RAGNARÖK FESTIVAL 2017: Trinkhorn, Tod und Trump (Tag 2)
Der zweite Tag – Liköre und Gefühle
Hier nun nach einiger Verzögerung endlich der zweite Teil unseres Ragnarök-Berichts! Den ersten kannst du hier nochmal durchstöbern!
Der zweite Tag des Festivals begann für mich damit, durch den Regen per sich auflösender Kartonkiste 8 Flaschen likörähnlicher Flüssigkeiten vom hiesigen Edeka zum SILENCE-Stand zu tragen. Es hatte allerdings wohl noch irgendwo ne geheime Reserve gegeben – so, dass wir im Endeffekt 18 Flaschen für die Bands (selbstverständlich haben wir davon selbst keinen Tropfen angerührt!) am Tag zwei übrighatten. Überraschenderweise hatten unsere ersten Standbesetzer, MUNARHEIM, um 12 Uhr mittags in aller Früh‘ schon mehr begeisterte Fans anwesend als alle Bands des Vortags.
Zur gleichen Zeit ertönten dann in der Halle die ersten Klänge von MALLEVS MALEFICARVM (wenn ich mich recht besinne, die Schreie einer brennenden Hexe im Bühnenintro). Besonders gespannt war ich hier auf Robse Dahns Performance – der altbekannte EQUILIBRIUM-Biersympath macht nämlich nun auch ernsten Black Metal. Und ich muss sagen, er wusste zu überzeugen! Besonders die hellen Growls, die ich bisher bei EQUILIBRIUM immer ein wenig als seine Schwachstelle angesehen hatte, klangen richtig gut und fügten sich perfekt in die düstere, böse Musik ein. Ganz ohne das Image des freundlichen Trinkers gings dann doch nicht – Fußballstadionreife Publikumsanfeuerung und die eine oder andere Lustigkeit zwischen den Songs konnte er sich nicht verkneifen. Kann man so machen, war auch cool, zur neblig-schwarzen Atmosphäre der Songs hats dann doch eher weniger gepasst. Auch der Bühnensound saß leider noch nicht komplett bei dieser frühen Band, trotzdem ein recht genießbares Konzert.
ASENBLUT spielten dahingegen mit an Perfektion grenzendem Sound. Noch nie habe ich diese Band so wohlklingend erlebt, und ich habe sie schon einige Male gesehen. Die Stimmung des Publikums war da, die Songauswahl war cool, ein Konzert also an dem wirklich alles gestimmt hat. Im dritten Song dann passierte, worauf jeder insgeheim gewartet hatte: Sänger Tetzel entblößte seinen Oberkörper. Das machte dann auch wett, dass der Bassist leider für dieses Konzert aufgrund von Abwesenheit durch eine Computerspur ersetzt werden musste.
BLACK MESSIAH sorgten dann für ultimative Partystimmung im Publikum! Ein lustiger, alkoholgetränkter Tanz- und Moshpit tat sich auf, es wurde viel gefeiert und Bier konsumiert. Dennoch zeigten die 26 Dienstjahre alten Pagan-Metaller, dass sie nicht nur zum Saufen und Abdancen anwesend waren. Auch die Melodic-Black-Metal-Seite ihrer Musik kam bei Weitem nicht zu kurz, sodass sich insgesamt ein guter Mix aus Ernst und Freude ergab – beides auf qualitativ sehr hohem Level. Um die Stimmung anzuheben spielten sie dann extra KEIN neues Lied vom kommenden Album (eigene Aussage, ich zitiere hier nur!). Man solle aber wissen, dass es eines geben wird. Später am SILENCE-Stand wurde die Stimmung gleich mal weiter aufrechterhalten: Fans konnten gemeinsam mit der Band zwar nicht den Metkrug, aber immerhin den Pfeffi-Shot heben.
Dann spielten AGRYPNIE. Ein Konzert, auf das ich mich sehr gefreut hatte und das ich aus der ersten Reihe erleben durfte. Anfangs noch mit etwas imperfektem Sound, doch das sollte sich schnell legen. Ab dem Moment ein richtig großartiges Erlebnis! Zwei neue Songs im Gepäck, davon einen mit Gastauftritt von DORNENREICH-Sänger Eviga. Es war wahrlich ein Höhepunkt der Show, wie sich dessen gefühlvolle Vocals und theatralisches Auftreten über den kalten, konstanten Fluss von AGRYPNIEs postigem Black Metal legten. Am Ende setzten diese dann ihrem letzten Track „Schlaf“ noch einen drauf – und zeigten nochmal ihre wahre, seelisch wie musikalisch mitreißende Stärke. Ein perfekter und epischer Abschluss für ein großartiges Konzert.
