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Ragnarök 2019 – Die Endzeitsaga – Teil 2

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Huch! Der Freitag auf dem Ragnarök 2019 ist dir durch die Lappen gegangen? HIER findest du den ersten Teil unseres Nachberichtes.


Raus aus den Federn! Auch wenn der vorangegangene Abend dem einen oder anderen noch in den Knochen stecken mag (uns natürlich nicht), ist so eine Nacht in der Schlafhalle gern schon gegen halb  7 Uhr morgens schon wieder vorbei. Der Kaffee-Gott hilft uns aus der Waagrechten, und so geht’s dann langsam wieder in die Stadthalle, um den Stand vorzubereiten.

Samstag – Ein Morgen voller Überraschungen

Den Anfang an diesem Samstag Mittag machen MUNARHEIM. Die stehen schon Punkt 12 Uhr auf der Bühne, einer Uhrzeit, bei der man davon ausgehen, dass die meisten Ragnaröker noch in ihren Campingstühlen feststecken, stimmt’s? Falsch gedacht! MUNARHEIM werden von einer enormen und (enorm) stürmischen Masse an Fans begrüßt. Für die geben sie heute einige Stücke ihrer neuen Scheibe „Willens und Frei“ zum Besten. Und, was soll ich sagen – die Jungs und Mädels heizen der hungrigen Meute ordentlich ein! So viel Publikum und so viel Party zum Openerslot – das schaffen nur wenige.

Und obwohl es noch so „früh am Morgen“ ist, gibt es von der „Bigband“ (Bei der Zahl an Menschen und Instrumenten auf der Bühne eine durchaus treffende Bezeichung) jede Menge Enthusiasmus und gute Laune. Gerade in den stark akustik-behafteten Songs wie „Sehnsucht“ können die Coburger punkten. Denn glücklicherweise gehen die Akustikgitarre und die Flöte im Soundgewusel der restlichen Instrumente nicht unter. Ein starker Auftritt und Auftakt für den zweiten Akt des diesjährigien Ragnaröks

Pagan? Black? Warum nicht beides?

„Da geht doch noch was!“, denken sich zumindest die Jungs von FIRTAN. Die machen sich nämlich kurze Zeit später bereit, auf das eben erlebte noch einen Deut draufzusetzen. Und das ist gar nicht so einfach! Phillips einzigartige Gesangsstimme trägt die Songs der Baden-Würtemberger hinaus in die Stadthalle, die sich wie eine Welle ihre Bahn durch das gefesselte Publikum bahnen. Bereits vor 2 Jahren durfte ich die Jungs hier aus der ersten Reihe anfeuern. Und so viel hat sich gar nicht geändert, außer, dass „Okeanos“, die jüngste Scheibe der Truppe, nun mit seinem ganz eigenen Sound das Bild dominiert.

Mit dieser Scheibe haben sich die Jungs jedoch nicht nur musikalisch, sondern auch charakterlich weiterentwickelt. Und diese Veränderung steht den Jungs hervorragend! Für die Fans erster Stunde gibt’s außerdem noch Leckerli wie „Wogen der Trauer“, sodass am Ende alle zufrieden sein dürften. Wer sich noch an den Auftritt vor 2 Jahren erinnert, dürfte auf jeden Fall ein ordentliches und emotionales Set mit nach Hause nehmen. Ein Gedanke geht mir allerdings nicht aus dem Kopf: Bei der Leistung, die sowohl FIRTAN als auch die Durchstarter MUNARHEIM an den Tag gelegt haben, hätten beide Kombos durchaus einen späteren Platz in der Running Order verdient.

Epischer gehts nicht?!

Aber das ist nur meine Meinung – und der nächste Act hat es definitiv auch in sich. Der ist allerdings weder mir noch (offenbar) vielen anderen im Publikum nicht gerade bekannt, sodass sich die Halle dann doch ein wenig leert. DALRIADA stehen auf der Liste, und so jungfräulich meine Erfahrungen mit der Band auch sein mögen: Die Jungs und Mädels sind doch schon eine ganze Weile im Folk Metal-Kosmos unterwegs! Seit 1998 stehen die Ungarn auf der Bühne und haben seitdem nicht nur eine Namensänderung, sondern auch mehrmalige Besetzungswechsel durchlebt, sodass einzig und allein Sänger András seit über 20 Jahren die Band begleitet.

