MEIN GRÜNES HERZ IN DUNKLEN ZEITEN – HSB IM KINO
Es ist genau diese Zeit, in der ich eigentlich von einer Spätschicht nach Hause komme, mir ein Bier aufmache und Netflix oder die Switch anmache. Punkt eins trifft auch heute zu, allerdings starte ich meine Schreibmaschine, genannt Laptop, um diesen Bericht zu schreiben. Die Eindrücke sind einfach noch wunderbar frisch.
Ich komme gerade aus dem REGINA PALAST in Leipzig, in dem „Mein Grünes Herz In Dunklen Zeiten“ gezeigt wurde. Das Leinwanddebüt von HEAVEN SHALL BURN. Wie hier in Leipzig oft üblich, wieder in Begleitung unserer Fotofrau Jule. Dass es heute natürlich keine Fotos gibt, sollte allen Kinofans bewusst sein. Der Film lief nur gestern zur Vorpremiere in Leipzig, sowie heute am 19.2. in diversen Kinos in Deutschland und Österreich. Logisch, dass man sich das als Fan der Band nicht entgehen lassen sollte. Außerdem wird er noch als DVD dem neuen Album „Of Truth And Sacrifice“ beiliegen, welches am 20.3. erscheint. Aber reden wir überhaupt von einem Film im klassischen Sinne? Nein, vielmehr handelt es sich um eine Doku. Sowas gab es schonmal als Bonus mit dem Titel „Leitmotiv“, welcher sich auf der DVD „Bildersturm“ befand. Allerdings kann man das schon rein qualitativ und vom Anspruch nicht vergleichen, aber dazu später mehr.
Wir lassen uns im gut gefüllten (aber nicht ausverkauften) Saal nieder und lassen erstmal die obligatorischen Werbefilmchen über uns ergehen. Als dann nach der klassischen Eiswerbung der zu Späßen aufgelegte Eismann den Raum verlässt, sag ich noch zu Jule „Sowas müssten die doch eigentlich mal mit Bier machen, würde sicher funktionieren!“. Keine 2 Sekunden später steht er wieder mit einer Mischkiste im Saal, was natürlich reichlich Anklang findet. Bitte auch in Zukunft so umsetzen!
SO VIEL MEHR
Der Film beginnt und wir werden zunächst mit vielen Impressionen zur Albumentstehung, den Proberäumen, dem Studio-Alltag und einigen weiteren Einblicken hinter die Kulissen unterhalten. Das macht sofort Appetit auf das kommende Werk und ist verdammt charmant präsentiert, da auch viele Menschen zu Wort kommen, die rein musikalisch eher wenig mit der Musik von HSB am Hut haben. Dafür aber zwischenmenschlich. Schnell wird besonders uns als Sachsen klar, warum der Saal an vielen Stellen zum lauten Schmunzeln animiert. Ich persönlich mochte aber gerade den Dialekt der (hauptsächlich) Thüringer schon immer sehr, das ist so ein kleiner Sympathiebonus.
Was im weiteren Verlauf folgt, sind genau die Dinge, welche namensgebend für den Film sind. Durch hübsch in Szene gesetzte Ortswechsel werden die einzelnen Mitglieder in ihrem Leben neben der Band begleitet. Und genau da spielt der Film seine Stärken aus. Wir erfahren, was Molle und Co. beruflich machen (ja, nicht jedes Mitglied lebt nur von der Musik), wie bei einigen die Kindheit verlaufen ist, wo sie aufwuchsen und was sie dazu gebracht hat, sich so zu engagieren, wie sie es eben tun. Da sind sehr viele neue Infos dabei, die sicher auch eingefleischte Fans noch nicht wussten. Ich zum Beispiel weiß jetzt, wo ich mal essen gehen werden, wenn ich in Erfurt bin. Wo das ist, erfahrt ihr aber am Besten selbst, wenn ihr euch den Film anschaut. Ein paar Details dieser Abschnitte wurden auch schon bei „Leitmotiv“ beleuchtet, allerdings muss ich zugeben, dass ich mir da noch nicht sicher war, was davon Jux oder Realität war. Denn diese Doku war sehr humorvoll gestaltet. Dadurch natürlich auf einem anderen Level, wie dieser aktuelle Streifen. All diese Filmabschnitte sind immer passend mit den Klängen der Band unterlegt und hier und da mit Liveausschnitten gespickt. Der Bezug zur Musik geht somit nirgends verloren. Auch wenn viele Jobs so weit weg vom Thema Musik sind, weiß man praktisch immer, mit wem man es zu tun hat. Und gerade durch diese Distanz sind die Kommentare der Menschen toll, die mit den Herren auf anderer Ebene zusammenarbeiten.
