RAUHBEIN im Interview – ungeplant, spontan und dabei noch gut
Habt ihr kurz Zeit, um mit uns über RAUHBEIN und ihr neues Album zu reden?
Die Band hat sich sogar direkt Zeit genommen und in Wiesbaden vor ihrem Gig ein wenig geplaudert. Henry (H) und Justin (J) haben dabei unterhaltsame Einblicke in das Bandleben und ihre Momentane Gefühlslage gegeben.
S: Hi ihr beiden, vielen Dank für eure Zeit! Ihr seid ja gerade ziemlich am Ende von der Tour.
H: Ja, drei Tage noch. Dann haben wir es geschafft dieses Jahr.
J: Überlebt! Juhu.
S: Wie ist es so gelaufen? Seid ihr zufrieden?
H: Ja, total. Das geht uns schon von Anfang an so. In der kurzen Karriere, die jetzt erst im dritten Jahr ist, ist ja schon so viel passiert von dem wir nie gedacht hätten, dass es möglich sei für Newcomer/no name/noch nie da gewesen. Was uns da widerfahren ist, das ist schon außergewöhnlich. Gerade wenn jetzt so ein Jahr mit einer Hammertour wie der Wolkenschieber-Tour endet, das ist nochmal die Kirsche auf dem Vanilledessert (lacht).
J: Diese Tour war wie eine Familienreise, mit verrückten Onkeln, Cousins, Brüdern und allen. Das war genau so ein Gefühl.
H: Was es aber nicht unanstrengender macht (lacht). Nein, wir haben aber super viel Spaß. Das ist super. Super Abläufe. Mit der ganzen Truppe. Auch an den ganzen Venues, die Abläufe waren wirklich toll. Und ist noch super.
S: Der Schlachthof hier hat ja auch wirklich einen guten Ruf zum Beispiel.
H: Ja, klar. Man muss sich ja auch vor Augen halten, was für Kapazitäten das sind. Wir haben ja keine kleinen Häuser bespielt in dieser Tour. Und dann mit so einer Package, das ist jetzt auch nicht ohne. Bei einer Indoor Veranstaltung vor 4000-5000 Leuten zu spielen, das ist schon krass. Das macht was mit einem, das ist schon geil. Und das spricht schon für sich, wir haben es ja geschafft, fast die komplette Tour auszuverkaufen. Es gibt ja kaum ein Haus, bei dem dabei nicht „ausverkauft“ dran steht.
S: Ihr habt ja euer neues Album auch ganz frisch draußen.
H: Ja! Gestern, gestern ist es geboren!
S: Ist das für euch nochmal so eine Art Höhepunkt für die Tour? Oder hat sich das eher so ergeben?
H: Ne, die Tour und dann das Album-Release gestern sind schon wirklich zusammen so das Jahreshighlight gewesen. Da haben wir viel Schweiß und Blut rein gesteckt, gerade weil jetzt das dritte Album auch komplett aus uns heraus entstanden ist. Ohne Fremdeinflüsse, das ist wirklich diese Band pur. Also, nicht PUR die Band, sondern die Band pur (lacht). Alles selbst geschrieben und selbst produziert, alles aus einem Guss.
J: Selber schuld (lacht).
H: Genau, selbst schuld.
S: Das Album ist ja beim Metal Hammer zum Beispiel gleich schon ziemlich hoch im Ranking gelandet.
H: Ja, voll. Da waren wir auch super überrascht. Also, sowohl das Metal Hammer Rating als auch das Rockhard Rating ist ziemlich hoch ausgefallen. Das freut uns natürlich extrem, dass man das so sieht wie wir (lacht).
S: Es ist ja jetzt dann nochmal was neues, zu sehen, wie es von der Platte live bei den Leuten ankommt und wie die Reaktionen vom Publikum sind.
H: Los Justin, sag, wie es sich anfühlt, live mit den neuen Songs!
J: Wir hatten in der Zeit jetzt ja nicht richtig die Möglichkeit, die Lieder nochmal zu proben. Aber die haben so gut funktioniert, eigentlich…
H: Ja.
J: Weisst du, wir haben diese Platte für das Publikum gemacht. Aber das Wichtige ist: wir sind die ersten fünf Leute vom Publikum. Und wir haben einfach so viel Spaß, diese neuen Lieder zu spielen. Und das überträgt sich sofort. Das ist ein echtes Glücksgefühl. It functions! Wie gesagt, wir haben Spaß und das kommt sofort auch beim Publikum an. Das waren ja die ersten, sofern man das überhaupt Kritikpunkte nennen kann, aus den ersten Jahren, dass man gesehen hat „oh, live hat das nichts mit eurer Albumproduktion zu tun, sondern da ist eine Kluft dazwischen“. Das war unser Hauptziel. Wir wollen das, was wir auf der Bühne machen, auch auf der Platte haben. Das ist meiner Meinung nach gelungen.
