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Nancybreathing im Interview – Kinder, wir fahren nach Berlin!

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Im Mai diesen Jahres hat die NuMetal-Band NANCYBREATHING ihr zweites Album „Awake“ veröffentlicht, welches mich bei meiner damaligen Review sehr positiv überrascht hat. Kurz darauf kam via Instagram ein erster Kontakt mit der Band zustande, die gerade ihr erstes Konzert in Berlin geplant hat. Diese Gelegenheit habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen und habe nicht nur NANCYBREATHINGs Berlin-Debut fotografiert, sondern die sympatischen Jungs aus dem Ruhrpott vorher noch zu einem gemütlichen Interview getroffen. 

Auf einen Kaffee mit NANCYBREATHING

S: Habt ihr gut hergefunden? Wie gefällt euch Berlin bisher?

Lukas: Ich finde Berlin toll! Es ist eine echt angenehme Großstadt und ich habe das Gefühl, dass es hier nicht so eng ist und man Platz zum Atmen und zum Sein hat.

Christian: Ja, finde ich auch. Wir haben auch gut hergefunden – wären die ganzen Baustellen nicht gewesen. Wir waren über sieben Stunden unterwegs und geplant waren ursprünglich fünf.

S: Wollt ihr euch und eure Musik unseren Lesern kurz vorstellen?

Christian: Wir sind NANCYBREATHING aus dem Ruhrgebiet und spielen die wunderschöne Musikrichtung NuMetal und das seit mittlerweile 10 Jahren. Assim und ich sind von Anfang an dabei. Der Joscha ist seit fünf Jahren dabei und der Herr Lukas seit zwei Jahren. Vor kurzem haben wir auch unser neues Album „Awake“ veröffentlicht.

Die Jungs von Nancybreathing

S: NANCYBREATHING ist ein recht ungewöhnlicher Name. Gibt es eine Geschichte zu eurem Bandnamen? Woher habt ihr die Idee genommen?

Christian: Damals, also 2008, ist der einfach so zusammengewürfelt worden. Wir haben gesucht und gesucht und unserem damaligen Gitarristen ist die Comicfigur Nancy Drew in den Sinn gekommen. Allerdings war der Begriff auf MySpace schon sehr häufig zu finden. Dann dachten wir an „Barely Breathing“, aber das gab es auch schon viel zu oft. Also haben wir einfach Nancy und Breathing zusammengeworfen. Wir haben uns auch an Bands wie DEFTONES ortientiert, dass der Name immer als ein Ganzes gesehen werden und nicht in zwei Begriffe getrennt werden soll. 

„Beim nächsten Mal schreiben wir einfach, wir machen Musik.“

S: Kommen wir mal zur Musik: Es gab zu „Awake“ einige Reviews, nicht alle davon waren gut. Es kommt dabei immer wieder die Frage auf, wie man heutzutage noch NuMetal spielen kann. Was motiviert euch dazu, auch heute noch NuMetal zu machen?

Assim: Die Frage ist: Warum kann man es nicht? Es gibt heutzutage viele Bands, die im Prinzip sehr ähnliche Musik spielen, aber kaum noch NuMetal-Bands. Und wir sind eben alle Kinder der 2000er und damit aufgewachsen. Man muss das Rad ja auch nicht immer neu erfinden. Wir machen einfach das, worauf wir Lust haben. Und anstatt zu fragen: „Wie kann man nur?“, kann man auch sagen: „Warum nicht?“

Lukas: Selbst als NuMetal aufkam, hatte diese Musik einen schlechten Ruf gehabt. Aber als Chester Bennington letztes Jahr verstorben ist, wurde erst richtig klar, welche Bedeutung die Musik gerade für unsere Generation hat und dass er einer der bedeutendsten Sänger gewesen ist. Außerdem spielen Bands wie KORN heute noch ausverkaufte Konzerte, was ja beweist, dass NuMetal nicht einfach eine Randerscheinung ist. Einige Reviewer hätten das Album auch eher dem Metalcore zugeordnet, aber wir spielen eben das, was wir mit NuMetal verbinden und mixen es mit anderen, eigenen Einflüssen.

Christian: Haters gonna hate, wat willste machen. Vermutlich würde sich auch jemand beschweren, wenn wir uns als reine Metalband bezeichnen würden. Beim nächsten Mal schreiben wir einfach, wir machen Musik. 

Sänger Christian

S: Gerade sind ja schon einige Namen gefallen. Welche Bands beeinflussen euch denn neben den „Klassikern“ noch?

