Inire – mit Altbewährtem gegen den Einheitsbrei

INIRE – Cauchemar
Veröffentlichungsdatum: 18.11.2016
Dauer: 43:54 Min.
Label: Eigenveröffentlichung
Genre: Thrash/Alternative Metal

 

Der Lebenslauf von INIRE ist löchrig wie ein Schweizer Käse: Das eigentliche Debüt – der aus Gatineau im schönen Kanada stammenden Gruppe – liegt schon sieben Jahre zurück. Nach „Born the Wicked, the Fallen and the Damned“ erschien nun mit „Cauchemar“ ihr zweites Album. Produziert hat man die Platte selbst. Alles ohne Plattenfirma im Rücken. Auf physische Tonträger verzichtet die Band vollends und vertreibt das Album ausschließlich digital.

Richtig bekannt sind die Kanadier trotz der Tatsache, dass man schon ein paar Jahre unterwegs ist, noch nicht. Dabei wäre es INIRE durchaus zu wünschen, mit diesem Album viele Leute zu erreichen. Ein prominenten Gast gibt es auch auf diesem Werk: Pascal „Paco“ Jobin von den Landsleuten THE AGONIST (die Ex-Band von ARCH ENEMY-Frontfrau Alissa White-Gluz) steuert auf gleich drei Stücken ein paar Gitarrensoli bei.

Stilistisch sind INIRE schwer in eine Schublade zu stecken. Vor allem lassen sich 90er-Jahre-Einflüsse ausmachen. Viele der Songs gehen in Richtung Thrash und sind mit schnellen Riffs unterfüttert. Lieder wie „Crash“ schwärmen in PANTERA-Nostalgie, während man in „Endless“ oder auch „Just a Halo Away“ Melo-Death-Verweise findet. Versailles zeigt sich mit seiner rauen, kratzigen Stimme vielfältig und wechselt zwischen gutturalen und cleanen Vocals. Es fallen einem gleich auch andere Sänger ein, die als Inspiration gedient haben könnten: Bei „Let it Die“ oder „Burn“ ist Phil Anselmo herauszuhören, bei „Endless“ und „Far from Anything“ fühlt man sich vereinzelt an Maynard James Keenan erinnert, während bei „Next of Kin“ sogar mal in Richtung Layne Staley geäugelt wird. Die Band spielt, was die Inspirationsquellen angeht, mit offenen Karten. Trotzdem schafft man es, die alten Komponenten knackig und frisch zu präsentieren.

Das Album beginnt mit „Avidya“, einem Instrumentalstück, ruhig und bedächtig. Ein melodisches Gitarrenintro macht den Anfang, ehe der Rest der Band einsetzt. Mit einem energischen „This is how we fail“, wird der Hörer im folgenden „Wilde Awake“ in Empfang genommen. Danach folgen mit „Next of Kin“, „Endless“ und „Crash“ die bereits angesprochenen Gastbeiträge von „Paco“ Jobin, der seine Arbeit mehr als zufriedenstellend erledigt. Gerne hätte man sich ein längerfristiges Arrangement gewünscht, doch wie sich danach zeigt, ist die Axtfraktion um John LaFlamme und Dim Gervais auch nicht von schlechten Eltern.

 

Ein Brecher folgt dem nächsten. Immer wieder schaffen INIRE es, mich zu überraschen. „Hell is us“ beispielsweise beginnt ruhig und bedächtig, geht in Thrash-Riffs über und mit einem Breakdown nach der zweiten Strophe macht es „klatsch“ – und das Lied geht in eine völlig andere Richtung, ehe wieder der Refrain einsetzt. Die Highlights des Albums hat man sich jedoch für den Schluss aufbewahrt. Nach erneutem akustischen Balsam durch „Into the Labyrinth“ folgt das Titellied, welches mit französischem Refrain und Hardcore-Allüren gespickt ist. „Just a Halo Away“ bildet schließlich den Abschluss. Versailles zeigt sich hier stimmlich auf seinem Höhepunkt.

 

INIRE Bandcamp

 


Dies ist ein Gastbeitrag von: Dennis


 

Autorenbewertung

7
INIRE wirken auf den ersten Blick vorhersehbar. Die Einflüsse sind klar definiert. Doch wer gleichzeitig so mit offenen Karten spielt und es trotzdem schafft, etwas Frisches daraus zu machen, verdient auf jeden Fall Respekt. Die Kanadier wehren sich mit Händen und Füßen gegen den Einheitsbrei und feuern einen Hit nach dem anderen ab.
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7 / 10 Punkten

Vorteile

+ Wechsel zwischen Härte und Melodik
+ Gastbeiträge von „Paco“ Jobin
+ interessanter Stilmix

Nachteile

- trotz des Hitfeuerwerks zündet nicht jeder Song

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