Kuschelrock und Pizza sind angesacht! – Bad Bones
BAD BONES – Demolition Derby
Veröffentlichungsdatum: 15.12.2016
Dauer: 40 Min.
Label: Sliptrick Records
Soo, Freunde des guten Musikgeschmacks! Jetz rasen ja mittlerweile wieder die besinnlichen Tage des Jahres auf einen zu, wat einen vor so manche Probleme stellt. Nich nur, dat man Geschenke ohne Ende kaufen muss, sondern man muss sich auch noch musikalisch darauf vorbereiten, viel Zeit mit geliebten Menschen zu verbringen, die nicht unbedingt auf unser ebenso geliebtes metallisches Geschepper stehen. Und genau für so nen Fall hätt ich wat für euch! Wenn euch die Zeit mit euren Liebsten viel wert ist und ihr nicht auf die Klänge von Gitarre und Schlagzeug verzichten wollt, dann gebt euch doch einfach mal, genau wie ich, die italienische Kapelle BAD BONES.
Wat machen die da eigentlich?
2007 fand sich die erste Besetzung dieser Band zusammen und veröffentlichte zwei Jahre später ihr selbstproduziertes Debütalbum „Smalltown Brawlers“. Doch wat genau machen die denn nu überhaupt? Ja, dat is hier die große Frage! Also offiziell wird laut Bandangabe auf der Bühne richtig uriger Hard Rock gezockt, der aber auch von klassischen Heavy Metal-Bands (IRON MAIDEN etc.) beeinflusst sein soll. Ich bin gespannt, was mich da so erwartet, denn eigentlich bin ich nicht so der Hard Rock-Typ, aber das mit dem klassischen Heavy Metal-Einfluss könnte vielleicht interessant werden.
Jetzt lautet die Devise aber ersma anschnallen – im wahrsten Sinne des Wortes – denn der erste Song begrüßt den geehrten Hörer mit den Geräuschen eines Autorennens. „Me Against Myself“ beginnt mit angenehmen Riffs, die zwar nichts mit Heavy Metal zu tun haben, aber trotzdem den Hintergrund des Autorennens wiedergeben. Aber wo zur Hölle ist denn bitte das italienische Temperament geblieben? Also, ich muss erstmal kurz nach ner passenden Beschreibung suchen, ohne gleich beleidigend zu werden: ganz ehrlich, der Titel klingt richtig klischeehaft nach nem amerikanischen College-Typen, der versucht, mit der Musik seine Pubertätsprobleme zu verarbeiten. So hab ich mir die ganze Klamotte nicht vorgestellt!
Aber vielleicht bessert sich das ja noch im Verlauf des Albums. „Endless Road“ beginnt auf jeden Fall schon mal vielversprechend, man könnte sogar sagen, ich fühle mich ein ganz klein wenig an AC/DC erinnert. Aber nach ungefähr einer Minute wird auch dieser Song von meinem ersten Eindruck eingeholt. Während des Refrains sehe ich vor meinem geistigen Auge die Titelsequenz einer US-amerikanischen High-School-Serie. Aber wenn man mal ehrlich ist, dann sind es primär nur die Vocals, die zumindest diesen Song so richtig glattgebügelt erscheinen lassen. Wirklich glänzen kann „Endless Road“ eigentlich nur durch das Gitarrensolo, während der Sänger seine Stimmbänder mit Sonnenblumenöl einzureiben scheint.
Zu buttrig?
Gut geschmiert gehts weiter mit „Some Kind Of Blues“ und siehe da, KISS is in the house! Aber nur für ein paar Augenblicke – denn das Öl für die Stimmbänder hat wirklich gute Arbeit getan, sodass der Gesang den Blues im Titel sauber einbringt. Aber irgendwas bei diesem Song ist anders als bei seinen Vorgängern? Genau, dieses klischeehaft Serien- und Hymnenartige ist endlich weg, sodass man sich den Track wirklich gut anhören kann und die Langeweile verfliegt allerspätestens mit dem hohen Scream zum Finish des Songs.
Irgendwie geweckt, catcht mich schon das quicklebendige Gitarrenintro von „Stronger“ und ich muss sagen, dass sich das Album langsam echt macht. Mittlerweile kommen kreativere Gitarrenriffs und ausgefallenere Soli zum Vorschein, die auch wirklich Spaß machen. Gleichzeitig müssen wohl die Stimmbänder des Frontmanns zumindest ein kleines bisschen an Schmierflüssigkeit verloren haben, denn man bekommt immer mehr Gesangsfacetten auf dem Silbertablett serviert, wobei das Ganze aber immer noch ein wenig zu glattgebügelt wirkt.
Hab ich nicht anfangs erwähnt, dieses Album könntet ihr euch mit euren Liebsten oder sogar eurer Liebsten anhören, die kein Metal mag? Dann ist „Rambling Heart“ genau der richtige Song dafür: slow tempo, passender Songtitel, eben richtiger Kuschelrock! Gut, nach etwa der Hälfte des über Fünf-Minuten-Tracks, sehne ich mich wieder nach etwas mehr Action, obwohl die Soli die Langeweile erträglich machen. Aber solange es dem weiblichen Wesen neben mir auf der Couch gefällt…
Als nächstes werde ich mit „Rusty Broken Song“ beschallt und meine Gesuche nach mehr Action werden tatsächlich erhört – war grade die Frau noch an der Reihe, darf der Mann jetzt auch! Ein rasantes Intro mit Drums und Gitarren holt euch ab und führt euch durch einen typischen Hard Rock-Song der aus den 60er-70er Jahren stammen könnte. Die Gesangsleistung scheint sich mit jedem Song noch ein bisschen weiter zu steigern, sodass vor allem in „Rusty Broken Song“ durch eine gute Mischung aus passenden Höhen und rhythmischem Clean-Gesang Kurzweiligkeit aufkommt.
Schlag auf Schlag gehts jetzt, denn als nächstes haben die fuchsigen Italiener mit „Red Sun“ wieder was aus der Kategorie Kuschelrock für die Freundin eingebaut. Ruhig und ohne großartige gesangliche oder instrumentale Spielereien, kann man sich so sehr gut den garantierten Streicheleinheiten hingeben.
Wo gehen die Italiener denn jetz den Most holen?
Irgendwie kann man schon an den Track-Namen erkennen, ob der aktuelle Song für Männlein oder Weiblein gemacht sein soll, „A Perfekt Alibi“ ist mal wieder an erstere gerichtet. Mehr Spannung und weitaus verspieltere Songkomposition in allen Bereichen, wenngleich ich mir generell eine etwas tiefere Tonlage wünschen würde. Das wäre mal was anderes, als immer nur Ausflüge in die Höhe.
Ja guck ma einer an, wat hamm wa denn da auf eima?? „Shoot You Down“ überrascht mich aber jetzt gewaltig. Eine Mischung aus tiefen Bassparts à la MOTÖRHEAD und ein bisscken AC/DC bei den Vocals hammse auch noch ausgegraben! Mal ne andere Tonlage zwischendurch und instrumental ein bisscken watt Rustikaleres tischen die BÖSEN KNOCHEN hier auf. Bitte mehr davon!!!
Und es geht vielversprechend weiter. Dieses Mal wieder von KISS inspiriert, spielen BAD BONES in „The Race“ wieder altbekannten Stil, nur wesentlich besser als in den ersten Songs des Albums! Mehr Tempo und Gekratze und vor allem Vielfältigkeit in der Tonlage bei den Vocals, geben den technisch hoch angesiedelten Gitarren und Drums die richtige Würze. Langsam kann ich mich echt für diese Band begeistern! Und das Grande Finale kommt ja noch!
Und das hats echt in sich. Ich lehne mich jetzt ganz weit aus dem Fenster und behaupte einfach mal, zusätzlich zu KISS, einige Einflüsse der ersten IRON MAIDEN-Alben herauszuhören! Sehr fein gemacht, die Herren Italiener! „Demolition Derby“ besticht durch ein geniales Intro, einen sehr einprägsamen Chorus und dann fällt mir etwas auf, dass ich hier im letzten Song zum ersten Mal bewusst wahrnehme – die Backgroundvocals sind passend eingesetzt. Definitiv der beste Song des Albums und ich muss fast schon sagen, leider schon der letzte.
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Dies ist ein Beitrag von Noch-Gastautor: Preuße
Autorenbewertung
Vorteile
+ stetige Verbesserung
+ auch für die (nicht Metal begeisterte) Freundin gut hörbar
+ starker Abschluss-Song
Nachteile
- Album gewinnt erst spät an Qualität
- Format von Titelhymnen einiger Songs für Fernsehserien
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2 Kommentare
Cooler Beitrag ich mag den Autoren echt. Würde gerne öfters von ihm lesen. Er beschreibt korrekt, spannend, und witzig
Moin Simon,
vielen Dankeschön für dat Kompliment. Der nächste Artikel ist schon in Arbeit:-D