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Metalflair am Badesee – Rock am Härtsfeldsee 2017

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Am 23. und 24. Juni war es wieder soweit: Das Rock am Härtsfeldsee im schönen, schwäbischen Dischingen öffnete wieder seine Pforten. Auch in diesem Jahr wurde eine bunte Mischung bestehend aus den Größen der Szene und regionalen Acts angeboten. Und ich war für euch dabei.

Freitag, Tag 1: Anreise und die erste Band

Es ist 16 Uhr  und die Reise beginnt damit, dass ich mein Zelt ins Auto werfe. Endlich geht es los! Leider komme ich, Stau sei Dank, erst gegen 17 Uhr an, obwohl mich eigentlich nur ein Katzensprung vom Festival trennt. Das hat übrigens zur Folge , dass ich mein Auto nicht mehr neben dem Zelt parken kann. Der erste Dämpfer.

Mit etwas Hilfe seitens der Ordner wäre das eigentlich kein Ärgernis gewesen. So eiere ich nun allerdings erst einmal auf der Suche nach einem geeigneten Plätzchen umher. Erst nach erneuter Nachfrage finde ich heraus, dass ich das Auto auf einem Parkplatz abstellen und mir separat einen Zeltplatz suchen muss. Ein Glück, dass sich schnell ein paar freie Meter in einer Lücke finden lassen. Andere Leute hatten wohl weniger Glück und müssen jetzt im Zweifelsfall einmal komplett über den Campground latschen, um an ihren Dieselrappen zu kommen.

The New Roses

17:50 Uhr: Mein Zelt ist nun endlich aufgebaut und ich kann mich auf das Festivalgelände begeben, wo SKELETON PIT ihren Auftritt leider schon beendet haben. Die letzten Töne, die ich jedoch mitbekomme klingen nach klassischem Oldschool Thrash. Dann gebe ich mir eben den nächsten Act: THE NEW ROSE, die heute die Außenseiter auf der Bandseite sind, da sie mit ihrem Hard Rock etwas verloren im Paket des Abends aussehen. Macht es ihnen etwas aus? Nein. Stattdessen wird fröhlich gespielt und die Menge angeheizt. 

Die Konzerte finden dabei in einem Zelt statt, welches die Bühne beherbergt. So soll dafür gesorgt werden, dass auch bei schlechtem Wetter dem Spaß kein Abbruch gegolten wird, ohne Einbußen in Sachen Open-Air-Flair zu haben. Nachteil daran: Sobald es warm ist verschmelzen Rauch und Staub so stark, dass du das Gefühl hast, du könntest die Luft schneiden und auf dein Brot legen. Irgendwo müssen wohl immer Einbußen gemacht werden, was?

Kulinarische Spezialitäten? Fehlanzeige

Da ich jetzt eher Hunger als Interesse an den Songs von ONKEL TOM habe, entschließe ich mich, die kulinarischen Spezialitäten zu erproben. Wobei mit  „kulinarisch“ eher Standard-Festivalkost gemeint ist. Pizza und Flammkuchen, Nudelboxen vom Asiaten, Hamburger und Curly Fries, Donuts und Crepes. Nichts Besonderes -aber es schont den Geldbeutel. Die Preise sind hier noch äußerst moderat gehalten.

Stratovarius

Nun ist mein Hunger gestillt und mein Durst gelöscht. Das trifft sich gut, denn meine erste Pflichtband STRATOVARIUS kommen gleich auf die Bühne. Man merkt, dass die Symphonic Metaller aus Finnland eine große Fanschar angelockt haben, denn schon jetzt ist das Zelt gut gefüllt. Schon nach dem ersten Song merke ich: Die Jungs begeistern! Hände fliegen, die ersten Crowdsurfer kommen an und überall wird das Haar geschüttelt. Ich bin wohl nicht der Einzige, der so denkt. Nach einer Stunde (mit gutem Ton wohlgemerkt, denn bei RaH ist dieser regelmäßig ein Spiel im Lotto) ist es dann auch schon wieder vorbei und ich blicke frohen Mutes zur nächsten Kapelle.

