Keine Zeit mehr für die Musik

Folgende Gedanken spiegeln lediglich die Sichtweise des Autors auf das „Problem“ und sind nicht
als „wissenschaftliche Kolumne“ anzusehen.

Seit Tagen geht mir ein Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Als ich die ersten Gehversuche mit dem Genre Metal hatte, konnte ich nicht genug davon bekommen. Es stand nicht zur Debatte, dass ich jemals von diesem Genre oder gar der Musik zu viel bekommen würde. Heute ist das anders.

Nahezu für jede Stimmung geeignet: MOTÖRHEAD

Die Anfänge

Jede Band war neu. Jeder Tipp von Freunden oder Bekannten wurde dankbar aufgenommen, um mein riesiges Puzzle an (Musik-) Kultur zu vervollständigen. Musik war immer präsent. Auf dem Weg zur Arbeit, wenn man „nur“ in die Leere starrte, weil man keine Lust hatte, die Mitmenschen zu betrachten. Zu Hause, wenn die Schule aus war, oder auch auf dem Heimweg von einem Konzert.

Weiterhin gab es gewisse Interpreten, die ich nur in den eigenen vier Wänden genießen wollte. Etwas Privates, dass nur wenige Menschen teilen durften, um meine Gedanken dahinter zu verstehen. Dafür hatte ich mir 2008 nach einem Konzert die erste eigene Schallplatte gekauft. Allerdings konnte ich sie damals nur im Wohnzimmer hören und das natürlich auch nur, wenn meine Eltern nicht zu sehr davon genervt waren. Das hat der Musik eine besondere Bedeutung für mich verliehen. Irgendwann kaufte ich dann aber auch meinen ersten eigenen Schallplattenspieler.

In traurigen Momenten unglaublich bereichernd: WARNING

Sogar mit USB-Anschluss, um das Vinyl bei Bedarf zu digitalisieren. Das habe ich jedoch lange Zeit vermieden, schließlich war die Hörmethode doch außergewöhnlich in einer Zeit, in der MP3-Dateien immer mehr an Beliebtheit erlangten. Die Freude, sich mit den Werken in die eigene Wohnung zu verkrümeln, stieg damit weiter an. Es vergingen Jahre, die Sammlung an Bands und Alben wuchs kontinuierlich.

Irgendwann habe ich die Platten dann doch digitalisiert. Schließlich nutzen sich die Teile ab und seltene Exemplare muss man leider irgendwann schonen (außer, man kauft sich Wiederveröffentlichungen).

Mittlerweile kam die alte Begeisterung (aus dem Kindesalter) für Tapes wieder auf. Ein „neues“ Medium sozusagen, das ebenfalls ausschließlich zu Hause gehört werden konnte (zumindest in meinem Fall). Jahre später kaufte ich mir aber meinen ersten Walkmann, mit dem Kassetten digitalisiert werden konnten. Der Grund dafür: meine Musikanlage fraß neuerdings Tapes und hinterließ spürbare Soundfehler. Also begann das gleiche Spiel von vorne. Trotz allem bin ich nun größtenteils im digitalen Zeitalter angekommen. Na prima.

Heute

Durch meine Arbeit und das Privatleben habe ich nun weniger Zeit, Musik zu hören. Und hier beginnt das eigentliche „Problem“.
Man hat Feierabend und bleibt den Abend über im Eigenheim. Die Lust auf Musik bleibt aus. Anfänglich durchsucht man seine Regale eine gefühlte Ewigkeit, nur um am Ende doch nichts auszuwählen. Im Laufe der Zeit greift die Hand immer seltener zu diesem Ort. So ging es mir früher oft in Zeiten der Depression (auch wenn ich diese Episode zum Glück hinter mir habe). Lieber vor dem Computer gammeln, sich von belanglosen Dingen berieseln lassen. Oder Freunde treffen, die allerdings nicht dasselbe Interesse an (Metal-) Musik teilen. Willkommen im Dasein eines Erwachsenen.
Neue Alben rufen selten dauerhafte (und vor allem ernsthafte) Jubelstürme hervor. Es heißt ja, dass für jede Stimmung eine Musik existiert. Welche gibt es aber für diese? 

Ein Garant für gute Laune

Schließlich greift dieses „Gefühl“ auf die eigene Musik über. Selber musizieren und  sich dabei völlig in den Tönen zu verlieren ist
genauso kompliziert geworden. Ein Fall von Routine? Eine Phase des Überschusses vielleicht? Und wann gibt sich das wieder? Ich will keinesfalls wie so viele Menschen enden, die Musik nur nebenbei, zur Füllung der Stille konsumieren. Als Radiohörer, sozusagen. Wann habe ich das letzte Mal dagelegen und Songtexte studiert, um die Gedanken dahinter zu entschlüsseln? Ich weiß es nicht mehr. Traurig, aber wahr.

Die Ungewissheit darüber, nicht zu wissen, wann und ob diese Phase endet, ist frustrierend. Ich könnte ja versuchen, mich zur Musik zu „zwingen„, obschon klar ist, wie das enden würde.
Zum Glück schreibe ich (unglaublich) gerne für dieses Magazin und stelle mich dieser Teilnahmslosigkeit. Sonst wäre das Resultat am Ende die Aussetzung der alltäglichen Stille.

Klingt ziemlich nach „Problemen aus der ersten Welt“ oder „Mimimi„. Ist es auch, gewissermaßen. Trotzdem bleibt es frustrierend.
Lasst mir eure Meinung dazu da. Schildert eure Erfahrungen mit dieser Thematik und schreibt gerne ein paar Neuentdeckungen aus dem Bereich des Metals auf.

 

Keine Lust auf Konzerte? HIER belesen und eines Besseren belehren lassen.


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