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MYRKUR – Dunkelheit und reine Wahrheit

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MYRKUR – „Mareridt“

Veröffentlichungsdatum: 15.09.2017
Dauer: 38:16 Minuten
Label: Relapse Records
Genre: Atmospheric Black Metal

Mit dem Intro beginnt eine Reise … eine Reise in die Ungewissheit. Ein tiefes Rauschen, wie von Nebelhörnern. Ein hallender, hoher Gesang, mit einem Echo, als würden es Berge zurück senden … so entführt mich die Musik sofort in die kühlen, eisigen Weiten des Nordens. Ein tiefes Knurren – und doch die sanfte dänische Sprache. Alles wird mit dem ersten Titel „Maneblôt“ zerrissen. Ein schnelles Schlagzeug, harte Gitarren, Black Metal-Geschrei. Doch immer wieder wird es unterbrochen von der ruhigen Stimme.

Als würde Sängerin Amalie Brunn (der echte Name von MYRKUR) im Dialog mit sich selbst stehen. Das spiegelt auch die instrumentale Vielfalt wieder. Plötzlich klingt eine Geige zwischen den schnellen Gitarren. Eine Ruhepause für die Seele der Sängerin, bevor sie ihre Verzweiflung wieder aus sich raus schreit. Zu der schnellen Musik kommt ein recht melodischer Refrain, ein Summen in den Schlaf … der Titel endet. Doch wer jetzt denkt: „Wow, was soll denn jetzt noch kommen, um das zu steigern?“ hat weit gefehlt. Denn die Reise hat gerade erst begonnen und es ist eine sehr düstere Fahrt durch die Klangwelten von MYRKUR.

 

 

Zwischen Ruhe und Sturm

The Serpent“ trägt den Hörer mit schweren Riffs und verzerrter Stimme durch die Gedanken einer Frau, die sich selbst als Dunkelheit und reine Wahrheit sieht. Hier ist der Text auf Englisch und leicht verständlich – leider auch schnell wieder vorbei. Doch der akustische Horrorfilm geht weiter. „The Crown“ beginnt sehr anmutig mit tiefem Bass und Streichern, dazu hallender Gesang. Auch hier zeigt Amalie Brunn die Vielfalt ihrer Stimme und wird, wie in fast jedem Song, durch einen Chor begleitet. Dieser Titel ist so weit weg von Black Metal – es könnte eher Filmmusik sein. Doch schon mit „Elleskudt“ folgen wieder düstere Gitarren, aber auch viel Melodie. Es endet in dämonischen Stimmen, die dem eingehenden Schluss eine beklemmende Wirkung verleihen.

Die Reise durch das Album ist ein sehr starkes Auf und Ab, ein Tanz zwischen Ausgeglichenheit und Zerfahrenheit. Fast ein wenig schizophren zeigen sich in jedem Titel die Seiten von Brunn. Es ist ein aufregendes Spiel mit Feuer und Kälte, mit Melodie und Disharmonie. Zwischen Black Metal und Folk, Dänisch und Englisch, psychedelischen Schreien und sanfter Klangmelodie. Es ist ein Auf und Ab der Emotionen.

Schluss mit dem Geschwafel

Was ich meine, ist einfach gesagt: MYRKUR bringt auf der Platte volle Abwechslung. Die Songs sind alle sehr unterschiedlich und doch zieht sich ein roter Faden durch die Tracks. Immer wieder gibt es Überraschungen und unerwartete Änderungen. Es gibt eine ganze Reihe von sehr hörenswerten Titeln, wie auch „Funeral„, in dem CHELSEA WOLFE als Gastsängerin dabei ist. Die beiden Frauen ergänzen sich nicht nur stimmlich optimal, beide sind auch sehr düstere Persönlichkeiten. Die Instrumente nimmt MYRKUR für ihre Platten fast immer alleine auf. Ganz selten sind mal andere Musiker dabei, wie z.B. Teloch von MAYHEM. Abschließend lässt sich sagen: Die Scheibe landet unter meinen Lieblingsalben, obwohl ich sonst eher skeptisch bei Black Metal bin. Aber MYRKUR ist viel mehr als das. Folk-Elemente, klarer Frauengesang, Progressivität und Black Metal – alles ist dabei auf „Mareridt“.

 

 

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Autorenbewertung

9
MYRKUR schaffen viel Atmosphäre und überzeugen damit auf ganzer Linie. Hier gibt es keine Langeweile, sondern nur Überraschungen. Ich kenne keine Band, die sich mit MYRKUR vergleichen lassen lässt. Das macht sie in meinen Augen einzigartig.
ø 4.5 / 5 bei 6 Benutzerbewertungen
9 / 10 Punkten

Vorteile

+ Abwechslung und viele verschiedene Einflüsse
+ ruhiger Gesang mit harter Musik, viel Melodie und klarer Gesang

Nachteile

- gegen Ende verliert die Platte etwas an Energie
- Songs sind leider alle sehr kurz

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2 Kommentare

  1. Erik
    14. Dezember 2017 bei 12:08 — Antworten

    Wow, wie zeihtnah ihr seid.

    • Sophia Brandt
      15. Dezember 2017 bei 23:58 — Antworten

      Hey Erik, deine Reaktion kam aber auch nicht so zeitnah 😉 Leider hatte ich die Platte recht spät auf dem Schirm. Ich gebe mir Mühe, schneller zu werden!

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