Pauls Retrospect 2018
... aber wer ist eigentlich Paul?!
Ein Jahr ist vergangen. Und was für eins für den Metal: Genres wie Death Metal, Progressive oder Black strotzen nur so vor guten Releases. Viele bekannte Namen waren 2018 dabei. Doch auch in den kleinen Nischen und Ecken vieler Subgenres brodelte der Release-Kessel ordentlich. Bei dieser immensen Vielzahl an guten Alben kommt man leicht ins Stolpern, wenn man versucht, jede qualitativ hochwertige Neuerscheinung zu erwischen. Und damit niemand mit der Angst ins neue Jahr startet, er habe besonders viel verpasst, fasse ich in diesem Artikel meine Geheimtipps 2018, die eventuell an euch vorbeigegangen sind, zusammen. Dabei versuche ich so viele Subgenres wie möglich abzudecken. Trotzdem ist diese Liste keinesfalls perfekt oder besonders. Im Endeffekt ist es immer noch meine subjektive Meinung. Also falls du noch Alben hast, bei denen du befürchtest, sie wären im Großen und Ganzen untergegangen, aber dennoch nennenswert – ab in die Kommentare damit!
Progressive Metal – Auch 2018 konnten bekannte Genrevertreter sowie Newcomer überzeugen.
BLACK PEAKS – „All That Divides“
Einer der letzteren waren definitiv BLACK PEAKS. Die Engländer schaffen eine innovative Mischung aus Garage Rock-Sound mit viel Progressive gewürzt. „All That Divides“ ist nach dem bereits überraschenden Debüt der Band 2016 der nächste Schritt in der sichtlichen Evolution. Ein Album, das vor Emotionen und Highlights („Can’t Sleep, Slow Seas“) nur so strotzt. Nicht ein Track erweckt den Anschein nur Filler zu sein, was auch an dem herausragenden Gesang von Will Gardner liegt, der clean und harsch sehr facettenreich klingt. Große Empfehlung für jeden, dem etwas an Progressive oder Rock liegt!
VOLA – „Applause of a Distant Crowd“
VOLA sind trotz ihrer kurzen Existenz eine Band, die als Aushängeschild des Progressive bezeichnet werden kann. Das 2016er Debüt gehört mit zu dem Besten, was das Genre liefern kann, deswegen waren die Erwartungen besonders hoch. Auch wenn der Regler an der Verzerrung und Intensität ein wenig runter gedreht wurde, ist „Applause of a Distant Crowd“ ein würdiger Nachfolger. Der eher leichtere Sound gepaart mit mehr Atmosphäre kann mich persönlich zwar nicht ganz überzeugen, doch die vielen Highlights wie die Songs „Alien Shivers“ oder der Title-Track machen die Platte zu einem Muss für Progressive-Fans, die auch nichts gegen seichtere Rock-Passagen und Synthesizer haben.
Death Metal – Death Metal und seine Nischen-Genres (Prog Death, Old School Death Metal, usw.) waren 2018 so ertragreich wie lange nicht. Die Serie an genialen Alben riss nicht ab und deswegen ist es fast schon unmöglich Nennenswertes kurz zu fassen.
1914 – „The Blind Leading the Blind“
Der erste Weltkrieg geht in unsere Geschichtsbücher als eines der dunkelsten Kapitel der Menschheit ein. Circa 17 Millionen Menschen werden entweder als Soldaten an der Front regelrecht verheizt oder fallen dem Krieg anderweitig zum Opfer. Die Gräuel und Verbrechen gegen die Menschheit bleiben glücklicherweise nie vergessen und 1914 versucht diesen düsteren Abschnitt der Geschichte mit ihrem Album zu verkörpern. Das gelingt auf allen Ebenen. Die Musik ist düster, verzerrt und dissonant. Die Samples von Kriegsaufnahmen, mit denen nicht gespart werden, bringen das Gefühl des Hässlichen und Unmenschlichen nur noch näher. Der Horror ist spürbar. Am 100. Jahrestag des Kriegendes veröffentlicht, ist „The Blind Leading the Blind“ auch außerhalb der starken musikalischen Qualitäten eine Erfahrung für sich, die den Schrecken und die Brutalität widerspiegelt.
SLUGDGE – „Esoteric Malacology“
Schleimiges Alien-Gekräusel mit Tentakeln besetzt, das beschreibt dieses Album. Volle Kanne ins Gesicht mit der Prog Death-Keule. SLUGDGEs Album gehört zu einem der vielen brillianten Releases im Progressive Death-Bereich. Wer auf vertrackte Rhythmen und tiefes Growlen steht und wem RIVER OF NIHILs Album nicht dreckig genug klang, der kann sich bestimmt hieran erfreuen.
