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NEVER SAY DIE TOUR 2019 – Leipzig big in Japan

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Direkt vorweg muss ich mich für die Fotos entschuldigen. Ich weiß ihr seid Besseres von uns gewohnt. Leider spielt der unglückliche Zufall aber manchmal auch uns in die Karten, und so kam es, dass ich die Tour allein, ohne Fotobegleitung besuchen musste. Da ich selbst aber weder über die Technik und erst recht nicht über die Ahnung verfüge, kann ich nur mit Apfelaufnahmen dienen. Aber ich finde ja sowieso, dass das Wort eher für sich sprechen sollte. Dennoch geben auch meine Fotos hoffentlich einen guten Eindruck des Geschehens wieder. Ende der Vorworts, los geht’s! 

BEFORE THE SHOW

Wir schreiben Sonntag, den 17. November 2019 – ein kühler, windiger Herbsttag im schönen Leipzig. Ich quäle mich gegen 16:00 Uhr aus dem Bett, obwohl ich mir den Wecker auf 14:30 Uhr gestellt hatte. 16:25 Uhr kommt meine Bahn. Das fängt ja schonmal gut an! Nun könnte man meinen, dass das eine fragwürdige Zeit zum Aufstehen ist, es ist aber der Nachtschicht geschuldet. Ohne Kaffee geht’s natürlich nicht, also das noch zwingend erledigt und die Familie verabschiedet. Die 25er Bahn schaff ich freilich nicht, bin aber trotzdem noch kurz nach Einlass um 17:00 Uhr am Felsenkeller. Wie ich von der Dame am Einlass erfahre, steht unsere Ticketgewinnerin zwar auf der Liste, ich aber nicht. Fetzt! Aber alles kein Thema, ein Anruf genügt um das Problem schnell und super-freundlich zu lösen. Danke dafür! 

Ich begebe mich umgehend nach drinnen, da mein erster Weg prinzipiell immer zum Merch führt. Sollte man da nämlich etwas erwerben, kann man das hübsch in den Jackenärmel stopfen und mit an der Garderobe verstauen. Wahnsinns Lifehack, oder? Von den spielenden Bands kann ich leider nichts nach meinem Geschmack finden, also bleibt es „nur“ bei der Unterstützung von HOPE FOR THE DAY mit einem T-Shirt-Kauf. Die Organisation, welche auch heute wieder mitverantwortlich für die Veranstaltung selbst ist. Diese haben es sich auf die Flaggen geschrieben, aktiv zum Thema Suizidprävention beizutragen und zu informieren. Schaut unbedingt mal auf der Website vorbei, um euch ein Bild über deren Arbeit zu machen. Ein nach wie vor sehr wichtiges und präsentes Thema! 

Was mir direkt auffällt, ist die veränderte Anordnung der Räumlichkeit. So entfallen die Emporen rings um den Innenraum, da diese mit Felsenkeller-Gardinen abgehangen wurden. Auf der linken Seite dahinter befindet sich der Merchstand, da wo im letzten Jahr noch eine zweite Bar war. Diese liegt nun direkt im Innenraum am Seitenbereich. Warum das so umgestaltet wurde, weiß ich nicht. Ich finde aber einen guten Platz erhöht hinter dem Mischpult, mit direkter Sicht auf die Bühne. So bekomm ich den Sound immerhin direkt mittig ab, was ich eigentlich immer bevorzuge. Gerüstet mit einem Kaltgetränk fühle ich mich nun angekommen und startklar

GREAT AMERICAN GHOST

Pünktlich um 17:30 Uhr wird der Felsenkeller durch einen Schrei komplett wach gemacht. Dieser kommt von GREAT AMERICAN GHOST und wird sofort von „direkt in die Fresse“ Klängen umspielt. Der Füllstand der Location ist zwar noch recht übersichtlich, aber alle Anwesenden scheinen sichtlich begeistert, dass sie direkt so zum Feiern animiert werden. Der Slot des Openers ist immer etwas schwierig, besonders wenn es so „früh“ am Abend ist. Auch wenn mir die Musik nicht so sehr zusagt, da sie eher unmelodisch daherkommt, fühl ich mich mitgerissen. Das liegt zum Großteil an der starken Performance von Frontmann Ethan. Der schnappt sich mal eben ein Handy eines Fans aus der ersten Reihe, und filmt von der Bühne aus. So sehr ich auch gegen Dauerfilmer bin, aber das ist immerhin etwas Besonderes. Ein paar Klettereinlagen und Ausflüge in’s Publikum sind ebenfalls spaßig anzusehen. Gegen Ende des Sets erlebe ich zudem noch einen markerschütternden Breakdown, der mich zufrieden schmunzeln lässt. Sehr gelungenes Warm-Up! 

