tag vor der Bühne stehen kann. Die Füße müssen mal Pause machen. Tut dem tollen Auftritt aber keinen Abbruch, die Band macht wirklich Spaß. Vor allem der sehr sympathische Frontmann überzeugt mich. Die stellenweise alternativ-rockigen Songs sind auch eine willkommene Abwechslung. Gefällt. 

22:30 Uhr sollt es dann soweit sein. Die Monster Stage ist komplett leer, denn HEAVEN SHALL BURN haben ihr Setup hinter einem schwarzen Vorhang errichtet.

HEAVEN SHALL BURN

Vor Beginn der Show gibt es etwas SCOOTER auf die Ohren, was die Menge zum Mitsingen animiert (I Feel Hardcore!!!).

Die Menge tobt schon, ehe überhaupt jemand zu sehen ist. Jeder fiebert dem letzten Gig vor der Bandpause entgegen. Als der Vorhang fällt, gibts kein Halten mehr. Eine solche Energie hab ich bisher noch nicht erlebt. Trotz eines gigantischen Circle Pits, Moshern, Pyroeinsatz und Lamettaregen ist es eine spürbar entspannte Atmosphäre. Ich weiß, klingt komisch, aber lässt sich schwer beschreiben. Die Band genießt ihren „Abschluss“, die Fans danken es ihnen. Im Übrigen wird verprochen, dass man bei einer Rückkehr auch ein neues Album im Gepäck haben wird. Für mich persönlich eine der geilsten Shows, die ich je erleben durfte und ein perfektes Finale des Impericon Festivals 2018. Ich komme definitiv wieder! 

 

 

 

NACHWORT

Ich muss wirklich sagen, dass ich absoult nix an dem Festival auszusetzen hatte. Es hat einfach alles gepasst. Die gesamte Organisation war von vorn bis hinten abgestimmt. Von den Securities hat man eigentlich nichts wahrgenommen, wenn es aber drauf ankam, waren sie sofort zur Stelle. Die Wellenbrecher in den Mitten der Halle gaben Sicherheit, wenn man so wie ich eher die Musik genießen möchte, anstatt zu moshen (wer mit mir mal auf ein solches Event kommen möchte: ich bin ein guter Sachenhalter während der Schubserei, hab ich mir sagen lassen). Der Außenbereich war genial, wenn man mal eine Pause oder Futter brauchte. Davon gab es auch wirklich für jeden Geschmack reichlich. Teufel hatte dort auch einen Karaoke Truck geparkt, welcher für gute Laune sorgte. Wollte man eine Pause, aber dennoch nix verpassen, konnte man es sich auf den Tribünen gemütlich machen. Was mir zudem noch positiv aufgefallen ist, war die Belüftung in der Halle. An Sauerstoff mangelte es nie. Einzig ein paar neue Batterien für manche Funkmikros hätten gut getan, aber auch das wurde immer schnell gefixt. Auf dem Weg zur Bahn gabs ganz am Schluss sogar noch ein Feuerwerk. Von mir gibts alle Daumen nach oben! 

 


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