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Prügeln bis zur Übersättigung – Keitzer

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KEITZER – Ascension
Veröffentlichungsdatum: 28.10.2016
Dauer: 46:21 Min.
Label: FDA Rekotz
Genre: Death Metal

„We Will Drown All Of You In Blood“: Diesen Hassbatzen kotzen einem KEITZER direkt ins Gesicht, sobald man ihre neue Scheibe „Ascension“ zum Rotieren bringt. In! Your! Face! Nichts anderes! Keine Kompromisse, keine Gnade, keine Experimente. Nur fieser Death Metal der alten Schule, der sich noch eine blutige Scheibe von der Raserei des Grindcore abgeschnitten hat. Also genau das, was man von der NRW-Prügeltruppe erwartet. Die Gitarren schruppen, das Schlagzeug blastet und der Sänger keift, als gäbe es kein Morgen – was aus Sicht meines gepeinigten Nackenmuskels durchaus zutreffen könnte. Jedoch sprengen die zwölf Geschosse auf „Ascension“ dem Hörer nicht nur stumpfsinnig das Gesicht weg.

Denn Songs wie der Titeltrack oder „Peace Was Never An Option“ verfügen auch über mehr oder weniger melodische Abschnitte, die aus der musikalischen Gewaltorgie herausstechen und im Gedächtnis bleiben. Mit „Übermensch“ liefern KEITZER auch wieder einen Titel in Muttersprache. Bisschen Nietzsche geht im Death Metal schließlich immer. Der Song bläst den Hörer erst zwei Minuten gnadenlos an die Wand, um ihn dann mit einem Riff-Panzer, den BOLT THROWER kaum wuchtiger konstruieren hätten können, komplett dem Erdboden gleichzumachen. Puh! Zeit zum Durchschnaufen!

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Leg dich nicht mit KEITZER an!

Die an MELECHESH erinnernden Gitarrenklänge von „Ritual“ wirken da wie Balsam auf den Wunden des gebeutelten Hörers. Ein solches ruhig und mystisch dahinschwebendes Interlude war so nicht zwingend zu erwarten. Doch ahnt man es bereits: das war nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm. Und der bricht dann mit „Vengeance“ und „Salvation“ umso heftiger los. Jene mächtigen Artillerie-Geschosse offenbaren mit ihrer Mischung aus Doublebass-Dauerfeuer und tonnenschwerem Groove erneut Parallelen zu den Bauplänen aus der legendären Death-Metal-Waffenschmiede in Coventry.

BRUTAL ÜBERSÄTTIGT

„Conquistador“ hätte dafür so ähnlich auch von KRISIUN stammen können (oder ist das nur meine automatische Verknüpfung des Wortes mit Südamerika?). Die Atmosphäre verdüstert sich im Laufe des Songs, bis schließlich Streicher aus dem Getöse hervortreten. Nette Klangnote! Im Vergleich dazu wirkt „Black Silent Tides“ etwas uninspiriert, die Spannung fällt immer wieder ab. Statt aber nun den nötigen Schlusspunkt unter „Ascension“ zu setzen, knallen KEITZER dem Hörer noch drei weitere Songs um die Ohren. Dabei kommt „Origins Of Madness“ durchaus spannend dahergerifft, und der Headbang-Teil ist einfach unwiderstehlich. Trotzdem ist an diesem Punkt die Luft raus, irgendwann hat man sich auch mal sattgehört an der Brutalität der – und das tritt nun unweigerlich zum Vorschein – doch größtenteils recht ähnlich komponierten Stücke. Ja, „Wolves Among Us“ ist noch mal ein knackiger Abschluss. Zwei, drei Titel weniger hätten der Platte dennoch gutgetan.

KEITZER auf Bandcamp und Facebook

Bild mit freundlicher Genehmigung von Simbala Sambelelè

Autorenbewertung

6
"Ascension" ist ein feines Death-Metal-Album, das zumeist brutal und rotzig nach vorne geht. KEITZER wechseln Blast- und Groove-Teile gekonnt miteinander ab und setzen hier und da unerwartete Akzente. Leider wird die Platte hintenraus etwas zu langatmig. Hier wäre weniger mehr gewesen. Wer sich mal wieder ganz klassisch-derb den Gehörgang durchpusten lassen will, kann dennoch bedenkenlos zugreifen.
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
6 / 10 Punkten

Vorteile

+ gnadenlos brutal
+ feine Groove-Parts
+ vereinzelt interessante Klangakzente

Nachteile

- Platte ist etwas zu lang
- Songs laufen meist ähnlich ab

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