Metal Franconia 2019 – Nachbericht – Der Goldschatz des Frankenlandes

Was braucht man für ein unvergessliches Wochenende in den Franken? Ein paar durchgedrehte Thrash Metal-Astronauten, ein Horde mutiger Ritter und Berserker oder doch lieber gleich DIE APOKALYPTISCHEN REITER? Alles richtig! Wenn man jetzt noch ein familiäres Festival in der kuscheligen Frankenhalle in Dettelbach und jede Menge Met, Bier, Metbier und Rum dazurechnet, bekommt man – naaa? – das Metal Franconia! Hierhin geht mein erster schwermetallischer Abstecher in das Frankenland diesen Monat, der zweite soll mit dem Ragnarök schon bald folgen. Noch ist das Festival für mich quasi „jungfräulich“, erst im Herbst des vergangenen Jahres erfuhr ich über Umwege davon – da lass ich mich doch nicht zweimal bitten!

Dresden, Erfurt, Nürnberg, Dettelbach – Auf in die Wochenendmetropole guten Musikgeschmacks!

Die Anfahrt mit der Bahn gestaltet sich durchaus interessant. Denn ist man einmal in Dettelbach ausgestiegen, erwartet den autolosen Besucher zunächst einmal… Nichts. Ein paar einsame Häuschen sind in Sicht, selbes gilt für das Wartehäuschen, in dem ich Platz nehme und gleich auf den ersten Festivalbesucher treffe. Na also, doch nicht falsch ausgestiegen! Gemeinsam mit Elias (Grüße an dieser Stelle) hüpfe ich ins Taxi und fahre ins 10 Minuten entfernte Gewerbegebiet, wo die Frankenhalle an diesem Wochenende zum Nackenbrechen und Metvergießen einlädt.

Die Zeltsituation ist für mich als solche und auch für alle anderen Besucher neu: Der alte Campingplatz ist wegen Asbest gesperrt (Yikes), also zelten wir auf einer geteerten Fläche und schrauben unsere Zelte mit 5mm starken Monsterschrauben in den Asphalt. Wer sich zuletzt noch an vereinzelte Wirbelstürme auf Festivals wie dem Partysan erinnert, auf denen Zelte und Pavillons wie monströse Polyestervögel über den Campingplatz wirbelten – das kann hier definitiv nicht passieren!

Tag 1: Heavy Metal, Suff und Röhrenjeans

Ganz entspannt starten wir nach einigen Runden Met und einem Einkaufsbummel zum nahegelegenen Netto um halb 4 in den ersten Festivaltag. Und hier kommt gleich die erste Überraschung: Schon zum Opener gibt es hier mächtig guten Sound auf die Ohren! Und die Jungs von SECOND CHAPTER, die hier und heute wortwörtlich das zweite Kapitel ihrer musikalischen Karriere aufschlagen, haben es auch noch mächtig auf dem Kasten. Harte, definierte Riffs und vertrackte Rhythmuswechsel mischen sich mit Sänger Steini’s Stimme zu relativ überaus groovigem Heavy Metal.

Wem die Gesichter auf der Bühne bekannt vorkommen, der dürfte schon einmal etwas von der Kombo BIRTH OF THE WICKED gehört haben, aus der sich SECOND CHAPTER geformt haben. Was man nicht merkt, ist, dass die Jungs heute ihren allerersten Liveauftritt feiern, für den extra noch ein paar Songs geschrieben wurden. Souverän ziehen sie eine beachtliche Menge vor die Bühne und holen mich – trotz der Tatsache, dass ich nicht gerade in ihrem Genre zuhause bin – von Anfang an ab.
In welchen musikalischen Schienen das Metal Franconia fährt, wird beim Blick auf das Lineup schnell klar. Hier gibt es ein bisschen was von allem – von Thrash über Heavy bis Death Metal ist alles dabei, vermischt mit einer Prise Mittelalterrock und abgeschmeckt mit Power Metal. Wer da für sich nichts findet, der hört wahrscheinlich Black Metal.

