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Nargathrond – Ich bin dann mal Black Metal

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NARGATHROND – Freigeist
Veröffentlichungsdatum: 06.05.2017
Dauer: 39:36
Label: Independet/Eigenproduktion
Stil: Modern/Death/Black/Core/Heavy

Neulich trafen sich unsere Kollegen bei einer Redaktionssitzung und Alex händigte physische Promos aus. Mein Blick fiel auf das Jewelcase von NARGATHROND. Ein Cover mit Klischeevorlage stach sofort ins Auge, denn wie jeder weiß, sind Cover mit einem einzigen Musiker, der durch den Schnee mit der Gitarre stapft, etwas ganz besonderes. „Freigeist“ nennt sich dieses Album und es besticht durch eine simple Aufmachung. Keine Songtexte, keine Farben und auf der Innenseite nur die nötigsten Informationen über Aufnahme und viele Gastbeiträge. Na da bin ich ja jetzt gespannt.

Nargathrond versucht sich an Black Metal

Moment. Habe ich die falsche CD erwischt? Alleinunterhalter Stefan (u. a. bei HIGURD und der typischen „Drei Wörter Core-Band“ AS WE FUCKED aktiv) hat sich wohl den Spaß gemacht und mit Artwork und Bandnamen eine falsche Fährte gelegt. Anders kann ich mir den Anfang nicht erklären, denn statt prächtigem Black Metal höre ich nun dumpf produzierten, modernen Metal mit vielen Einsprengseln aus dem Core-Bereich. Zwischendurch quietscht der erste Gastsänger in hohem Falsett die platte Lyrik raus, dann gibt es wieder Death Metal-Vocals. Bis auf den Heavy Metal-Gesang ist das alles andere als ein guter Start.

Auch im kitschig betitelten „Mein Menschenherz, Mein Überdruss“ wird das nicht besser. Der gute Stefan hat nämlich beschlossen auf Deutsch zu singen. Aber nicht auf hohem Niveau, wie es nur wenige aus unseren Gefilden schaffen, nein, er klagt sein Leid so unangenehm, dass es einem die Scham ins eigene Gesicht treibt.

„Mutter bitte nimm mich mit, niemand sonst hat mich geliebt“

Der Übeltäter hinter dem Album

Frag dich mal warum. Solche Ergüsse passen nur zu gut zu diesem stumpfen rockigen Gewand. Plastisches Schlagzeug trifft auf Stoner-Bassspiel und schwachbrüstig verzerrte Gitarren. Bevor ich aber so richtig in Fahrt komme und meiner Abneigung freien Lauf lasse, muss ich trotzdem gestehen, dass die Passage mit dem „Solo“ doch irgendwas hat. Kann man sogar hören. Tönt tatsächlich nach schönem Rock. 20 Sekunden später ist das aber Schnee von gestern. Jetzt wird wieder nachdenklich in Andacht geschwelgt. Flüsternd mit ruhiger Klampfe baut sich unerwartet ein Konstrukt auf, welches mit Klavier ausgeschmückt wird. Doch das Gesamtpaket artet erneut in voller Übelkeit aus. Immerhin kann man hier das erste mal von Black Metal-Einflüssen sprechen.

Jetzt wird gewütet! Aber bitte ganz wild und unstrukturiert!

Angelo Sasso kommt jetzt so richtig in Fahrt und klöppelt künstlich durch die Wallachei. Austauschbare Riffs werden runtergeschrubt und vom leiernden Gesang bis hin zum Gekeife über „Sturmgewalt“ oder den farblosen Gastbeitrag bei „In This World“ möchte ich gar nicht näher eingehen. Schrecklich!

Auch der Metalcore-Anteil in „Puking Blood“ (passender Titel!) lässt meine Seele nicht gerade vor Glück singen. Meinem Kaktus scheint es auch nicht zu gefallen, so wie der die Blätter hängen lässt. Da rettet das Growling aus der Kloschüssel auch nichts mehr. Deshalb habe ich den Eindruck, dass sich der Musiker nicht entscheiden konnte, welche konkreten Pläne er für seinen Musikstil hatte. Ich möchte nur anmerken, dass viele Köche den Brei verderben können.

Die Ohren können HIER penetriert werden.

Den Titel als Kandidat für den schlechtesten Song 2017 hat sich übrigens „Until Your Music Will Die“ gepachtet. Das ist eine bodenlose Frechheit. Im Anschluss wird lässig mit zugedröhntem Gesang durch die Gehörgänge geschlendert, dazu gibt es gesichtslose Leistung am Saiteninstrument. Ich habe den Eindruck, dass es nicht wirklich besser wird.

Der einzige Song, den man als Black Metal bezeichnen kann („Jagd der Dämonen“) ist als bestes Stück auf diesem Album gekennzeichnet. Tatsächlich ein kleiner Lichtblick. Allerdings vergrault mich der Sänger durch den peinlichen Text endgültig. „WTF“ sorgt danach für geistiges Erbrechen, denn nichts ist nerviger als kraftloses Screaming plus klebrig-süße Heulerei im Hintergrund.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Stefan Lorenz

Autorenbewertung

1
Ab in den Proberaum, Junge! Und lass deine Griffel vom Black Metal, das ist nichts für dich. Lass noch ein paar Jahre im Proberaum verstreichen und dann kriegst du noch mal eine Chance, dein Können zu beweisen. Bis dahin verbiete ich dir, weiterhin Alben zu veröffentlichen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wem sowas gefällt. Vielleicht ja unentschlossenen Jugendlichen, die alles an Musik in einen Topf werfen und doch nicht zum Punkt kommen.
ø 0.7 / 5 bei 10 Benutzerbewertungen
1 / 10 Punkten

Vorteile

+ ich hatte tasächlich 5 Minuten Interesse an dem Album
+ handwerklich okay

Nachteile

- unausgegorenes Songwriting
- schreckliche deutsche Texte
- das Cover ist schlecht

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1 Kommentar

  1. Prometheus
    16. Mai 2017 bei 20:05 — Antworten

    Das Album heißt nicht umsonst Freigeist. Ja das Album ist ein Gemeinschaftsprojekt und es spricht jedes Lied für sich, denn jeder Gastsänger hat seine eigene Ideen und Gesang eingebracht. Nirgendwo wird behauptet es handele sich um reinen Black Metall. Warum überhaupt?
    Nur wegen einem schwarz weißem Cover?
    Sicherlich kein 10 Sterne Album aber diese persönlichen Anfeindungen müssen nicht sein.
    Vielleicht mal nicht so Schranken denken und die Musik nicht nur in Schubladen stecken.
    Übrigens ich habe musikalisch mit dem Album nichts zu tun.

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