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Party.San 2017 – Endlich zurück in der Hölle!

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Es ist August, es ist das zweite Wochenende im Monat und das heißt: das Party.San ruft! Wieder mal mit einem hochkarätigen Line Up der besten Bands bestückt, die der Black, Death und Thrash Metal zu bieten haben, ist es auch dieses Jahr wieder oberstes Gebot, Schlotheim dem Erdboden gleich zu machen. Also haben sich die verehrten Kollegen El Zecho, Don Promillo und ich für drei Tage auf den Weg nach Thüringen gemacht, um diesem einzigartigen Festival erneut beizuwohnen.

Donnerstag, 10.08.2017:

Das Leben ist kein Ponyhof. Erst recht nicht, wenn man nicht rechtzeitig zum Festival ankommt. Aber was solls.

Während ich das Gelände betrete, schlagen mir die letzten Töne der Isländer MISTHYRMING entgegen, die mich sogleich mit Ärger darüber erfüllen, zu spät gekommen zu sein, denn der Black Metal der Jungs macht ordentlich Atmospähre und Bock auf mehr. Hier muss ich zuhause definitiv nochmal reinhören. Besonders, da mir eben dieses auch von mehreren Seiten nahe gelegt wird.

So sind GOD DETHRONED dann die erste Band, die ich wirklich ernsthaft miterlebe, während ich mich durchs Infield bewege, durch großzügige Spenden das Fortbestehen von Relapse Records und Season of Mist gewährleiste und bekannte Gesichter sehe – und beleidige. Obwohl ich mich nie als Fan der Niederländer gesehen habe, muss ich doch zugestehen, dass sie es schaffen, nicht wenige Nacken ordentlich in Fahrt zu bringen. Dennoch haben es sich bereits die ersten wieder auf dem Rasen gemütlich gemacht und ruhen die Augen aus.

 

Kurz darauf treffe ich Kollegen Don Promillo, und zusammen machen wir uns auf den Weg zur nächsten Band.

Es folgt die vertonte Straßenschlacht aus dem Norden. MANTAR entern die Hauptbühne. Wo das kaputte Duo noch vor zwei Jahren im Zelt stand, haben es sich Hanno und Erinc heute zur Aufgabe gemacht, das Party.San im großen Stil zu zerlegen. Weapon of Choice dabei: Songs wie „Astral Cannibal“, „Spit“ und „Cross The Cross“. Darüber, dass er völlig durch ist, macht Sänger und Gitarrist Hanno keinen Hehl, findet aber dennoch Zeit dazu, das ein oder andere Kompliment in Hinsicht auf Trinkfestigkeit und Asozialität an das Publikum zu richten – was ihm einige Mittelfinger einbringt. Obwohl mir die Songs irgendwann etwas durchschaubar vorkommen, machen die Jungs ordentlich Bock und sorgen nicht zuletzt durch ihre Ansagen für grinsende Gesichter. Mit der Ankündigung:

„Wir wissen nicht viel … Wir sind Bremer. Aber wir wissen, wie wir die Stimmung mit einer Designerdroge namens Schnaps in unsere Richtung lenken können.“  

lässt Hanno eine Flasche Jacky durchs Publikum gehen, bevor wenig später „Era Borealis“ die Show beendet. Einziger Wermutstropfen für mich: das Fehlen von „White Nights“ in der Setlist.

Es geht ins Zelt zu ULTHA. Mittlerweile hab ich die Band schon drei oder vier mal gesehen und ich könnte nicht sagen, dass auch nur ein Auftritt schlecht gewesen wäre. Und auch heute liefern die Kölner in gewohntem Maße ab. Wie immer in rotes Licht gehüllt, lassen ULTHA eine Wand auf das Publikum los, die für Bewegung und Euphorie sorgt. „The Night took her right before my Eyes“ und „Fear Lights The Path (Close To Our Hearts)“ sind unverzichtbar im Set verankert und jagen mir die ein oder andere Gänsehaut über den Rücken, während mir minutenlange Blastbeats entgegendonnern. So muss das! Für ein etwas bitter angehauchtes Schmunzeln sorgt, zumindest bei mir, die abschließende Ansage: „Viel Spaß euch bei INQUISITION!“ Galgenhumor fetzt immer.