Davon abgesehen geht es direkt weiter mit der nächsten Kombo. Die dreiköpfige SHOT CREW wirkt auf der großen Bühne fast ein bisschen verloren – zumindest so lange, bis sie anfangen, ihren Alcoholic Rock’n’Roll von den Brettern zu schmettern. Am Mikro steht die wahre Verkörperung des Bandkonzepts Sebbo, der rotzig-trotzig seine Vokals in die Menge röhrt. Das Gesicht dürfte dem einen oder anderen aus einer ganz anderen musikalischen Spielecke bekannt sein – Sebbo steht nämlich auch noch für VEHEMENZ am Bass. Heute heißt es aber statt den Black Metal den Whiskey zu preisen. Unterstützt wird er dabei von seiner Bandkollegin Sandra an der Axt, die munter ein flottes Solo nach dem nächsten trällert – dabei stets auf den Punkt, sodass sie dem Sound von SHOT CREW eine gewisse Finesse verleiht. Gefällt mir gut!

Frankenland in Sicht!

Wen SHOT CREW noch nicht genug zum Alkoholkosum angereizt haben, die bekommen jetzt mit RED RUM ihr Fett weg. Die Piraten aus Nottinghamshire sind im vergangenen Jahr bereits mit OBSCURITY in Großbritannien zur See gefahren, nun haben sie selbst den langen Weg nach Deutschland gewagt, um wie ihre Vorgänger dem Alkohol zu fröhnen und ihr Seemannsgarn mit uns zu teilen. Sänger Dave schiebt seine rauchigen, kräftigen Piratensingsang  stolz über die Bühne und wirkt auch von außen so, als wäre die Rolle als Kapitän direkt auf ihn zugeschnitten. Jedenfalls hat er mit seinen Bandkollegen sichtlich Spaß auf der Bühne, das typische Geigen- und Flötenfeeling bringt Lizzey an den Tasten – alles in allem ein sympathischer Auftritt von sympathischen Piraten, die mir im Verlaufe des Festivals noch öfter den Weg kreuzen sollen.

Bisher läuft das Metal Franconia eher spaßig an, nun werden wir endlich ein bisschen ernster! BURDEN OF GRIEF geben sich die Ehre und produzieren eine mächtige Soundwand, die sich gewaschen hat. Dazu trägt allen voran Sänger Mike bei, der mit seinen mächtigen Growls die Masse zum Toben bringt. Dass er dabei von seinen Bandkumpanen deutlich überragt wird, juckt nun wirklich niemanden – hier gilt: kleiner Sänger, viel dahinter! Die Saitenhexer produzieren gemeinsam mit Bassist Florian eine solche Wucht an Gitarrensound, dass die Jungs mit ihrem Melodic Death Thrash einfach im Ohr bleiben müssen.

Und thrashig geht es weiter. SPACE CHASER, bewaffnet mit Röhrenjeans und weißen Sneakers, machen aus der anfangs noch dezent ausgedünnten Versammlung vor der Bühne mit einem Wimpernschlag eine tobende Menge. Wie sie das schaffen? Mit ehrlichem, ungekünstelten Thrash Metal, treibenden und punktgenauen Drums und einem Frontmann, der so vor Energie strotzt, als hätte man ihn vorher erstmal 48 Stunden am Starkstrom geladen. Siggi besitzt nicht nur eine einzigartig-großartige Stimmgewalt, sondern auch das Charisma, so viele Besucher in die Frankenhalle zu ziehen, dass es am Ende richtig voll wird – genauso wie Siggi kurz nach der Show. Die Berliner bringen übrigens Ende des Monats ein Split-Album mit DISTILLATOR raus – Reinhören lohnt sich!

