In ungeahnten Sphären – Bardspec

BARDSPEC – Hydrogen
Veröffentlichungsdatum: 23.06.2017
Dauer: 55 min
Label: LABEL
Genre: Ambient/ Electro

BardSpec – eins unter Vielen?

Als ich gelesen habe, dass Ivar Bjørnson, Gitarrist von ENSLAVED und ehemaliger LIVE-Gitarrist von SATYRICON und TAAKE, ein neues Soloprojekt veröffentlicht hat, bin ich neugierig geworden. Bereits 2016 hat er mich gemeinsam mit Einar Selvik von WARDRUNA im gemeinsamen Projekt SKUGGSJÁ überzeugen können. Mit BARDSPEC schlägt Ivar eine ganz neue Richtung ein und ergründet ein eher Metal-untypisches Genre. Was ich auf dem Longplayer höre, überrascht mich. Ich habe mir unter dem neuen Projekt etwas ganz anderes vorgestellt. Warum mich „Hydrogen“ trotzdem überzeugt hat, werdet ihr hier erfahren.

Elektronische Kaskaden

Das Album „Hydrogen“ fällt zuerst einmal durch das Cover-Artwork auf. Man sieht einen milchig-weißen Schädel, der sich zu verflüssigen scheint. Genau das empfinde ich beim Hören der einzelnen Tracks des Albums. „Hydrogen“ ist gespickt von elektronischen Klängen, die sich immerzu wiederholen. Wieder und wieder werden die repetitiven Passagen durch neue Klangelemente ergänzt. Der Hörer wird dabei förmlich in einen Sog gezogen. Mein Hirn wird dabei völlig betäubt und ich habe das Gefühl, den ganzen Alltagsstress für knapp 55 Minuten einfach mal vergessen zu können.
Die fünf Songs („Deposition“ zähle ich jetzt nicht als eigenständigen Song, sondern als Intro für „Bone“) haben in ungefähr ein ähnliches Tempo, sie sind eher schwergängig und ruhig, als wuchtig und schnell. Jeder  der Songs nutzt dabei andere Klangelemente und Strukturen, um den Hörer in seinen Bann zu ziehen.

Ivar Bjørnson

Wasserstoff in seine einzelne Teilchen zerlegt

Der Track „Bone“ überzeugt mich durch den Klang der psychedelischen Gitarren, dazu mischt sich ein eingängiges Trommeln. Der treibende Beat wird zum Ende hin stärker und schneller. Der Song behält dabei seinen eingängigen Sound.

„Fire Tongue“ ist für mich persönlich der gelungenste Track des Albums. Der Song beginnt dabei mit einem Herzschlag-ähnelnden Geräusch. Dieses wird wieder durch die hohen Töne einer verzerrten Gitarre überstimmt. Diesmal sind diese aber deutlich melancholischer. Die Klangelemente verschwimmen miteinander, ohne das der Sound dabei matschig wird. Wenn man genau hinhört, kann man die einzelnen Elemente noch voneinander unterscheiden. Die Tonqualität ist glasklar.

Im Song „Gamma“ kann man den Klang eines Morse-Telegraphen und diverse Funkgeräusche wahrnehmen. Passend dazu spiegeln die hellen Töne des Liedes für mich Weltraum-Melodien wieder. Der Song findet seinen Höhepunkt, wenn die wellenartigen Klänge in ein Herzschlag-artiges Klopfen übergehen und eine sanfte männliche Stimme das Konzept des Songs wunderbar ergänzt.

„Salt“ beginnt mit einem repetitiven Beat. Der Einsatz der elektronischen Gitarre zeigt dann wieder Ivars Talent am Saiteninstrument. Ab der Minute 3:30 wird der Klang der Gitarre durch eine verzerrte Melodie überlagert, während im Hintergrund immer noch der klopfende Beat vom Anfang des Songs zu hören ist. Mit stolzen 12 Minuten und 24 Sekunden ist „Salt“ auch der längste Track des Albums. Es werden immer neue Elemente aufgenommen und verarbeitet. Deshalb ist „Hydrogen“ in Gänze auch nicht langatmig.

„Teeth“ ist der Bonus Track des Albums. Die eingängige Melodie der Gitarre wird durch Cymbals ergänzt. Optisch stelle ich mir zu diesem Song eine staubige und undankbare Einöde mit unendlichen Weiten vor. Ab Minute 4 setzt ein hastiger Beat ein, der die melancholische Melodie begleitet.

Nicht jedermanns „Gusto“

Ein elektronisches Ambient-Projekt ist vielleicht nicht jedermanns Geschmack. Deshalb habe ich mich entschieden, eine gezielte Punktwertung wegzulassen. Mir gefällt das Album sehr gut und vielleicht konnte ich euch „Hydrogen“ irgendwie schmackhaft machen. Für mich ist das Album, trotz enorm langer Titel, sehr abwechslungsreich. Der Knackpunkt sind auf jeden Fall die kaskadierenden Beats und Melodien, die sich immer wieder wiederholen und und ineinander fließen. Dabei kann man die einzelnen Elemente immer noch wahrnehmen. Die Aufnahmequalität ist deshalb wirklich gut. 

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