Das Kontrastprogramm zum Brötchen belegt mit Symphonic- und Power Metal, bilden nämlich die rabiaten Thrasher von SEPULTURA aus Brasilien, die für ordentlich Krach sorgen, während sie Klassiker wie „Bloods, Bloody Roots“ ebenso wie neuere Songs spielen. Der Auftritt ist zwar solide, jedoch gefühlt genauso, wie ich sie von 2014 noch im Kopf habe. Und auch der Ton lässt zu wünschen übrig: Während der ersten zwei bis drei Liedern sind Bass und Schlagzeug so dermaßen übersteuert, dass man nichts anderes hören kann. Das macht es mir doch etwas schwierig, die Show zu genießen. Hoffentlich wird es beim Headliner besser.

Dieser hört auf den Namen HAMMERFALL und bildet die zweite softe Komponente im Power-Thrash-Power-Metal-Sandwich. Passend zum Jubiläum werden auch hier Alltime-Favourites wie „Blood Bound“ gespielt, jedoch liegt der Fokus hauptsächlich auf den neueren zwei Alben. Gott sei Dank passt der Sound hier nun und man kann dem im wahrsten Sinne des Wortes eingespielten Team die volle Aufmerksamkeit schenken. Aufgepeppt wird das Ganze dann noch durch eine Show, die mir persönlich viel Spaß macht und somit einen grandiosen Abschluss für den ersten Tag liefert. So begebe ich mich im Anschluss gut gelaunt in Richtung Zelt.

 

Samstag, Tag 2: Badespaß am Härtsfeldsee

Leider habe ich nicht allzu viel in der letzten Nacht geschlafen. Um 9 Uhr bereits stehe ich wieder senkrecht und wanke zum Frühstück. „Aber Moment!“, denke ich mir. „Hier ist doch direkt ein See nebenan und wir haben schon jetzt 20 Grad mit steigender Temperatur. Lass uns doch dorthin gehen!“ Also wird die Badehose eingepackt, ebenso wie ein erfrischendes Hefegetränk. Noch ist nicht allzu viel los, weshalb ein Nickerchen noch drin ist. Erst um die Mittagszeit kommen die meisten Festivalgänger mit Poolfloats und anderen Badeutensilien. Grund für mich, auch einmal in das Wasser zu steigen, das großartig warm ist. So kann man einige Zeit totschlagen. Man muss es auch, denn erst gegen 17:30 Uhr geht es los mit den Konzerten. Damit man danach nicht nach See müffelt oder einfach um sich zu erfrischen gibt es ebenso kostenlose Duschen. 

Überspringen wir nun ein wenig Zeit zum Start des heutigen Festivalabends. (Imaginäres Kassettenspulgeräusch an dieser Stelle einfügen!)
WITCHBOUND liefern soliden Rock. Der ist zwar nicht außergewöhnlich, aber zum Aufwärmen taugt er allemal. Leider ist uns der Tongott auch hier nicht sonderlich gewogen. Auf der anderen Seite könnte es aber auch daran liegen, dass der Soundcheck quasi während des Spielens gemacht wird. Bei meinem ersten Highlight des Abends und großen Überraschung des Festivals UNLEASH THE SKY sieht das schon deutlich besser aus, jedoch bin ich immer noch nicht ganz zufrieden. Trotzdem lassen sich die Darmstädter nicht lumpen, mit ihrer Mischung aus Hard- und Metalcore eine energiegeladene Show zu liefern, die mich innerhalb der ersten Minuten begeistert. So muss das sein!