Davon abgesehen sieht die Kombo in ihren traditionellen ungarischen Outfits nicht nur einzigartig aus. Auch ihre Mucke ist dank der zweistimmigen Gesangskombo aus András und seiner aktiven Kollegin Laura und den durchweg ungarischen Texten unverwechselbar. Musikalisch gibt es eine Querbeet-Sammlung aus der gesamten Bandexistenz. Denn in all den Jahren ihres Bestehens waren die Ungarn nicht untätig: Sage und schreibe 10 Langspieler haben die Jungs und Mädels auf dem Gewissen. Bei so viel Erfahrung wundert es niemanden, wie souverän DALRIADA ihre Show von der Bühne rocken. Und als Augenschmankerl und Fotografen-Träumchen gab’s auch noch richtig gutes Licht obendrauf!

Frischer Wind oder öde Brise?

Und während sich an unserem Stand schon MUNARHEIM und FIRTAN für ihre Auftritte haben Feiern lassen, bereitet sich gerade eine ganz andere Kombo auf ihren aller-allerersten Liveauftritt vor. Die Rede ist von ASH OF ASHES, einem Projekt, in dem auch einige EÏS-Mitglieder Fuß gefasst haben (ja, richtig gehört!). Ob ASH OF ASHES wie der Phönix aus der Asche das Erbe von EÏS weiterträgt oder doch einen ganz eigenen Pfad einschlägt? Nun, zu allererst ist die Bühnenaufstellung anders. EÏS-Sänger Alboin gibt sich, heute ganz ungeschminkt und ohne Seemannskostüm, die Ehre als Zweitsänger und Bassist der Band. An erster Stelle steht nämlich ein ganz anderer Herr, der ungelogen STEVEN WILSONs älterer Bruder sein könnte. Und noch etwas wird schon während der ersten Akkorde von ASH OF ASHES klar: Diese Band ist ein ganz eigenes, völlig unabhängiges Produkt musikalischer Kreativität.

Hier gibt es nämlich statt des frostigen Black Metals sogenannten „Epic Skaldic Metal“ auf die Ohren. Das heißt: Zauberhafte und doch ernste Melodien mischen sich mit eingängigen Rhythmen und werden untermalt von kräftigem Cleangesang mit Wiedererkennungswert. Die malerischen Texte bilden gemeinsam mit der Musik ein so erfüllendes Klanggerüst, dass man sich von ASH OF ASHES glatt weggetragen fühlt. Allerdings trägt Alboin nicht nur am Bass seinen Teil zum Gesamtgeschehen bei. Gerade in finstereren Songs wie „Ash To Ash“ präsentiert er uns seine harten Growls und Gutturalgesänge, wie wir sie von EÏS nur allzu gut gewohnt sind. Von mir gibt’s auf jeden Fall das Debütalbum „Down The White Waters“ als Anspieltipp – lauscht mal rein!

Zwischen Glücksgefühlen und anderen Ausfallerscheinungen

Wer übrigens davon ausgegangen ist, dass das Ragnarök nach NAGLFAR, SKELETONWITCH und GOD DETHRONED von weiteren Ausfällen und Verschiebungen verschont bleiben würde, hat weit gefehlt: XIV DARK CENTURIES fallen aus gesundheitlichen Gründen aus. Eine Katastrophe? Keineswegs! Zum Glück sind ihre Kollegen von GERNOTSHAGEN bereits am Vortag zu großer Zahl am Start gewesen und springen deshalb kurzfristig für ihre Brüder im Geiste ein.

So kurzfristig, dass es dieses Mal auch ohne Kostüme und Schminke reichen muss – und das tut es allemal! Dass Askan sich und seine Mitstreiter mit: „Wir sind XIV DARK CENTURIES!“ vorstellt, führt beim einen der anderen Besucher zu Verwirrung. Trotzdem spielen GERNOTSHAGEN ein souveränes Set von der Bühne und sind sogar mit recht klarem Sound gesegnet. Das bringt die epischen Soli von Gitarrist Roman besonders gut zu Geltung. Daran, dass GERNOTSHAGEN für ihre Kollegen einen ebenbürtigen Ersatz darstellen, zweifelt hier wohl keiner.

