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Neues Heldentum – BÖLZER
BÖLZER – Hero
Veröffentlichungsdatum: 25.11.2016
Dauer: 47 Min.
Label: Iron Bonehead Productions
Stil: Black/Death Metal
BÖLZER (vom schweizerdeutschen Wort „bölzen“ abgeleitet und grob übersetzt so etwas wie „ballern“ oder eine „Bombensache“) ist ein Duo, welches seit 2008 gemeinsam musiziert, und im Death und Black Metal Untergrund mit bisher einem Demo („Roman Acupuncture“) und zwei EPs („Aura“ und „Soma“) einigen Staub aufwirbeln konnte. Dabei überzeugten von Anfang an der Groove, die spezielle Art des Riffings und eine selbstverständliche Mischung aus Zutaten aller extremen Metalspielarten im Sound der Schweizer. Von diesen Qualitäten kann man sich zudem vor allem auch live überzeugen, bringen BÖLZER ähnlich wie ihre Duo-Kollegen von MANTAR teils mehr Druck und Power auf die Bühne als so manche mannschaftsstarke Band. 8 Jahre nach Gründung steht nun mit „Hero“ die erste Full-Length in den Startlöchern und sie wird aufzeigen, ob die Stärken des Sounds gehalten und welche neuen Impulse gesetzt werden konnten.
Das Intro „Urdr“ besteht einzig allein aus einer gepfiffenen Melodie, die unheilvoll stetig in ihrer Lauststärke ansteigt und schlussendlich von kräftigen Trommelrhythmen begleitet wird. Eine obskure Stimmung wird heraufbeschworen und leitet in den Opener „The Archer“ über. Dieser prescht sofort geradlinig voran, zeigt jedoch ein etwas weniger todesmetallisches Riffing als eventuell erwartet, was mich anfangs verwunderte. Das Ganze wirkt auf mich etwas psychedelischer und baut mehr auf flächigen Songlandschaften auf. Spätestens im Refrain, als Sänger KzRs semiklarer Gesang einsetzt, steht fest, das BÖLZER einen anderen Weg als auf ihren vorherigen Veröffentlichungen einschlagen. Dieser neue und frische Ansatz überzeugt mich sofort und ich bin begeistert aufgrund dieser ganz eigenen Interpretation extremen Metals. Verstärkend kommt hinzu, dass der Klang der Platte extrem breit und heavy ausgefallen ist, weiterhin den charakteristischen Gitarrensound aufweist (KzR spielt wohl auf einer eigens entwickelten BC Rich Gitarre mit 10 Saiten und schickt sein Audiosignal durch mehrere Amps um diesen abgefahreren Sound zu erzeugen) und auch das Drumming extrem druckvoll und zugleich organisch klingt. Aufgenommen wurde in den szenebekannten Woodshed Studios mit Hilfe von Michael Zech (ASCENSION, SECRETS OF THE MOON) und Viktor Santura (DARK FORTRESS, TRIPTYKON). Die personelle Erfahrung die hier zum Tragen kommt, zahlt sich meiner Meinung nach komplett aus.
An dritter Stelle im Albumverlauf steht der Titeltrack „Hero“ und startet ungewohnt schwarzmetallisch. Das Drumming HzRs spielt hier gekonnt mit Rhythmuswechseln und überzeugt auf ganzer Linie. Wiederum erschafft, neben dem Martin-van-Drunen-mäßigen Growlen, der kauzige Klargesang und gelegentliches Flüstern eine Epik und Eingängigkeit, die dem Ganzen eine sehr eigene Note verschafft. „Phosphor“ beendet anschließend die erste Albumhälfte und lässt durch einen stark an BEHEMOTHs Nergal zu „The Satanist“ Zeiten erinnernden Gesang aufhorchen.
In einem Metalforum las ich vor kurzem, dass BÖLZER mit dem Album im Endeffekt doch wieder „nur“ 2 EPs aufgenommen hätten. Tatsächlich kann man das so sehen, denn einige Argumente sprechen dafür. So läutet „Decima“ rein a capella die zweite Albumhälfte ein, welche nun etwas traditioneller deathmetallig zu Ohren schlägt und mehr an das ältere Material der Band erinnert. „I am III“ und „Spiritual Athleticism“ wurden schon vorab, unter anderem auf Youtube, veröffentlicht und wo sich erst genannter Song eher sehr doomig und schwer entfaltet, besitzt „Spiritual Athleticism“ echtes Ohrwurmpotenzial. Das Hauptriff des Songs ist sowas von eingängig und ich ertappe mich momentan ständig dabei, wie ich es nachsumme, oder dies zumindest probiere. Ob ich will oder nicht.
Zum Schluss spannt „Chlorophyllia“ durch seine für Black und Death Metal Verhältnisse etwas unkonventionelle Stilistik und Tonaliät den Bogen wieder in Richtung Anfang des Albums und bietet damit ein gutes Gegenargument zur oben beleuchteten „2EP Sichtweise“.
Die abschließenden Worte:
„Mother, forgive my vices
Hold me one last time
Mother, do not despair
See you on the other side „
schaffen abermals eine großartige Epik und lassen das Album ausklingen. Ganz stark! Das sollte man gehört haben!
Somit bauen BÖLZER mit „Hero“ auf ihrem bisherigen Fundament auf und erweitern ihre Stilistik um interessante Aspekte, wie etwa den sehr variablen Gesang. Das Endprodukt wirkt auf mich natürlich gewachsen und ich hoffe in Zukunft auf weitere großartige Musiker der beiden Schweizer!
Autorenbewertung
Vorteile
+ Groove und Epik im Songaufbau
+ extrem abwechslungsreicher Gesang
+ ein konstant hohes Qualitätsniveau
Nachteile
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