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NERVOSA im Interview – Treue und Lebensfreude

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Immer noch SUMMERBREEZE… Die Band, die ich heute treffen darf, hat bereits mittags gespielt, und trotz der vergleichsweise frühen Stunde viele Fans vor die T-Stage gelockt. Eine Band derart im Line-Up platzieren zu können und trotzdem so ein Feedback seitens der Besucher zu bekommen, spricht sowohl für das Festival als auch für die Band. Wir sprechen hier über keinen Geringeren als NERVOSA. Das weibliche Dreigestirn aus São Paulo bläst mit seinem wilden Thrash Metal allen Anwesenden den Kater aus dem Schädel und zeigt, wie moderner Metal klingt, der mit viel Leidenschaft und Hingabe gespielt wird. Wir haben nach dem Auftritt mit Schlagzeugerin Luana gesprochen.


S: Hallo Luana! Danke, dass du dir Zeit nimmst! Seid ihr zufrieden mit eurem Auftritt heute?
L: Ja, wir hatten ein tolles Publikum. Ziemlich voll für die Uhrzeit. Wir haben ja schon um 12 Uhr mittags gespielt. Das haben wir nicht erwartet, dass da so viele Leute kommen würden, um sich unser Konzert anzusehen. Das war sehr schön.

S: Es ist ja noch dazu tagsüber sehr heiß und es gibt wenig Schatten. Die Leute kommen aber trotzdem, um euch zu sehen.
L: Stimmt, das war aber bereits auf der gesamten Tour so. Wir waren nach den Konzerten immer schon allein deswegen total fertig.

S: Ihr seid ja auch nicht zum ersten Mal hier auf dem SUMMERBREEZE. Hat sich in euren Augen was geändert seitdem?
L: Wir haben schon viel in Deutschland gespielt, auch auf vielen Festivals. Uns ist jetzt aber nichts direkt Neues aufgefallen. Das SUMMERBREEZE ist halt schon wirklich groß. Aber wir haben alles, was wir brauchen, und das Publikum war wirklich toll. Es ist ein sehr traditionelles Festival.

S: Auf dem SUMMERBREEZE herrscht ein ziemlicher Mix an unterschiedlichen Bands, die spielen. Mir fällt bei Gesprächen oft auf, dass die Leute schon versuchen, euch mal live erleben zu können, obwohl sie oftmals ganz unterschiedliche Subgenres des Metal hören. Fällt euch diese Resonnanz auf, wenn ihr auftretet?
L: Absolut. Mir fällt das oft auf, dass wir in Deutschland Fans auf mehreren Konzerten immer wieder sehen. Anderswo in Europa auch. Manche Fans sehen wir wirklich oft auf einer Tour, fünf Mal und mehr. Die kennen dann schon unsere Setlist und singen mit. Das ist echt verrückt. Wirklich großartig.

S: Denkst du, dass das momentan eine gewisse Entwicklung im Metal ist, dass Bands auftauchen und bekannt werden, die nicht aus den typischen Regionen kommen, in denen der Metal entstanden und hauptsächlich angesiedelt ist? Und dass die Fans auch solche Bands supporten?
L: Ich denke, dass Bands wie ALIEN WEAPONRY, JINJER oder POWERWOLF nicht mal wirklich was Neues spielen und teilweise sogar richtige Oldschool-Elemente haben. Die Leute haben die ganzen großen, etablierten Bands, die sie mögen, alle schonmal irgendwann, irgendwo gesehen und scheinen ziemlich gesättigt damit zu sein. Diese Bands haben auch keine Probleme damit, vor Fans zu spielen, weil sie gefühlt eh überall welche haben. Die Leute sind jetzt an einem Punkt, wo sie nach Neuem suchen in der Musik. Und das fördert eben auch diese Bands, die neue Ideen haben.