Es folgen DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT, die bis auf Sängerin/Gitarristin Onielar komplett in (Überraschung) schwarz gekleidet sind. Erst nach dem ersten Song öffnet die Frontfrau dann ihren Schleier und entpuppt sich als der weiß gekleidete, blutüberströmte Dämon, der sie ist. Das Set der Westfalen weiß den Zuschauern zu gefallen, lässt mich jedoch relativ kalt. Das liegt zum einen daran, dass mir die Band nie wirklich was gegeben hat, zum anderen daran, dass der Sound leider nicht so gut ist, wie ich ihn auf dem Party.San sonst schon gehört habe. Sei es drum, zu der einsetzenden Dunkelheit bieten DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT heute einen stimmungsmäßig sehr passenden Soundtrack.

 

Teils heftige Wetterbedingungen haben wir vermutlich alle schon auf Festivals erlebt. Und dennoch zieht mir der bald darauf einsetzende Regen den letzten Zahn. URFAUST starten soeben in ihr Set, als der Himmel seine Schleusen öffnet. Trotz Funktionskleidung des ein oder anderen bekannten Arbeitsklamottenherstellers kriecht mir die Kälte in die Knochen und mein Versuch, mich in die erwartete Trance zu begeben, scheitert. Offenbar scheint es nicht wenigen so zu gehen wie mir, weswegen der Großteil des Publikums ins Zelt flüchtet. Nur eine überschaubare Menge Hartgesottener verbleibt bei URFAUST vor der Bühne, während ich mich auf den Heimweg mache. Einer muss ja die Kohle nach Hause bringen.

Don Promillo hingegen hält weiter tapfer durch und ist von den folgenden OVERKILL schwer begeistert, wobei „I hate you“ für ihn alles andere niederwalzt.
ABBATH hingegen bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück und macht als Headliner des ersten Tages nur eine mäßige Figur.

Freitag, 11.08.2017:

„Frag mich mal, wie mein Freitag war? Wie warn dein Freitag? Ach, frag lieber nicht.“

Lange Rede, kurzer Sinn: ich schaffe es am Freitag erst zu NILE aufs Party.San, aber das ist kein Problem. Ich mag meine Baustellen ja schließlich mit etwas Autobahn dazwischen.

Währenddessen genießen die Kollegen allerdings zahlreiche Bands, darunter die großartigen UADA, die von beiden als neuer Stern am Black Metal Himmel gefeiert werden und eine großartige Show abliefern. Auch zu KRINGA können mir beide nur Gutes berichten, besonders Don Promillo sieht in den Österreichern seine Überraschung des Wochenendes. Beide Bands waren in der Lage, das Zelt beträchtlich zu füllen. Umso bedauerlicher, dass ich beide verpasst habe.

Kommen wir zu NILE.

Karl Sanders und Crew geben von Anfang an alles und begeistern mit Songs wie: „Defiling The Gates of Ishtar“, „Kafir!“, oder „Sacrifice Unto Sebek“. Neugitarrist Brian Kingsland ist mittlerweile bestens in die Band integriert und sorgt dafür, dass man den kürzlich ausgestiegenen Dallas Toller-Wade kaum vermisst. Auch, dass zwischenzeitlich die gesamte Saitenfraktion ins Mikro röchelt, sorgt bei mir für Laune, während George Kollias im Hintergrund alles zerlegt. Einziges Manko hier: wiederum der Sound. Das Problem ist schnell ausgemacht: die extrem tief gestimmten Gitarren der Ägyptologen-Deather sind in der Livesituation einfach kaum so zu mischen, dass sie wie auf Platte klingen.

 

Um den Legendenstatus der darauf folgenden CANDLEMASS weiß ich durchaus. Aber auch der ändert nichts daran, dass ich mit der Band absolut nichts anfangen kann. Vor der Bühne herrscht reges Treiben, das mir zeigt, dass ich mit der Meinung zwar nicht alleine dastehe, der Großteil der Festivalbesucher aber dennoch Gefallen an den Briten findet. Auch meine beiden Kollegen sind vor allem von der stimmlichen Leistung beeindruckt, während sich mir bei dieser die Fußnägel hochrollen. Aber da hat halt jeder so seine Präferenzen.

Und auch AUTOPSY sind eine Band, die höchstselten den Weg durch meine heimischen Boxen findet. Dennoch schaffen es die Amis heute Abend, sogar bei mir für ordentlich Stimmung zu sorgen. Old-schoolig und räudig scheppert sich das Quartett mit Songs wie „Severed Survival“ und „Torn From The Womb“ durch die eigene Diskographie und lädt als Headliner des zweiten Tages dazu ein, sich gepflegt gehen zu lassen, bis nichts mehr gepflegt ist. Dieser Aufforderungen kommen auch nicht wenige Besucher nach, was man dem ein oder anderen Genossen am nächsten Tag auch deutlich ansieht!

