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Musik zum Träumen – nicht zum Einschlafen
COUNTLESS SKIES – New Dawn
Veröffentlichungsdatum: 24.6.2016
Dauer: 44:01
Label: Kolony Records
Zu allerest mal: Wow! Selten habe ich so ein großartiges Album-Cover gesehen. Allein dieses Bild lädt schon dazu ein, sich in träumerische Welten entführen zu lassen – ein perfekter Auftakt für „New Dawn“!
Wer sich auskennt, wird schon am Bandnamen erkannt haben, in welchen Gefilden wir uns musikalisch bewegen: „Countless Skies“ ist nämlich auch der Name eines Songs der Australier BE’LAKOR – zusammen mit INSOMNIUM wohl die Vorreiter einer noch relativ jungen Stilrichtung, die die verträumte und atmosphärische Seite des Melodic Death Metal auf die Spitze treibt. Und genau das machen auch COUNTLESS SKIES: Sie holen mit überaus melodischen Gitarren, warmen Keyboard-Hintergründen und tiefgehenden Growls alles an Atmosphäre und Gefühl aus dem Genre heraus, was dieses zu bieten hat. Mal auf seichten Nebelschwaden gleitend, mal episch gen ätherische Sphären türmend, beweisen die Engländer, dass Death Metal eine sehr gefühlvolle Musikrichtung sein kann.
Besonders spiegelt sich dies bei Liedern wie „Wanderer“ wider: Strophen aus purem Akustikgold und semi-gegrowlten Flüster-Vocals wechseln sich ab mit kraftvollen Melodie-Höhenflügen – Energie und Ruhe verfließen ineinander wie Sturmwolken im klaren Sternenhimmel. Dass COUNTLESS SKIES zwar sehr wohl Musik zum Träumen, allerdings nicht zum Einschlafen spielen, wissen sie auch zu beweisen: Viele Songs, wie etwa „Incendium“ oder „Daybreak“ gehen die Sache mit einer deutlich höheren Geschwindigkeit an. Bei Letzterem passiert dann etwas, was man vielleicht nicht erwartet hätte: Der Gesangsstil schlägt komplett um. Anstatt Growls gibt es auf einmal etwas, was sich fast nach Power Metal klingenden clean Vocals anhört – ebenso überraschend wie gewöhnungsbedürftig, geben sie der Musik nochmal einen ganz anderen Flair. Ob man das nun gut finden muss, ist eine andere Frage. Für mich persönlich stört es ein bisschen zu sehr den Hörfluss des Gesamtwerks.
Das Highlight des Albums kommt dann erst ganz am Ende: Der zehnminütige Epos „Return“. Für gewöhnlich sind die längeren Lieder immer die vielversprechendsten, da die meisten Bands hier die meiste Hingabe und den größten Arbeitsaufwand hineinstecken. Auch hier ist genau das der Fall. Nicht nur fasst „Return“ das gesamte Werk noch einmal inhaltlich zusammen, es nimmt einen auch, dank geschickt aufgebauter Songstruktur, mit auf eine musikalische Reise: Immer wieder baut der Song über lange Strecken nach und nach Energie auf, um den Hörer dann durch die lila Wolken des Coverartworks in die endlose Schwerelosigkeit des nächtlichen Sternenhimmels loszulassen – „Return“ ist wahrlich ein Meisterwerk.
Einzig ein paar Nachteile hat „New Dawn“ dann aber doch: Die Musik ist wie gemacht dafür, dass man sich in Gedanken verliert und vergisst, dass man eigentlich gerade dabei war, Musik zu hören – eine konzentrierte Experienz des Gesamtwerks ist also eher schwierig. Und leider, leider muss ich auch sagen, dass trotz allem Lob für dieses Album es nichts wirklich Neues zu bieten hat. Hätte man mir nur die Musik gegeben und mir gesagt, das sei das neue INSOMNIUM– oder BE’LAKOR-Album – ich hätt’s wahrscheinlich geglaubt. Allein die cleanen Vocals machen einen kleinen Unterschied, aber über diese kann man, wie schon angedeutet, dann auch wieder streiten.
Fun Fact: Die neue BE’LAKOR-Scheibe „Vessels“ kam exakt am gleichen Tag heraus.
Wer nach einem innovativen Meilenstein oder einem technisch anspruchsvollen Nackenbrecher sucht, für den mag „New Dawn“ nicht das richtige Album sein. Wer sich allerdings mit Kopfhörern aufs Bett legen, die Augen schließen und davonschweben will, oder einen Soundtrack braucht, um bei Nacht über düster-neblige Feldwege zu fahren, der sollte auf jeden Fall zulangen.
Autorenbewertung
Vorteile
-Mal sanft, mal episch
-Lädt zum Träumen ein
-Schönes Cover-Bild
-Der letzte Song ist großartig
Nachteile
-Nichts Innovatives
-Gewöhnungsbedürftige Clean Vocals
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