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MALADY – die Vergangenheit entführen

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MALADY – „Toinen toista“

Veröffentlichungsdatum: 16.03.2018
Länge:  40:49 Min.
Label: Svart Records / Cargo
Stil: Progressive Rock

Es gibt Bass-Spuren, die sind so verdammt einladend, ich könnte mich in sie reinlegen. Genau solche wurden in dieses Stück retro-geladener Rockmusik eimerweise geschüttet. MALADY haben nach zweieinhalb Jahren den Sound perfektioniert, der auf dem selbstbetitelten Debüt schon so gut funktionierte. Ihr gesamtes Klangbild leiht sich dabei ein beachtliches Stück des Prog-Rocks der 70er, daneben gedeihen instrumentale Arrangements und die seltenen Gesangspassagen bis zu einem unabdingbaren Ausbruch.

Dabei wird neben der langweiligen Kombination aus Gitarre, Bass und Schlagzeug selbstverständlich auch in die Prog-Kiste gegriffen. Querflöten („Tiedon Kehtolaulu“), nebst Violinen und Kontrabass („Laulu Sirasuksille“) verfeinern die Arrangements der zahlreichen Tasteninstrumente (Mellotron, Hammond-Orgel, das gute alte Wurlitzer Electronic Piano, Fender Rhodes).
An der Stelle möchte ich Svart Records danken, dass keines der Instrumente im Booklet übersetzt wurde und ich dadurch einen Sprung vom Beckenrand in die finnische Sprache machen konnte [Perkele!]. Aber mal im Ernst: das hat Spaß gemacht und Online-Übersetzer stinken!

Musikalisch verbringen MALADY die meiste Zeit damit, die seichten Stellen als Katalysatoren für die rockigen Ausbrüche zu nutzen. Das beruhigt und sorgt dennoch für eine gewisse Spannung: was lässt mich wohl als nächstes aufspringen? Sie fusionieren damit die zerbrechlichen Instrumental-Töne von OPETH mit den überschwänglich-optimistischen Seiten des Retro-Rocks. Offensichtliche Referenzpunkte zu PINK FLOYD oder KING CRIMSON verpassen der LP jedoch eine gewisse Austauschbarkeit. Auch in der direkten Gegenüberstellung mit dem Erstling haben die Lieder an Profil verloren, sich geradezu an der eigenen Glätte „abgerieben“.

Synthesizer als Appetizer

Trotzdem ist das Ergebnis so schön anzuhören, denn es regt zum Versinken in herrlich schnulzige Tiefen an. So illustriert dieser Silberling den Wechsel zwischen tropischer Wärme („Tiedon Kehtolaulu“) und finnischer Gemütlichkeit („Nurja Puoli“) auf eine unvergleichliche Art und Weise. Was ich schon hören durfte, erfüllt meine Ohren mit Frohlocken. Und die Einsteiger-Droge MALADY entführt die Vergangenheit (mit Gruppen wie WIGWAM) in unsere Zeit, die sich schon längst nach der damaligen Klar- und Einfachheit zurücksehnt. Vielleicht sage ich das aber auch nur, weil ich mich mit finnischer Rockmusik noch nicht genug auskenne. Liebe aufmerksame Leser, bitte erklärt mir, was „Manserock“ ist!

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Bild mit freundlicher Genehmigung von Malady

Autorenbewertung

7
Wer noch nicht genug in der Vergangenheit geforscht hat, findet in MALADYs "Toinen toista" seine Einführung in finnische Rockmusik. Progressiv, seicht und mit umso hervorstechenderen Höhepunkten verzaubert das Sextett den Hörer. Mich holt es lediglich an den zu offensichtlich beeinflussten Stellen nicht ab. Denn wo sich Retro-Charme zu breit macht, beginnt die Austauschbarkeit.
ø 3.7 / 5 bei 3 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

+ lockere, leise Töne
+ Melodien zum dahinschmachten
+ vielfältige Auswahl "altbackener" Instrumente

Nachteile

- zu glatt
- eine zu große Prise Nostalgie

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