Samstag, 12.08.2017

Extreme Wetterbedingungen sind auf dem Party.San nichts neues, und auch wenn der Regen tagsüber ziemlich zu nerven weiß, so sorgt er doch wenigstens dafür, dass man nicht schon um sechs aus dem Zelt kriechen muss, da es 37°C im Schatten sind.

Schwermütig und langsam startet der Samstag für uns im Zelt, da sich MOURNING BELOVETH auf die Bühne begeben haben, um die Party.San Besucher mit ihrem Death Doom zu beglücken. Oder eher nicht zu beglücken, denn hier regiert die pure Melancholie. Auch wenn ich die Songs wirklich gut finde, erleichtern sie mir das aufstehen – und wachbleiben – nicht unbedingt. Die langsamen Grooves sorgen trotzdem dafür, dass der Nacken die ersten rhythmisch erkennbaren Bewegungen mitmacht und ich mich irgendwann doch emotional mitreißen lasse.

Weiter gehts zu MERCILESS, an denen besonders Kollege Don Promillo Gefallen findet und völlig zu Recht feststellt: die Old School Fraktion auf dem diesjährigen Party.San lässt definitiv nichts anbrennen und sorgt für Eskalation. Richtig so!

 

Auch wenn HADES ALMIGHTY einiges an Fans vor die Bühne holen können: mein Fall ist es nicht. Der räudig-schleppende Black Metal der Norweger macht nichts wirklich falsch macht und gilt als Geheimtipp, dennoch: mir ist das alles irgendwie zu austauschbar und unspeziell. Vielleicht muss ich den Jungs noch mal ne Chance geben.

Danach ist es auf der Hauptbühne Zeit für kanadisch-kranken Death Metal. CRYPTOPSY treten an, um ihren Klassiker „None So Vile“ in Gänze vorzutragen. Und das gelingt dem Quartett mit Bravour! Technisch geht hier zu keiner Sekunde etwas daneben, was dafür sorgt, dass die Jungs einen Abriss sondergleichen zelebrieren. Sogar El Zecho ist schwer begeistert, da ihm die Texte völlig unter die Haut gehen. („Also neben „ÖÖH“ und „ÖHH ÖÖH ÖÖÖÖÖÖH“ haben mir besonders „ÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖH“ und „ÖÖÖÖH ÖÖÖH ÖH ÖH ÖH ÖÖÖÖÖÖH“ gefallen“)

Es folgen INQUISITION. Schon mehrfach hab ich versucht, mich an die Mucke des amerikanischen Duos heranzuarbeiten. Und seit je her kann ich diesen Gesang einfach nicht ernst nehmen. Somit bin ich gefühlt der Einzige, der das Infield verlässt, während Hunderte Menschen hereinströmen. Die Kollegen Zecho und Promillo sind hingegen schwer begeistert von dem Brett, das von nur zwei Leuten geliefert wird und feiern das Set der Amis bei bestem Sound. Einzige Negativpunkte: die Songauswahl, die wohl besser hätte sein können und der recht frühe Slot, da bei Tageslicht nur bedingt die Atmospähre aufzukommen vermag, die es gebraucht hätte.

Die nächste Band, die ich sehen kann, sind INSOMNIUM. Dass „Winter’s Gate“ ziemlich gefeiert wurde, ist auch an mir nicht vorbei gegangen. Dennoch habe ich die Band schon seit einigen Jahren aus den Augen verloren. Der Auftritt auf dem heutigen Party.San ist allerdings wirklich hervorragend, und baut eine Atmosphäre auf, die mich sofort packt. Der Sound der Finnen hebt sich selbstredend völlig von dem Großteil der anderen Bands des Festivals ab, sorgt durch den kühlen, emotionalen und melancholischen Grundton der „Winter’s Gate“ Songs jedoch für eine willkommene Abwechslung, die mir dauerhaft im Gedächtnis bleibt.

