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Metal Franconia 2019 – Nachbericht – Der Goldschatz des Frankenlandes
Was braucht man für ein unvergessliches Wochenende in den Franken? Ein paar durchgedrehte Thrash Metal-Astronauten, ein Horde mutiger Ritter und Berserker oder doch lieber gleich DIE APOKALYPTISCHEN REITER? Alles richtig! Wenn man jetzt noch ein familiäres Festival in der kuscheligen Frankenhalle in Dettelbach und jede Menge Met, Bier, Metbier und Rum dazurechnet, bekommt man – naaa? – das Metal Franconia! Hierhin geht mein erster schwermetallischer Abstecher in das Frankenland diesen Monat, der zweite soll mit dem Ragnarök schon bald folgen. Noch ist das Festival für mich quasi „jungfräulich“, erst im Herbst des vergangenen Jahres erfuhr ich über Umwege davon – da lass ich mich doch nicht zweimal bitten!
Dresden, Erfurt, Nürnberg, Dettelbach – Auf in die Wochenendmetropole guten Musikgeschmacks!
Die Anfahrt mit der Bahn gestaltet sich durchaus interessant. Denn ist man einmal in Dettelbach ausgestiegen, erwartet den autolosen Besucher zunächst einmal… Nichts. Ein paar einsame Häuschen sind in Sicht, selbes gilt für das Wartehäuschen, in dem ich Platz nehme und gleich auf den ersten Festivalbesucher treffe. Na also, doch nicht falsch ausgestiegen! Gemeinsam mit Elias (Grüße an dieser Stelle) hüpfe ich ins Taxi und fahre ins 10 Minuten entfernte Gewerbegebiet, wo die Frankenhalle an diesem Wochenende zum Nackenbrechen und Metvergießen einlädt.
Die Zeltsituation ist für mich als solche und auch für alle anderen Besucher neu: Der alte Campingplatz ist wegen Asbest gesperrt (Yikes), also zelten wir auf einer geteerten Fläche und schrauben unsere Zelte mit 5mm starken Monsterschrauben in den Asphalt. Wer sich zuletzt noch an vereinzelte Wirbelstürme auf Festivals wie dem Partysan erinnert, auf denen Zelte und Pavillons wie monströse Polyestervögel über den Campingplatz wirbelten – das kann hier definitiv nicht passieren!
Tag 1: Heavy Metal, Suff und Röhrenjeans
In welchen musikalischen Schienen das Metal Franconia fährt, wird beim Blick auf das Lineup schnell klar. Hier gibt es ein bisschen was von allem – von Thrash über Heavy bis Death Metal ist alles dabei, vermischt mit einer Prise Mittelalterrock und abgeschmeckt mit Power Metal. Wer da für sich nichts findet, der hört wahrscheinlich Black Metal.
Frankenland in Sicht!
Schnell, laut, böse und gemein
Auch LIK profitieren vom außergewöhnlich guten Sound des Abends, der den schnellen Riffs und Drums der Band erst richtig Raum gibt, ohne Soundmatsch zu erzeugen.
Fragwürdiges Kontrastprogramm?
Aber zuerst wird es dunkel; eine überaus leicht bekleidete Dame schwebt auf die Bühne (bei der Kälte, die sich dieses Wochenende draußen umtreibt, ziehe ich respektvoll eben genannten Hut) und flattert mit ihren zart beleuchteten Flügeln, bevor sich der Rest der Mannschaft auf die Bühne gibt und sich – im wahrsten Sinne des Wortes – feiern lässt. Denn: Mann, was geht denn hier ab?
Der Raum vor der Bühne ist bis zum Erbrechen vollgestopft und alles, was sich hier drängelt und tummelt, kann sich vor Freude über den kommenden Act kaum halten.
Aber was solls, die allermeisten hier scheint’s zu freuen. Damit übergebe ich feierlich das Zepter „Publikumsliebling“ an Herrn Hauptmann Feuerschwanz und seine Mitstreiter, bevor der Song „Prinzessin“ angestimmt wird, besagte Dame vom Anfang erneut ihre Hüften schwingt und dabei das Publikum mit einem unübersehbaren Transparent an ihre Mitsingschuld erinnert. Ich lasse mich von „Ohhhh“- und „Prinzessin!“-Chören in den Backstage tragen, wo ich die restliche Spielzeit mit GOD DETHRONED den Alkoholgenuss trainiere.
