Power Metal aus Leipzig – Victorius

VICTORIUS – Heart Of The Phoenix
Veröffentlichungsdatum: 13.01.2017
Dauer: 45:25 Min.
Label: MASSACRE RECORDS
Genre: Power Metal

Was wären Konzerte ohne Vorbands? Sie bringen einen schon vor dem Auftritt der Lieblingsband in Stimmung, verlängern die Dauer des Abends im Zeichen der Musik und stauben dabei vielleicht auch ein kleines bisschen Ruhm ab. Doch manchmal versetzt bereits eine solche Vorband die Zuschauer ins Staunen. Dies widerfuhr mir im März bei einem Konzert von VAN CANTO in Leipzig, als ich der Show der aus Leipzig stammenden Band VICTORIUS beiwohnen durfte. Mit schnellem und melodiösem Power Metal von guter Qualität kann man mich sehr schnell begeistern. Da mir das Album „Dreamchaser“ aus dem Jahr 2014 gut gefiel, war nach der Ankündigung des vierten Albums „Heart Of The Phoenix“ für Januar 2017 ziemlich schnell klar, dass ich mich auch diesem widmen würde.

Der Opener „Shadowwarriors“ legt direkt mit gewohnt hohem Tempo und David Baßins hohen Leadgesängen los, durch die sich VICTORIUS auszeichnet. Schnelles Schlagzeug, überzeugende Gitarrensoli – so habe ich mir das vorgestellt. „Hero“ hält dieses Tempo, setzt dabei aber vermehrt auf unterstützende Background-Gesänge und reiht sich insgesamt problemlos hinter dem Eröffnungstrack ein.

Epischer beginnt dann „End Of The Rainbow“, das einen Deut dramatischer wirkt und dem Ganzen etwas mehr Härte verleiht. Besonders gut klingt es im Refrain, in dem Lead- und Backgroundgesang einen Sound erschaffen, der dem besungenen Abenteuer und der Jagd nach dem Ende des Regenbogens gerecht wird. Konnten mich die beiden Titel zu Beginn noch nicht vollends mitreißen, so bin ich jetzt endlich angekommen. Wie gesagt: Hohes Tempo und stimmige Gesangspassagen, davon lebt VICTORIUS‘ Musik!

Grundsolide, alles in allem aber relativ unauffällig vergeht der Song „Die By My Sword“, ehe „Sons Of Orion“ meine Aufmerksamkeit wieder bündeln kann. Auffällig ist hier insbesondere der verstärkte Keyboard-Einsatz und das zunächst leicht gesenkte Tempo in den Strophen, das sich anschließend zunehmend neu aufbaut, sodass der Refrain wieder kraftvoll nach vorn gehen kann. Schnelle und weniger schnelle Passagen sind im Weiteren gut gemischt und gehen nahtlos ineinander über, verleihen dem Song gleichsam Charakter.

Kommen wir zum Titelsong „Heart Of The Phoenix“! Der Titel ist ein relativ typischer VICTORIUS-Song, der allerdings einen wirklich mitnehmenden Refrain vermissen lässt. Ein Problem, das ich in letzter Zeit auffällig oft mit Titelsongs habe: Erschreckend häufig gehören diese zu den schwächeren Titeln, obwohl das Album nach diesen benannt ist. So verhält es sich leider auch hier.

Ein wenig mehr hebt sich das bereits veröffentlichte „Empire Of The Dragonking“ hervor, das vor allem durch die starken Gesangspassagen punktet. „Hammer Of Justice“ legt nochmal eine Schippe drauf und gehört zu den wenigen Titeln, bei denen ich mir vorstellen kann, diesen einmal einzeln anzuhören und nicht nur deshalb, weil ich gerade sowieso das ganze Album durchlaufen lasse.

Gastsängerin Viktorie Surmøvá

… und kaum denkt man sowas, haut die Truppe nochmal einen höheren Gang rein und legt einen Titel hin, der sich durch rauen und ausdrucksvollen Sound auszeichnet und im richtigen Moment die Abwechslung bringt, die es gebraucht hat. Denn das bisherige Album ist von guter Qualität, lässt aber herausstechende Titel vermissen. Echte Highlights wie „Twilight Skies“, „Blood Alliance“ oder die hervorragende Ballade „Silent Symphony“, die das letzte Album für mich so stark gemacht haben, erwarte ich vergebens.

„Virus“ bewegt sich wie schon der Titel zuvor in raueren Soundbereichen, hat aber wie der Großteil des Albums zuvor nicht das „gewisse Etwas“. Das mag am austauschbaren Refrain oder auch den sich von Song zu Song kaum verändernden, ziemlich voraussehbaren Tempowechseln liegen. Deutlich besser hebt sich da das Finale „A Million Lightyears“ ab, das zur Abwechslung auch femininen Gesang mit ins Spiel bringt. Das Duett von David Baßin und Gastsängerin Viktorie Surmova ist sehr angenehm zu hören und verschafft der Scheibe einen starken Ausklang.

Autorenbewertung

7
Allein der schnelle, moderne Grundsound gepaart mit dem Gesangstalent Baßins bringt der Scheibe unabhängig von der Qualität einzelner Songs viele Punkte ein. Leider fehlt es an ein paar Highlights, welche das Werk zu etwas Besonderem machen. Man wagt relativ wenig und erzeugt dadurch viele Songs von sehr ähnlicher Qualität. Meist hat man nach mehrmaligem Hören eines Werkes eine Ahnung davon, welche Stücke als Vorzeigesongs wahrscheinlich Einzug in das Langzeitrepertoire einer Band halten werden – hier ist das nicht der Fall. Trotz allem zeigt die Band, dass sie viel auf dem Kasten hat und macht hungrig auf das nächste Album. Frustrierend ist allein die Tatsache, dass waschechte Hits fehlen.
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7 / 10 Punkten

Vorteile

+ talentierter Leadsänger
+ schneller, moderner Power Metal
+ hohe Qualität, wenig langweilige Titel

Nachteile

- wenig Experimente, viele Songs mit typischem Sound
- Dauerbrenner fehlen

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