Schnell, laut, böse und gemein

Wem gerade noch nicht die Nackenwirbel gebrochen sind, der sollte sich jetzt LIK widmen. Was, sagt euch noch nichts? Dann besteht definitiv Nachholbedarf! Die Stockholmer sind seit 2014 auf dem Vormarsch, haben in der Zwischenzeit 2 Langspieler gebastelt und definitiv Feuer unterm Hintern, was man im kühleren Norden Europas vermutlich gut gebrauchen kann. Und obwohl sie sich dem Old School Death verschrieben haben, bringen die Schweden ihre ganz eigene musikalische Note mit ein.
Auch LIK profitieren vom außergewöhnlich guten Sound des Abends, der den schnellen Riffs und Drums der Band erst richtig Raum gibt, ohne Soundmatsch zu erzeugen.

Mir ist das nach diesem Festivalauftakt dann doch ein bisschen zu stressig, also begebe ich mich auf die Suche nach einem ruhigen Plätzchen, um meinen Cuba Libre zu schlürfen. Dabei laufe ich zufällig den lieben Jungs von GOD DETHRONED über den Weg, die sich gerade auf ihren großen Auftritt vorbereiten. Da kann ich mir meine Pause also an den Hut stecken! Mit „Serpent King“ gehen die sympathischen Niederländer auch direkt in die Vollen. Es wird die Mähne gelüftet, sich in größeren Pits freundlich umhergestoßen und einfach die Sau rausgelassen. Den Soundtrack dazu haben Henri und Co. ja zum Glück schon im Gepäck. Und so genieße ich noch die letzten härteren Klänge, bevor die ersten Freitagsheadliner drohend am Horizont erscheinen – FEUERSCHWANZ stehen auf dem Plan.

Fragwürdiges Kontrastprogramm?

Aber zuerst wird es dunkel; eine überaus leicht bekleidete Dame schwebt auf die Bühne (bei der Kälte, die sich dieses Wochenende draußen umtreibt, ziehe ich respektvoll eben genannten Hut) und flattert mit ihren zart beleuchteten Flügeln, bevor sich der Rest der Mannschaft auf die Bühne gibt und sich – im wahrsten Sinne des Wortes – feiern lässt. Denn: Mann, was geht denn hier ab?
Der Raum vor der Bühne ist bis zum Erbrechen vollgestopft und alles, was sich hier drängelt und tummelt, kann sich vor Freude über den kommenden Act kaum halten.

Na gut, außer ich vielleicht – die Kollegen sind musikalisch leider so gar nicht meine Kragenweite. Trotzdem bin ich gespannt, was die Ritter und Spielmänner /-damen uns denn so präsentieren werden – ist schließlich mein „erstes Mal“ FEUERSCHWANZ. Aber schon rufen die Jungs und Mädels zur „Operation Drachensturm“ und die Frage „Wo seid ihr?“ macht bei der eskalierenden Meute vor der Bühne wohl eher Sorgen um die Sehkraft von seiner Hoheit Klampfer-und-Mit-Sänger Prinz R. Hodenherz III.

Aber was solls, die allermeisten hier scheint’s zu freuen. Damit übergebe ich feierlich das Zepter „Publikumsliebling“ an Herrn Hauptmann Feuerschwanz und seine Mitstreiter, bevor der Song „Prinzessin“ angestimmt wird, besagte Dame vom Anfang erneut ihre Hüften schwingt und dabei das Publikum mit einem unübersehbaren Transparent an ihre Mitsingschuld erinnert. Ich lasse mich von „Ohhhh“- und „Prinzessin!“-Chören in den Backstage tragen, wo ich die restliche Spielzeit mit GOD DETHRONED den Alkoholgenuss trainiere.

Old School Thrash und Bon Jovi-Karaoke zum Einschlafen

Nach dieser Party ist ein großer Teil der Anwesenden wohl so durstig, dass sich das Publikum zum Ausklang mit SODOM dann doch etwas ausdünnt. Das juckt die Oldschool-Thrasher und SODOM-Fans aber herzlich wenig. Und so gibt’s mit Stücken wie „Obsessed By Cruelty“, „One Step Over The Line“ und „Remember The Fallen“ dann doch noch das eine oder andere schwermetallische Wiegenlied, bevor sich die ersten Besucher in ihre Zelte fallen und ich mich mit den noch übrig gebliebenen SPACE CHASERn zur Aftershowparty begebe.

