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Primitive Wut – VALBORG

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VALBORG – Endstrand
Veröffentlichungsdatum: 07.04.2017
Dauer: 44 Min.
Label: Prophecy Productions / Lupus Lounge
Stil: Doom/Dark/Death Metal

Die Bonner-Band VALBORG ist wahrhaftig ein Chamäleon im metallischen Gewand. Regierte auf den ersten Alben noch ein experimenteller Mix aus dunklem und dreckigen Metal, so stimmte das Trio auf der letzten Langspielplatte „Romantik“ weitaus ruhigere Töne an. Düstere Synthies bildeten das Fundament für morbide Stücke, bei denen vor allem die Atmosphäre eine große Rolle spielte. Tabula Rasa, alles auf neu. Mit ihrem aktuellen Album „Endstrand“ knallen VALBORG allen Hörern ein Stück extrem krachige und derbe Musik vor den Latz.

 

Scharfes Eisen

Doch eins nach dem anderen. Schon auf dem Coverartwork „grinst“ mich ein Totenschädel mit einer Art Stahlhelm auf dem Haupt an, im ansonsten sehr minimalistisch gehaltenen Motiv. Dies wirkt zum einen finster und grimmig, zum anderen jedoch auch ein wenig komödiantisch und ironisch. Dies wird mit Sicherheit auch für das stehen, was mich musikalisch auf „Endstrand“ erwartet.

Ein heftiges Gitarrenfeedback geleitet in das Album und eine gnadenlos monotone Bassdrum gesellt sich dazu, bis schlussendlich die extrem fetten und groovigen Gitarren den Song „Jagen“ eröffnen. Simpelste Beats, harte Gitarren, ein wenig Elektronik und häufig verzerrter Gesang vermischen sich zu einer extrem kurzweiligen Mixtur. Die folgenden Songs führen diese Rezeptur konsequent fort, lassen gelegentlich Zeit für kurze Verschnaufspausen, stampfen meist jedoch erbarmungslos voran. „Blut am Eisen“ und das Song-Duo „Beerdigungsmaschine“/„Stossfront“ perfektionieren diese häufig enggesteckte Stilistik und laden zum absolut headbangtauglichen Abgehen ein.

Mit „Bunkerluft“ (genialer Bass-Sound) und „Geisterwürde“ (ein wenig an CELTIC FROST zu „Monotheist“-Zeiten erinnernd) wird zum einen die Mitte des Albums markiert und zum anderen eine Verbindung zu den ruhigeren Tönen der Vorgängerscheibe „Romantik“ hergestellt. Dies stellt eine willkommene Abwechslung dar und rettet „Endstrand“ zu diesem Zeitpunkt vor einer zu starken Gleichförmigkeit. Die klar gesprochenen Verse, wie etwa: „Gehirne aus Kristall – Warten tausend Jahre lang“, erinnern in ihrer Kuriosität immer wieder an das ebenfalls aus Bonn stammende Projekt EKPYROSIS, welches wie auch VALBORG aus Musikern des Zeitgeister Kollektivs besteht und damit nicht nur stilistische, sondern auch personelle Überschneidungen aufweist.

 

 

Monoton und minimal

Die restlichen Songs schlagen in eine ähnliche Kerbe wie die ersten Stücke und spiegeln das Album auf eine scheinbar bewusst konzipierte Art und Weise. Dies empfinde ich als Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite rockt das Album straight durch und macht einfach Spaß. Auf der anderen Seite verlieren sich am Ende der Platte die Lieder für mich jedoch zu sehr in einer steten Gleichförmigkeit. Nachdem „Atompetze“ noch einmal mit einem gewissen RAMMSTEIN-Vibe aufhorchen lässt, können „Strahlung“ und „Exodus“ leider keine neuen Akzente mehr setzen. Erwähnenswert ist noch der Track „Plasmabrand“, zu dem ein stylisches und – in die allgemeine Ästhetik passend – unterstreichendes Musikvideo gedreht wurde.

Der Wut und Aggression der Songs wird die Albumproduktion schlussendlich mehr als gerecht. Der Bass dröhnt, das Schlagzeug mit seinem kultigen, dumpfen Snaresound donnert wuchtig und die Gitarren braten enorm mächtig vor sich hin. Der Gesang klingt aggressiv und abwechslungsreich und die noisigen Elektrospielereien fügen den simplen Kompositionen eine Brise Extravaganz hinzu. Ich bin gespannt, wie es mit VALBORG in Zukunft weitergehen wird, denn die drei Musiker pfeifen auf Konventionen und ziehen ihr Ding konsequent durch. „Endstrand“ ist auf alle Fälle eines – nämlich ein erbarmungslos, eigensinniges und eingängiges Stück Metalmusik!

 

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Bandcamp

Bild mit freundlicher Genehmigung von Fotosophie - www.foto-sophie.de / Valborg

Autorenbewertung

7
"Endstrand" zeigt VALBORG von ihrer erbarmungslosesten und brutalsten Seite. Hartes Geschredder verbindet sich mit groovigen Parts und lädt förmlich dazu ein, die Matte kreisen zu lassen. Eine zu hohe Gleichförmigkeit verwehrt dem Album das Prädikat eines absolut starken Albums. Am Ende des Tages schafft "Endstrand" jedoch eines - konsequent durchzurocken und eine Menge Spaß zu machen.
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7 / 10 Punkten

Vorteile

+ extrem harter und grooviger Sound
+ eine interessante, stylistische Mixtur (Valborg-resque)
+ konsequentes Songwriting

Nachteile

- zu hohe Gleichförmigkeit der Songs
- die letzten Stücke verlieren an Relevanz

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1 Kommentar

  1. […] gut gefällt. Und obwohl die Musik von Florian Toyka – der zuletzt mit dem Album “Endstrand” seiner anderen Band VALBORG überzeugen konnte – und Tim Steffens ihre Wurzeln klar im […]

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