Später bekommen wir noch einen Einblick in die Arbeit mit einem Orchester. Gerade als Musikschaffender ist dieser Teil besonders spannend, ich wollte hinterher eigentlich noch so viel mehr erfahren. Es ging dabei speziell um den Song „Weakness Leaving My Heart“, welcher bereits veröffentlicht wurde. Durch den Film hör ich da nun noch etwas genauer hin. Sehr schön! Ebenfalls wissen Kinogänger auch jetzt schon, welcher Song als nächstes mit Video veröffentlicht wird. Welcher das ist, und warum das besonders interessant wird, verrate ich natürlich nicht. Spoiler fand ich schon immer grausam!
FAZIT
Ich kann „Mein Grünes Herz In Dunklen Zeiten“ eigentlich jedem empfehlen. Jedem, der nicht nur HEAVEN SHALL BURN mag, sondern auch auf gut produzierte und vor Allem menschliche Dokus steht. Alles wird so nah, echt und detailverliebt gezeigt (jedes Tier im Film wird z.B. namentlich genannt), dass man sich regelrecht in dem Film verliert und sich direkt dabei fühlt. Das macht richtig Spaß! Umso ärgerlicher ist es dann, wenn die Credits -eingebettet in „Protector“– über die Leinwand laufen. Das ist auch der einzige Punkt, den ich negativ ankreiden möchte. Das Ende kam zu spontan. Wir haben uns irgendwie rausgerissen gefühlt. Gerade war man noch mittendrin und zack – das war’s dann. Aber das tut dem kompletten Erlebnis eigentlich keinen Abbruch. Wer es nicht in’s Kino geschafft hat, sollte sich unbedingt das kommende Album mit DVD sichern. Meiner Meinung nach absolut lohnenswert, das schau ich mir gern nochmal an. Warum ich übrigens beim Verlassen des Kinos etwas missmutig auf meinen BULLET FOR MY VALENTINE Backpatch blicken musste, erfahrt ihr nur im Film.
Und zum Schluss noch eine weitere Meinung von unserer Merlin, welche parallel ein anderes Kino besucht hat. Interessant, dass sich ihre Eindrücke ziemlich präzise mit meinen decken. Das spricht definitiv auch für den Film, oder?
Zitat:
Ich muss gestehen: der Titel des Films hat mich jetzt nicht vom Hocker gerissen. Zu esoterisch, zu melodramatisch für meinen Geschmack. Aber nichtsdestotrotz verbirgt sich hinter ihm ein wirklich guter Film, den ich nicht nur eingeschweißten HSB Fans gerne ans Herz legen möchte. Man erfährt etwas über den Entstehungsprozess der Alben, die Probleme, mit denen man sich als nicht hauptberuflich tätige Band so herumschlagen muss, aber auch viel über Leben und Charakter der einzelnen Bandmitglieder. Dabei bleibt der Film stets nah am Menschen und driftet nicht auf eine elitäre Ebene ab. Hier gibt es kein „von Außen draufschauen“, hier ist man als Zuschauer mittendrin. Und bekommt nebenbei auch noch ne ganze Menge gute Musik um die Ohren gescheppert
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