PARKWAY DRIVE – Regen statt Feuer in Leipzig
Wir schreiben den 7. Juni 2023, es ist den ganzen Tag schon grau und drückend schwül, ich packe meine sieben Sachen und mach mich nun auf den Weg zur Parkbühne in Leipzig. Der Grund: PARKWAY DRIVE haben zum Tourauftakt der „Darker Still Summer Tour“ geladen. Im Gepäck haben sie als absolute Kirsche auf der Sahne THE AMITY AFFLICTION (welche mein bisheriges Album des Jahres veröffentlicht haben), FUNERAL FOR A FRIEND und CABAL. Dass ich mir das nicht entgehen lassen kann, war schon lange klar. Einzig der recht frühe Beginn war organisatorisch für mich etwas besonderes, ließ sich aber lösen. Einlass soll nämlich bereits um 16:00 Uhr sein.
PREMIERE
Bei Ankunft am Ziel macht sich schon von weitem eine recht lange Schlange am Einlass -quer durch den Clara-Zetkin-Park- bemerkbar. Soll mich aber erstmal nicht stören, da ich mich zum Fenster neben den Toren begebe, wo die Fotopässe ausgegeben werden. Dort angekommen mach ich schon die ersten netten Bekanntschaften mit weiteren Pressekollegen. Der Einlass verschiebt sich um gut eine halbe Stunde, aber die lustigen Gespräche hier lassen die Wartezeit fix vergehen. Jedenfalls sammelt uns dann irgendwann Julia von MAWI ein und wir begeben uns schonmal in Richtung Fotograben. Hier kommt nämlich auch meine heutige Premiere zur Sprache. Bisher hatte ich eigentlich immer unsere Jule dabei, welche mit entsprechender Ausrüstung die Fotos für meine Konzertberichte gemacht hat. Diese kann aber aus freudig-familiären Gründen aktuell nicht meine Stammbegleitung sein. Tja, ich als Konzert-Foto-Noob kann da nun eigentlich wenig ausrichten. Die Umstände des heutigen Konzerts (sprich: draußen und taghell) brachten mich aber zu der einzig logischen Konsequenz: ich packe meine kompakte Planespotting-Cam ein und versuch einfach mal mein Glück. Was soll bei den Bedingungen schon schiefgehen? Bei Flugzeugen macht sie ihre Sache richtig gut. 🙂 Somit sollte auch der Disclaimer durch sein, der für die heutigen Fotos vorwarnt, er war stets bemüht.
CABAL
Die Parkbühne füllt sich recht zügig und mit der abzusehenden Verspätung starten CABAL ihr Set. Als Opener wird direkt mein Favorit „Magno Interitus“ rausgehauen, was mich persönlich arg freut. Dass ich das Ganze nun zum ersten Mal aus näher-geht-nicht-Perspektive erleben kann, fühlt sich irgendwie fremd aber großartig an. Wie bei solchen Events üblich, dürfen wir Knipser bei den ersten 3 Songs jeder Band den Graben belagern. Dazu direkt die Anmerkung: sämtliche Securities sind super cool drauf, das macht echt Spaß! Nach den 3 Songs begebe ich mich erstmal zur Bar und dann in die Menge, um auch den Rest des Sets genießen zu können. Ein Blick über die Crowd lässt aber vermuten, dass nicht jeder die Deathcore-Dänen kennt. Es mag aber auch einfach daran liegen, dass die Parkbühne eben wie ein Amphitheater gebaut ist, und sich durch den gesamten Bereich Stufen ziehen. Da ich die Location schon das ein oder andere Mal besucht hab, hab ich ich mich schon im Vorfeld gefragt, ob da überhaupt Moshpits oder gar eine Wall Of Death möglich sein werden. Bisher sieht es jedenfalls absolut nicht danach aus. Egal, ich mag CABAL sehr und finde die Show absolut stark! Frontmann Andreas versteht es, die Menge auf seine Seite zu ziehen und lässt auch einige Anekdoten vom Stapel. So zum Beispiel, dass er als 14 jähriger schon großer PARKWAY DRIVE Fan war und die Band praktisch daran Schuld hat, dass er zu solcher Musik gekommen ist. Natürlich ist man dann stolz wie Bolle, wenn man sich nun die Bühne teilt. Ein mehr als gelungener Start in den Abend, bei dem sich die Band auch reichlich neue Fans gemacht hat, wie man im Nachhinein am Merch mitbekommen kann. Verdient!