Mit DESASTER nähern wir uns langsam aber sicher dem Ende des Abends. Vor allem Frontmann Sataniac ist gut drauf und zu scherzen aufgelegt, was die Meute, die sich zahlreich vor der Bühne eingefunden hat, noch mehr in Feierlaune bringt. Der Sound ist hervorragend und generell wirkt die Show der Koblenzer noch ein Eckchen lauter, als die vorherigen Bands. Schließlich wird das Set mit „Metalized Blood“ beendet, nach dessen letzten Tönen noch einige Minuten vergehen, bis sich das Publikum wieder einigermaßen beruhigt hat.

 

Einen absoluten Höhepunkt für mich stellen nun POSSESSED dar, die ab Sekunde 1 nichts anbrennen lassen. Nach dem Opener „Confessions“ folgt das grandiose „The Eyes Of Horror“. Ich bin sofort gefesselt. Frontsau Jeff Becerra ist trotz Querschnittslähmung nicht zu halten und sorgt mit unglaublicher Bühnenpräsenz und gezielten Ansagen für beste Stimmung.

„Do you wan’t it faster? Do you wan’t it louder? More Satan?!?“

Bei bestem Sound und mit Songs wie „Swing of the Axe“ und „The Exorcist“ nähert sich die Band viel zu schnell dem Ende ihres Sets, bevor das Publikum bei dem unverzichtaren „Death Metal“ nochmal völlig ausrastet.

MARDUK sind eine Band, mit der ich eigentlich kaum etwas anfangen kann. Dachte ich zumindest immer. Denn obwohl ich das Gefühl hab, dass MARDUK so ziemlich immer und überall spielen, machen die drei ersten Songs „Panzer Division Marduk“, „Frontschwein“ und „The Blond Beast“ ziemlich Laune, da diesmal auch der Sound besser ist, als bei zahlreichen anderen MARDUK-Konzerten, die ich schon gesehen habe. Darüber hinaus ist eigentlich alles wie immer. Geschwindigkeit ist Trumpf, Feuer hier, Feuer da und Mortuus beleidigt das Publikum am laufenden Band als bemitleidenswerte, dreckige Maden. MARDUK werden nie meine Lieblingsband werden, aber dieser Auftritt war mehr als solide!

Schon die Absage von MORBID ANGEL habe ich mit einem Seufzen hinnehmen müssen, dass dafür nun TRIPTYKON eingesetzt wurden, hat bei mir auch nicht wirklich für Begeisterungsstürme gesorgt. Kurzum: die Schweizer enttäuschen mich. Ich finde es problematisch, als Ersatz für eine Death Metal Band eine Black/Doom/wasauchimmer Band zu holen. Auch wenn TRIPTYKON gemeinhin ziemlich gefeiert werden, gelingt es dem Quartett um Tom G. Warrior nicht, mich zu fesseln, weswegen ich das Infield schon vorzeitig mit dem Gefühl verlasse, dass das Party.San so zumindest für mich keinen optimalen Abschluss gefunden hat. Aber letzten Endes kann man es wohl auch nicht immer jedem recht machen. 

 

Party.San 2017 Das Fazit

Auch in diesem Jahr hat sich das Schlotheimer Festival einen besonderen Platz in meinem Herzen bewahrt. Wie so oft gab es Überraschungen und Bands, die ich vorher nicht auf dem Schirm hatte. Generell muss man sagen, dass der Old School-Faktor in diesem Jahr ziemlich hoch war, die betreffenden Bands aber fast ausnahmslos liefern konnten. Auch in puncto Black Metal konnten viele Bands glänzen, wobei hier, wie so oft, vor allem die kleinen Namen begeistern konnten. Selbstverschuldet musste ich in diesem Jahr DEMILICH und VITAL REMAINS verpassen, was immernoch an mir nagt, darüber hinaus jedoch waren CRYPTOPSY, INSOMNIUM und POSSESSED für mich die absoluten Gewinner!

Auch in diesem Jahr muss ich hervorheben, dass die Preisentwicklung im Vergleich zu anderen Festivals nach wie vor vertretbar ist und deutlich hinter den Vermögen zurückbleibt, die man auf anderen Festivals für die Verpflegung aufbringen muss. 

Bereits jetzt sind die ersten Bands für das nächste Jahr bestätigt, die schon einiges zu versprechen wissen. Als da wären: WATAIN, TANKARD, HARAKIRI FOR THE SKY, REVENGE, TOXIC HOLOCAUST, BENIGHTED und UNANIMATED.

Also bis nächstes Jahr, wenn es wieder heißt:

Welcome To Hell!

 

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