Hier wird mächtig gelacht, getrunken und die mutigen Karaoke-Sänger lautstark bei allem unterstützt, was die Rock- und Metalszene in den vergangenen 40 Jahren so hergegeben hat. Während vom Band METALLICA trullert, gibt’s in der Halle von METLASH dasselbe – nur als Cover. Und die Jungs machen dabei sogar eine ziemlich gute Figur! Nur ist der Slot ein bisschen undankbar; nur noch wenige Besucher finden um diese Uhrzeit den Weg in die Frankenhalle. Trotzdem geben METLASH vor den verbleibenden Besuchern alles und rocken noch den einen oder anderen Klassiker von der Bühne. Und so verabschieden auch wir uns dann mit „Pour Some Sugar On Me“ von der Aftershowparty hinaus in die kalte Nacht, die alle tapferen Camper mit einstelligen Temperaturen begrüßt.

Tag 2: Wo ist der Gral? Wo ist der Sound?

Am nächsten Morgen sind die meisten Festivalhelfer, die mir über den Weg laufen, schon wieder topfit und gut gelaunt – das kann ich leider so von mir noch nicht behaupten. Überhaupt erlebe ich selten ein Festival, auf dem ich so herzlich Willkommen geheißen werde wie hier. Super liebe Menschen an jeder Ecke – da kommt man doch gerne wieder!

Aber zunächst einmal gilt es, den zweiten Teil des Metal Franconia zu bestreiten! Vorher entscheide ich mich noch, die kurze Nacht etwas zu verlängern und eine Runde im Zelt zu dösen, was sich als enorme Fehlentscheidung entpuppt, da ich BLACKNETIC verschlafe. Schade! Die Jungs machen seit 2012 mit ihrem Heavy Thrash die Runde und sollen – laut Augenzeugenberichten – eine beachtliche Zahl an Besuchern in die Frankenhalle gezogen haben. Na gut, kurz geärgert und schon die Kamera geschnappt – dafür wartet jetzt ein Stück Heimat auf mich!

Für das entsprechende Kontrastprogramm zum frühen Samstagnachmittag sorgen jetzt nämlich die BURNING BUTTHAIRS aus Thüringen. Gitarrist Marlis dürfte dem einen oder anderen Besucher der Thüringer Institution „Club From Hell“ bekannt sein, wo er und seine Bandkollegen schon für die eine oder andere erinnerungs- und erzählungswürdige Geschichte gesorgt haben. Jetzt jedenfalls haben die Erfurter die Beine in die Hand genommen und sind nach Dettelbach gereist, um den Franken eine ordentliche Portion Grindcore aufs Brot zu schmieren. Schon äußerlich fällt die Kombo auf, vor allem durch ihren Drummer – oder das traditionelle Fehlen ebendiesen. Stattdessen steht stellvertretend ein Laptop auf dem Drummerpodest und tut sein bestes, ein paar dreckige Beats von der Festplatte zu demmeln.

Und so schrabbeln die Jungs einen Song nach dem nächsten vom Brett und locken sogar eine nicht ganz unbedeutende pogo- und pitfreudige Meute vor die Bühne. Was mir jedoch gleich zu Beginn auffällt, ist der deutlich schlechtere Sound im Vergleich zum Vortag. Der bekommt gar nicht die Möglichkeit, sich im Raum zu entfalten, sondern flacht schon nach einigen Metern vor der Bühne bedenklich ab, während man einige Frequenzen vergeblich sucht. Ich hoffe auf einen Einzelfall und mache mich als nächstes auf einen verhältnismäßig außergewöhnlichen Punkt auf der heutigen Speisekarte gefasst.