FUNERAL FOR A FRIEND
Nun beginnt der etwas ungewöhnliche Teil des Abends. Denn FUNERAL FOR A FRIEND stehen als nächstes auf dem Programm. Das ist insofern spannend, weil die Band sich erstens 2016 aufgelöst hat und sich im Rahmen dieser Tour auf Live-Reunion befindet, und zweitens, weil sie rein musikalisch heut wohl etwas rausstechen. Betrachtet man das gesamte LineUp, so zeichnet sich wohl eher der Hang zum Metal- und Deathcore ab. FFAF spielen bekanntermaßen aber eher so in der Emo- Post-Hardcore- Alternative Rock- Schiene. Soll mich mal überhaupt nicht stören, aber skeptisch bin ich schon. Jedenfalls hat es sich mittlerweile auch gut eingeregnet, allerdings tut das aufgrund der Schwüle sogar ganz gut. Die Waliser stellen sich auch sehr sympathisch vor und Sänger Matthew ist eine ziemliche Sympathiebombe, das kann man nicht anders sagen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich die Band zwar kenne, mich aber nie wesentlich mit ihnen beschäftigt hab. So kenne ich auch bis auf „Roses For The Dead“, was zum Glück auch gespielt wird, nicht wirklich viel aus ihrem Set. Außerdem haut mich die gesangliche Performance nicht unbedingt aus den Socken, aber das mag natürlich Geschmackssache sein. Stimmung ist allemal reichlich vorhanden, und so kann ich die Show auch durchaus genießen.
THE AMITY AFFLICTION
…bringen das Wetter mit sich. „When It Rains It Pours“ heißt ein Titel des aktuellen Albums der Australier. Und auch in der Vergangenheit kam der Regen das ein oder andere Mal in den Songtexten vor. Was könnte also besser zum Auftritt von THE AMITY AFFLICTION passen, als dass dieser noch immer vom Himmel fällt? Ja, ich liebe PARKWAY DRIVE, aber jetzt beginnt mein Highlight des Abends. Ich verbinde einfach soviel persönliches mit den aktuellen Songs. Als ich beim Opener „Death’s Hand“ direkt vor der Band stehe um meine Fotos zu machen, wird mir auch ab Sekunde eins etwas warm um’s Herz und auch der Regen fällt mir irgendwie ein wenig in die Augen. Muss wohl ungünstig stehen, keine Ahnung. Nungut, ich genieße die 3 Songs auf den besten Plätzen und begebe mich anschließend natürlich schön mittig. Das Set besteht hauptsächlich aus Songs von „Not Without My Ghosts“, oder auch kurz davor, aber ein „Pittsburgh“ darf natürlich keinesfalls fehlen. Da macht es auch extrem Spaß, die Fans den Text lautstark mitsingen zu hören, was die Band natürlich gebührend feiert. Die Spielfreude ist allen Musikern anzusehen und auch wie sich die Vocals mittlerweile live aufgeteilt werden, finde ich super interessant. Ahren übernimmt mal ’nen Shout von Joel und auch Gitarrist Daniel ist an einigen Cleans beteiligt. Sowas find ich immer schön zu sehen und zeigt, wie gut die Band untereinander harmoniert. „It’s Hell Down Here“ bildet zentral meinen Gänsehautmoment, die Gesten von Joel zum Text kann ich dabei regelrecht fühlen und irgendwann ist das Set nach „Soak Me In Bleach“ viel zu schnell vorbei. Es kam mir vor wie ein Rausch von Emotionen und ich fühle mich einfach nur glücklich. Danke!
PARKWAY DRIVE
Es ist nun schon (bzw. erst) kurz nach 19:30 Uhr und PARKWAY DRIVE schicken sich an, den Abend zu einem für mich Perfekten zu machen. Wir sammeln uns schonmal neben dem Fotograben, führen nette Gespräche über das lokale Essen in Leipzig und spekulieren über den Einsatz der PWD-üblichen Feuereffekte. Wir alle stellen uns das spannend vor, direkt vor der Bühne. Aufgrund der eher kleinen und stoffbehangenen Bühne vermuten wir aber eher den Verzicht. Als die Securities uns reinwinken, entdecken wir aber wirklich nur Lichter und Nebel. Glück gehabt, wir dürfen unsere Augenbrauen behalten. Die Band kommt aber noch gar nicht auf die Bühne, stattdessen läuft als Umbaumusik zunächst noch BON JOVI mit „Living On A Prayer“, bei dem die Menge lauter als die Musik selbst ist. Witzig und absolut großartig! 🙂 Als ob das nicht schon reichen würde, folgt danach noch „Bohemian Rhapsody“ von QUEEN. Selbes Bild, selbe Soundkulisse, herrlich!