S: Man sagt ja, meine ich, so „das verfluchte dritte Album“. Da habt ihr ja aber offensichtlich keine Sorgen deswegen.
H: Haha, nein, momentan sieht es nicht so aus, als ob wir uns da Sorgen machen müssten.
J: Ja, genau. Genauso hat sich auch unsere Freundschaft über die letzten Jahre entwickelt. Alle in der Band haben einen anderen Geschmack und ich denke, genau das macht RAUHBEIN stark. Es gibt so viele musikalische Bereiche, aus denen wir etwas mit rein bringen. Was am Ende wichtig ist, ist, dass die Musik ehrlich ist. Das ist wichtig dabei.
S: Auf jeden Fall, das merkt man sofort.
IN EXTREMO sind momentan ja auch mit ihrem neuen Album auf Tour. Merkt ihr da für euch oder beim Publikum etwas davon?
H: Ok, ich mein, wir reden da jetzt von zwei völlig verschiedenen Leveln. IN EXTREMO seit Jahrzehnten etabliert, nächstes Jahr dreißigjähriges Bandjubiläum. Sind jetzt auf Tour mit ’nem neuen Album, das, meiner Meinung nach, eines der führenden Alben ist dieses Jahr. Da gibt es natürlich auch eine entsprechende Fanbase, die darauf wartet und hungrig ist auf neues Material. So wie es mir mit unserem neuen Material geht, geht es mir mit den neuen Songs von InEx genauso. Wenn ich das auf der Bühne sehe, gibt es meine Lieblingssongs, „Küss mich“ oder „Feuertaufe“, dann denke ich „geil“. Aber wenn ich dann „Wolkenschieber“ oder, da muss ich die Brücke schlagen, „Weckt die Toten„, weil ich da selbst mitsingen, wenn ich das auf der Bühne mitperformen darf, das macht Gänsehaut bis unter die Füße. Und die Leute nehmen das auch so auf. Wenn du in die Menge schaust und dir die Gesichter anschaust, wenn die neuen Songs auf den Tisch kommen, das geht ab wie Schmitz‘ Katze.
InEx hat halt natürlich auch auf einem hohen Level produziert und geschrieben. Deswegen haben die sich ja auch noch ein wenig Zeit gelassen damit. Und das merkt man einfach. Das sind Profis durch und durch. In meinen exzellente Songwriter. Das Material kommt auf die Bühne und dann geht’s rund.
S: Das ist für euch ja auch ein tolles Zeichen, gleich so mit dabei sein zu können.
H: Ja, total. Für uns die größte Ehre, die man haben kann. Genau so sehen wir das.
S: Ist das denn für euch ein Ding, wenn man von sowas überhaupt sprechen kann, dass Mittelalter Metal so eine Bubble für sich ist? Dass es so eine Einteilung und Szene in der Szene gibt?
H: Ja, das führt ja im Grunde wieder dahin, dass man uns abverlangt, uns einzuordnen. Das können wir auch nicht. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich es nicht. Klar, ich kann mich mit vielem identifizieren, was über uns gesagt wird, ob wir jetzt bei Folk Rock oder bei Folk Metal sind, oder keine Ahnung. Ich mache das bewusst nicht, zu sagen „wir sind genau das und das“. Wie Justin gerade gesagt hat, wir sind so viellseitig beeinflusst und inspiriert, dass wir überhaupt gar nicht sagen können, was beim nächsten Album passiert. Ich könnte jetzt gar nicht sagen „hey, es gibt ’nen roten Faden und der geht von vorne bis da hinten durch“. Den gibt’s bei uns nicht. Das ist immer viel aus dem Bauch raus.
J: Ich liebe diese Freiheit eigentlich. Man ist frei bei dem Songwriting.
S: Das höre ich eben ziemlich oft. Das steht ja halt auch im Kontrast dazu, wenn zum Beispiel der Metal Hammer sagt „Im Bereich Pagan/Folk gibt’s jetzt diese zehn Alben“. Aber eigentlich sagen die Bands, es ist ziemlich offen mit den Genres. Das finde ich eigentlich das Interessante daran.
