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Josh Homme hält doch keiner aus – Interview mit ALL THEM WITCHES

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Bevor die Jungs von ALL THEM WITCHES die Bühnenbretter Berlins unsicher gemacht haben, habe ich die Möglichkeit genutzt und mich mit Sänger und Bassist Charles Michael Parks Jr. getroffen und ihm auf den Zahn gefühlt, was es mit besoffenen Deutschen, missglückten Tourplänen und Träumen von seinen Vorfahren auf sich hat. Was sofort auffiel: Nicht nur auf der Bühne ist Parks (wie er wirklich nur angesprochen werden möchte) ein total lässiger Typ! Zum Konzertbericht im Heimathafen Neukölln gehts übrigens HIER entlang!

Das Interview

S: Hey Parks, schön euch wieder in Deutschland zu haben. Ich hoffe, ihr hattet einen angenehmen Flug?!

Parks: Wir freuen uns auch echt wieder hier sein zu dürfen. Tatsächlich war unser Flug der schlimmste, den wir je hatten. Zuerst flogen wir von unserer Heimat Nashville nach Toronto, um dann dort am Flughafen 11 Stunden festzusitzen. Unser Anschlussflug nach Deutschland wurde dann für mich auch nicht viel komfortabler. Ich saß in der allerletzten Reihe neben einem besoffenen Deutschen, der die ganze Zeit geschnarcht hat. Vor einer langen Tour ist das ein absoluter Stimmungskiller, aber ich habe zum Glück noch eine Mütze Schlaf bekommen und bin jetzt ausgeruht.

S: „Sleeping Through The War“ ist jetzt seit 7 Monaten auf dem Markt. Für mich ist es bisher das absolute „Album des Jahres“. Gab es auch negative Rezensionen?

Parks: Ich habe 1 oder 2 Reviews gelesen, in denen wir Kritik einstecken mussten. Trotzdem beeinflusst negative Kritik unsere Musik gar nicht. Normalerweise versuche ich Reviews auszublenden, doch irgendwann ist der innere Schweinehund größer, denn du willst ja auch erfahren, ob den Leuten deine Musik gefällt.
An eine Rezension erinnere ich mich noch ganz besonders. Der Typ meinte, dass er mit dem Artwork von „Sleeping Through The War“ nicht klarkommen würde, da es ihm zu auffällig sei und es ihn beim Hören der Songs zu sehr ablenken würde.

Charles Michael Parks Jr. bei bester Laune und Tee

S: Euer aktuelles Album habt ihr in 4 Tagen geschrieben und in 6 Tagen aufgenommen. Wie würde es klingen, wenn ihr heute mit den Aufnahmen beginnen würdet?

Parks: Nein, eigentlich hatten wir im Studio nur nicht viel mehr Zeit. Wir waren gerade im Stress zwischen 2 Touren, deswegen musste es ziemlich schnell gehen. Wenn wir heute mit den Aufnahmen beginnen würden, würde es ziemlich „interessant“ klingen. Wahrscheinlich komplett anders, als es tatsächlich klingt. Wir haben heute zum Soundcheck das erste Mal seit über einem Monat wieder zusammen Musik gemacht. Es würde sich also wahrscheinlich ziemlich lotterig anhören.

„Rock, und alles drumherum, langweilt mich nur noch.“

S: Eure Songs sind sehr vielschichtig. Gibt es eine Band, von der du sagen würdest, dass sie euch maßgeblich beeinflusst?

Parks: Nein, ich würde nicht sagen, dass wir von einer Band besonders beeinflusst werden. Natürlich gibt es Musikgruppen, bei denen wir uns alle einig sind, dass wir sie richtig gut finden. Ich habe das Problem, dass ich öfters über Monate hinweg eine Band höre und die anderen Jungs versuche von der Musik zu überzeugen. Wenn ich sie irgendwann mal an dem Punkt habe, dass sie sagen: „Jo, coole Truppe“, kann ich sie mir meistens schon nicht mehr anhören, weil mich deren Musik nervt. Im Moment ist es so, dass Rap mein größter persönlicher Einfluss ist. Rock, und alles drumherum, langweilt mich nur noch. Aufgewachsen bin ich mit dem Blues. Nicht der „elektrische“, sondern eher mit Künstlern wie Leadbelly und Skip James.

S: Wie würdet ihr euren Musikstil nennen?

Parks: Ganz einfach Rock! Oder warte… Am ehesten vielleicht Psychedelic Blues Rock.

Während des Interview bespannen Ben McLeod (g.) und Robby Staebler (d.) die Gitarre

S: Habt ihr vor der Show feste Rituale um euch in Stimmung zu bringen?

