Viele Geschichten und eine Kissenschlacht – Olli Schulz live
Metal am Mittwoch? Nur halb. Ja es ist Mittwoch, ja, Olli Schulz ist da und ja, das Silence Magazin auch. Der Gute redet aber nicht mit seinem Podcast-Partner über Metalthemen, sondern spielt mit seiner eigenen Band im Schlachthof Wiesbaden.
Die Halle ist komplett ausverkauft, 2300 Leute sind da (wenn man der Security glauben schenkt). Der Parkplatz ist voll, die Stadt Wiesbaden stellt nur Automaten auf, die lediglich Münzen akzeptieren und berechnet allen, die nicht genug dabei haben, horrende Strafen. Bevor der meiste, ähm, beliebteste Liedermacher Deutschlands die Bühne betritt, kommt, oh, doch Olli Schulz. Er sagt aber nur hallo und kündigt seine Stagehand an. Tilman Claas, die eine Hälfte der Band LAMPE, tritt als Vorband auf und darf Olli im Anschluss dann die verschiedenen Gitarren anreichen. Praktisch!
Daher: Lichter aus, Lampe, ähm, LAMPE an. Lo-Fi und Texte aus der Berliner Wohlfühl-WG mit Tiefgang leuchten in den Zuschauerraum. Schön, schrullig, nett, wo gibt’s Mate?
Dann kurze Pause. Es ist leider sehr voll. Haben die sich ihr Publikum aus Berlin mitgebracht? Oder bin ich solche Leute, wie sie hier press beieinander stehen, nur nicht gewohnt? Finde es zumindest teilweise dezent unangenehm. Jedenfalls braucht man ewig, um wieder zum Fotograben zu kommen. Immerhin: die Security ist nett. Hat aber auch quasi mangels Crowdsurfer irgendwie nichts zu tun.
Dann kommt, ziemlich unspektakulär, der Hauptact auf die Bühne. Olli begrüßt alle, nicht namentlich, aber doch ausgiebig. Vor ein paar Jahren hat er noch im Kesselhaus, dem kleineren Saal des Schlachthofs, gespielt und freut sich, jetzt die große Halle voll machen zu können. Neben mal kürzeren, mal längeren Songs querbeet aus seinem musikalischen Schaffen, erzählt er, diese Woche gleich zwei Preise gewonnen zu haben. Für den Podcast wegen enormer Klickzahlen, und für Platz eins mit dem neuen Album. Kapitalist sei er trotzdem nicht. Schön für ihn. Also beides. Das soll nicht böse klingen, er ist wirklich ein sympathischer Typ und seine oft auch nachdenklichen und tiefgründigen Texte und Gedanken machen diesen eigentlich sehr humorvollen Menschen dazu, weshalb ich zu diesem Konzert wollte und wieso ich seine Musik auch so mag. Er ist keiner, der groß im Radio läuft und der trotzdem so viele Menschen erreicht. Diese Nahbarkeit – auch durch das, was und wie er persönliches preisgibt und wie er seine Musik gestaltet, machen ihn zu einem, wegen dem man noch an Musik aus Deutschland glauben kann.
Zwischendrin spielt er mal ohne seine Band, die leider relativ anonym auf ihren Plätzen steht und komplett im Hintergrund bleibt, direkt am Mischpult. Yay, der Olli ist einer von uns geblieben, seht ihr, voll cool, oder? Auch kommen noch kostümierte Leute auf die Bühne, eine Kindergeschichte wird aufgeführt, die es nicht ins ZDF geschafft hat. So bekommt jeder Song, den er spielt, seine Geschichte mitgeliefert. Olli Schulz liefert kein klassisches Konzert, er liefert Unterhaltung. Er erzählt gerne. Das ist auch ok, den Leuten gefällt das, und dann ist das ja ok.Am Schluss gibt es noch eine Kissenschlacht zum müde werden, und dann kann man auch gehen. Schön, da gewesen zu sein! Ein Punkt weniger auf der To-Do Liste abseits der Metals.
Eure Hyäne.
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