Joscha: Natürlich haben mich schon immer die NuMetal-Urgesteine beeinflust. Heutzutage höre ich aber vor allem auch Bands wie VEIL OF MAYA oder PERIPHERY. Also vor allem modernen Djent. Prinzipiell höre ich aber außer Schlager fast alles.

Christian: Bei mir gibt’s immer wieder so Wochen, da laufen im Auto die 2000er Jahre rauf und runter. Also DEFTONES, KORN – die ganzen alten Sachen eben. Wobei KORNs neue Musik auch sehr geil ist. Und natürlich die ersten beiden SLIPKNOT-Alben bis zum Erbrechen. Heutzutage finde ich es irgendwie schwierig Bands, zu finden, die mich richtig überzeugen. Sowohl musikalisch als auch textlich. Es gibt immer wieder Bands, die vereinzelt richtig geile Songs haben und du dir denkst „Man, wäre ich mal auf die Idee gekommen!“, aber dann hörst du andere Songs, bei denen du das Gefühl hast, sie auf einem anderen Album schon mal gehört zu haben. Vieles klingt irgendwie gleich.

Lukas: Wir hören alle so viele verschiedene Bands, da fällt es mir schwer, zu sagen, welche uns oder eben mich besonders geprägt hat. Das spiegelt sich auch in unseren Songs wieder. Wenn man „Groundhog Day“ hört, ist das zum Beispiel eher punkig. Es kommt sehr viel zusammen und man kann nicht sagen, dass das von einer bestimmten Band kommt.

Christian: Und die Liebe zum Hip-Hop kommt auch dazu. Vor allem Assims Drumsound ist teilweise davon beeinflusst. Und ich selber höre auch gerne Rap und Hip-Hop. Aber generell waren es vor allem die 2000er, die uns beeinflusst haben. Als man damals mit fünfzehn versucht hat, „One Step Closer“ zu covern und einfach gesungen hat wie eine Micky Maus auf Ecstasy und dachte: „Boah, du klingst so fett!“ Aber ja, es waren damals schon Chester Bennington,  Jonathan Davis, Corey Taylor und Chino Moreno. Das waren die vier Sänger, zu denen ich schon immer aufgeschaut habe. Die haben ihren eigenen Stil und du hörst sie immer raus, egal, was sie machen. 

S: Wie läuft bei Euch eigentlich der Schreibprozess ab? Und wie lange hat es eigentlich gedauert, „Awake“ fertigzustellen?

Alle: (überlegen) So ungefähr ein Jahr. 

Lukas: Für mich persönlich war „Awake“ der schnellste Schreibprozess, den ich je mit einer Band gehabt habe. Die Jungs waren eh schon eingespielt und hatten schon das Album davor aufgenommen und ich bin eben dazugestoßen und habe die Sachen auswendig gelernt. Wir sind mit dem alten Album dann noch einmal auf Tour gegangen, aber danach waren wir auch müde von den Songs und wollten was Neues schreiben. Und der Joscha ist eben ein begnadeter Songwriter, der gefühlt jede Woche mit tausend neuen Riffs um die Ecke kommt. Den letzten Song, „Too Many“, haben wir sogar binnen zwei oder drei Wochen fertig geschrieben und sind dann direkt ins Studio. Wir haben dann halt auch bei einem Label unterschrieben und hatten plötzlich eine Deadline, die das Ganze auch nochmal beschleunigt hat. Hätten wir die nicht gehabt, hätten wir uns auch noch mehr Zeit gelassen. Aber das hat dem ganzen keinen Abbruch getan – so fix hintereinander habe ich noch nie geschrieben.

Bassist Lukas

 

S: Mir sind schon beim ersten Hören die Lyrics der Platte besonders aufgefallen. Was waren denn Themen und Motive, die euch besonders beeinflusst haben?

Christian: Uff, alles.

Lukas: Ich weiß gar nicht, was der da singt! (lacht)

Christian: Eigentlich wirklich alles. Das reicht von persönlichen krankheitsbedingten Problemen oder von Zeitpunkten, in denen man mit gewissen Dingen abzuschließt – oder einfach Danke sagen. Man hört das schon beim Titelsong „Awake“ oder bei „Save this life“, die vom Text her einfach versuchen, positiv zu sein. „Inner Emptiness“ habe ich direkt nach dem Tod von Chester Bennington geschrieben und soll eben dieses Depressive verarbeiten. „World on Fire“, ja, ich muss zugeben, die AfD hat mich zu diesem Song gebracht. „The Donald“ auch. Also, wirklich alles hat die Texte irgendwie beeinflusst. 

