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OFF THE GALLOWS – Cut Yourself

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OFF THE GALLOWS – Cut Yourself
Veröffentlichungsdatum: 03.01.2017
Dauer: 30:18 Min.
Label: Independent
Genre: Sludge/Doom/Post Metal

OFF THE GALLOWS sind eine junge Band aus Siegen, die sich im Frühjahr 2015 gegründet haben und mit „Cut Yourself“ das erste physische Lebenszeichen von sich geben, das komplett in Eigenregie gestemmt wurde.

Was bei dem Artwork, das von Sänger Alexander Hettel stammt und Alfons Maria Mucha Tribut zollt, noch gut funktioniert, zeigt spätestens in puncto Sound deutliche Defizite. Hier bekommt man durch DIY leider nicht den Druck, den die Songs bräuchten.

OFF THE GALLOWS

Von Clearasil im Waschlappen und Sandpapier am Arsch

Der Opener „Feed On The Charade“ beginnt seicht mit einer minimalistischen Gitarre in Post-Hardcore-Manier, zu der sich wenig später cleaner Gesang gesellt, der mich jedoch nicht zu überzeugen vermag. Der anschließende Ausbruch des Songs kommt relativ erwartbar, und müsste eigentlich noch mehr in die Fresse drücken, als ein Clearasil getränkter Waschlappen am Morgen vorm Klassenfototermin. Leider schwächt der Sound das Ganze ziemlich ab, weswegen die vermutlich angestrebte Dramatik über weite Strecken Mangelware bleibt.

Auch das folgende Schlagzeugintro von „Just Keep Digging“ ist mit so einem Klang mindestens gewagt.
Obwohl die Übergänge zwischen den einzelnen Songteilen mitunter holprig wirken, funktioniert das Wechselspiel zwischen normalen Screams und seltener auftretenden höheren Schreien, die mich hier und da an ALTAR OF PLAGUES erinnern, umso besser. Gerade die Letzteren sind es, die aufgrund ihrer morbiden Charakteristik wirklich zupacken! Bitte mehr davon.

Das Herzstück „Quarantine“ sägt sich mir vornehmlich durch das schleppende 5/4tel-Riff in den Kopf und kriegt von mir dafür einige Sympathiepunkte! Hier wird es spannend, hier wird die Komfortzone verlassen und experimentiert, und zwar mit gelungenem Ausgang! Der Zwischenpart mit cleanem Gesang dämpft die Euphorie dann jedoch wieder, da Sänger Alex zwar angenehm kratzig klingt, seine Stimme allerdings (noch?) nicht stark genug ist, um den Song alleine zu tragen. Leider verschwindet das prägnanteste Riff des Songs schon nach knapp anderthalb Minuten und wird nur in abgewandelter und somit weniger starker Form nochmal verwand. Schade.

 

„Obolus For Charon“ ist ein durchaus solider Song, wirkt auf mich aber wie einer, bei dem die Band auf Nummer sicher geht. Es wird kaum etwas gewagt. Stattdessen wird stark in Richtung THE OCEAN geschielt, was an sich auch ganz cool ist, allerdings nur wenig von OFF THE GALLOWS selbst offenbart.

Bauchgefühl und große Vorbilder

Das Rausschmeißerstück „DNA“ hat den gelungensten Spannungsbogen der EP und obwohl mich der cleane Gesang auch hier nicht überzeugt, gewinnt mich der Song durchaus für sich. So hoffe ich, dass das längste und abschließende Stück den Sound darstellt, den OFF THE GALLOWS zukünftig anstreben, denn hier wird sich mal die Zeit genommen, den Song wachsen zu lassen. Zum ersten Mal im Laufe der knappen 30 Minuten habe ich das Gefühl, dass die Instrumente bewusst platziert und eingesetzt, sowie erfrischenderweise aus dem berechenbaren, binären Muster aus laut oder leise ausgebrochen wird, um das zu erzeugen, was die fünf Songs viel mehr bräuchten: Spannung! Eier! Und eine Intensität, wie Sandpapier zum Arsch abwischen.

Ich habe das Gefühl, dass bei OFF THE GALLOWS sehr viel aus dem Bauch heraus ensteht, was auch authentischen Charme haben kann, der möglichen Qualität hier allerdings etwas im Wege steht.

Denn auch wenn sich die Siegener Jungs von den ganz großen Namen inspiriert fühlen, deren Einflüsse man manchmal sogar zu sehr merkt, so erreichen sie doch auf Dauer weder die emotionale Tiefe von ISIS, noch den Proganteil von TOOL oder MASTODON, nicht den Facettenreichtum von CULT OF LUNA oder die kathartische Extreme von AMENRA.

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Bild mit freundlicher Genehmigung von

Autorenbewertung

4
"Cut Yourself" lässt in einigen Momenten wirklich gute Ideen aufblitzen, die beweisen, dass OFF THE GALLOWS durchaus Potenzial haben. Noch wird dieses leider oftmals verschenkt, da sich die Jungs bislang nicht sehr weit von den selbstgewählten Idolen weg wagen und so nicht immer das konsequent zu Ende bringen, was sie anfangen. Mit genügend Reifezeit im Proberaum, der Erledigung der Hausaufgaben und dem Verfolgen der eigenen Ideen sehe ich aber durchaus die Chance, über den Durchschnitt hinauszuwachsen.
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4 / 10 Punkten

Vorteile

+ DNA als stärkstes Stück der Platte
+ einige interessante Riffs und Ideen (Quarantine, Gesang bei Just Keep Digging)

Nachteile

- cleaner Gesang
- mäßiger Sound
- Texte (weniger Reime, mehr Inhalt!)
- austauschbarer Füllstoff zwischen den stärkeren Ideen

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