GREAT AMERICAN GHOST

ALPHA WOLF

18:10 Uhr, ich begebe mich mal testweise an die Bar im Innenbereich, man muss ja alles mal getru… gesehen haben. Showtime für ALPHA WOLF. Ach kuck, da isser ja wieder – der Gitarrist mit Staubmaske, der mir noch vom Impericon Festival im Gedächtnis ist. Der Felsenkeller füllt sich zusehends, der Sound ist ähnlich wild wie beim Opener und die Stimmung steigt spürbar. Ich find diesen Anstieg immer sehr spannend zu beobachten und lasse mich auch gern anstecken. Auch wenn das (wie zu erwarten war) bei der Band eher kompliziert wird, da sie mir ja generell nicht so zugesagt haben. ABER ich muss zugeben, dass mir die Leistung besser gefällt, als noch im April in der Messe. Der Sound wirkt richtig kraftvoll, besonders die Drums, und wenn Frontmann und Gitarrist sich die Vocals teilen, kommt schon beinahe das Gefühl von Eingängigkeit auf. Dass das auch in der Menge für Anerkennung sorgt, kann man an der ersten Wall Of Death erkennen, welche bereitwillig durchgezogen wird. Wenn auch noch etwas zu klein geraten. Und im letzten Song befindet sich doch tatsächlich eine Melodie, heidewitzka! Wir steigern uns… 

ALPHA WOLF

OUR HOLLOW OUR HOME

Der gerade stattfindende Soundcheck sorgt für Lacher. Eine Durchsage von rechts auf der Bühne: „Mr. Soundman, can you turn me down? Cause no one gives a fu** about me!“ 18:55 Uhr kommt es dann zur kollektiven Verwirrung. Laut Running Order wären jetzt POLAR an der Reihe, doch betreten OUR HOLLOW OUR HOME die Bühne. Naja, es könnte schlimmer sein, denn die Band beginnt ihr Set mit Clean Vocals. Daniel glücklich! Wenn ich mich so umsehe, nicht nur ich. Alle scheinen ähnlich angetan und zappeln mit. Ja, es muss nicht zwangsläufig gesungen werden, aber bisher ging’s heut schon ziemlich wild zu. Eine nun größere Wall und diverse Circle Pits bestätigen meine positiven Gedanken. Ebenso die ersten Reihen, welche lauthals mitsingen. Mal davon abgesehen, dass mir der Auftritt komplett gefällt, da er obendrein noch vor Melodien strotzt, sind auch die Ansagen sehr sympathisch. Wenn zum Beispiel gefragt wird, ob man Leipzig mit „Leepsig“ richtig ausspricht, ist das schon recht witzig. Jedenfalls eine rundum gelungene Show und mein erstes Highlight heut abend. 

OUR HOLLOW OUR HOME

Nun folgt eine Ansprache von HOPE FOR THE DAY. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich diese sehr mitnimmt. Wieviele Menschen die Hand heben, als gefragt wird, wer bereits Menschen durch Suizid verloren hat, oder selbst mit Depressionen zu kämpfen hat… Ich muss auch inne halten. Das sind solche Momente, in denen man sich bewusst wird, wie gut es einem selbst geht. Ich kann mich der Aussage des Sprechers nur anschließen: Redet miteinander! 

POLAR

Nach reichlich Applaus für die eben gesagten Worte sind 19:40 Uhr nun auch POLAR an der Reihe. Was mir direkt auffällt, ist der Sound. Irgendwas ist hier passiert, denn alles klingt recht breiig und durchwachsen. Bisher war eigentlich alles top. Dennoch ist die Stimmung spitze und ich finde, dass sich die Performance der Band nochmal gesteigert hat. Waren sie doch im Vorjahr auch schon bei der Tour dabei. Auch bei POLAR gibt es Cleans und Melodien. Das Problem ist nur, dass die in dem Soundgemisch irgendwie untergehen, was wirklich schade ist. Im Laufe des Sets bessert sich der Sound allerdings, was der Stimmung wirklich gut tut. Denn der Frontmann hat eine Menge Spaß daran, mit dem Publikum zu interagieren. Er beschreibt das Ganze auch als eine große Familie, nicht nur Fans. Sympathisch! Darauf kann man schonmal singend in der Menge baden. Auch dass die Songs in den Pausen mit atmosphärischen Klängen in einander übergehen gefällt mir sehr gut. Ein „See you next year!“ könnte auf das Impericon Festival hindeuten. Von mir aus gern, see you!

