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Interview mit KORPIKLAANI – Ein neues Album mit überraschender Balance

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Es ist Samstag auf dem SUMMERBREEZE. Nach dem Regen am Vorabend ist bereits wieder alles trocken und es ist nicht mehr ganz so heiß wie an der Tagen zuvor. Genau richtig, um Bands wie KORPIKLAANI auf die Main Stage zu stellen. Vorher treffen wir uns aber noch mit Violinist Tuomas Rounakari, Akkordeonspieler Sami Perttula und Schlagzeuger Matti Johansson, um mit ihnen über die Entwicklung der Band und ihre neue Platte zu sprechen.

S: Hallo, schön, dass ihr euch die Zeit nehmt! Wie schaut ihr denn dem Auftritt heute hier auf dem Festival entgegen?

Tuomas: Aus meiner Sicht ist das eines der besten Festivals für uns. Alle hier sind sehr freundlich und wir haben das Gefühl, dass die Leute sich wirklich auf uns freuen.

S: Habt ihr eine spezielle Verbindung zu dem Festival?

Tuomas: Ja, wir waren schon oft hier und haben auch schon auf der Main Stage gespielt. Wir fühlen uns hier wirklich sehr wohl. Hier herrscht eine positive Energie.

Matti: Ja, das stimmt.

S: Ihr veröffentlicht dieses Jahr noch eine CD. Das muss für euch ein sehr wichtiger Termin sein, stimmts?

Sami: Wir hatten dieses Mal einen neuen Produzenten. Wir alle aus der Band hatten dabei das Gefühl, dass sich das Album wirklich sehr gut entwickelt hat. Der neue Produzent hat ziemlich viele First Takes ausgewählt, was mit dazu beigetragen hat, dass das Album ein sehr organisches und natürliches Feeling bekommen hat. Wir haben bereits auf dem vorherigen Album eine gute Balance zwischen Folk und Metal gefunden, aber jetzt ist das noch besser geworden, schon allein dadurch, wie wir die Folk-Instrumente einsetzen. Dieser Aspekt ist noch intensiver geworden und das Album ist so musikalisch noch breiter gefächert ausgefallen. Es wird sicherlich ein Album sein, dass die Leute überraschen wird.

S: Das ist ja euer zehntes Album, Jubiläum sozusagen. Hat das irgendeinen besonderen Einfluss bei euch gehabt?

Sami: Wir planen Sachen eigentlich nie von langer Hand. Wenn du deiner Passion folgst, weißt du meistens nicht, was am Ende herauskommt. Das hat uns auch all die Jahre voran getrieben. Wir haben versucht, besser zu werden. In der Band sind wir uns auch einig, dass wir von Album zu Album besser geworden sind, gewissermaßen.

Matti: Auf jeden Fall.

S: Übersetzt bedeutet der Titel vom neuen Album ja „Der Wanderer“. Wie kann man das denn bezogen auf KORPIKLAANI verstehen?

Tuomas: Der Albumtitel deutet eigentlich darauf hin, dass in jedem Song auf die eine oder andere Weise ein Wanderer vorkommt. Es geht einfach um ein Leben, das sehr vom Reisen geprägt ist. Genauso wie das von uns, auf Tour oder auch generell. Daher ist es durchaus eine Konzeptalbum.

Sami: Es transportiert aber auch die Energie, die wir auf der Bühne haben. Diese eindringliche Energie, die wir auf der Bühne spüren, ist auf diesem Album.

S: Liegt das auch an der Instrumentierung? Dass im Studio quasi dasselbe Equipment wie auf der Bühne verwendet wurde?

Tuomas: Ja, auf jeden Fall. Da wurden ziemlich genau dieselben Instrumente etc. verwendet. Auf der CD kommt allerdings öfter die Akustikgitarre zum Einsatz, als wir sie dann auf Tour verwenden.

S: War das eine bewusste Entscheidung, das Album nach der Festivalsaison zu veröffentlichen? Bei so einem Album würde es ja Sinn machen, die neuen Songs zuerst in Clubshows vorzustellen.

Tuomas: Nein. Eigentlich wollten wir es bereits im Frühling veröffentlichen. Aber es hat ein paar Probleme mit dem Label gegeben, und deswegen kommt es jetzt erst später raus. Besonders ist eben auch, dass auf der CD mehr akustische Instrumente sind. Und deshalb haben wir jetzt auf Tour auch eine Akustikgitarre am Start.

