Startseite»Reviews»Rock»Punkrock»PASCOW – Intelligente Texte und Ohrwurmgarantie

PASCOW – Intelligente Texte und Ohrwurmgarantie

0
Geteilt
Folge uns auf Pinterest Google+

PASCOW – „SIEBEN“

Veröffentlichungsdatum: 27. Januar 2023
Label: Rookie Records / Kidnap Music
Dauer: 36 min.
Genre: Deutschpunk

Sieben – eine Zahl, die dir vielleicht noch aus dem Matheunterreicht geläufig ist und gleichzeitig der Albumtitel der neuen PASCOW Scheibe. Der Titel ist dabei nicht random gewählt, sondern weil es die siebte LP-Veröffentlichung der Rheinland-Pfälzer ist. Vermutlich wirst du dir als Brutal Tech Deathmetal Fan, der versehentlich auf diese Rezension hier geklickt hat denken – PASCOW? Klingt wie ein Dorf in der Uckermark!? Kein Problem mein Freund – ich kläre dich auf. Im Jahr 1998 gründeten zwei Brüder mit dem Familiennamen Pascow die besagte Band und sind seitdem absolute Schwergewichte der Deutschpunk-Szene. Ihre Markenzeichen: sehr eingängige Melodien, rauer Gesang und kryptische Texte. Also gerade nicht der Sonntags-Wohlfühlpunk, den dir Spotify regelmäßig vorschlägt und den du dann als „Private Session“ hörst.  

MERKEL JUGEND

Schon bei ihrem drei Jahre zurückliegenden Album „Jade“ hat sich die Band von einem ihrer Markenzeichen, den besagten kryptischen Texten entfernt. Heißt, du wusstest beim Hören, wenn auch immer noch ziemlich durch die Blume, was dir die Band sagen will. Dieser Trend setzt sich auf der neuen Scheibe weiter fort und bringt uns zum Song „Gottes Werk und Teufels Beitrag“. Darin rechnet die Band mit all denen ab, die von Themen wie wachsendem Rechtspopulismus und Klimawandel nichts wissen wollen und werden dabei ungewöhnlich deutlich. Nagut, sich konkret politisch zu äußern gehört ja zum Deutschpunk irgendwie dazu und ist auch nicht direkt etwas Neues, aber in der Form für die Band PASCOW schon. Auch bei den Songs „Himmelhunde“, „Mailand“ oder „Monde“ geht es um die Szenedauerbrenner wie Gentrifizierung, Konsum- und Systemkritik und alle diese Nummern hören sich gut weg. 

GENERATION NOKIA

Wie schon erwähnt sind die Lyrics bei PASCOW ein wichtiger Sellingpoint. Und auch wenn man sich auf vergangenen Platten teilweise keinen Begriff der Botschaft dahinter machen konnte, waren die einprägsamen Sprachbilder immer die große Kunst dahinter. Gerade wenn es nicht um Politik, sondern um alltägliche Erlebnisse geht, von denen du und ich auch ein Lied singen könnten, sind PASCOW am stärksten. Auf „Sieben“ fällt dabei besonders der Song „Daniel & Hermes“ heraus, der meiner Meinung nach auch der Stärkste der Veröffentlichung ist. Man bleibt sich also der „PASCOW-Formel“ treu und versucht es nicht mit belanglosen und aneinander gereihten Kalendersprüchen, die leider viele Bands aus dem Genre mittlerweile im Abo beziehen zu scheinen.

ZWICKAU SEHEN UND STERBEN

Einige Fans werden jetzt vielleicht sagen – ja okay, aber das hatten wir ja schon, wird es nicht mal Zeit für Veränderung? Und das mag für den weniger konservativen Teil der Fanbase durchaus ein valider Punkt sein. Während die letzte Scheibe „Jade“ sehr experimentell war und Ska-Passagen, Features oder eine Ballade enthielten, beschränkt es sich hier lediglich auf ein Feature. Damit knüpft das Album eher da an, wo „Diene der Party“ 2014 aufgehört hat. Musikalisch wird in den zwölf Tracks (mit wenigen Ausnahmen) also rigide durchgezogen, mit schnellen Gitarrenriffs und Refrains mit Ohrwurmgarantie, ohne dass es zu sehr nach „KRAFTKLUB“ klingt. Solltest du also mal wieder die Lust nach einer authentischen Deutschpunk-Platte, über der nicht das Damoklessschwert von vielen enttäuschten Fans hängt, verspüren, kannst du hier bedenkenlos zugreifen! 

OFFIZIELLE WEBSITE


Dies ist ein Gastautorenbeitrag von: Dennis.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Simon Engelbert

Autorenbewertung

8
"Sieben" ist authentischer und einprägsamer Deutschpunk, dessen Texte nicht in stumpfe Systemkritik oder abstrakter Belanglosigkeit abdriften.
ø 4.3 / 5 bei 1 Benutzerbewertungen
8 / 10 Punkten

Vorteile

+ intelligente Texte
+ eingängige Melodien und Refrains

Nachteile

- ein/zwei Songs, die etwas aus dem zügigen Tempo rausfallen

Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über silence-magazin@patreon Patreon
letzter Artikel

Vogelfrey - Tour mit zwei Alben

nächster Artikel

Gigantischer Doom und Death Metal von SERMON

Keine Kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert