Lichtschwerter die Blast-Beats spielen

QUI GON’S HERITAGE – EP//sode II
Veröffentlichungsdatum: 30.10.2016
Länge: 16:34 Min.
Label: Self-released

Deathcore-Bands gibt es zur Genüge und Metalcore-Bands erst recht. Einen eingängigen Hybrid haben QUI GON’S HERITAGE geschaffen. Nicht nur langatmige Breakdowns und Blast-Beats, sondern auch „djent“iger Groove und klarer Gesang kommen zum Einsatz. Ein frischer Sound, der vielleicht zusammengewürfelt klingt, es aber nicht ist. Hier gibt es sogar Soli! Man will eindeutig keine schnell gekochte Einheitspampe verkaufen. Konsequent bleiben die Krieg der Sterne-Fans bei der Betitelung ihrer EP. Für die, die nicht wissen wer Qui Gon sein soll, sei so viel gesagt: Er ist ein Jedi-Ritter aus der Episode 1 der Star Wars-Reihe. Dennoch stört mich der weit hergeholte Wortwitz „EP//sode II“ ein bisschen, aber die Musik zählt, habe ich Recht? Deswegen lassen wir das Cover auch außen vor, was zwar sofort nach Core-Underground und „Core-Classics“ aussieht, aber meinen persönlichen Geschmack nicht trifft.

Gesanglich wird hier angezogen, aber der Aufbau der Songs insgesamt ähnelt sich sehr stark. Über die knackige Länge dieser EP funktioniert das astrein, sollte aber auf einem längeren Werk abwechslungsreicher gestaltet werden. Die Gitarrenarbeit ist teilweise sehr stumpf – das ist bei Deathcore und Death Metal ja vorprogrammiert – kann aber dennoch mit melodischen und „djent“igen Teilen überzeugen. Das beweist auch das Gitarrensolo, eine längst ausgestorbene Art im deutschen Core-Untergrund, wo das „Vor-sich-hin-chuggen“ die Überhand gewonnen hat. Das man musikalisch mehr kann als das, beweisen die Jungs aus Halle (Saale) mit dieser EP. Das gewisse Etwas bringt das orientalische Riffing. Da denke ich sofort an AFTER THE BURIAL, wenn Songs wie „Pessimist“ angespielt werden.

Obwohl ich dem Sänger eher skeptisch gegenüberstehe, bleibt sein Auftritt solide. Skeptisch bin ich, weil es zum Beispiel auf „Insights“ einen Breakdown mit vorangestellten, hochgewürgten Ausdrücken gibt. Damit meine ich das leider etablierte „Blegh!“, welches ich am liebsten verbieten würde, da es das Core-Klischee schlechthin geworden ist. Der klare Gesang auf „Insights“, ein Gastauftritt des Sängers von BEYOND THE SETTING SUN, kann mich jedoch überzeugen und erinnert mich an bekannte Kollegen aus der deutschen Szene wie BREAKDOWN AT TIFFANYS. Die restlichen Gesangseinlagen beschränken sich auf die gleichen Tonlagen und bleiben oft in der Komfort-Zone des hörbar unerfahrenen Sängers. Aber genau für solche Entwicklungen sollte man sich als Band Zeit nehmen und nicht sofort eine LP nach der anderen raushauen. Das haben unsere Jedi-Ritter verstanden und können bestimmt sehr bald ihr volles Potenzial entfalten.

Leider entfernt man sich mit dieser Veröffentlichung etwas von dem technischen Stil, der an die Alien-Fetischisten von RINGS OF SATURN angelehnt war. Die Melodie-Einlagen hat man auf der zweiten EP verstärkt, wie „Dead End Horizon“ und „Trapped“ zeigen. Bouncige Gitarrenarbeit und großartige Aufbau-Arbeit vom Schlagzeug sorgen trotzdem weiterhin dafür, dass der Druck nicht oft verloren geht. Wenn dieser dennoch flöten geht, fällt das jedoch sofort auf und hat gravierende Auswirkungen auf das Hörerlebnis. Vor allem beim dritten oder vierten Durchlauf der Platte merkt man, dass sowas auf einem Langspieler nicht funktionieren kann. Durch die dramatische Unterstützung des Synthesizers gibt es zwar eine weitere Ebene, welche die Songs voneinander abgrenzen kann, aber die wird eher spärlich genutzt. Deswegen sind die wahrscheinlich größten Mängel beim Songwriting und Aufbau zu finden. Mehr instrumentale Pausen und Abwechslung werden benötigt, um das Gesamtpaket aufzuwerten. Gute Ansätze dafür findet man auf „Pessimist“ und „Trapped“.

 

Autorenbewertung

6
Mit dieser Veröffentlichung, und der damit zweiten Episode in der Geschichte ihrer Band, machen die Deathcore- und Star Wars-Junkies nicht viel falsch. Stellen, an denen man sich langweilt, gibt es bis nach dem mehrfachen Hören der EP kaum. Genau deswegen aber sollte an der Songstruktur und dem Gesang ein bisschen geschraubt werden, ehe man sich an den ersten Spielfilm setzt. Vielleicht findet dieser dann öfter den Weg in das CD-Fach meines R2D2.
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6 / 10 Punkten

Vorteile

+ deftig hart
+ Soli
+ einige Einflüsse aus Metalcore und technischem Death Metal
+ melodische Verschnaufspausen

Nachteile

- zu wenig ausgefallenes Song-Writing
- (der Wortwitz im Namen der EP)
- eintöniger Gesang
- Synthesizer kommt kaum zum Einsatz

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