Bei OBSCURITY waren die Massen dann auch wieder richtig im Mitmachfieber, die Energie war definitiv vorhanden. Band und Besucher waren in Topform. Leider muss ich sagen, dass ich mir nicht allzu viel davon ansehen und -hören konnte. Man muss ja auch manchmal arbeiten, wenn man einen Stand auf einem Festival hat. Unterwegs dorthin kam mir dann lustigerweise Robse in einem offiziellen Robse-Shirt entgegen.
HELRUNAR boten dann eine düstere und grimmige Atmosphäre, wie sie im Buche steht. Schwarz angehauchter, repetitiver und kompromissloser Pagan Metal der alten Schule, kombiniert mit einem wuchtigen Sound. So gefällt mir das. Besonders die „Nebelspinne“ zieht mich jedes Mal wieder erneut in ihren Bann.
DORNENREICH hatten bereits am vorigen Abend mit einer tollen Akustik-Show geglänzt, doch ihr Metal-Auftritt diesen Abends sollte alles in den Schatten stellen. Mit sehr ordentlichem Sound im Rücken (ich schreibe das jetzt schon zum wiederholten Male, also sag ichs jetzt einfach mal: Ein fettes Lob an die Soundtechniker vom Ragnarök! Richtig gute Arbeit!), spielten sich die drei Österreicher auf der Bühne immer tiefer in musikalische Ektase. Seinen Höhepunkt fand dies im sich steigernd aufbauenden Instrumental „Erst Deine Träne Löscht Den Brand“ – es war grandios. Ich bin in den letzten Jahren selten so sehr in Musik hineingesogen worden wie auf diesem Konzert. Ein tief emotionales Erlebnis. Danke dafür, DORNENREICH!
PRIMORDIAL sah ich mir dann aus den oberen Gefilden der Halle an. Wieder guter Sound, wieder begeistertes Publikum (sieht sehr geil von oben aus!). Immer wieder eine Band, die man gerne live miterlebt, selbst wenn die Songauswahl kaum variiert. Gute Musik und gut performed, Sänger Alan Averill weiß definitiv, wie man die Crowd bei der Stange hält.
Während ich mit DARK FUNERAL nicht so sehr viel anfangen kann, weiß Andi sicher etwas über ihr Konzert zu erzählen: DARK FUNERAL sind für mich eine der, wenn nicht gar DIE beste Black-Metal-Band zwischen Himmel und Hölle. Mit dem Album „Where Shadows Forever Reign“ haben sie diese Position weiter gefestigt. Entsprechend viele Stücke hiervon ballerten die Schweden – einmal mehr in grandioser Soundqualität – in die Menge, u.a. „Unchain My Soul“, „As I Ascend“ und den überragenden Titeltrack. Ihr nicht mehr ganz neuer Frontmann Heljarmadr überzeugte hinsichtlich Stimme und Charisma restlos. Ebenso wie der Rest der Band: Rüstungen, Corpsepaint, fiese Mimik, Aufsteller mit dem aktuellen Album-Artwork, hier stimmte einfach alles. Nachdem auch Klassiker wie „The Secrets Of The Black Arts“ eingestreut wurden, bildete „My Funeral“ den würdigen Abschluss einer bockstarken Headliner-Show. Immer wieder ein höllisches Vergnügen!
Abschließend spielten dann TODTGELICHTER ihr Abschiedskonzert, eine äußerst rührende Begebenheit, der leider nicht mehr ganz viele Menschen beiwohnten wie bei den vorigen Bands – es schien sich allerdings gerade deswegen eine warme, familiäre Atmosphäre vor der Bühne aufgebaut zu haben.
So schloss sich für mich ein Festival voll guter Musik, gutem Sound und gelungenen Auftritten, aber auch voll netter neuer und alter Bekanntschaften ab. Durchgehend ein positives Erlebnis. Wir freuen uns auf nächstes Jahr!
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2 Kommentare
[…] sein sollte – es gibt ein neues Album von BLACK MESSIAH! Nachdem sie dieses Jahr auf dem RAGNARÖK-Festival ein ordentlich tanz- und genießbares Konzert abgeliefert und danach die Hälfte der […]
Hallo lieber Michi!
Erst mal Danke dass der zweite Teil doch noch kam, ich habe schon lange drauf gewartet ? allerdings ein kleiner Kritikpunkt: ich war selber da und ihr habt ziemlich eindeutig den Auftritt von Cruachan vergessen (die ich übrigens ziemlich gefeiert habe)!
Schönen Abend noch
Ratty