Monstertruck ohne Eier – SELFMACHINE

SELFMACHINE – Societal Arcade
Veröffentlichungsdatum: 17.03.2017
Dauer: 47:31 Min.
Label: Wormholedeat/Aural Music

Gerade wenn ich eine Band noch nicht kannte, schaue ich gerne mal in die mitgelieferten Infos zu einer aktuellen Scheibe rein. So zum Beispiel hier. Dabei fiel mir eine interessante Kombi in dem Presskit auf. Zum einen wird eine kurze Liste von Bands aufgeführt, mit wem sich SELFMACHINE schon eine Bühne geteilt haben. Darunter u.a. THE AGONIST, IZEGRIM und POWERWOLF. Schön. Bunte Mischung. Dann ein kurzer Text, wie die Band angeblich klingt. Dafür müsse man sich einen bärtigen Michael Jackson vorstellen, der einen Monstertruck durch das Teletubbieland fährt. „Groovy, melodic, heavy and damn catchy“. Ich glaube, ich frage nochmal nach, ob die bunten Pillen noch irgendwo in der Post sein könnten …

Aber ok. Schauen wir mal, ob Zombie-Michael auf Teletubbie-Jagd wirklich auch Metal kann. „Against the Flow“ klingt zumindest schon mal nach Truck. Und platzenden Kleinkinderschrecken. So ein gewisser Wumms fehlt dem Song zwar, aber es groovt durchaus. Auch wenn das am Mikro teilweise auch die BACKSTREET BOYS sein könnten (ey, ich habe mit solchen Vergleichen nicht angefangen). Für’s Radioprogramm nach 22 Uhr würde es zumindest auch was taugen.

„Join the Hatetrain“ lässt dann zumindest vermuten, dass das Gaspedal jetzt komplett durchgetreten ist. Aber falsch geraten. Speed scheint hier nicht der entscheidende Faktor zu sein. Evil Michael kocht nicht unbedingt vor Wut. Man denkt eher an angetrunkene Surfer, die ihre Stimmbänder ein wenig herausfordern. Statt Groove bekommt man auch eher ein unregelmäßiges auf und ab im Tempo vor die Füsse geworfen. Da hätte ich mir bei dem Text echt mehr erwartet.

Als nächstes kommt „Giddy up!“. Ok, keine Ahnung, was mit dem Titel gemeint ist, aber hier sind die Herren mal etwas von ihrem Plastiksound weggekommen und haben die Melodik entdeckt. Hurra! Das Album ist gerade ein schönes Stück besser geworden. Auch annehmbare Hocklines finden sich plötzlich im Refrain. Geht doch.

Auf dem Level scheint sich die Band nun ein wenig eingepegelt zu haben. Die Songs sind strukturiert, in sich entspannter, melodiös, und vielleicht auch catchy. Was mir fehlt, ist der Groove. Trotz technischer Finesse fehlt so ein gewisser Druck nach vorne. Das Ganze klingt nicht gerade böse. Es ist zwar gewaltig, gut gespielt und tralala, aber … Wie haben die es damit zu POWERWOLF und IZEGRIM geschafft? Ich höre weder einen zugewucherten Michael Jackson noch einen Monstertruck. Und für die Teletubbies ist es nicht nervig genug. Eher gefällig, aber nichtssagend. Song für Song. Muss das sein?

Nach 13 Songs ist man trotzdem etwas platt. Wieso fahren die die ganze Zeit mit halbem Gas? Die Lieder sind ja nicht schlecht, aber verdammt, irgendwann wird es langweilig! Es muss doch auch mal Punkte geben, wo die Handbremse gelöst wird und die Musik sich weiter entfalten kann. Der Wille scheint schon da zu sein. Nur traut sich keiner. Schade. Wenn die Band mal etwas mehr Gas geben würde, kämen sicher interessante Songs zum Vorschein.

 

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Autorenbewertung

5
SELFMACHINE zeigen, dass sie grundsätzlich musikalisch gute Ideen haben und ein bisschen außerhalb traditioneller Kompositionsmuster denken. Trotzdem fehlt den Songs das gewisse Etwas, um einen wirklich vom Hocker zu hauen. Oftmals ähnliche Songmuster und die Längen von in aller Regel unter vier Minuten, lassen die Songs alle sehr radiomäßig erscheinen. Mal ehrlich, ist das Faulheit? Oder Einfallslosigkeit? Vielleicht hätte man lieber 2-3 Songs von der Platte streichen und die anderen umso besser machen sollen.
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5 / 10 Punkten

Vorteile

+ an sich gut strukturierte Songs
+ neue Klänge
+ unterhaltsame, bildliche Beschreibung

Nachteile

- kein Groove
- trotz guter Ideen kein Biss
- sehr radiomäßig

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