Urgesteine? Frisch wie nie!

Was für ein Festivalstart! Da lege ich doch gerne mal ein Päuschen an unserem SILENCE-Stand ein, quatsche eine Runde mit EÏS und überlasse meinem Mitstreiter Clemens die Verantwortung des kritischen Auges (und Ohres). Hier sind seine Erlebnisse:

Clemens: Bei MINAS MORGUL steckt dem Publikum wohl noch der Vorabend in den Knochen, denn ich habe schon energischere Reaktionen auf die wilde Dame und die fünf Recken erlebt. Vielleicht hat es sich auch noch nicht bis zum Letzten herumgesprochen, dass nun Robse den Posten des Sängers eingenommen hat? Oder es liegt es am Soundproblem, das die Nacht von Freitag auf Samstag eindeutig überlebt hat? Auch hier sind die Gitarren gerade mal bei einigen Solomelodien wirklich gut zu vernehmen. Sei es drum.

Die stimmliche Darbietung von Robse ist teilweise sehr brutal und auch sonst hat er den Laden in seiner typischen Manier fest im Griff. Nur das Publikum scheint wohl unsichtbar zu sein, fragt er doch immer wieder: „Wo seid ihr?!“ Spätestens bei „Todesschwadron Ost“ taut die Menge endlich so richtig auf und die Matten fliegen. Ein neues Stück wird heute ebenso vorgestellt, das zu Beginn recht forsch nach vorn prescht. Ein vielversprechender Ausblick auf das kommende Material.

Euphorie und Gänsehaut

Ich pausiere für ein Bierchen und bin mir noch nicht bewusst, dass mir der Fauxpas des Abends bevorsteht. Von der Kombo MORS PRINCIPIUM EST habe ich vorher nur von Werbeanzeigen gehört – und nun weiß ich auch warum. Weil ich ein verdammtes ignorantes Arschloch bin! Man geht ohne jegliche Erwartungshaltung in die Halle und wird gleich von der ersten Minute umgehauen. Solche Überraschungen liebe ich an Festivals! Wie die Zuschauerzahl vor der Bühne beweist, bin ich zum Glück mit meiner Unkenntnis auch in der Minderheit. Aber was begeistert mich denn nun so dermaßen?

©Lady Metal, Rainer

MORS PRINCIPIUM EST spielen modernen, sehr melodischen Death Metal. Modern – weil Keyboardklänge als zusätzliches Melodieinstrument und als Teppich genutzt werden, sehr melodisch – weil der Leadgitarrist ein verdammt krankes Genie ist. Der arme Kerl wird in seiner Kindheit und Jugend keine Freunde gehabt haben und nutzte diese Zeit glücklicherweise nur mit dem Üben von Soli. Nach dem Konzert dürften sich so einige anwesende Gitarristen im Publikum die Hände abgehackt und ihr Instrument verkauft haben. Die genaue Reihenfolge kenne ich allerdings nicht. Eingepackt wird das in eine vor Selbstbewusstsein und Kraft strotzende Performance der ganzen Band. Ein Ragnarök-Highlight 2019.

Und wie kommen dagegen EÏS an ihrem zweiten Spieltag an? Diesmal empfangen sie uns mit einer alten Öllampe, die den Weg zu den ersten Klängen weist. Im Gegensatz zum Freitag fällt dieses Set noch viel abwechslungsreicher und mitreißender aus. Und richtig emotional wird es bei der klaren Ansage, dass es sich bei diesem Farewell-Konzert mitnichten um die letzte Show von EÏS handelt. Es wird nur eine Pause geben und danach geht es weiter. Was diese Worte auslösen, wird nicht nur bei den Mitgliedern auf der Bühne eine Gänsehaut provoziert haben. Wie im Leben, so erleben auch Bands die Wertschätzung ihrer Fans erst so richtig, wenn die gemeinsame Zeit droht, ein Ende zu finden. Nach dem starken Auftritt und den überschwänglichen Reaktionen werden es EÏS und ihre Fans sicherlich eher eilig haben, solche Momente erneut miteinander zu teilen.

