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MINAS MORGUL, THORMESIS, DELIRIUM im Blackland – Auf zu neuen Ufern!

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Oh, Berlin, wie lieb ick dir! Wenn es eine Stadt gibt, zu der ich regelmäßig gern zu Konzerten reise, dann ist es wohl unsere bunte Hauptstadt. Die hüllt sich heute Abend jedoch in ein schwarzes Kleid, mein Weg führt mich nämlich ins Blackland, den lieben Pille grüßen. Hierher bin ich eingeladen worden, um mir einen ganz und gar einmaligen Abend anzuschauen: die Arkham Auditions 2019 mit MINAS MORGUL, THORMESIS und DELIRIUM. Tourstart!

Was den heutigen Abend so besonders macht? Jede Band feiert für sich ein kleineres oder größeres Jubiläum. Die Jungs von DELIRIUM begehen heute ihr Berlin-Debüt, während ihre fränkischen Kollegen THORMESIS heute ihr nigelnagelneues Album „Sixth“ vorstellen. Und bei MINAS MORGUL hat sich die Besetzung ordentlich durchgemischt. Gründungsmitglied Herr Ewald und Sänger Rico haben die Band verlassen, dafür gesellen sich aus der aufgelösten Formation RIGER Janke am Bass sowie EQUILIBRIUM-Frontsau Robse dazu, der die Band zukünftig am Mikro vertreten wird. Eine interessante Ausgangslage also für diesen Abend – wir lassen uns überraschen!

Von den alten Göttern und blutigen Schlachten

Zuerst starten DELIRIUM ins Feld. Die fränkischen Pagan Metaller stehen aktuell selbst kurz vor dem Release ihrer neuen Scheibe „Urkraft“, die am 12. April das Licht der Welt erblickt. Wer mich kennt, weiß, dass ich bei Pagan Metal immer sehr kritisch bin – umso gespannter bin ich jetzt auf die Show der sympathischen Franken! Und damit bin ich nicht allein. Der Raum vor der Bühne ist gut gefüllt, und als die Kollegen um Sänger Manuel richtig loslegen, gibt es kein Halten mehr. Trotz der allerersten Show in Berlin scheinen die Jungs hier schon einige Fans zu haben – und wer noch keiner ist, der wird es heute Abend auf jeden Fall.

Die Kombo holt mit Songs wie „Bluttag“ und „Perchta“ eine bunte Mischung aus neueren und älteren Werken aus der Trickkiste hervor und gleich zu Anfang gibt es mit dem Songs „Panzerreiter“ und „Mitternacht im Teufelsgrund“ auch direkt was von der neuen Platte auf die Ohren. Und die gefällt! Besonders der eher ernsthafte und finstere Titeltrack „Urkraft“ hat es mir angetan. Das restliche Publikum scheint mit mir einer Meinung zu sein und begrüßt DELIRIUM mit offenen Armen, Gebrüll und in die Luft gereckten Fäusten und Pommesgabeln in der Hauptstadt. Ein ganz großes Plus ist für mich auch der stellenweise eingesetzte Cleangesang, der wirklich sauber und auf den Punkt rüberkommt. 

 

Wir können auch finster

Wer denkt, dass die Stimmung von DELIRIUM schwer zu übertreffen ist, der irrt! Jetzt folgt mein persönlicher Überraschungsfavorit. THORMESIS kenne ich noch vom Opener-Slot auf dem Skaldenfest 2017. Damals habe ich ihnen in der grellen 2-Uhr-Nachmittagssonne schändlicherweise kaum Beachtung geschenkt, doch wie es scheint, bekomme ich heute eine zweite Chance. Und die Atmosphäre des Blacklands kommt der jungen Kombo auf jeden Fall zugute: Man hat seine paganeren Wurzeln hinter sich gelassen und sich offenbar ganz dem Post Black verschrieben. Das kommt auch auf der neuen Scheibe „Sixth“ zu tragen, die uns heute präsentiert werden soll. Also, Bühne frei!

Wie erwartet besteht die Setlist heute zum größten Teil aus neuen Songs – und die haben es in sich! Mit tragenden, ausgeklügelten und teils überaus melodischen Riffs schaffen die Jungs eine Soundwand, die gleichzeitig vor Wärme und Eiseskälte strahlt und mich in überaus positive Überraschung hüllt. Das geht so weit, dass ich nur noch mit einem inneren Grinsen in der ersten Reihe stehe und Songs wie „Lichtermeer“ und „Deadened Skies“ in mir aufsauge und genieße. Und diese Wirkung scheinen THORMESIS nicht nur auf mich zu haben. Das gesamte Publikum ist verständlicherweise völlig aus dem Häuschen, lauscht in den ruhigeren Passagen andächtig, sodass es im Club fast totenstill wird, und bricht an anderer Stelle in tosenden Beifall aus.

Auch bin ich von jeder Menge textsicheren Mit-Sängern umringt – die noch recht junge Kombo scheint sich in Berlin schon eine ausgedehnte Fanbasis aufgebaut zu haben! Zum Schluss gibt es dann noch etwas Fanservice mit „Sterbend Herz“, der zwar die Menge total zum Toben bringt, mich aber nicht wirklich abholt – das ist allerdings in meinen Augen eher eine Frage des persönlichen Geschmacks. Der neu gefundene Post Black Metal-Stil der Band liegt mir einfach mehr.

