Ist Rob Scallon langweilig?
Musikalische Werke neu zu interpretieren, ist nicht neu. Ob der Text umgedichtet, die Instrumentierung verändert oder einfach über die Melodie improvisiert wird, so dass noch klar ist, auf welches Stück sich der Künstler bezieht, sei dabei mal offen. Die Frage ist, wie weit man dabei gehen kann, ohne dass es obszön oder absurd wird. Zweiteres denke ich mir jedoch immer wieder bei ROB SCALLON. Der Multiinstrumentalist aus den Vereinigten Staaten stellt auf selbigem Youtube-Kanal immer wieder neue Videos online, in denen er bekannte Songs – vorrangig aus dem Rock und Metal – in allen möglichen Besetzungen und Szenarien spielt. Aber auch eigene Werke mischen sich dabei unter seine schier unerschöpfliche Flut an Ideen. Zwar zeugt er dabei von einer ungemeinen Musikalität und einem rein unaufhörlichen Einfallsreichtum seitens der Umsetzung, andererseits fangen dem Zuschauer dann doch irgendwann die Augen an zu bluten. Ja, die Augen, nicht die Ohren. Wir sind Metaller, verdammt.
Das Konzept bei ihm ist einfach: er besitzt ein scheinbar ständig wachsendes Repertoire an Instrumenten, vorrangig Saiteninstrumente. Auf ihnen macht er alles, was sich die Erfinder davon früher nie erträumt haben. Also … musikalsisch. Oft steht sogar eine Story, Idee oder Konversation dahinter. Neben SLAYER im Ukulelenduett bekommt man den Binary Metal vorgestellt, oder „Metal in very inappropriate places“, ein Format, in welchem metallische Songs an ungewöhnlichen Orten oder Situationen gespielt werden. Manche Videos sind sogar interaktiv, sodass man in einem Video entscheiden kann, wie/mit welchem Instrument es weitergehen soll. Durch entsprechendes amklicken wird man in das jeweilige neue Video weitergeleitet.
Sprich, die Musik wird im Prinzip in allen möglichen neuen Formen dargereicht, die man sich denken kann. Sein Bandkollege und Inhaber des Channels WheezyWaiter nennt ihn in einem Video das Beispiel für jemanden, der nie aufhöre zu lernen und sich ständig weiterentwickle.
An sich lässt sich das auch nicht abstreiten. Ich selbst finde es auch wirklich wichtig und gut, dass es solche Leute gibt. Dennoch, aus der Zuschauerperspektive denke ich manchmal, dass das Ganze ein wenig too much ist. Klar, jeder kann tun, was er will und niemand ist gezwungen, sich das anzusehen. Alte, langweilige Diskussion. Gerade Leute wie Rob Scallon sind ja ständig dem Druck ausgeliefert, ihr Niveau und das Außergewöhnliche an ihrem Stil aufrecht zu erhalten. Dennoch fürchte ich eher bei jemandem wie ihm, mehr als bei Bands, auf Dauer an ihre Grenzen zu kommen und Gefahr zu laufen, sich nur noch zu wiederholen. Letzten Endes sagt man vielleicht nur noch „schön, kennt man schon, ist halt ein weiteres untypisches Ding“.
Die Frage ist, weshalb man dazu eine Kolumne schreiben muss? Und das ist doch eigentlich schade. Ich denke da auch an den Begriff „Reizüberflutung“. Muss das alles sein? Macht der das wirklich aus Spaß und übersprudelnder Initiative, oder ist das irgendwann nur um der Aufmerksamkeit willen? Wobei man das ja auf quasi jeden Youtuber anwenden kann. Ich komme zum einen nicht umhin, ihn für das zu bewundern, was er tut. Er beleuchtet und präsentiert eine Musik, die wir hier bei Silence behandeln, auf eine sehr ausgefallene Art und steht damit gut da. So gesehen ist er durchaus eine Bereicherung. Dennoch hoffe ich für ihn, damit nicht irgendwann gegen die Wand zu fahren, weil er sich mit dem, was er tut, nicht mehr weiterentwickeln kann und damit an seine Grenzen stösst. Was kommt dann?
Es geht mir hier nicht darum, zu einem Ergebnis zu kommen. Das geht auch gar nicht. Es ist auch nicht meine Aufgabe, mir für ihn Gedanken über Konzept und Entwicklung seines Channels zu machen. Ich hoffe, dass dieser Kanal weiter existieren kann, in dem Wissen, dass es viel Schlimmeres auf diesem Gebiet gibt, als Rob. Er ist wenigstens noch witzig. Mich interessiert mehr, was solche Musiker für die „normalen“ Fans bedeuten, ob und wie sehr sie überhaupt wahrgenommen werden (immerhin hat er über eine Million Abos). Es ist für mich eine eigene Form, sich mit dem Metal auseinanderzusetzen, jedoch mit mit einem gewissen Gefahrenpotential. Er dürfte wohl immer wieder das Problem haben, von Leuten nicht verstanden zu werden mit seiner Kunst. Wobei er auch damit nicht der erste und dumm wäre, sich darum zu scheren.
Ich sehe das hier eher als einen Gedankenanstoß. Sind Typen wie Rob Scallon gut für die Musik? Würde es einen Unterschied machen, ob es sie gibt oder nicht? Schreibt doch mal.
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3 Kommentare
Dass es Typen wie Rob gibt, ist für die Entwicklung einer unbeschwerten Sicht auf Musik in meinen Augen wichtig. Hier ist einer, der technisch hohes Niveau liefert und mit diesem Können und Einfallsreichtum spielerisch schafft. Musik bedeutet Spaß, Freude, Aktivität und Bewegung, geistig wie körperlich. Robs YouTube-Präsenz ist darüberhinaus ein Konzept, dass auf diese Art Entertainment ausgerichtet ist. So wie jedes Unterhaltungskonzept wird auch dieses irgendwann sein Limit erreicht haben und entweder in gewohnter Weise weitergehen oder ein Ende finden. Und die Frage, ob Robs Arbeit für die Musik bzw. deren Entwicklung als Ganzes wichtig oder unwichtig ist, ist unerheblich, weil es in Bezug auf Musik kein wichtig und unwichtig gibt. Rob hat vielleicht den einen inspiriert, den anderen nicht ein bisschen. Musik eine Wertigkeit entgegenzubringen ist problematisch, weil weil man so viele unterschiedliche Standards und Vergleichspunkte anwenden könnte.
Rob Scallion ist ein perfektes Beispiel für jede Menge musikalisches Talent und Innovation, es fehlt jedoch irgendetwas an der Sache. Und ich denke es liegt einfach daran dass man musikalische Ideen nicht immer am besten mit einem Gimmick beladet und dann so ausführt. Was er macht ist im Endeffekt Metal als Attraktion und als Gag.
ganz ehrlich, rob macht viel mehr als nur Musik Covern. abgesehen von Songwriting macht er auch viele experimentelle videos und zeigt und erklärt neue Instrumente auf denen er metal songs aber auch den Instrumenten angebrachte lieder spielt.
dieser Artikel zeigt nur wieder, dass alte Leute sich nicht auf das moderne internet einlassen wollen. peinlich, deabonniert.