S: Welche Pläne stehen denn livetechnisch bei euch in der näheren Zukunft an?

Christian: Nach unserer Sommerpause geht es im September ins Sauerland zu unseren Freunden von QUASIMONO. Dann geht’s nach Krefeld, dann nach Unna und … äääh, nach Essen und zum Abschlusskonzert, wo wir mit unseren Labelfreunden KÖNIG KOBRA spielen werden. Vielleicht kommen noch ein paar dazu. Wie hätten auf jeden Fall Bock auf eine Halloweenshow. Nächstes Jahr soll es auf jeden Fall noch ein bisschen mehr werden.

„Wenn dich keiner hasst, dann machst du etwas falsch.“

S: Sprechen wir nochmal über die nahe Zukunft. Das ist ja euer erstes Konzert in Berlin. Wie war die ganze Organisation für euch? 

Assim: Die Location zu finden war kein Problem. Die Bands zu finden war weitaus schwieriger. Wir haben insgesamt über 15 Bands angeschrieben und wir haben erst vor zwei Wochen alle Supports beisammen gehabt. Aber am Ende hat es wunderbar funktioniert und wir haben drei echt sympatische Bands gefunden.

Gitarrist Joscha

 

S: Euch gibt’s ja seit mittlerweile zehn Jahren. Habt ihr denn Tipps für andere kleine, aufstrebende Underground-Bands?

Christian: Einfach machen was man will. Und sich auch nicht durch kleine negative Dinge aus der Bahn werfen lassen. Wenn mal eine Show nicht so lief, dann ist es so. Wenn mal jemand sagt: „Ich fand euch jetzt nicht so gut“, dann ist es so – nicht jeder kann einen gut finden. Und wie hat Dr. House gesagt?

Joscha: „Wenn dich keiner hasst, dann machst du etwas falsch.“

Lukas: Nicht entmutigen lassen. Für sich selbst klar machen, was man will und was Erfolg bedeutet.  Wenn Erfolg bedeutet, möglichst schnell auf vielen großen Bühnen zu stehen und viel fotografiert zu werden, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man scheitert, einfach sehr hoch. Daran habe ich schon viele Bands zerbrechen sehen. In der Musikbranche zu arbeiten ist eines der härtesten Dinge überhaupt. Ich würde zu jungen Bands sagen: Habt einfach Spaß an dem, was ihr tut und lasst euch da nicht reinreden. Macht die Musik, die euch berührt. Wenn ihr auf der Bühne steht und es geil findet, einfach, weil ihr’s macht, dann ist es gut. Aber wenn man das nur tut, um zu sehen, wie vor einem der Mob tobt, dann ist das schlecht. Ich meine, es kann passieren und es wird auch passieren und dann ist das natürlich geil, aber wir hatten zum Beispiel vor kurzem einen Gig in Gelsenkirchen und es waren gefühlt zehn Leute da. Natürlich war es mir nicht egal, aber ich hatte trotzdem einen riesen Spaß und richtig Bock auf das, was ich gespielt habe. Darum sollte es gehen, Spaß daran haben an dem was man tut, sich aufeinander einspielen und zusammen größer werden.

Drummer Assim

S: Um euch das Wort zu überlassen: Gibt es etwas, das ihr unseren Lesern gerne sagen möchtet?

Lukas:  (lacht) Viele Grüße an Tante Käthe vom Sparmarkt! … und hört in unsere Alben und wenn ihr das findet, was wir daran geil finden, sagt uns Bescheid! War das zu kryptisch?

Christian: Ja. Wir würden uns echt freuen, wenn ihr unser Album hört und ihr könnt uns super gerne auch eine persönliche Nachricht auf Facebook hinterlassen. Ansonsten sehen wir uns ja vielleicht auf einer Show und trinken ein Bier zusammen. 

S: Vielen Dank, Jungs!

 

 

Nicht nur während des Interviews mit NANCYBREATHING, sondern auch während ihres Konzerts in Berlin war es offensichtlich, dass die Jungs lieben, was sie tun, und dem NuMetal-Sound der 2000er ein neues Gewand verleihen. Wer die Chance hat, die Band einmal live zu sehen, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und sich selbst einen Eindruck verschaffen. Hier steckt definitiv viel Herzblut drin! 

Nancybreathing auf Facebook

Nancybreathing im Web

 

 

 

 


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