Rat King – Grind-Falter schlüpft aus Sludge-Kokon
RAT KING – „Vicious Inhumanity“
Veröffentlichungsdatum: 17. Januar 2020
Länge: 33:16 Minuten
Label: Within the Mind Records
Genre: Death Metal / Grindcore / Sludge
Wer den Rattenkönig aus dem grungigen Seattle in seiner bisherigen Schaffensphase verfolgt hat, hat sicherlich intensive und mächtige, schleppende Rhythmik im Ohr. Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 hat sich die Band auf ihrer EP „1564„, der Split mit WARHEAD sowie dem ersten Album „Garbage Island“ in erster Linie dem Sludge verschrieben. Einflüsse aus Death Metal oder Grindcore waren damals bereits ein zentraler Bestandteil der Musik von RAT KING, jedoch standen die behäbigen Attacken noch im Vordergrund.
Mehrere Gänge hochgeschaltet
Umso mehr war ich überrascht, als ich zum ersten Mal in den zweiten Langspieler des Trios aus Washington State hören konnte. Das neue Album trägt den schicken Namen „Vicious Inhumanity“ und kann über das Label Within the Mind Records bestellt werden. RAT KING geben aber der ersten Sekunde Vollgas. Wo Death, Grind und Gore bisher nur Anleihen für den sludgigen Sound der Band waren, wird auf der neuen Scheibe direkt und kompromisslos losgeballert. Da braucht es auch kein Intro, keinen großen Aufbau oder eine Akklimatisierungsphase. „Vicious Inhumanity“ startet direkt auf der Überholspur und wirft somit die Hörenden ins kalte Wasser, welches da sagt: „Ja genau! DAS ist unser neuer Sound„.
Nuevo Rey Rata?
Tatsächlich hat sich innerhalb der letzten vier Jahre einiges im Hause RAT KING getan. Einfacher ist es jedoch, erstmal aufzuzählen was seit „Garbage Island“ gleich geblieben ist. Die Artworks von Bassist und Sänger Daniel Racines ähneln einander thematisch und stilistisch. Auch die Besetzung der Band ist unverändert. Darüber hinaus sind schleppende und breitschultrige Passagen und Themen in der Musik auf „Vicious Inhumanity“ nicht gänzlich verschwunden. Besonders in den Tracks „Soledad“ und „Rotting from Inside“ gibt es noch viel Sludge-, Post-Metal- oder auch Doom-Einflüsse zu hören.
Verändert hat sich wiederum nicht nur das durchschnittliche Tempo, denn auch im Sound ist eine deutliche Entwicklung zu erkennen. So sind warme Blues Klänge nahezu komplett aus dem Repertoire verschwunden. Demgegenüber haben metallene Stakkati auf der Gitarre eine deutliche präsentere Rolle eingenommen. Außerdem sind Bass, Gitarre und am offensichtlichsten der Gesang um mehrere Etagen tiefer als auf bisherigen Veröffentlichungen. Darüber hinaus ist „Vicious Inhumanity“ deutlich besser produziert als alle bisherigen Erzeugnisse von RAT KING. Letzteres kommt vor allem Schlagzeuger Carlos Delgado zu Gute. Und dann ist da noch die Sache, dass über die Hälfte der Songs auf dem neuen Album in spanischer Sprache von Ricardo und Daniel Racines gegrowlt wird; der Vorgänger „Garbage Island“ war komplett auf englisch.
Desarollo en progreso
RAT KING sind dabei, sich neu zu erfinden. Mit ihrem zweiten Langspieler haben sie einen großen Schritt getan, um ihren eigenen Stil weiterzuentwickeln. Nach und nach legen die drei Musiker ihre Lethargie ab, ohne dabei die Wurzeln in Sludge und Doom völlig über Bord zu werfen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass „Vicious Inhumanity“ ein sehr wichtiges Album für die fortlaufende Entwicklung von RAT KING sein wird. Ebenso kann ich mir vorstellen, dass sie ihren Stil weiter ausarbeiten und schon bald noch viel großartigeren Output haben als dieses sehr hörenswerte Album.
Autorenbewertung
Vorteile
+ großartige Produktion
+ abwechslungsreich in Tempo, Stil und Klang
Nachteile
- roter Faden oder Zusammenhang des Albums nicht immer gegeben
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