Old School Thrash und Bon Jovi-Karaoke zum Einschlafen
Nach dieser Party ist ein großer Teil der Anwesenden wohl so durstig, dass sich das Publikum zum Ausklang mit SODOM dann doch etwas ausdünnt. Das juckt die Oldschool-Thrasher und SODOM-Fans aber herzlich wenig. Und so gibt’s mit Stücken wie „Obsessed By Cruelty“, „One Step Over The Line“ und „Remember The Fallen“ dann doch noch das eine oder andere schwermetallische Wiegenlied, bevor sich die ersten Besucher in ihre Zelte fallen und ich mich mit den noch übrig gebliebenen SPACE CHASERn zur Aftershowparty begebe.
Hier wird mächtig gelacht, getrunken und die mutigen Karaoke-Sänger lautstark bei allem unterstützt, was die Rock- und Metalszene in den vergangenen 40 Jahren so hergegeben hat. Während vom Band METALLICA trullert, gibt’s in der Halle von METLASH dasselbe – nur als Cover. Und die Jungs machen dabei sogar eine ziemlich gute Figur! Nur ist der Slot ein bisschen undankbar; nur noch wenige Besucher finden um diese Uhrzeit den Weg in die Frankenhalle. Trotzdem geben METLASH vor den verbleibenden Besuchern alles und rocken noch den einen oder anderen Klassiker von der Bühne. Und so verabschieden auch wir uns dann mit „Pour Some Sugar On Me“ von der Aftershowparty hinaus in die kalte Nacht, die alle tapferen Camper mit einstelligen Temperaturen begrüßt.
Tag 2: Wo ist der Gral? Wo ist der Sound?
Am nächsten Morgen sind die meisten Festivalhelfer, die mir über den Weg laufen, schon wieder topfit und gut gelaunt – das kann ich leider so von mir noch nicht behaupten. Überhaupt erlebe ich selten ein Festival, auf dem ich so herzlich Willkommen geheißen werde wie hier. Super liebe Menschen an jeder Ecke – da kommt man doch gerne wieder!
Aber zunächst einmal gilt es, den zweiten Teil des Metal Franconia zu bestreiten! Vorher entscheide ich mich noch, die kurze Nacht etwas zu verlängern und eine Runde im Zelt zu dösen, was sich als enorme Fehlentscheidung entpuppt, da ich BLACKNETIC verschlafe. Schade! Die Jungs machen seit 2012 mit ihrem Heavy Thrash die Runde und sollen – laut Augenzeugenberichten – eine beachtliche Zahl an Besuchern in die Frankenhalle gezogen haben. Na gut, kurz geärgert und schon die Kamera geschnappt – dafür wartet jetzt ein Stück Heimat auf mich!
Und so schrabbeln die Jungs einen Song nach dem nächsten vom Brett und locken sogar eine nicht ganz unbedeutende pogo- und pitfreudige Meute vor die Bühne. Was mir jedoch gleich zu Beginn auffällt, ist der deutlich schlechtere Sound im Vergleich zum Vortag. Der bekommt gar nicht die Möglichkeit, sich im Raum zu entfalten, sondern flacht schon nach einigen Metern vor der Bühne bedenklich ab, während man einige Frequenzen vergeblich sucht. Ich hoffe auf einen Einzelfall und mache mich als nächstes auf einen verhältnismäßig außergewöhnlichen Punkt auf der heutigen Speisekarte gefasst.
Willkommen und Abschied
Doch Ende letzten Jahres kämpften sich die 5 Herren wieder ans Tageslicht und bescherten der Szene ihren neuen Langspieler „Specters On Parade – Vol. I“.
Und M.I.GOD kämpfen nicht allein! Im Publikum haben sich scheinbar einige Hardcore-Fans angesammelt. Es wird getanzt und gebangt, und das, obwohl auch M.I.GOD heute nicht so gut klingen, wie sie es mit Sicherheit könnten. Der Sound kommt deutlich flacher und mittenloser als am Vortag und macht es daher nicht ganz einfach, sich in den sehr melodiösen Sound, die vielen verzwackten Soli und in die starke Stimme von Sänger Max reinzufühlen. Nichts destotrotz hinterlassen die Jungs ordentlich Eindruck in der Frankenhalle und verlassen die Bühne mit M.I.GOD-Rufen aus dem Publikum – besser hätte es für die Jungs kaum laufen können.
Bis auf Klampfer Micky wollen selbige Jungs sich nun in einem neuen Projekt weiterentwickeln. Was umso trauriger ist, wenn man bedenkt, was für einen starken Auftritt BRAIN DAMAGE heute hinlegen. Sänger Flo überzeugt mit seiner kraftvollen und extrovertierten Art, während sich der Rest der Band genauso sportlich ins Zeug legt, in dieser Formation noch ein letztes Mal alles zu geben. Das feiern die Zuschauer ebenso dankbar, bevor für BRAIN DAMAGE, wie wir sie kennen, der Vorhang fällt.
