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Intelligenz muss gut verpackt sein

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BLUT HIRN SCHRANKE – Blut Hirn Schranke
Veröffentlichungsdatum: 25.11.2016
Dauer: 30:54 Min.
Label: Kidnap Music
Stil: Hardcore/Punk

 

Letztens wurde mir wieder klar, warum ich so gut wie keinen Core, außer Grindcore, höre. Es ist mir zu viel Austauschbares vorhanden. Die Sänger quälen sich einen ab hinter der Membran und hören sich an wie Kinder mit Zahnweh (gibts auch im Metal, keine Sorge!), die Schlagzeuger triggern alles tot und die Amps sind oftmals digitale Luftnummern ohne Wumms dahinter. Erfreulicherweise gehören BLUT HIRN SCHRANKE zu der Gattung Band, welche mir nicht durchweg auf den Senkel geht. Geboten wird moderner Punk Rock mit Hardcore-lastigem Gesang. Dafür gibt es sogar die eigene Schublade „Post Hardcore“. Für mich ist es natürlich auch ein komisches Gefühl, wenn ich einer Band lausche, die deutsche Texte vorträgt.

Aber bei den Düsseldorfern kommt es wenigstens nicht all zu kitschig rüber. Ziemlich melancholisch tuckert das Intro vor sich hin und dann ist es auch schon Zeit, mit der Moralkeule und den Instrumenten fix ein paar Hiebe zu verteilen. Die Band vermengt krachige Gitarren mit genügend Melodien und typisch punkigem Getrommel. Dabei ähneln sich die Songs leider ziemlich vom Aufbau her. Erst wird ein wenig gelärmt, danach folgen so gut wie immer introvertierte Post Rock-Segmente (siehe „Vorwärts Nimmer“).

bluthirnschrankeband

Das moderne Seelenleid unserer Generation

Das macht es für mich schwer, einzelne Songs hervorzuheben, auch wenn die Stücke gut eingespielt worden sind und eingängig daherkommen. „Menschensammelstelle“ glänzt zum Beispiel mit einem tollen Solo und stampfender Tragik. „Hohler Zahn“ legt mit seinem Tempo ein gutes Aggro-Potenzial an den Tag und ist mit seinen 1:49 Minuten der kürzeste Track auf der selbst betitelten Scheibe. Ein richtiges Highlight hingegen ist „Schein/Matt“. Der Text ist wirklich gut geschrieben und trifft die momentane Generation unserer Menschheit wie den viel zitierten Nagel auf den Kopf. Gerade die eigene Kritisierung, nämlich dass einem selber die Probleme passieren und nicht nur anderen, verhindert, dass BLUT HIRN SCHRANKE selber in den Sumpf der bedeutungslosen „nachdenklichen“ Screamo/Core-Bands rutschen.

Allerdings sind mir im Großen und Ganzen die anderen Texte zu pseudophilosophisch. Beispiel: „Menschen sammeln alles und jeden, ob wir es wollen oder auch nicht“. Was ihr nicht sagt! Das ist bestimmt für den einen oder anderen total „deep“, ich finde es langweilig (und leider typisch für diese Szene). Auch die gefühlvolle Intonierung des Sängers belastet mein Nervenkostüm, denn das schrille Organ ist auf Dauer zu monoton. Zum Glück ist nach knapp 31 Minuten der Spuk vorbei, länger hätte ich das nicht ausgehalten.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Blut Hirn Schranke

Autorenbewertung

3
Erfreulicherweise gibt es ein paar Songs, die mir gefallen haben. Jedoch plätschern die anderen 8 unauffällig vor sich hin. Das ist zu wenig, um ein (für meine Bedürfnisse) gutes Album zu schreiben. Außerdem gibt es Punktabzug, weil der Gesang so gut wie immer nur "eine Linie" singt. Wer sich gerne Marathonmann oder Paan anhört, wird hier bestimmt fündig.
ø 3.9 / 5 bei 3 Benutzerbewertungen
3 / 10 Punkten

Vorteile

+ die Band schreibt keine platten Texte
+ 3 Songs sind gut geworden
+ es wurde eine passende Produktion/ein passendes Mixing und Mastering für die Band gewählt

Nachteile

- der Gesang ist auf Dauer anstrengend und eintönig
- nur 3 Songs die hervorstechen
- viele Texte sind mir zu pseudointellektuell

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