Zurück zu den Wurzeln 

Steffi: Wer an diesem Abend den wahren Headliner gibt, lässt sich wohl so eindeutig gar nicht festlegen. Begeisterung und volle Hallen gab es bislang bei jeder Band des Abends – was wird uns da wohl noch bei den restlichen Bands des Abends erwarten? HEIDEVOLK sagen: dasselbe. Das sympathische Sängerduo an der Spitze der Niederländer legt eine emotionale Show hin und hält dem Publikum damit quasi einen Spiegel vor. Bei jeder Gelegenheit ergreift die Masse die Chance zum Mitsingen, hunderte Fäuste recken sich in die Lüfte.

Einige Vertreter aus der ersten Reihe feiern ihre Helden so lautstark, dass sie zur Überraschung einiger Fotografen sogar den anklingenden Song deutlich übertönen. Und dabei haben HEIDEVOLK massiv Mitgrölpotenzial im Gepäck. Mit „A Wolf In My Heart“, „Nehalennia“ und „Saksenland“ gibt es gleich eine ganze Ladung Hymen, die selbst dem besoffensten Anwesenden einen Mitbrüller entlocken. Noch dazu sind Lars, Jacco und ihre Kollegen von Spitzensound gesegnet. Mehr werden sich wohl weder die Fans noch die Band selbst erhofft haben dürfen.

Hexerei 101 mit ARKONA

Ein ganz anderes, deutlich finstereres Bild liefern ihre russischen Kollegen von ARKONA ab. Während Sängerin Masha auf der Bühne die stärkste Moorhexen-Imitation des Abends liefert, leisten auch ihre Mitstreiter an Dudelsack, Saiteninstrumenten und Drums Beachtliches. Wem allerdings die vorrangige Aufmerksamkeit der Fans und Fotografen gilt, steht außer Zweifel. Masha und ihr enormer leuchtender Stierschädel (damit ist natürlich die Bühnendeko gemeint!) ziehen alle Augen und Ohren auf sich.

Ihre dramatische Performanz, gepaart mit ihrem kompromisslosen Growling und ihrem ungekünstelten Cleangesang haben eine durch und durch hypnotische Wirkung. Die Frau hat einfach Charisma! Das macht aus der Spielzeit der finster angehauchten Pagan Metaler ein ganz besonderes Erlebnis. Derselben Meinung sind übrigens auch die Massen an Fans, die lange nach Ablauf der eigentlichen Autogrammstundenzeit (weit über eine Stunde) noch vor dem SILENCE-Stand Schlange stehen, um ihren Helden zu huldigen.

Wikinger gegen Wikinger

Und was wäre so ein Wochenende ohne den einen oder anderen kleinen Skandal? Der ist mit der nächsten Band schon vorprogrammiert: TÝR stehen auf dem Plan. Die meisten mögen es mitbekommen haben: Sänger Heri Joensen war im Netz und auf mehreren Konzerten für seine offene Teilnahme an der Grindadráp – der traditionellen Grindwaljagd seiner Heimat, den Färöer-Inseln – kritisiert worden. Sogar Konzerte wurden abgesagt. Und auch vor dem Ragnarök macht zumindest ein bisschen Protest nicht Halt. Während der Show fliegen kleine Aufblas-Wale auf die Bühne – ein subtiles, aber klares Statement. Davon lassen sich TÝR allerdings nicht beirren und liefern mit der Unterstützung ihrer tobenden und zu großer Zahl anwesenden Fans ein ordentliches Set ab. 

So gibt es neben einer gesunden Mischung aus den letzten 3 Alben (natürlich mit einem bedeutenden Anteil neuer Songs der jüngsten Scheibe „Hel“) als klares Statement den Song „Gindavisan“, der die Grindwaljagd feiert. Qualitativ kann man den Färöern wirklich nichts anlasten, jedes Solo sitzt. Und auch Heris mächtiger Gesang trägt seinen Teil zu den Hymnen und dem musikalischen Brett bei, das TÝR heute abliefern. Zum Schluss gibt’s für Fans mit „By The Sword In My Hand“ und „Hold The Heathen Hammer High“ nochmal zwei ältere Klassiker mit Mitgrölpotenzial. Alles in allem ein starkes Set – wenn auch überschattet von kleinen Protesten.