Nun beginnt aber das Intro von PARKWAY DRIVE und eine sichtlich gut gelaunte Band entert die Bretter, die heut die Welt bedeuten. Es ist wirklich unglaublich, was für ein Charisma und welche Energie Winston sofort ausstrahlt. Denn diese springt direkt auf das Publikum über und reißt jeden Einzelnen mit. Das hab ich bei vergangenen Shows schon so bemerkt, aber da es heute ein etwas kleinerer Rahmen ist, fällt das nochmal ganz anders in’s Gewicht. Irre der Typ! Und mit „Glitch“ zu eröffnen tut natürlich sein übriges. Was in den nächsten knapp 90 Minuten folgt, ist ein Hitfeuerwerk. Größtenteils aus aktuellen Songs der letzten 3 Alben, aber auch der ein oder andere Ausflug in ältere Tage findet sich in der Setlist. Es lässt sich jedenfalls nicht bestreiten, dass ein „Prey“ oder „The Void“ absolute Stimmungsgranaten sind. Moshpits sind wie zu erwarten nicht möglich, aber eine kollektiv springende Masse können auch ein paar Stufen nicht aufhalten. Leider hat das vermutlich bei einigen auch zu Verknacksern geführt (es ist ja zusätzlich natürlich auch feucht auf dem Steinboden), denn in Sichtweite der Sanis kann man auch beobachten, dass diese gut besucht sind und mit Kühlpads auf Knöchelhöhe rumhantieren müssen. Ich persönlich hätte es sehr witzig gefunden, wenn Winston sich mal an den deutschen Texten bei bleistiftsweise „Vice Grip“ versucht, macht er aber nicht und CASPER ist heut auch nicht anwesend 🙂 Als aber mein absoluter PWD-Favorit „Dedicated“ erklingt, verfliegen derlei Gedanken schnell wieder. Ich liebe die Nummer! Während des gesamten Sets steht der kompletten Band die pure Freude in’s Gesicht geschrieben. Da steckt soviel Leib und Seele drin, und das steckt einfach an. Jeden! „Bottom Feeder“ ist der obligatorisch letzte Song, allerdings ist die typische Pause zur Zugabe so kurz, dass man es eigentlich nicht wirklich mitbekommt. Ich vermute, dass da einfach die zeitlichen Auflagen eine große Rolle spielen, es ist gerade einmal 21:30 Uhr. Die Parkbühne liegt zwar im namensgebenden Park, aber dieser ist halt mitten in der Stadt. Auch wenn man das in Leipzig oft vergisst, wenn man durch die hiesigen Parks flaniert. Als Zugabe gibt es natürlich „Crushed“ und „Wild Eyes“. Jede Band hat eben die Songs, die einfach dazu gehören. Ebenso wie die Damen an den Streichern bei „Shadow Boxing“. Zwischendrin hat die Geschichte mit dem Regen auch ein Ende gefunden, und so auch dieser wundervolle Abschluss eines erinnerungswürdigen Konzertabends in Leipzig.
FAZIT
Es war für mich eine völlig neue Erfahrung, mal im Fotograben zu sein, da ich ja sonst nur der Schreiberling bin. Ja, das sieht man natürlich an der eher semi-professionellen Ausrüstung, aber ich hoffe, die Bilder vermitteln dennoch einen guten Eindruck. Ein paar weitere hab ich euch noch hier unten reingepackt. Was das Event an sich aber angeht, kann ich wirklich nur schwärmen. Es hat mir unglaublich Spaß gemacht! Auch die tollen, neuen Leute hinter den richtigen Kameras kennenzulernen. Besonders liebe Grüße an der Stelle nach Berlin, ich hoffe du konntest dir die Abkürzung zur Bahn bis zum nächsten Mal merken 🙂 , wir sehen uns beim FULL FORCE! Ein besonderer Dank geht raus an Julia von MAWI für die superfreundliche Kooperation, so kann man sich das wirklich nur wünschen! Auch wenn die Parkbühne zunächst ungewöhnlich für eine Band wie PARKWAY DRIVE wirkte, so hat wirklich alles super gepasst. Für das Wetter kann keiner was, aber so gab es eben Regen statt Feuer. Cheers.
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