Parks: Ich spiele vor den Shows meistens noch etwas Bass oder versuche meine Gitarrenskills etwas aufzubessern. Heute gibt es mal Tee aus der Heimat. Wenn du fast das ganze Jahr weit von deiner Heimat entfernt bist, tut es mal gut, wenigstens etwas heimatliches zu schmecken. Irgendwann kommt auf der Tour immer der Moment, in dem du einfach keine Lust mehr hast und nur noch nach Hause möchtest. Um dieses Gefühl wenigstens etwas zu unterdrücken, ist der Tee eine gute Lösung.

S: Keine Drogen oder Alkohol?

Parks: Mal mehr, mal weniger. Heute ist unser Tourauftakt und da wäre es blöd, sich gleich komplett ins Delirium zu schießen. Den Kater schleppst du dann noch die ganze Woche mit dir herum.

S: Ich habe mal gelesen, dass ihr mittlerweile überhaupt nicht mehr probt. Bekommen dadurch die Fans zu Beginn einer Tour schlechtere Konzerte zu sehen?

Parks: Auf keinen Fall. Jede Show ist eine neue Herausforderung und wir versuchen immer an unsere Grenzen zu gehen. Da wir ca. 200 Konzerte im Jahr geben, sind Proben ziemlich überflüssig. Wir spielen schon seit Jahren in dieser Besetzung zusammen und jeder weiß, was der andere auf der Bühne im nächsten Moment tun wird. Die Fans sollten heute Abend auch nicht enttäuscht werden, auch wenn wir jetzt zum ersten Mal seit 6 Wochen wieder zusammen auftreten. Jeder unserer Auftritte ist halt einzigartig.

S: In einem Interview, welches ihr vor einem Jahr gegeben habt, meintet ihr, dass ihr gern mit QUEENS OF THE STONE AGE touren würdet. Die sind jetzt im November hier in Berlin zu Gast. Irgendwie vermisse ich euch auf den Tourplakaten.

Parks: Ich glaube einfach, dass wir für die zu uncool sind. Nein, mal im Ernst. Ich glaube, keiner von uns würde Josh Homme länger als eine Woche ertragen. Außerdem sind wir nicht so die „Vorband-Typen“. Als Vorband bist du nur im Stress und alle treten dir in den Arsch. Das macht auf Dauer keinen Spaß. Einer Headliner-Tour mit QUEENS OF THE STONE AGE im Vorprogramm wären wir aber trotzdem nicht abgeneigt. Wären wir die Vorband, würde ich trotzdem alles geben. Ich vertrage eine Menge Stress.

„Jeder soll so leben, wie er sich am wohlsten fühlt!“

S: Wer ist eigentlich dieser „Charles William“?

Parks: Das war mein Großvater. Tatsächlich heißt jeder männliche Part meiner Familie Charles. In dem Song geht es darum, wie ich die Beziehung von meinem Großvater zu meinem Vater sehe. Ich hatte mal einen Traum, in dem ich im Körper meines Vaters zusammen mit meinem Großvater unter dem Sternenhimmel spazieren ging. Allerdings existierte mein Großvater gar nicht. Er erschien in etwa als sprechender Grabstein und erzählte mir Geschichten von früher. Halt so Sachen, die du von deinem Vater erzählt bekommst. Ich träume echt ziemlich viel Scheiße, aber an diesen Traum werde ich mich noch ewig erinnern. Deswegen schrieb ich einen Song darüber.

S: Ich schätze, dass etwa 90 % unserer Leser eingefleischte Metalfans sind. Also eigentlich nicht eure Zielgruppe. Wie würdest du sie dennoch überzeugen wollen, sich mit eurer Musik zu beschäftigen?

Parks: Ich hab schon viele Metalheads gesehen, die von Freunden überzeugt wurden zu unserer Show zu kommen und im Nachhinein total begeistert waren. Vorher haben sie um psychedelischen Blues Rock einen riesengroßen Bogen gemacht und jetzt sind sie Fans von uns. Wenn ihr aber zu engstirnig seid, um euren Horizont ein bisschen zu erweitern, dann ist das so. Juckt mich auch nicht. Wenn ihr auf eine Show von uns kommt, könnt ihr ja auch gern wieder gehen, wenn es euch nicht gefällt oder halt wiederkommen, wenn es euch zusagt. Du kannst es niemals allen recht machen. Ich will den Leuten auch echt nichts aufzwingen. Jeder soll so leben, wie er sich am wohlsten fühlt!

S: Parks, ich danke dir vielmals, dass du dir für meine Fragen Zeit genommen hast und hoffe, dass wir uns bald mal wieder über den Weg laufen!

Parks: Ich habe dir zu danken! Viel Spaß auf unseren Shows!

 

ALL THEM WITCHES Webseite
ALL THEM WITCHES Facebook

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Tobias Totz und

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