Lockenziegen im Leipziger Westen! – Year Of The Goat LIVE!

Seit mittlerweile fast 4 Jahren wohne ich nun in Leipzig, habe fast alle Konzertlocations mindestens ein Mal besucht, doch das Westwerk war mir bis letztes Wochenende gänzlich unbekannt. Umso schöner ist es, dass ich diesen riesigen Industriekomplex bei dieser geilen Tourkombi nun endlich mal besuchen durfte. Am 10. Februar hatten sich die 2 Schweden-Kombos YEAR OF THE GOAT und THE ORDER OF ISRAFEL angekündigt. Leider blieb die Planung nicht ganz pannenfrei und so taten sich die Veranstalter schwer, eine Vorband zu engagieren. Zu allererst cancelten die norwegischen Doomheads TOMBSTONES die komplette Tour, ehe auch die dafür eingesprungenen Leipziger Lokalmatadore QUALLUS ihren Auftritt krankheitsbedingt einen Tag vorher absagen mussten. „Egal“, dachten sich die Veranstalter und sorgten dafür, dass THE ORDER OF ISRAFEL und YEAR OF THE GOAT einfach mehr Spielzeit bekommen sollten, was sich vor allem auf die Vorband positiv auswirkte.

Weniger Licht – mehr Musik!

Nicht ganz pünktlich, aber auch nicht mit übermäßiger Verspätung, starten dann auch endlich THE ORDER OF ISRAFEL mit ihrem Opener „Staff In The Sand“. Schon zu Beginn ist der Konzertraum gut gefüllt, ohne aber aus allen Nähten zu brechen. Das habe ich allerdings auch bei solch einer starken Truppe, rund um Ex-CHURCH OF MISERY-Gitarrist Tom Sutton, durchaus erwartet. Ihr Doom Metal kann mich auch sofort überzeugen, wodurch es nicht lange dauert, ehe ich mir einen Platz an der Bühne ergattert habe. Und nicht nur musikalisch machen die Schweden ordentlich was her. Nein, auch optisch ist es ein Genuss, dieses fette Brett zu begutachten. Sowohl Schlagzeuger Hans Lilja, Tom Sutton, als auch sein Unterstützer am Sechssaiter Staffan Björck haben ein und dieselbe Haarstruktur, die jeden Königspudel vor Neid erstarren lassen würden.
Während ihrem Auftritt überraschen mich die Skandinavier vor allem mit ihrer Flexibilität. Vom wütend stampfenden Doom bis hin zu flotten, durchaus ein wenig an BLACK SABBATH erinnernde Parts wird mir hier der perfekte Mix geboten. Highlights des Sets sind für mich eindeutig „On Black Wings, A Demon“ und die Zugabe „Wisdom“ von ihrem gleichnamigen Debütalbum. Ein absolut gelungener Auftritt.

Ein wahres Occult-Rock-Schwergewicht!

Nun aber die Gatter öffnen und die Ziege hineinbeten

Kurz nach halb 11 soll es dann soweit sein. Mit „The Key And The Gate“ wird das gut einstündige Set der 6 Schweden eröffnet. Ich gebe zu, dass ich mit ihrem aktuellen Album „The Unspeakable“ noch nicht sonderlich gut vertraut bin. Auch nach mehrmaligen Durchläufen wollen mich die Songs nicht hundertprozentig überzeugen. Das liegt aber wahrscheinlich auch nur daran, dass die Truppe mit ihrem Debüt „Angels´ Necropolis“ aus dem Jahr 2012 exakt meinen Nerv getroffen hat und die Platte heute noch im heimischen Wohnzimmer hoch und runter läuft. Nach diesem Konzertabend bin ich allerdings der Meinung, dass ich mich wohl nochmal mit „The Unspeakable“ genauer beschäftigen sollte, da die Songs live schon ziemlich gut rüberkommen.
Ihr Set beinhaltet wirklich alles was ein Fan braucht. Sowohl von der ersten EP, als auch neues Material werden professionell und ohne irgendwelche Verspieler runtergezockt. Hierbei muss auch nochmal erwähnt werden, dass der Tontechniker an diesem Abend wirklich einen Sahnetag erwischt hat. Ein wunderbar differenzierter, nicht zu lauter und druckvoller Sound sind das logische Ergebnis. Vielen Dank dafür!

„Ich dachte immer, dass der YEAR OF THE GOAT-Sänger ein junges dürres Persönchen ist“ – Donna Promilla

Da hast du dich wohl geirrt, meine Liebe! Sänger Thomas Sabbathi hat schon ein paar mehr Kilos auf den Rippen und den Charme der ewigen Jugend versprüht er auch nicht mehr. Dennoch hört man ihm überhaupt nicht an, dass es schon der vorletzte Abend der Tour ist, und dieses Konzert bestärkt auch nochmal meine Meinung, dass er ohne Wenn und Aber einer der größten Sänger im aktuellen Rock-Geschehen ist. Nicht nur der Gesang ist großes Kino, auch musikalisch toben sich die Occult-Rocker ordentlich aus. Nach einigen Besetzungswechseln scheint sich nun eine gute Einheit formiert zu haben. Ein großer Vorteil war es sicher auch, dass Thomas Sabbathi schon vorher bei GRIFTEGARD zusammen mit dem aktuellen Bassisten und Gitarristen agierte und sie sich scheinbar blind verstehen. Allgemein ist die Saitenfraktion bei YEAR OF THE GOAT der wohl größte Schlüssel zum Erfolg. Jeder Part, in dem alle 3 Gitarren dasselbe Riff spielen, ehe eine Gitarre ausbricht, beschert mir eine höllische Gänsehaut.

Perfekte Gitarrenarbeit

„AAAAAHHHH AAAAAHHHH AAAAAHHHH ANGELS´ NECROPOLIS!“ – Flo und ich

Der Mittelteil des Sets besteht aus „For The King“, „Of Darkness“ und „Black Sunlight“, welche allesamt starke Songs sind, aber nicht über extremen Hitcharakter verfügen. Anders sieht es da schon bei „Angels´ Necropolis“ und „Spirits Of Fire“ aus, bei denen Flo und meine Wenigkeit lautstark mitsingen.
Mit „Riders Of Vultures“ verabschiedet sich das Sextett dann auch leider schon wieder von der nur mit dezentem Licht bestrahlten Bühne. Das kann es doch aber noch nicht gewesen sein!? Wars auch nicht! Mit „Song Of Winter“, einem Coversong, der auf der neuesten EP enthalten ist, lassen die Jungs den Abend jetzt endgültig ausklingen. Hier wird nochmal bewiesen, was die Schweden musikalisch drauf haben. Diese Gitarrenläufe schaffen es, das gut 150-200 Mann/Frau starke Publikum (kann mir mal jemand das Schätzen beibringen?) restlos zu verzaubern.

So endet um halb 12 ein sehr kurzweiliger Konzertabend in einer perfekt geeigneten Location. Danach wird noch mit Flo und Herrn Zecho bei feinstem Nordhäuser Kakao-Nuss-Edellikör über sämtliche Sachen gefachsimpelt, ehe wir unseren müden Kadavern noch etwas Schlaf gönnen. Schließlich stand für mich am darauffolgenden Abend schon wieder das nächste Konzert an. Dieses Mal allerdings eine Nummer kleiner. PRISMA – der neue heiße Scheiß aus Leipzig. Das Debütalbum ist schon in Arbeit. Seid gespannt!

YEAR OF THE GOAT
THE ORDER OF ISRAFEL


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