Wo ist mein Hammer?

Und weil wir gerade so in Schlachten-Stimmung sind, kommt der nächste Programmpunkt wie gelegen. Die Finnen von ENSIFERUM beehren uns dieses Jahr wieder auf dem Ragnarök – und sind damit quasi Dauergäste, denn sie setzen dieses Jahr nicht zum zweiten, sondern gleich zum dritten Mal den Fuß auf das heilige Gelände der Stadthalle Lichtenfels. Die Übung sieht man ihnen an: Souverän starten die Finnen passend zu den Umständen mit „For Those About To Fight For Metal“. Dabei glänzen ENSIFERUM vor allem durch sympathische Authentizität und eine merkliche Verschiebung weg vom Sänger als Gallionsfigur. Hier haben nämlich alle Bandmitglieder gleich viel auf der Bühne zu melden – sehr erfrischend!

Wer noch nicht ganz überzeugt ist, der wird spätestens im „Oldies“-Part der Setlist mit „Lai Lai Hei“ von der Feierwut der anwesenden Fans erfasst. Insgesamt gibt neben einigen Stücken der letzten Scheibe „Two Paths“ noch Hits wie „Token Of Time“, „Two Of Spades“ und als Gänsehaut-Abschluss des Sets noch „Fallen Leaves“. Heute Abend durfte sich selbst der letzte von der enormen Power der Finnen überzeugen, die die Jungs quasi spielerisch von der Platte auf die Bühne übertragen.

Ungewöhnlich? Außergewöhnlich!

Clemens: Eigentlich sollten SKELETONWITCH zwar schon am Freitag spielen. So ersetzen sie heute immerhin die wegen der Streiks ausgefallenen NAGLFAR. Dadurch wird heute immerhin kein so enormes Loch in die Running Order gerissen. Warum sie es nicht gestern schon auf die Bühne geschafft haben? Dazu gibt es einige erheiternde Gerüchte. Fakt ist allerdings, dass sich SKELETONWITCH mit dem letzten Album „Devouring Radiant Light“ enorm weiterentwickelt haben, in Anbetracht der Grenzen dieses Genres. Der melodische Death Thrash der US-Amerikaner auf den vorherigen Alben wurde um ein paar atmosphärische Elementen ergänzt. Doch live wirkt das noch immer viel brachialer und – im positiven Sinne – angepisst. Die Band stellt sich so als guter stilistischer Ausreißer im Billing dar und gibt dem Abend damit noch die richtige Würze.

Wer hat Angst vor Einsamkeit?

Steffi: Ganz leise, fast unmerklich hat sich das Ende des heutigen Abends herangeschlichen. Die enorme Leistung der vielen „Headliner“ des Tages hat mich so vor Hochmut schweben lassen, dass ich es wie einige andere fast nicht glauben kann, als sich nun einige Zeit nach Mitternacht mit DORNENREICH ein weiterer außergewöhnlicher Act in die Running Order schummelt. Die irgendwo zwischen Neofolk und Symphonic Black Metal verorteten Tiroler sind ebenfalls keine Unbekannten auf dem Ragnarök.

Dafür ist ihr Auftritt umso eindrucksvoller und für viele Fans im Publikum sichtbar emotional. Die lassen sich schon von den ersten Tönen von „Jagd“ davontreiben, das warnend und sich aufbäumend den Start des letzten Sets des Tages einläutet. Ebenso mystisch geht es mit „Schwarz schaut tiefster Lichterglanz“ weiter. Als dann im Raum steht, wer denn „Angst vor Einsamkeit“ hat, ist das Publikum hin und weg. Das dynamische Duo Eviga und David  an den Mikros und elektrischen Saiteninstrumenten wird von Geiger Inve unterstützt, der heute Abend nicht einmal das Lächeln verliert. Was für ein einmaliger Abschluss für ein Festival, das scheinbar so schnell vorbeigegangen ist, wie es gekommen war.