Wikinger mit technischen Problemen
Und da heute scheinbar der Tag des Draufhauens ist, werden SASQUATCH nun von den Kollegen von ASENBLUT abgelöst.
Nicht nur haben ASENBLUT mit demselben platten Sound zu kämpfen wie fast alle Bands am heutigen Tag, die Jungs erwischt es mit einigen technischen Problemen an den Klampfen gleich mehrfach hintereinander. Sänger Tetzel versucht, das Problem noch während des laufenden Songs zu lösen und kümmert sich dann darum, dass die verständnisvolle Meute vor der Bühne bei Laune gehalten wird.
Dabei verrät er – ganz nebenbei und exklusiv – gleich mal den Albumtitel für die kommende Scheibe. Die soll nämlich „Die wilde Jagd“ heißen und voraussichtlich im März 2020 erscheinen! Ansonsten gibt es eine gewohnte Setlist mit „Asenblut“, „Beserkerzorn“ und „Helden des ewigen Sturms“, punktgenaue Soli von den Saitenhexern Claus Cleinkrieg und Stan und einen insgesamt einfach durch und durch sympathischen Auftritt der Berserker aus Göttingen.
Das ist mir noch nicht melodisch genug!
Gute Laune? Wenn Dr. Skull den Gral entwendet, ist es den Rittern stets ernst.
Und so begeben sie sich mitsamt ihres tapferen Battlechoirs und jeder Menge „Superhero Metal“ auf die ewige Mission, den Kelch wiederzuerlangen. Superhero Metal, das heißt sympathischer Power Metal mit Mitsing-Refrains und ohne künstliche Auswucherungen. Auf ihrem Weg stellen sich die Jungs unter anderem „Cthulu“ entgegen und teilen sich bei „Pumping Iron“ mit RED RUM-Sänger Dave die Bühne. Wer die Piraten auf seiner Seite hat, der hat ja quasi schon gewonnen. Sieht der Battlechoir auch so – die Jungs sind immer einen Blick wert. Wer sich nicht für die Musik begeistern kann, wird zumindest stets gut unterhalten. Nur der dichte Nebel auf der Bühne trübt den Genuss der Show ein bisschen. Aber da hatte sicher der böse Dr. Skull seine Finger im Spiel…
Gefolgt wird das vom Dauerbrenner „Age of Pandora“, an den sich wiederum „Guardians of Sanity“ von der neuesten Scheibe anschließt. NOTHGARD begehen bei mir mit ihren durchweg epic-getunkten und Dur-lastigen Melodien eine stetige Geschmacksgradwanderung. Qualitativ gibt es aber wie immer nichts zu meckern – die Jungs beherrschen ihr Handwerk!
Legenden sterben nie
Leider war der Sound selbst am FOH nicht ansatzweise mit dem vom Wolfszeit 2018 vergleichbar, wo DIE APOKALYPTISCHEN REITER trotz erbarmungslosen Platzregens mit einem herz- und knochendurchdringend guten Sound die klitschnasse und frierende Masse vor der Bühne wärmten. Schade, vor allem nach den durchweg guten Erfahrungen des ersten Abends. Das wertet aber keinen der heutigen Auftritte qualitativ herab – lediglich für den Genuss wäre vollerer Sound ohne rauschende Frequenzen schöner gewesen.
Ein Wort: Danke!
Was für ein Abend, was für ein Festival! Was das Metal Franconia so besonders macht, ist die Atmosphäre, das Gefühl, „Zuhause“ zu sein und die allgemeine Wärme, die einem aus jeder Ecke des Festivals entgegengesprungen kommt. Und damit meine ich selbstverständlich nicht die Wärme draußen, denn die hat sich dieses Wochenende schmerzlichst vermissen lassen. Hat das der Party einen Abbruch getan? Keinesfalls. Werde ich wiederkommen? Auf jeden Fall! Was mir auch sehr positiv aufgefallen ist, sind gleich 6 Auftritte aus der nahezu unmittelbaren Umgebung des Festivals – die machen immerhin über ein Viertel aller Bands auf dem diesjährigen Metal Franconia aus. So unterstützt man seine lokale Szene! Und so schließe auch ich meine Erinnerungen an ein besonderes Wochenende mit einem Aufruf ab: Supportet das Metal Franconia, die Jungs und Mädels haben es verdient!
Das Metal Franconia auf Facebook und im Web
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