Standardshops und spaßige Shows

Nun sollen die Oldschool Thrasher von TANKARD die Bühne betreten, jedoch macht sich die altbekannte Spaßbremse namens „Hunger“ breit. Naja, dann lasse ich die mal ausfallen und gehe los um mir etwas zwischen die Zähne zu geben. Nach der Mahlzeit nutze ich die Gelegenheit, über den kleinen Festivalmarkt zu schlendern und noch einmal am See auszuruhen, bevor um kurz nach acht LORDI die Bühne betreten. Nun will ich dann doch wieder Richtung Bühne stapfen, aber was ist jetzt los? Auf einmal darf ich meine Weste nicht mehr mitnehmen, weil Nieten dran sind? Das ging doch vorher schon mehrmals! Ich solle sie in einen Karton legen, wo ich sie mir später wieder abholen könne, das jedoch ohne Pfandschein oder Ähnliches. Das ist mir doch etwas zu unsicher und sorgt für Frust und ich stapfe los zum Auto, während hinter mir ein Kerl im  Kettenhemd reingelassen wird. Versteht mich nicht falsch: Natürlich ist der Security Folge zu leisten und die Entscheidung akzeptiere ich auch, denn Sicherheit geht  vor, jedoch wäre ein wenig Konsistenz deutlich besser als einmal kaum meine Taschen abzutasten und dann wieder extrem vorsichtig zu sein.

Das Infield vor den Konzerten

Machen wir noch einen Zeitsprung: Es ist 20 Uhr und ich bin gespannt auf LORDI, die spätestens seit ihrem Sieg beim ESC im Jahre 2006 in aller Munde sind. Und das, wie ich sehe, zu Recht: Es wird eine spaßige Show abgeliefert, die nur so vor Abwechslung strotzt: Jeder zweite Song ein Kostümwechsel, Show mit einer Kreissägenattrappe, Skeletor und einem Priester. Selten habe ich so viel Entertainment auf der Bühne gehabt.

Selbst die Mittelalter-Rocker von SALTATIO MORTIS können da nicht mithalten. Dafür ist hier das Publikum mehr in Fahrt, als bei allen anderen Konzerten zuvor und man wird förmlich dazu animiert, mitzumachen. Und das funktioniert sogar, wenn man gar keine Lust auf die Musik hat. So lobe ich mir das! Vor allem die Klassiker wie „Prometheus“ und der „Spielmannschwur“ scheinen die Menge in Fahrt und zum Mitgrölen zu bringen. Getoppt wird das durch die einzige Pyrotechnikshow des gesamten Festivals. Um kurz nach 23 Uhr ist so für mich dann das Ende des Festivaltages gekommen, denn wirklich Lust habe ich auf JBO nicht mehr. Also geht es wieder in Richtung heimische vier Zeltwände und am nächsten Morgen nach Hause. Die Abreise verläuft dabei absolut reibungslos, weshalb sie kaum einer Erwähnung wert ist.

RaH 2017 – besser denn je?

Diese Frage kann ich mit einem klaren „Jein“ beantworten. Auf der einen Seite scheint sich vor in Hinsicht auf die Akustik verbessert zu haben, jedoch sind immer noch organisatorische Mängel deutlich und unschön erkennbar. Gründe dafür sind eben die verwirrende Camp-und Parksituation mit wenig hilfreichen Ordnern, ebenso wie die inkonsequenten Securities. Außerdem wäre ein Pfandsystem (und seien es nur nummerierte Aufkleber) für abgenommene Gegenstände großartig. Das Bandangebot, wenn auch besonders gut in Hinsicht auf den Powermetal gut bestückt, bot für viele Geschmäcker etwas.
Das Publikum blieb auch in dieser Ausgabe weitestgehend familiär, da weiterhin nur knappe 6000 Besucher rein gelassen wurden, was dem Festival ein gemütliches Flair gibt. So, oder so ähnlich möchte ich es auch nächstes Jahr wieder sehen. Und vielleicht tut sich auch bezüglich meiner Kritikpunkte noch etwas bis zur nächsten Ausgabe, die mittlerweile 22. Ausgabe von Rock am Härtsfeldsee. Spaß hatte ich allemal.

Lordi

 


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