Metal Core – Ein Genre, das mit viel generischem Wischwasch geplagt ist und leider zu selten mit wirklichen einzigartigen Bands punktet. 2018 konnte meine Vorbehalte wenigstens zum Teil ändern – mit wirklich fantastischen Releases.
SILENT PLANET – „When The End Began“
Voller Bedeutung musikalisch so wie lyrisch, hebt sich SILENT PLANET mit seinem 2018er Album vom Genre-Rest ab. Mit mitreißenden Texten, die den schwierigen Spagat zwischen kritisch-bedeutungsschwer und vorgetäuschtem Tiefgang sowie musikalischer Komplexität schaffen sitzt die Band auf dem Core-Thron für 2018. Besonders emotional wird es vor allem durch die ausdrucksstarken Vocals. Auch das Drumming so wie die Riffs sind durchdacht und abwechslungsreich.
ERRA – „Neon“
Auch wenn nicht so bedeutungsvoll wie Nummer 1, so ist „Neon“ von ERRA vor allem musikalisch alles, was guten Metalcore für mich ausmacht: catchy und doch komplex. Die Vocals sind genretypisch und nichts Besonderes. Wer sich also noch nie damit anfreunden konnte, der wird auch hiermit nicht warm. Für einen Progressive-Metal Liebhaber wie mich ist „Neon“ jedoch erstaunlich erfrischend, da die Band es schafft genügend Diversität ins Songwriting mit einzubauen.
Doom/Sludge Metal – Ähnlich wie im Death, waren die Releases für guten Doom und Sludge Metal fast endlos. Hier sind zwei meiner persönlichen Favoriten.
HAMFERD – „Támsins likam“
Begleitet von schweren und dunklen Gitarrenriffs entsteht in HAMFERDs neuestem Album, auch durch den Text der ausschließlich auf Färöisch (Färöer-Inseln) gesungen oder wahlweiße gegrowlt wird, eine melancholische Atmosphäre. Über die 43 Minuten fängt die Doom-Scheibe den Hörer komplett ein. Komposition und Sound-Production auf hohem Level!
MESSA – „Feast for Water“
Frauenstimmen sind im Doom immer öfter zu hören und MESSA zeigen uns 2018, wieso. Mit fast schon Jazz-Lounge Atmosphäre und mehreren Genreeinflüssen zaubert die Band eine Wand aus Fuzz-Gitarren, schrägen Lead-Parts und schwebendem Gesang. Wer Lust auf Doom mit Avantgarde Feeling hat, der kommt hier in seinen Genuss!
Black Metal – Auch die dunklen Mächte des Black Metal hatten 2018 einiges an Nachwuchs vorzuweisen.
GAEREA – „Unsettling Whispers“
Die Portugiesen schafft mit diesem Album ein erstaunlich erfrischendes Werk an Black Metal, das sich auch traut über Genre-Konventionen zu gehen. Ungefilterte Aggression trifft auf intelligentes Songwriting, das mit dissonanten Melodien und hypnotisierenden Riffs punktet. Authentisch, ehrlich und vor allem wahrhaft böse.
DEAFHEAVEN – „Ordinary Corrupt Human Love“
Trve Black-Fans aufgepasst! Dieses Album treibt Puristen an den Rand der Verzweiflung. Post Black/Blackgaze-Band DEAFHEAVEN haben sich bereits einen Namen in der Szene gemacht, sei es für ihr Image oder den unkonventionellen Black Metal. Das, was Hardcore-Fans übel aufstößt, zaubert 2018 vielen Post Black-Anhängern ein Lächeln aufs Gesicht. Denn die Band schafft es Black Metal so warm und künstlerisch wie selten zu präsentieren.
ENEFERENS – „The Bleakness of Our Constant“
Mit einem der besten Post Black-Alben der vergangenen Jahre gelingt dem Solo-Künstler Jori Apedaileman der Durchbruch in die Endjahreslisten vieler Connaisseure. Mit einem Sinn für bewegende Melodien entsteht durch Vermischung verschiedener Genremerkmale (namentlich Doom, Atmo Black, Post Black) ein einzigartiges Erlebnis. Emotional, fast schon depressiv mit viel Gewicht. Licht aus, Musik an!
IHSAHN – „Amr“
Kaum ein Künstler ist so ikonisch im Black Metal wie IHSAHN. Von der Zeit mit einer der erfolgreichsten Band des Blacks (EMPEROR) zu einer nicht weniger starken Solo-Karriere. Mit dem gewissen Etwas aus Progressive, Avantgarde, Pop und Electro kreiert IHSAHN erneut anspruchsvollen und vor allem unkonventionellen Black Metal, auch wenn Genredefinitionen hier wie stumpfes In-Schubladen-Stecken wirkt und teils unmöglich ist. Dafür wird auch 2018 gesorgt und das auf geniale Weise.
Dies ist ein Gastautorenbeitrag von: Paul
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