So schnell dieses überraschend großartige Set an mir vorbeigerauscht ist, so schnell rausche auch ich zum Merchstand, um mir gleich eine Kopie der neuen Scheibe zu sichern. Die wird daheim mit Sicherheit noch ein paar Runden im Player drehen. Nun heißt es aber: gespannt abwarten, ob die legendäre Kombo um Neuzugang Robse dieses Erlebnis noch toppen kann. Dazu frische ich schnell noch meinen Cuba auf – und schon wird es wieder dunkel im Blackland. Alle Zeichen stehen auf MINAS MORGUL!

Die neue Ära

Wer heute Abend die Könige der Herzen sind, ist unschwer zu erkennen, als das Sechsergespann Bobby, Saule, Berserk, Jen, Janke und Robse die Bühne betreten. Die Formation feiert dieses Jahr ein beeindruckendes Jubiläum von 22 Jahren Bandgeschichte. Das reicht, um sich eine gewaltige Fanbasis aufzubauen – und in Berlin haben die Jungs aus Frankfurt (Oder) einen ganz klaren Heimvorteil. Viele der heute Anwesenden begleiten die Band seit vielen Jahren, und doch ist genau dieses Konzert selbst für die eingefleischten Fans eine absolute Premiere. Das ist wohl vor allem dem Ausstieg von Ex-Sänger Rico im vergangenen Jahr zu verdanken, der die Band über ganze 11 Jahre musikalisch begleitet hat. Auf der anderen Seite ist EQUILIBRIUM-Sänger Robse selbst eine Institution in der Szene – man muss schamlos anerkennen, dass heute auch einige Gäste nur seinetwegen gekommen sind. Ob er die Ära MINAS MORGUL erfolgreich weiterführen kann?

 

Ich möchte gleich mal loswerden: Aufatmen, die Antwort auf diese Frage lautet ganz klar: ja, auf jeden Fall! Und doch ist wie immer nach einem Besetzungswechsel einiges anders. Wer Robse live erlebt hat, der kennt seinen ganz eigenen Umgang mit dem Publikum und seinen Musikerkollegen. So wird zwischen „Abschied“ und „Leben“ gerne das eine oder andere Schwätzchen über den aktuellen Hopfensaft-Füllstand ausgetauscht, ein paar Witze gerissen und im nächsten Moment wieder todernst von „Niedergang“ und Verderben gegrunzt. Das ist vielleicht für die finstere Atmosphäre nicht unbedingt zuträglich – dafür macht es Spaß! 

Und nicht nur das: Auch in Sachen Songauswahl sind heute einige angenehme Überraschungen dabei. Dabei rocken die Jungs neben der aktuellen Scheibe auch einige ältere Stücke wie „Erinnerung“ von der 2007er „Aus Blut gemacht“ ganz selbstbewusst von der Bühne – als bestünde die Kombi und dieser Formation schon seit vielen Jahren. Die Fans lassen sich gar nicht lange bitten und feiern gemeinsam mit Rampensau Robse diesen mehr als geglückten Start. Und selbst die, die zum Schluss noch zweifeln, reißt spätestens der finale Track „Ära“ mit, als es dann durch das ganze Blackland klingt: „Wir sind die Ära, 1313 – Schwarzmetall!“

Die wichtigste Frage ist jedoch: Wie klingt diese neue „Ära“? Insgesamt bringen die Jungs ihre Stücke sauber rüber, lediglich der Bass hakt an einigen Stellen. Zur Feuerprobe der neuen Formation darf man da aber ruhig mal ein Auge zudrücken. Und wie macht sich die neue Stimmgewalt bei MINAS MORGUL? Die Fans sind da gespaltener Meinung. Die starken stimmlichen Unterschiede zwischen Ex-Sänger Rico und Neuzugang Robse sind selbst für den Laien auszumachen. Dabei ist jedoch gar nicht leicht zu sagen, welche Version nun besser ist: Es klingt einfach anders, neu eben. Und wer sich damit abfinden kann, der wird mit großer Sicherheit auch die neue Ära MINAS MORGUL schätzen lernen. Denn die Jungs strahlen nur so vor Tatendrang – da dürfen wir sicher in Zukunft noch den einen oder anderen fetten Black Metal-Schinken erwarten!

Feuerprobe? Bestanden!

Wir durften heute Zeugen werden von einem Auftritt, der für alle drei Bands einen kleineren oder größeren Meilenstein in der eigenen Geschichte bedeutet hat. Das spürt man – und man spürt die Erleichterung, die sich breit macht, als alle drei Feuerproben erfolgreich bestanden sind. Für mich war der Abend überaus erfolgreich: Drei herausragende Bands, davon eine neue Lieblingskombo – wenn sich das nicht gelohnt hat! Wer Blut geleckt hat und sich selbst ein Bild von der Arkham Auditions Tour machen will, der hat noch an folgenden Stationen die Chance dazu:

18.10.18 – Erfurt
19.10.19 – Würzburg
16.11.19 – Stuttgart
29.11.19 – Leipzig


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