Ein Fazit

Alles in allem hat das Ragnarök wieder einmal gezeigt, dass es den alljährlichen Besuch mehr als wert ist. Die Location, die verhindert, dass  wir Besucher den dieses Jahr doch sehr ungnädigen Wettergöttern schutzlos ausgeliefert werden, gehört genauso zu meinen Favoriten wie das altbewährte Doppelbühnenkonzept. Meine persönlichen Highlights dürften wohl AGRYPNIE am Freitag und ARKONA am Samstag gewesen sein, die mit ihren starken Sets und Persönlichkeiten einfach aus der Masse herausstechen mussten. Die Top-Durchstarter waren allerdings an beiden Tagen die Opener. Sowohl ATLAS PAIN als auch MUNARHEIM zogen schier gigantische Massen raus aus dem Campingstuhl vor die Bühne. Das habe ich so bisher nur von sehr wenigen Bands erlebt.

Dabei dürften allerdings MUNARHEIM den Publikumslieblingspreis mit nach Hause nehmen. Was bei den Coburgen und ihren wilden Unterstützern Phase war, sucht seinesgleichen. An den Bands gibt’s also wie immer nichts zu meckern. Auch der starke Support und die vielen glücklichen Gesichter bei uns am SILENCE-Stand haben all die teils nervenaufreibende Organisation mehr als wert gemacht. Danke, dass ihr vorbeigeschaut habt! Ihr habt noch Fotos mit euren Helden? Teilt sie gerne mit uns!

Insgesamt hat das Festival im Vergleich zu den Vorjahren allerdings einen gewissen Rückschritt mitgemacht. Der Ausfall der vielen, nicht gerade unerheblichen Bands wird wohl für viele Besucher das Erlebnis getrübt haben, auch, wenn man das schlichtweg unter „Pech“ verbuchen darf. Was uns und vielen anderen Besuchern auf den Magen schlug, war außerdem die fehlende Warmup-Party, die dieses Jahr aus unbekannten Gründen nicht stattfand. Aus Gewohnheit hatten jedoch ziemlich viele damit gerechnet, den Donnerstag wie üblich im Aufenthaltsbereich der Stadthalle ausklingen zu lassen. Das fiel nun leider flach. 

Was war den eigentlich mit dem Ton los?

Nicht gerade zur Begeisterung beigetragen hat wohl auch der Sound einiger Bands, der teils (unerklärlicherweise) mitten am Festivaltag enorm nachließ. Positiv war dafür, dass man insgesamt keinen Gehörschaden als Andenken mit nach Hause nehmen durfte. In der gesamten Halle war der Ton angenehm laut, sodass man sich weder die Kehle aus dem Hals brüllen noch den (zuhause vergessenen) Gehörschutz vermissen musste. Top!

Werden wir also wiederkommen? Definitiv! Für alle, die den dieses Jahr ausgefallenen Bands nachtrauern, gibt es wenigstens ein kleines Trostpflaster. Alle Bands, also NAGLFAR, GOD DETHRONED und XIV DARK CENTURIES, gibt es dafür nächstes Jahr auf dem Ragnarök 2020 zu hören. „Nicht aufgehoben – nur aufgeschoben“ lautet also das Motto. Unterstützt werden die Kombos von THE SPIRIT und WINTERFYLLETH. Man darf also gespannt sein, was die Ragnarök-Organisatoren sonst noch so aus dem Ärmel schütteln werden, um das nächste Ragnarök wieder zu einem durchweg besuchenswerten Festival zu machen. Wir sind gespannt!


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1 Kommentar

  1. Köpfchen
    19. Mai 2019 bei 11:44 — Antworten

    Alboin hat bei Ash of Ashes nur Live ausgeholfen und ist nicht bei Ash of Ashes offiziell dabei, da das eigentlich nur ein ein-Mann Projekt ist, aber gut. 😀
    Mal abgesehen davon, dass EÏS sich nicht auflösen, muss hier auch keiner deren Erbe weitertragen..

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