POLAR

KING 810

Ich habe im Vorfeld schon von den vergangenen Konzerten unterschiedliche Meinungen zu KING 810 gelesen. Umso gespannter bin ich nun auf deren Auftritt. Um 20:25 Uhr betreten 3 maskierte Musiker die Bühne gefolgt vom unmaskierten Frontmann. Die Show beginnt und ich halte den ersten Song noch für ein experimentelles Intro, dessen Vocals ich nicht verstehe. Und den Zweiten auch. Und den Dritten… Ich beginne mich nun zu fragen, was das eigentlich ist. Kunst? Krach? Kann das weg? Auf Erklärungen wird verzichtet. So wie auf alles andere auch. Keinerlei Ansagen, kein Hallo, kein Danke. Ok, sowas hab ich schon von ganz anderen Namen gesehen, aber im Rahmen eines so aussagekräftigen Events, dessen Bands bisher alle sehr publikumsnah waren, find ich das nicht so schön. Ich glaube die Leute um mich herum stören sich an den großen Fragezeichen über meinem Kopf. Zwischendurch dann eingestreute Sprachsamples, bei denen die Band nicht einmal anwesend ist. Ich weiß nicht, vermutlich verstehe es nicht. Musikalisch fehlt den Songs auch jede Struktur. Die Drums sind ok, aber alles andere ist meistens nur wirr. Mag sein, dass es Menschen gibt, für die das großes Kino ist. Ich gehöre nicht dazu, sorry

KING 810

IN HEARTS WAKE

Mittlerweile ist es 21:20 Uhr und ich atme erstmal tief durch, denn wie sagt man so schön: „Alles wird gut!“ Mein persönliches Vorfreude-Highlight steht zwar noch an, aber mit IN HEARTS WAKE geht es wieder steil bergauf! Songstrukturen, Melodien, so ist’s besser! Es kommt auch direkt wieder eine ganz andere Stimmung auf. Die Menge springt, Crowdsurfer gehen ihrem wasserlosen Hobby nach und allgemein merkt man einfach, dass alle grad etwas überfordert waren. Die Band bekommt jedenfalls viel mehr Zuspruch. Auch wenn ich die Cleans stellenweise als etwas schief empfinde, tut das dem starken Sound keinen Abbruch. Ein schöner Moment wird auch von 2 bandeigenen Frisbees beschert, von denen einer neben mir direkt in die Arme einer sehr erfreuten Dame segelt. Das war die perfekte Punktlandung! Während des Konzerts verweist die Band noch auf in ihrer Heimat – Australien tobende Feuer, für deren Schäden am Merchstand Spenden gesammelt werden. Tolle Aktion! Kurz danach gibt es einen weiteren Aufruf, allerdings zu einer Wall Of Death. Darum lässt sich das Publikum nicht lange bitten. Ich betrachte diese Spektakel immernoch lieber aus sicherer Entfernung, könnte aber stundenlang zusehen. Der Klargesang ist zwar plötzlich nicht mehr richtig zu hören, aber dennoch: starker Auftritt

IN HEARTS WAKE

CRYSTAL LAKE

Könnt ihr mein Grinsen sehen? Nein? Schade! Denn so sieht Vorfreude aus! Selten war ich so sehr gehyped auf eine Band, wie jetzt auf die Japaner von CRYSTAL LAKE. Man weiß ja nie, wann man die mal zu Gesicht bekommt. Die Band hat sich bis zum Auftritt auch ständig bei ihrem Merch aufgehalten, bzw. ihn selbst verkauft. Das ist schon einen extra Pluspunkt wert. Die Show beginnt gegen 22:15 Uhr und was sich jetzt abspielt, kann man ganz einfach mit einem Wort beschreiben: ABRISS! Selten hab ich soviel Energie gesehen. Es ist wirklich unfassbar, was dieser kleine Mann für eine Bestie auf der Bühne ist. Ich bin sowieso schon lange Fan der Band, aber das was hier grad passiert hätte ich in dem Ausmaß nicht erwartet. Dass sich das natürlich auf die Fans überträgt, sollte selbsterklärend sein. Egal, welche Gruppenbewegung gefordert wird, oder sich einfach ergibt, alles wirkt wie eine zusammenhängende Masse aus einem Guss. Das ist sowas von schön anzusehen, dass man nicht bemerkt, wie schnell die Zeit eigentlich verfliegt. Ich genieße die Songs, ich genieße die Show und zack – es folgt der letzte Song. Während ich noch über die emotionalen Worte von Frontman Ryu nachdenke, der sich auch zum Thema „Mental Health“ und HOPE FOR THE DAY äußert, beginnt „Apollo“ und die Menge rastet nochmal völlig aus. Wenn das kein grandioser Abschluss des Abends war, was denn dann?! 

CRYSTAL LAKE

An dieser Stelle ein ganz großes DANKESCHÖN an Impericon und Avocado Booking, für die wiedermal super Zusammenarbeit! Ich komme nächstes Jahr definitiv wieder! Und noch ein Tipp für euch alle, die bis hierher gelesen haben: Solltet ihr mal die Chance haben, CRYSTAL LAKE live zu erleben: lasst euch das nicht entgehen! Allein für diesen Auftritt hat sich der Abend mehr als gelohnt!

CRYSTAL LAKE

IN HEARTS WAKE

KING 810

POLAR

OUR HOLLOW OUR HOME

GREAT AMERICAN GHOST

Impericon

Hope For The Day


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