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PIA ISA – Werwölfin auf Solopfaden

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PIA ISA – „DISTORTED CHANTS“

Veröffentlichungsdatum: 25. März 2022
Label: Argonauta Records
Länge: 35:45
Genre: Doomgaze / Psychedelic Doom

Obgleich es sich bei „Distorted Chants“ um ein Debütalbum handelt, ist die Protagonistin keineswegs ein neues Gesicht am finsteren Himmel des nordischen Doom. Bei PIA ISA handelt es sich nämlich um Pisa Isaksen, Bassistin und Sängerin der 2013 gegründeten Band SUPERLYNX, die im vergangenen Jahr mit „Electric Temple“ ein monumentales Album herausgebracht haben. Mit „Distorted Chants“ hat sich die norwegische Künstlerin ihren langersehnten Traum nach einem Soloalbum erfüllt, bei dessen Konzeption und Umsetzung sämtliche Fäden in den Händen der Protagonistin enden. Bis auf wenige Gastspuren hören wir als auf „Distorted Chants“ ausschließlich das Werk von PIA ISA – das Schlagzeug wurde von SUPERLYNX Drummer Ole Teigen eingespielt; außerdem hat Gary Arce (YAWNING MAN / BIG SCENIC NOWHERE) drei Gitarrenspuren beigesteuert.

Neue Pfade in bekanntem Terrain

Abbildung: Pia Isa

Oberflächlich betrachtet weist PIA ISAs Solodebüt viele Ähnlichkeiten zur Musik von SUPERLYNX auf, was nicht zuletzt an der markanten Gesangsstimme der Norwegerin liegt. Psychedelischer Doom Metal zieht wie dicke Nebelschwaden durch kühle und verlassene Klanglandschaften, während schwergewichtige Rhythmen die Bewegung bestimmen. Doch ebenjene rhythmischen Elemente sind einer der signifikanten Unterschiede zwischen SUPERLYNX und PIA ISA. Während Ole Teigen als Banddrummer gelegentlich in dynamische Stoner Rock Beats oder gar flotte Heavy Metal Motive ausreißt, bleibt die Rhythmussektion auf „Distorted Chants“ stoisch und behäbig. Somit bleibt viel Raum in den vordergründigen Reihen, wo Pia Isaksen betörende, düster-psychedelische Klangbilder erschafft. Hier liegt ein weiteres Merkmal, das den eigenständigen Klang des Soloprojekts beschreibt. Auch wenn Doom Metal eindeutig zu den Einflüssen der hier dargebotenen Musik gehört, liegt der akustische Fokus von „Distorted Chants“ mehrheitlich in Drone, Psych, und Doomgaze.

Traumwandelnd durch eisige Leere

Abbildung: Pia Isa

Mit einer gesunden Tendenz zum Minimalismus nimmt Pia Isaksen ihre Hörer*innen an die Hand und entführt sie in eine fantastische Traumwelt jenseits des nördlichen Polarkreises. Tiefe Psychedelik lässt die Grenze zwischen Trance und Wachzustand verschwimmen, während der Doom-Einschlag für spürbaren Frost sorgt. Sanft wie samtene Decken offenbaren sich hier Themen aus den tiefsten Ecken der Psyche. Auf ihrem betörenden Doomgaze behandelt PIA ISA Sachverhalte wie Traumata, psychische Krankheit, Angst, aber auch Hoffnung. Nicht nur deshalb erinnern die schweren Klangwelten stellenweise an jene der kalifornischen Künstlerin ILLUDIUM. Es sind befreiende Gefühle und Balsam für die Seele, die aus der Mitte der düsteren Akustik von „Distorted Chants“ entspringen. Und so ist es in jedem Fall ein äußerst gelungenes und ehrliches Album, das weitaus mehr ist als ein Nebenprojekt zu SUPERLYNX.

Autorenbewertung

8
Bittersüß und schmerzhaft ehrlich weist PIA ISA dorthin, wo Verzweiflung und Hoffnung aufeinander treffen - ein mitreißendes und aufregendes Album.
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
8 / 10 Punkten

Vorteile

+ mitreißende Melancholie
+ bewegte und gleichzeitig betörende Psychedelik
+ heilende Kraft für die Seele

Nachteile

- nur sehr wenige Höhepunkte

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