S: Merkt ihr einen Unterschied zwischen Europa und anderen „Orten“, an denen ihr auftretet?
L: Ich bin bis jetzt noch nicht in den USA aufgetreten, daher kann ich dazu nichts sagen. In Südamerika ist es oft ziemlich chaotisch. In Europa läuft Vieles viel geregelter. Die Shows sind früher und die Bands haben dadurch mehr Zeit, zwischendrin zu schlafen und sich auszuruhen. In Südamerika ist es viel anstrengender, weil die Konzerte meist sehr spät sind. Andererseits sind die Leute in Südamerika auch viel verrückter als in Europa. Die europäischen Fans unterstützen die Bands sehr stark und kommen oft zu den Konzerten, das ist ziemlich cool. Die Leute in Südamerika haben einfach nicht so viel Geld und können deswegen nicht so oft zu Konzerten gehen oder sich was kaufen. Aber wenn sie auf ein Konzert gehen, dann rasten sie aus und sind viel verrückter als die in Europa. Das ist ziemlich cool.

S: Klingt aber nicht so, als würdet ihr eins davon mehr mögen als das andere.
L: Nein, tun wir auch nicht. Es macht beides Spaß und ist schön. Es ist einfach sehr unterschiedlich. Aber es ist nicht eines besser oder schlechter als das andere.

S: Habt ihr denn momentan musikalische Strömungen o.ä., die euch beeinflussen oder die ihr speziell wichtig findet?
L: Puh, es wechselt immer ein wenig. DEATHHAMMER aus Norwegen höre ich ziemlich oft. Oder auch einige deutsche Bands aus dem Bereich Thrash Death und Thrash Black Metal. CRUEL FORCE heißt die eine Band, die höre ich momentan ziemlich viel. Ich mag einfach deren Stil. Ich würde sie aber nicht mit NERVOSA vergleichen. Wir spielen doch einen ganz anderen Stil.

S: Wie nimmst du die Metalszene in Südamerika denn wahr? Ist sie ähnlich vielfältig wie in Europa? Ich denke, viele Fans in Europa haben wahrscheinlich gar nicht so einen Überblick über die dortige Szene.
L: Ja, es gibt schon viele Bands dort. Die meisten haben leider nicht die finanziellen Möglichkeiten, viel zu touren und so bekannter zu werden, so wie europäische Bands es können. Wie gesagt, den Fans geht es ja ähnlich. Wir sind ja aus Brasilien und hatten einfach auch Glück. NERVOSA haben mittlerweile einfach auch mehr Connections und Erfahrung, um sowas machen zu können. Aber für junge Bands ist das sehr schwierig dort. Man braucht viel Geld, schon allein, um bei einer Agentur zu sein, die für einen Konzerte bucht oder um sich einen Van leisten zu können. Wir haben auch nicht so viel Geld, um gute Aufnahmen machen zu können oder die dann effektiv zu veröffentlichen. Viele, die in Südamerika eine Band gründen, bleiben meist dann auch dort. Wenn sie mal ein Album aufnehmen, dann meist nur mit mäßiger Qualität. In Europa ist das viel einfacher, in ein Studio gehen zu können oder Homerecording zu machen. Auch touren zu gehen ist für europäische Bands viel einfacher. Es ist sehr schwer, eine Band aus Südamerika zu finden, die die Möglichkeiten hat, sowas zu tun. Viele nutzen das Geld eher für die Familie und um leben zu können.


Man muss einfach zugeben, dass in dem Interview der Vergleich zwischen Europa und Südamerika sich als ein sehr zentraler Punkt entwickelt hat. Musikalisch gesehen sind die Mitglieder von NERVOSA sehr fit und haben einen wirklich breiten Überblick über die Szene. Sie können sich gut einordnen und wissen auch um ihre Stellung als Band. Sie werden definitiv von eigentlich allen wahrgenommen und beachtet – in einer Form, wie es sonst nur wenige andere Bands schaffen. Sie sind jedoch auch ein Beispiel dafür, dass es im Metal eben nicht reicht, als reine Frauenband aus einem „exotischen Land“ (ja, dünnes Eis!) aufzutreten und allein deswegen gepusht zu werden und Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie mussten und müssen genauso hart arbeiten, überhaupt erstmal international wahrgenommen zu werden und an den Punkt zu kommen, an dem sie jetzt sind. Dafür verdienen sie Respekt. Jeder, der sie mal live erlebt hat, wird bestätigen können, dass NERVOSA eine wirklich energiegeladene Show abliefern und nicht auf die Bühne gehen, weil sie es müssen. Diese Musikerinnen wissen, was sie wollen und sie arbeiten dafür.

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