H: Naja, ich kann nur für uns sprechen. Und da kann ich nur sagen, es ist einfach nicht schlau zu sagen „wir finden nur hier statt“. Mal abgesehen davon, dass man das nur bedingt beeinflussen kann. Am Ende beeinflusst ja das Publikum, wenn es sagt „finde ich gut“ oder „finde ich nicht gut“. Und ob die jetzt ganz in schwarz gekleidet kommen oder in Gewandung oder, keine Ahnung, von mir aus im Jogging Anzug, das ist mir erstmal völlig egal. Und das wird mir auch immer egal sein. Wir sind da total offen. Wir machen, was wir wollen und was wir können und zusammenschustern mit dem, was jeder reinbringt. Und das kommt dabei raus.
J: Unser Feeling und unsere Geschichten transportieren das. Wenn das eine irische Farbe braucht, dann nehmen wir das.
H: Man merkt das ja jetzt auch, dass das recht vielseitig ist. Oder vielseitiger und facettenreicher wird. Es ist mit einer Idee gestartet und, ich denke mal jeder, der sich musikalisch ein wenig auskennt, hört, was uns bei einem jeweiligen Riff vielleicht geritten hat. Wir erfinden das Rad nicht neu. Wir mixen die Zutaten neu. Das ist das, was man in der Musik machen kann. Es gibt nichts, was man jetzt außergewöhnliches neues erfinden kann. Du musst hingehen und schauen, was ist unsere Creation, unsere Mixtur. Und das machen wir einfach frei raus.
S: Ist das Songwriting für euch dann auch sehr intuitiv? Oder wie geht ihr da ran?
H: Also thematisch, um über die Texte zu sprechen, ist das immer was, das mich bewegt, was mir im Kopf rumschwirrt und was ich los werden muss. Musikalisch ist das ganz genauso. Ich nehm mich da jetzt mal ganz raus, weil ich der schlechteste Musiker in der Gruppe bin. Ich bin halt das Frontschwein. Die anderen Jungs sind einfach nicht nur wirklich talentiert, sondern auch außerordentlich professionell und das schon seit Jahrzehnten. Wenn man so am Tisch sitzt und die Ideen in einen Topf wirft, dann kommt was bei raus, wo man sagen kann „ok, das ist jetzt etwas, das hat ganz neue Gesichter“. Und das ist geil. Ich geb jetzt gerne das Beispiel von gestern, einfach nur mal, um die musikalische Qualität dieser Kombo darzustellen: der Frontmann hat’s nämlich zweimal versaut und die Setlist falsch gelesen, und dann den ganzen Ablauf durcheinander gebracht. Ich hab einen ganz anderen Song angesagt, der gar nicht dran war. Aber der wurde dann einfach gespielt, ohne dass da groß drüber nachgedacht wurde. Das ist für mich ein hoher Grad an Liveprofessionalität, wo man sagt „ja, der Dicke vorne hat’s wieder verballert, aber wir spielen die Nummer jetzt. Und am Ende waren noch fünf Minuten übrig, die wir noch füllen musste (lacht). Das ist es halt. In erster Linie steht es natürlich für meine Schusseligkeit, in zweiter Linie steht es aber dafür, was Rauhbein einfach ausmacht. Wir sind ungeplant, spontan und dabei noch gut. Das hört sich jetzt hochnäsig an aber es ist wirklich so.
S: Live ist live.
H: Live ist live. So sieht’s aus.
Das ist natürlich ein Riesenspaß für uns. Ende des Jahres mit so einem Material eine Tour zu fahren, mit so ’nem Publikum, was willst du mehr?
S: Ihr habt ja für nächstes Jahr auch schon eine neue Tour geplant.
H: Ja. Die ist schon veröffentlicht. Wieder quer durch die Nation. Österreich spielen wir im Dezember auch zwei Termine. Es sind jetzt vier Wochen veröffentlicht und die Vorverkäufe sprechen wirklich für sich. Das ist wirklich toll. Wir haben dieses Jahr gerade mal unsere erste Tour gefahren, was auch wirklich toll gelaufen ist. Und jetzt sind wir mit vier Wochen von der „Adrenalin“-Tour draußen und die Vorverkäufe sind so, dass wir denken „wow, nicht schlecht“. Ich kann’s mir nicht erklären (beide lachen). Aber das muss ich auch nicht. Ich lehne mich zurück und genieße das Ganze.
S: Habt ihr auch von anderen Bands schon Rückmeldungen bekommen, dass die das so mitkriegen?
J: Andere Bands? Hm…
H: Ich bin selbst noch so im Taumel, muss ich sagen. Wir haben ja gestern erst veröffentlicht und sind seit sechs Wochen auf Tour. Also ich hatte noch keine Zeit, irgendwelche Feedbacks zu lesen. Klar, wir haben ein paar befreundete Bands und befreundete Influencer, die uns wohlgesonnen sind und uns da Feedback geben. Aber wie gesagt, bei mir ist da noch nichts angekommen. Ich bin aber auch gerade erst aus dem Nightliner gestürzt. Nach einer Releaseshow und einer ausverkauften Show in München. Well… Wo sind wir hier? Wiesbaden? (beide lachen wieder).
