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OOMPH! – Richter und Henker

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OOMPH! – „Richter und Henker“

Veröffentlichungsdatum: 08.09.2023
Länge:  ca. 55 Min 
Label: Napalm Records
Genre: Neue Deutsche Härte / Gothic Rock

Die Fakten

OOMPH! sind Daniel (Der)Schulz, Rene Bachmann (Flux) und Thomas Döppner (Crap). Zumindest seit dem Jahr 2022, in dem man sich vom Frontmann Dero Goi getrennt hat, da dieser religiös geworden ist und Lieder umtexten oder ganz aus der Setlist nehmen wollte. Laut eigener Aussage der beiden verbliebenen Mitglieder ging der erste Anruf direkt an DERSCHULZ, den man 2016 auf der eigenen Tour kennen und schätzen gelernt hat. Und im Studio merkte man sehr schnell, dass es die richtige Entscheidung war, da die Chemie sofort stimmte. Das Album enthält 12 Tracks und ein Feature mit JOACHIM WITT. Erschienen ist es bereits letzten Freitag.

Der Elefant im Raum

Sind OOMPH! noch sie selbst oder sind sie nun UNZUCHT 2.0? Ja, sie sind noch immer sie selbst, wenn auch irgendwie neu. Wie auf meinem Insta Account angekündigt, habe ich mich durch die Werke der UNZUCHT gehört, um ein Gefühl für Sound, Text und Gesang von Daniel zu bekommen. Nun kann ich vergleichen und sagen, der Sound von OOMPH! klingt eindeutig wie OOMPH! Riffs und Takte sind eindeutig wie immer bei dieser Band. Zum erzeugten Gefühl, hier ein astreines OOMPH! Werk in Händen zu halten, kommt man auch durch die Sangesleistung von Daniel Schulz. Dieser legt hier gesanglich eine komplett andere Art an den Tag. In Teilen klingt es Dero sehr ähnlich, aber meiner Meinung nach, ohne ihn dabei plump zu kopieren, sondern sein eigenes Ding dabei durchziehend. Und dann haben wir die textliche Unterscheidung. Während man bei der UNZUCHT eher von Gefühlen, Herz- und Weltschmerz singt, geht es bei OOMPH! textlich viel weiter. Denn hier geht es weniger ums persönliche, als mehr ums gesellschaftliche. Missstände werden aufgezeigt und angeprangert.

Meine Tracklist Highlights 

„Richter und Henker“ beginnt mit der ersten Singleauskopplung, die man auch direkt als Statement verstehen kann. Denn wenn in „Wem die Stunde schlägt“ Passagen wie „Totgesagt, doch stehen noch. Verdammt wir leben immer noch!“ gesungen werden, weiß man, dass OOMPH! nicht tot sind, sondern alles genutzt haben um sich neu zu erfinden und dabei zurück zu den eigenen Wurzeln gekehrt sind.

„Richter und Henker“ ist der Titeltrack und greift die aktuelle Diskussions- und Meinungskultur auf der Welt auf. Entgegen der Thematik ist der Song nicht so hart wie gedacht, aber das macht ihn eben nicht weniger interessant. Die Strophen sind recht ruhig und in einer Art Sprechgesang vorgetragen. Und im Refrain hören wir dann einen weiteren Unterschied, denn die neuen Songs werden mehr gesungen, als geschrien.

Natürlich lassen auch OOMPH! das Thema Beziehung nicht völlig außen vor.  Allerdings geht es hier weniger um Herzschmerz, als mehr um eine Beziehung, die recht schnell toxisch geworden ist und unter der der Protagonist leidet und sie daher in Frage stellt. Präsentiert wird uns der Track „Soll das Liebe sein“ im rockigen Gewand.  

„Nur ein Mensch“ ist die dritte Single. Hier gehen die Gitarren im Refrain härtere Wege und wir hören recht deutlich, da wo OOMPH! herkommen, bzw. was die Band selbst erschaffen hat: Neue deutsche Härte! Das Intro kommt mit elektronischen Klängen daher und die Strophen sind eher ruhig gehalten. Sandro Geißler (Sänger der aufgelösten Band GROOVENOM) hat  an diesem Song mit einigen Ideen mitgewirkt. Das Thema Krieg ist so alt wie die Menschheit und daher immer aktuell, somit eignet es sich eigentlich immer für Texte.

„Wut“ ist das Feature mit JOACHIM WITT. Hier muss ich sagen, dass sich Witts Stimme sehr gut in das OOMPH! Gewand einfügt und die Stimme von Daniel Schulz ergänzt. Auch ist der Track wieder ne gute Stufe härter, was mir sehr zusagt. Beginnend mit einem kleinen Takt, entpuppt sich auf einmal ein lautes Soundgewand. Die Melodie liegt eher im Hintergrund und dient dazu den Rhythmus zu tragen.

„Ein kleines bisschen Glück“ schließt das Album ab. Mit unheilschwangeren, bedrohlich wirkenden und gleichzeitig beklemmenden Klängen entlässt uns die Band auch textlich mit einem Kloß im Hals aus dem Album.

Trotz des wenig positiven Endes gefällt mir das Album als ganzes wirklich gut. Und ich bin positiv überrascht, wie schnell man auch mit neuem Sänger als Hörer wieder im OOMPH! Modus ist. Und auch die hier nicht erwähnten Tracks werden auf jeden Fall ihren Weg in meine Playlists finden, nur gefallen mir die rausgepickten eben ein Stückchen besser. Klare Kaufempfehlung!

Die CD könnt ihr idealerweise hier erwerben.

Zur Homepage der Band geht es hier lang.

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Heilemania

Autorenbewertung

8
OOMPH! zeigen ganz eindeutig, dass sie nicht tot sind und dass sie ihre Chance mit einem neuen Sänger genutzt haben, um wie der Phönix aus der Asche aufzusteigen.
ø 4.9 / 5 bei 2 Benutzerbewertungen
8 / 10 Punkten

Vorteile

+ Gesellschaftskritische Texte
+ Eingängige Melodien
+ Tolle neue Stimme

Nachteile

- Mir fehlt ein Kracher wie "Labyrinth" oder "Augen auf".

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