Willkommen und Abschied

Denn die nächste Kombo hat einen steinigen Weg zurückgelegt, um jetzt die Bühne des Metal Franconia zu bevölkern. M.I.GOD, die selbstbetitelten „Sophisticated Metaler“ aus Süddeutschland, bestehen eigentlich schon seit 2001. Seit 2012 gab es von den Jungs zunächst nichts Neues mehr zu hören, während die Band mit einigen personellen Inkonsistenzen und einem bandinternen Todesfall zu kämpfen hatte.
Doch Ende letzten Jahres kämpften sich die 5 Herren wieder ans Tageslicht und bescherten der Szene ihren neuen Langspieler „Specters On Parade – Vol. I“.

Damit schlugen M.I.GOD ein neues Kapitel in der Bandgeschichte auf, dessen Fortsetzung heute folgt! Und tatsächlich haben die Jungs etwas ganz besonderes an sich. Ob es die allumfassend professionelle Ausstrahlung ist, die Freude der Jungs am Spielen oder der ganz eigene Sound dieser Kombo? Vermutlich ist es alles auf einmal, was mich für die gesamte restliche Spielzeit an die Bühne fesselt.

Und M.I.GOD kämpfen nicht allein! Im Publikum haben sich scheinbar einige Hardcore-Fans angesammelt. Es wird getanzt und gebangt, und das, obwohl auch M.I.GOD heute nicht so gut klingen, wie sie es mit Sicherheit könnten. Der Sound kommt deutlich flacher und mittenloser als am Vortag und macht es daher nicht ganz einfach, sich in den sehr melodiösen Sound, die vielen verzwackten Soli und in die starke Stimme von Sänger Max reinzufühlen. Nichts destotrotz hinterlassen die Jungs ordentlich Eindruck in der Frankenhalle und verlassen die Bühne mit M.I.GOD-Rufen aus dem Publikum – besser hätte es für die Jungs kaum laufen können.

Spektakulär hört dieser Slot auf, spektakulär geht es weiter – und auch ein bisschen traurig. Denn die nächste Kombo gibt heute in aktueller Konstellation ihr Abschiedskonzert. Zwar habe ich mir die Bandhistorie abends bei 1-2 (oder mehr) Bierchen von Sänger Florian erklären lassen. Die ist jedoch einigermaßen komplex, also fasse ich kurz: Wer von euch kennt VENDETTA? Nein, ich rede nicht von dem Herrn mit Anonymus-Maske, sondern den Old School Thrashern aus Schweinfurt. Aus zwei Ex-Members von VENDETTA entstanden BRAIN DAMAGE, die den klassischen Speed- und Power-Metal-Sound von VENDETTA übernahmen und weiterentwickelten.

Bis auf Klampfer Micky wollen selbige Jungs sich nun in einem neuen Projekt weiterentwickeln. Was umso trauriger ist, wenn man bedenkt, was für einen starken Auftritt BRAIN DAMAGE heute hinlegen. Sänger Flo überzeugt mit seiner kraftvollen und extrovertierten Art, während sich der Rest der Band genauso sportlich ins Zeug legt, in dieser Formation noch ein letztes Mal alles zu geben. Das feiern die Zuschauer ebenso dankbar, bevor für BRAIN DAMAGE, wie wir sie kennen, der Vorhang fällt.

Wikinger mit technischen Problemen

Das Tränchen darf vergossen werden, dann geht es jedoch genauso hart weiter. Die Würzburger Death Metaler SASQUATCH haben die ganz harten Waffen ausgepackt. Verschnaufpausen? Gibt es nicht! Hier wird brutal von der Bühne geknüppelt was das Zeug hält. Frisches Blut braucht die Szene – das und einen starken Auftritt liefern SASQUATCH problem- und kompromisslos. Die Jungs haben noch einiges vor sich, dessen dürfen wir uns sicher sein!
Und da heute scheinbar der Tag des Draufhauens ist, werden SASQUATCH nun von den Kollegen von ASENBLUT abgelöst.

