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MORTANIUS – Metal bis zum Sarg

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MORTANIUS- „Till Death Do Us Part“

Veröffentlichungsdatum: 22.02.2019
Länge:
47:33
Label: 
Rockshot Records
Genre:
Progressive Power Metal

Ich muss ganz ehrlich sein. Wie gefühlt eine Million andere Metalfans vor mir bin ich über die Symphonic-Metal-Ecke in die härteren Regionen reingerutscht. Nach NIGHTWISH kam dann DREAM THEATER – von einem Freund empfohlen. Und ich glaube, jetzt hab ich einen Mix der beiden Bands entdeckt! MORTANIUS haben ihr Debütalbum rausgebracht. Bisher gibt’s nur drei EPs von ihnen – und ein sehr verstörendes Cover von „Last Christmas“.… dazu aber später mehr.

„Till Death Do Us Part“ heißt das Album, das ich mir anhören darf. Und gerade am Anfang legen MORTANIUS ein ordentliches Tempo vor! Der erste Song, „Facing The Truth“, lebt richtig von seinem Tempo und vor allem von den Orgel-Sounds und Streichern. Natürlich ist auch der Gesang sehr gut: Auf dem ersten Track haut mich die Stimme von DRAGON GUARDIAN-Sänger Leo Figaro um. Beim ersten Hören dachte ich zuerst, es wäre eine tiefe Frauenstimme. Aber spätestens wenn er sich in die höchsten Lagen hochschwingt, die seine Stimmbänder zulassen, fällt es doch auf, dass das nicht unbedingt seine Heimattonlage ist.

Immer dabei ist auch der eigentliche Sänger der Band, Lucas Flocco. Er hat eine sehr markante, durchdringende Stimme – nicht jedermanns Sache. Die tieferen Lagen fallen ihm leichter und klingen auch voller. Mir gefällt der Gesang von Flocco mehr, wenn er mehr Emotionen in seine Stimme legt.

Mechanisch oder groovy? Irgendwie beides.

Der zweite Song auf dem Album, „Disengage“, gefällt mir nicht ganz so gut. Er fängt zwar angenehm langsam an, aber sobald der Rhythmus schneller wird, klingt es sehr mechanisch. Irgendwie hab ich auch den Eindruck, dass die Band nicht so gern ungerade Takte spielt. Sobald die Taktart wechselt und es nicht mehr der Standard 4/4-Takt ist, klingen die Instrumente und sogar der Gesang sehr kontrolliert und mechanisch, als ob sie sich stark konzentrieren müssten, um alles genau richtig zu spielen. Im geraden Takt kriegen sie es aber sehr gut hin, die Gitarrensoli klingen leicht und die Stimme von Flocco schwebt irgendwo weit oben über den anderen Instrumenten und den Backgroundsängern.

Eins muss man auch echt sagen:Der hohe Gesang ist auf Dauer echt anstrengend! Da ist es gut, dass auch Jonas Heidgert von DRAGONLAND mit am Start ist und dafür sorgt, dass auch der Song „Jaded“ mit einer tieferen Männerstimme sehr gut versorgt wird. Übrigens sind MORTANIUS eigentlich nur ein Duo – die Leadgitarre wird also auch von Extern übernommen, genauer gesagt von Ollie Bernstein von OUSIODES.

Laaast Christmas, I gave you my heart…

Na, habt ihr jetzt einen Ohrwurm? Ganz zum Schluss kommt bei „Till Death Do Us Part“ genau das, worauf wir alle gewartet haben! …oder auch nicht. Das Cover von „Last Christmas“ ist auch auf dem Album drauf! Ich bin erstmal fast rückwärts vom Stuhl gefallen, weil ich den Ursprungssong an sich schon im November kaum mehr hören kann.

Aber anscheinend haben MORTANIUS Sinn für Humor! Schon bei ihren letzten EPs haben sie jeweils ein Cover mit integriert – da war es mal „Barbie Girl“ von AQUA, mal „It’s gonna be me“ von NSYNC oder „For The Longest Time“ von BILLY JOEL. Jetzt ist also WHAM! dran. Und so schlecht klingt es dann gar nicht – wenn auch ein bisschen arg langsam und schleppend. Aber das ist ja der Sinn eines Covers: Mach dein eigenes Ding draus. Und das haben MORTANIUS sehr gut gemeistert.

Nach dem kompletten Album kann ich sagen: Hohe Männerstimmen sind nicht ganz so meins, die Stimme von Flocco ist eben… besonders. Auch die Versuche, mit ungeraden Takten noch progressiver zu wirken, sind für mich nicht ganz so überzeugend und sind zwar technisch anspruchsvoll, klingen dadurch aber sehr mechanisch. Gerade die ruhigeren Stellen und natürlich auch die Gitarrensoli in geraden Takten klingen dafür unglaublich schön. Da zeigen MORTANIUS, dass Progressive Metal nicht unbedingt nur technisch bedeuten muss. Mein Favorit: der mit 17:53 Minuten überlange Titelsong „Till Death Do Us Part“. Der hat alles mit drin, was so ein langer Song braucht: Schnelle Passagen, Soli, auch mal ruhigere Stellen, und man hört den Spaß an der Musik.

MORTANIUS auf Bandcamp

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Autorenbewertung

7
Mit "Till Death Do Us Part" zeigen MORTANIUS schön alle Facetten von Progressive und Power Metal. Wunderschöne Gitarrensoli und eingängige Passagen auf der einen Seite, aber zu technisches, mechanisches Spiel und auf Dauer anstrengender Gesang auf der anderen Seite. Aber eins muss man MORTANIUS lassen: Der positive Teil ist viel markanter als der negative. Daumen hoch dafür!
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

+ sehr schöne Gitarrensoli
+ Abwechslung beim Gesang und den Tempi
+ Gastsänger sind sehr überzeugend

Nachteile

- manchmal sehr mechanische Gitarrenarbeit
- Stimme von Lucas Flocco ist Gewöhnungssache

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