Wir wissen, weil uns unsere Social Media Managerin uns da updatet, dass das Feedback auf die Veröffentlichung sehr sehr positiv und auch ziemlich umfangreich ist. Das ist ja immer schon ein gutes Zeichen. Und, wie du vorhin schon gesagt hast, ein paar nicht ganz unwesentliche Magazine haben das ja auch bereits gut bewertet. Das ist für uns auch eine Art Ritterschlag. Kann nicht ganz scheiße sein, was wir da gemacht haben.
S: Habt ihr noch was auf dem Herzen, dass ihr momentan noch loswerden wollt?
H: Wenn wir dürfen, promoten wir natürlich gerne die „Adrenalin“-Tour. Die Termine findet man auf unserer Homepage (und gleich unten hier im Artikel). Wir hatten bis jetzt ja zwei Alben in den Top 20. Ich freue mich natürlich über jeden Platzierung in den Top 100. Platz 29 freue ich mich besonders (lacht).
Es wird auf jeden Fall wieder ein volles Jahr. Am 15. März werden wir mit der Tour starten, das können wir schon sagen. Am 30.12. gibt’s ein kleines Tourende. Also, die „Adrenalin“-Tour endet am 6.12. und dann gibt es noch was kleines on top. Das darf ich noch nicht verraten, aber das wird nochmal eine absolute Granate, so als krönender Jahresabschluss.
Ansonsten wieder so Highlights wie WACKEN. Da freuen wir uns tierisch drauf. Außerdem zum ersten Mal im nicht-deutschsprachigen Ausland, was mich sehr freut. In Spanien spielen wir auf dem LEYENDAS DEL ROCK. Das ist der absolute Knaller, da freuen wir uns drauf wie Sau. Auf Social Media sind wir auch immer up to date. Dann ist dieses Jahr aber erstmal rum.
Jou, rum ist gut. Das Interview war sehr entspannt und an dieser Stelle auch mit dem offiziellen Teil rum. Die beiden freuten sich sichtlich auf den Gig am Abend, wo ich sie dann mit KORPIKLAANI und IN EXTREMO zusammen noch sehen konnte. Man merkte ihnen an, dass sie Bock auf die Musik haben und mit der Band noch viel vor haben. Das macht Spaß zu sehen und zu hören. Auch, dass man mit ihrer Musik heutzutage so viele Menschen erreicht, stimmt mich sehr optimistisch und froh.
Daher, wenn ihr RAUHBEIN live sehen könnt, geht hin. Es lohnt sich, wirklich. „Adrenalin“ ist live genauso wie auf Platte eine echte gute-Laune-Garantie.
Rauhbein live
15.03.25 Hannover / Musikzentrum TICKETS
21.03.25 Dresden / Puschkin TICKETS
22.03.25 Berlin / Lido TICKETS
05.04.25 Köln / Kantine TICKETS
11.04.25 CH-Zürich / X-Tra Musikcafe TICKETS
12.04.25 CH-Rorschach / Treppenhaus TICKETS
13.04.25 CH-Münchenstein-Basel / Rockfact TICKETS
24.04.25 Hamburg / Markthalle TICKETS
25.04.25 Flensburg / Roxy TICKETS
FESTIVALS 2025
14.06.25 Poyenberg / Irish Folk Open Air – AUSVERKAUFT!
25.07.25 Freudenburg / Bassum Open Air TICKETS
30.07.- 02.08.25 Wacken / Wacken Open Air – AUSVERKAUFT!
06.- 09.08.25 ES Villena / Leyendas del Rock TICKETS
04.- 06.09.2025 St. Goarshausen / 30 Jahre In Extremo TICKETS
RAUHBEIN ADRENALIN TOUR 2025 Runde 2
03.10.25 Erfurt / From Hell TICKETS
04.10.25 Kassel / Goldgrube TICKETS
05.10.25 Frankfurt a.M. / Das Bett TICKETS
09.10.25 München / Backstage TICKETS
11.10.25 Aschaffenburg / Colos Saal TICKETS
15.10.25 Stuttgart / Im Wizemann TICKETS
16.10.25 Nürnberg / Hirsch TICKETS
18.10.25 Wuppertal / Live Club Barmen TICKETS
23.10.25 Oberhausen / Kulttempel TICKETS
05.12.25 Lindau / Club Vaudeville TICKETS
06.12.25 A-Wien / Szene TI
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