Tetzel und seine Kollegen wissen, wie man eine Vollblut-Viking-Death-Metal-Show abliefert. Und das sogar, wenn die Technik einem mehr als nur einen Strich durch die Rechnung macht…
Nicht nur haben ASENBLUT mit demselben platten Sound zu kämpfen wie fast alle Bands am heutigen Tag, die Jungs erwischt es mit einigen technischen Problemen an den Klampfen gleich mehrfach hintereinander. Sänger Tetzel versucht, das Problem noch während des laufenden Songs zu lösen und kümmert sich dann darum, dass die verständnisvolle Meute vor der Bühne bei Laune gehalten wird.

Dabei verrät er – ganz nebenbei und exklusiv – gleich mal den Albumtitel für die kommende Scheibe. Die soll nämlich „Die wilde Jagd“ heißen und voraussichtlich im März 2020 erscheinen! Ansonsten gibt es eine gewohnte Setlist mit „Asenblut“, „Beserkerzorn“ und „Helden des ewigen Sturms“, punktgenaue Soli von den Saitenhexern Claus Cleinkrieg und Stan und einen insgesamt einfach durch und durch sympathischen Auftritt der Berserker aus Göttingen.

Das ist mir noch nicht melodisch genug!

Wer allerdings denkt, dass hier und heute an Epicness kaum noch eine Schippe draufgelegt werden kann, dem ist wohl die nächste Kombo nicht bekannt. Denn jetzt wird zur Schlacht gerufen, der Battlechoir steht schon in den Startlöchern – es wird Zeit für die GRAILKNIGHTS! Die in Latex-Muskelsuits in Superheldenoptik, majestätische Umhänge und Masken gewandeten stolzen Gralsritter scheinen ihren ewigen Konflikt mit Dr. Skull immer noch nicht beigelegt zu haben. Das bedeutet: epische Auseinandersetzungen, catchy Schlachtgesänge und jede Menge gute Laune!
Gute Laune? Wenn Dr. Skull den Gral entwendet, ist es den Rittern stets ernst.

Und so begeben sie sich mitsamt ihres tapferen Battlechoirs und jeder Menge „Superhero Metal“ auf die ewige Mission, den Kelch wiederzuerlangen. Superhero Metal, das heißt sympathischer Power Metal mit Mitsing-Refrains und ohne künstliche Auswucherungen. Auf ihrem Weg stellen sich die Jungs unter anderem „Cthulu“ entgegen und teilen sich bei „Pumping Iron“ mit RED RUM-Sänger Dave die Bühne. Wer die Piraten auf seiner Seite hat, der hat ja quasi schon gewonnen. Sieht der Battlechoir auch so – die Jungs sind immer einen Blick wert. Wer sich nicht für die Musik begeistern kann, wird zumindest stets gut unterhalten. Nur der dichte Nebel auf der Bühne trübt den Genuss der Show ein bisschen. Aber da hatte sicher der böse Dr. Skull seine Finger im Spiel…

Der Countdown für die finalen drei Acts des Metal Franconia 2019 steht in den Startlöchern. Bevor wir uns aber von Dettelbach verabschieden müssen, mischen NOTHGARD den Abend nochmal ordentlich auf. Das Epic Melodic Death Metal-Gespann um EQUILIBIRUM-Gitarrist Dom hat erst vergangenen Oktober seine neueste Scheibe „Malady X“ auf die Welt losgelassen. Und mit ebenjenem Titeltrack und der neuen Catchphrase „Welcome to the show – Malady superabounds!“ starten die Kollegen in eine umfangreiche Hitlist aus der gesamten Bandgeschichte.

Gefolgt wird das vom Dauerbrenner „Age of Pandora“, an den sich wiederum „Guardians of Sanity“ von der neuesten Scheibe anschließt. NOTHGARD begehen bei mir mit ihren durchweg epic-getunkten und Dur-lastigen Melodien eine stetige Geschmacksgradwanderung. Qualitativ gibt es aber wie immer nichts zu meckern – die Jungs beherrschen ihr Handwerk!

