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MARATHONMANN – Wenn der Post-Punk 3x klingelt

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MARATHONMANN – „Die Angst sitzt neben Dir“

Veröffentlichungsdatum:  19.07.2019
Länge:
40:14
Label:
Redfield Records
Genre:
Post-Punk/Post-Hardcore

 

Sooooo, der persönliche Festivalsommer ist abgehakt und zum Abschluss ein wenig ins Wasser gefallen, aber das ist eine andere Geschichte. Jetzt schweift mein Blick über die Liste der Neuerscheinungen, und da liest das ermüdete Auge etwas von Punk. Also beschließe ich mich dem ganzen zu widmen.

MARATHONMANN nennt sich die 2011 gegründete Gruppe aus München. Zugegeben, bei dem Bandnamen denke ich jedesmal an einen mit besonders ausdauernder Kondition gesegneten männlichen Darsteller aus Verfilmungen des horizontalen Gewerbes. Aber eine kurze Recherche erleuchtet mich endlich, dass der Bandname tatsächlich auf die Ausdauer der Band, auf das konstante Weiterlaufen zurückzuführen ist.

Auf ins Ungewisse

Ich schalte also die Welt um mich herum ab, und das Album „Die Angst sitzt neben Dir ein“. Und stutze erstmal kurz nach einem halben Lied. Bei Punk erwarte ich eine harte Stimme, schnell-gespielte 3-4 Akkorde und eine gewisse Grundaggressivität. Das hab ich hier nicht auf dem Ohr und so schaue ich noch einmal schnell in das Genre: Post-Punk oder auch Post-Hardcore.

Eine Genrebeschreibung, die ich mal wieder noch nie verstanden habe, weil da meiner Meinung nach alles möglich nach 1970 drunter fällt. Aber meiner Vorstellung nach bewege ich mich nun irgendwo zwischen Indie und deutschsprachigem punkig angehauchten Pop. Da gibt es zwar Bands die ich wegen Ihrer Einstellung respektiere, aber musikalisch so gar nicht mag. (Und das wurde jetzt auch nicht besser, nachdem ich am Wochenende PASCOW live gesehen habe! Und das läuft sogar schon unter Punk!)

Brauche ich jetzt die Ausdauer des Marathonmann?

Ich gehe also noch einmal – und zugebenermaßen voreingenommen – an das Album heran. Von den vorherigen Alben der Band habe ich noch keines gehört, aber der Name ist mir aus mehreren Platten-Gruppe geläufig. Dort habe ich schon öfter Alben der Band gesehen.

Und während ich mich innerlich schadenfroh darauf vorbereite so einen soften Indie-Kram in Grund und Boden zu schreiben, merke ich, wie ich immer aufmerksamer den Texten lausche und wie mich das Album mitnimmt. Und ich muss dann einfach feststellen: Es ist wirklich gut gemacht!

Harte Stimme, weicher Kern!

Es sind eben keine simplen Schmonzetten die in schmalzig-softem Gewand daherkommen, und auch keine Revoluzzer-Texte mit zu weichen Stimmen. Im Gegenteil es sind relativ düstere, nachdenkliche Texte die musikalische sehr, sehr gut untermalt sind. Dabei ist es auch mir nicht zu soft, sondern je nach Lied und Stimmung des Songs mal rockig und schnell und mal langsam und begleitend. Was mir auch sehr gefällt ist die Reihenfolge der Titel auf dem Album, denn hier wird verhindert das 2 langsame Stücke das Album in die Länge ziehen. Nach dem ruhigsten Titel „die Bahn“ kommt beispielsweise direkt das deutlich schnellere und rotzigste Stück „Schachmatt“, und diese Mischung steht dem Album sehr gut!

Und, es gibt noch einen weiteren deutlichen Pluspunkt, der mich in dem Genre überrascht: die verhältnismäßig raue und „wilde“ Stimme des Sängers, die auch dazu beiträgt das ich immer weiter zuhöre und das Ganze eben dann doch nicht zu weich wird.

Ein hoch auf die inneren Werte!

Definitiv das beste am Album sind aber die Texte. Davon ausgehend, dass diese wirklich selber geschrieben sind, hat hier jemand ein wirkliches Händchen. Denn die Texte sind so verfasst, dass man fast automatisch ins Nachdenken gerät und/oder in Erinnerungen schwelgt. Spontan fällt mir dabei das Lied „Alles wird gut, Alice“ ein, in dessen Text jeder alles hineininterpretieren kann. Würde man hier 100 Leute befragen, hätte wahrscheinlich jeder ein völlig verschiedenes persönliches Erlebnis, auf das der Text passt. Aber ohne, dass dieser dabei belanglos ist! Und das finde ich faszinierend!

Andere Stücke wie zum Beispiel „nie genug“ haben auch einfach eine klare Message, die ich sehr gut finde.

Fazit:

Da sitze ich nun also und muss zugeben, dass ich das deutschsprachige Post-Punk-Hardcore Album gut finde. Fällt mir jetzt nicht unbedingt leicht, aber das hat es verdient! Es wird auch sicherlich noch öfter laufen, und vielleicht laufen mir die Jungs auf einem Festival über den Weg, und auch da würde ich reinschauen gehen! Aus meiner Feder ist das bei bei diesem Genre also fast schon ein Ritterschlag! Ich mag die Texte, und die Art wie diese rübergebracht werden. Und ich mag die eben nicht so softe Ausrichtung, auch wenn emotionale und nachdenklich Texte dabei sind. Die Punktevergabe ist in diesem Fall also auf das Genre bezogen – und da sind die 8 Punkte hochverdient wie ich finde.

Achja: einen imaginären Pluspunkt gibt es noch für die optisch sehr schöne „Glow-in-the-Dark“-vinyl in der das Album erschienen ist, und die mir auf Bildern unheimlich gut gefällt!

Autorenbewertung

8
Ein sehr gut produziertes Album, das mir vorallem aufgrund seiner feinfühlig geschriebenen Texte in Erinnerung bleiben wird.Auch trotz meiner Vorbehalte gegenüber dem Genre bin ich sehr angetan von diesem Album
ø 4.7 / 5 bei 1 Benutzerbewertungen
8 / 10 Punkten

Vorteile

+ sehr gute Texte
+ musikalisch sehr gut untermalt
+ sehr gute Stimme

Nachteile

- Album ist mit 40 Minuten leider kurz

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