S: So eine Entscheidung in der Instrumentierung macht das Ganze ja auch etwas intimer.

Sami: Das ist es auf jeden Fall. Es ist auch insgesamt noch persönlicher als vorher. Für uns ist es dadurch auch gleich authentischer. Wir kommen dadurch gar nicht erst in die Versuchung, etwas anderes zu sein, als wir sind.

Tuomas: Durch diese Neuerungen können die Fans auch ganz neue Charakterzüge von uns hören, die sie vorher gar nicht kannten. Die Harmonien klingen so nochmal unterschiedlicher und die Songs wirken anders.

S: Das Album hat 14 Tracks. Habt ihr euch da bewusst mehr Raum genommen, um mehr ins Detail gehen zu können?

Sami: Eigentlich schon. Es war zu schwer, einen der Songs fallen zu lassen. Heutzutage, wenn es darum geht, Singles oder Playlisten zu veröffentlichen, stellt für uns ein Album immer noch eine eigene Form von Kunst dar. Für einen Musiker ist es aus unserer Sicht immer noch etwas wichtiges, ein ganzes Album zu schreiben. Und dieses Album hat so einen schönen Flow, von einem Song zum nächsten und von einer Stimmung in die nächste. Deshalb wäre es sehr schwer gewesen, da irgendetwas wegzulassen.

S: Habt ihr schon erste Rückmeldungen dazu bekommen?

Tuomas: Es sind bereits ein paar Videos und Tracks veröffentlicht worden. Die Reaktionen darauf sind fantastisch. Die Art, wie die Leute darauf reagiert haben, war wirklich ungewöhnlich. Wenn wir sonst irgendwas auf Facebook oder so veröffentlichen, sind die Kommentare meistens recht einsilbig, wie etwa „Vodka! Come to Poland!“, oder so. Aber dieses Mal gingen die Kommentare wirklich sehr auf die Musik an sich ein, und die Leute schrieben, was ihnen die Musik wirklich bedeutet. Das ist neu für uns, so detaillierte und persönliche Kommentare zu bekommen. Das ist wirklich toll. Sonst sind meistens die, die uns nicht leiden können, am lautesten.

S: Das ist stark. Wirklich auch ein gutes Zeichen von euren Fans. Gibt es denn noch etwas, was ihr los werden wollt?

Tuomas: Für mich ist das momentan wirklich eine tolle Zeit, die mich darin bestätigt, wie schön es ist, bei KORPIKLAANI mitzuspielen. Die Band ist jetzt voll auf das neue Album ausgerichtet. Wir werden sehr viel davon live spielen. Die nächste Tour wird in Russland sein, für drei Wochen. Dann geht es für einen Monat in den USA und danach wieder zurück nach Europa. Es ist wirklich ein interessantes Jahr. Wir hoffen, möglichst viele Leute bei den Konzerten zu sehen und eine gute Zeit zu haben.

Sami: Ich hoffe auch, dass die Leute, die bisher nicht viel mit KORPIKLAANI anfangen konnten, dem Album eine Chance geben und es auschecken. Es hat durchaus das Potential, eben diese Leute zu überraschen.

Matti: Ja, das wäre toll. Wir freuen uns über jeden.


 

Nach dem Interview muss ich mir selbst mal wieder eingestehen, wie schön es ist, mit Musikern aus diesem Genre zu sprechen. Bei Tuomas, Matti und Sami habe ich mal wieder gemerkt, wie viel Spaß sie selbst an ihrer Musik und der Band haben und wie sehr ihnen dabei auch die Wirkung auf die Fans und nicht Nicht-Fans am Herzen liegt. Sie setzen sich immer noch stets aufs neue mit sich und der Musik, die sie machen, auseinander und versuchen, das, was ihnen aktuell wichtig ist und sie am besten ausdrückt, musikalisch umzusetzen. Dieses Live-Feeling dann auch auf das Album zu übertragen, statt umgekehrt eine dicke Produktion mit auf Tour zu nehmen, zeugt von ihrer ehrlichen Art, Musik zu machen. Ich kann nur sagen, mir bereitet die Musik von KORPIKLAANI viel Freude. Bei ihrem Auftritt auf dem SUMMERBREEZE habe ich mal wieder miterlebt, wie gut sie ihre Musik live präsentieren können.

rbthdr

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