Legenden sterben nie

Bevor DIE APOKALYPTISCHEN REITER den heutigen Abend abschließen, werden wir nochmal Oldschool! TANKARD geben alles und das Publikum gibt alles zurück – mit Crowdsurfern und einigen Pits, die sich quer durch die Frankenhalle verteilen. Und dabei beweisen die Herren, dass sie alles andere als „One Foot in the Grave“ sind – stattdessen gilt das Motto „Not one day dead“. Die ganze prall gefüllte Frankenhalle feiert und stößt mit TANKARD zu „R.I.B – Rest in Beer“ an. Und auch, als plötzlich für wenige Minuten mitten im Set auf der Bühne der Strom ausfällt, lassen sich die Jungs nicht aus der Ruhe bringen. Stattdessen wird der angefangene Song einfach von vorn begonnen – so feiert man im Hause TANKARD!

Und endlich ist die Show gekommen, auf die die zahlreich vorhandenen Mitstreiter der „Reitermania“ sehnsüchtig gewartet haben. Für DIE APOKALYPTISCHEN REITER aus Weimar heißt es: „Wir sind zurück“! Das sollte seit dem Durchbruch der letzten Scheibe „Der Rote Reiter“ eigentlich jeder mitbekommen haben, der nicht gerade hinterm Mond lebt. Und so wundert es keinen, dass die Vollblut-Fans aus der ersten Reihe für uns Fotografen lauter „Es wird schlimmer“ brüllen, als es von Sänger Fuchs, Gitarrist Ady und Bassist Volk-Man aus den Boxen schallt. Was für eine Stimmung!

Die ersten Crowdsurfer lassen nicht lange auf sich warten, ein mutiger Besucher stürzt sich vom Wellenbrecher passend zu „Der Adler“ in die Massen und lässt sich von den feiernden Fans davontragenden. Mit „Nach der Ebbe“ und „Brüder auf Leben und Tod“ gibt es einen bunten Mix quer durch die Bandhistorie – das freut vor allem alteingesessene Fans. Mit tosendem und verdienten Applaus geht jedoch auch dieses Set zu Ende.

Leider war der Sound selbst am FOH nicht ansatzweise mit dem vom Wolfszeit 2018 vergleichbar, wo DIE APOKALYPTISCHEN REITER trotz erbarmungslosen Platzregens mit einem herz- und knochendurchdringend guten Sound die klitschnasse und frierende Masse vor der Bühne wärmten. Schade, vor allem nach den durchweg guten Erfahrungen des ersten Abends. Das wertet aber keinen der heutigen Auftritte qualitativ herab – lediglich für den Genuss wäre vollerer Sound ohne rauschende Frequenzen schöner gewesen.

Ein Wort: Danke!

Was für ein Abend, was für ein Festival! Was das Metal Franconia so besonders macht, ist die Atmosphäre, das Gefühl, „Zuhause“ zu sein und die allgemeine Wärme, die einem aus jeder Ecke des Festivals entgegengesprungen kommt. Und damit meine ich selbstverständlich nicht die Wärme draußen, denn die hat sich dieses Wochenende schmerzlichst vermissen lassen. Hat das der Party einen Abbruch getan? Keinesfalls. Werde ich wiederkommen? Auf jeden Fall! Was mir auch sehr positiv aufgefallen ist, sind gleich 6 Auftritte aus der nahezu unmittelbaren Umgebung des Festivals – die machen immerhin über ein Viertel aller Bands auf dem diesjährigen Metal Franconia aus. So unterstützt man seine lokale Szene! Und so schließe auch ich meine Erinnerungen an ein besonderes Wochenende mit einem Aufruf ab: Supportet das Metal Franconia, die Jungs und Mädels haben es verdient!


Das Metal Franconia auf Facebook und im Web


Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über Patreon
Die mobile Version verlassen